Autor Thema: [Tag 2] Raumstation Bazaar  (Gelesen 55722 mal)

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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #200 am: 21.03.2005 | 22:17 »
Der Atem brennt in seiner Kehle, als er sich keuchend strafft, um dem Gegner die verdiente Antwort zu geben. Er hebt das Schwert in Richtung des Gegners

"Enkidi?"

und riss die Augen auf. Luft flutete in seine Lungen und das jähe Aufbäumen des Brustkorbs entflammte einer Klinge des Schmerzes, die zischend in seinen Körper glitt.

Dunkelheit. Kälte. Metall.

Dann verkrampften sich die Muskeln, weigerten sich, den Atem wieder frei zu geben, bis der Körper zuckte, sich zusammenkrümmte – und endlich begriff.
Er schrie, doch nur ein ersticktes Röcheln verließ seine Kehle. Ein rasselndes, panisches Keuchen folgte, während das Leben langsam in den tauben Leib zurücksickerte.

Dunkelheit. Kälte. Das hektische Rauschen von Blut hinter den Schläfen.

Mit einem Stöhnen drehte sich Enkidi zur Seite. Ein heftiger Schwindel wogte durch seinen Kopf, trieb ihm Übelkeit in die Eingeweide.
Ein Würgen. Der Geschmack von Blut. Schmerz, schneidend kalter Schmerz, überall in seinem Körper.
Und noch immer war es dunkel, obwohl er sicher war, dass er die Augen offen hatte.

"Was ist geschehen?" Die Lippen waren taub und brachten nur ein kaum verständliches Flüstern zustande.
Dann hörte er ein Geräusch und als wäre es eine Antwort auf seine Worte war da plötzlich Helligkeit. Licht, das sich sachte hochdimmte.
Verschwommene Konturen schälten sich vor ihm aus dem Nichts. Ecken, Kanten, dann zaghafte Farbe. Er stöhnte, als das Licht schmerzhaft wurde und kniff die Augen wieder zusammen.
Von irgendwo drang ein erschrockenes Keuchen und wieder, flüsternd, fragend, sein Name.

Enkidi regte sich nicht. Konnte es nicht. Sein Bewusstsein dämmerte formlos vor sich hin.
Kalt, registrierte er. Durch die dünnen Lichtschlitze seiner Augen nahm er wahr, dass sein Atem anschlug.
Er zitterte. Und da war Metall vor ihm. Er lag darauf. Der Boden.

Wo war der Trainingsraum? Enkidi blinzelte.
"Hauptmann?"

Er spürte eine zaghafte Berührung an seiner Schulter.
Zuckte von einer plötzlichen Panik durchflutet zusammen und bäumte sich auf. Wollte aufstehen, auf die Füße, weg hier. Wo bin ich?

Doch der Körper gehorchte nicht.   
Als er sich auf seine Arme stemmte, knickten sie weg und in seiner rechten Hand explodierte

SCHMERZ.

Mit einem gellenden Schrei sank er zusammen, presste die Hand – und das, was sie verkrampft in den Fingern hielt – an seine Brust.

Dann blickte er nach oben und sah – von einem blendenden Lichtkranz umgeben – ein schneeweißes Gesicht über sich schweben.

Megan.

Jack Hawkins

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Re: [Sektor C] – Regeneration & Erholung (Vergnügungsviertel)
« Antwort #201 am: 21.03.2005 | 23:16 »
Jack sah Commander Lindsey noch eine Weile nach und hoffte, dass sie wieder mehr lächeln würde, wenn er sie das nächste Mal sah. Er rollte die Obun-Fusionszelle sorgfältig ein und verstaute sie in einer anderen Gürteltasche. Im Nachhinein war er froh, dass er sie heute morgen mitgenommen hatte; wenn das Ding unbeobachtet in seinem Seesack losgegangen wäre, wer weiß– vielleicht hätte es Shawns Quartier abgefackelt. Und das wäre sicher kein Spaß geworden...

Er stocherte noch eine Weile in seinem Sunset herum und beobachtete die anderen Gäste. Bevorzugt deren Kurven. Aber irgendwie stellte er fest, dass seine Gedanken immer wieder zu diesem schmalen Gesicht mit den dunklen Augen zurückkehrten. Er wollte sie wiedersehen.

Er legte ein paar Münzen auf den Tresen, warf seine löchrige Jacke über die Schulter und schlenderte in Richtung Ausgang. Als er schon fast draußen war, bemerkte Jack auf der anderen Seite der Bar einen weißen Haarschopf und zog die Brauen zusammen. War das nicht... er ging ein paar Schritte, um bessere Sicht zu haben. Eine weitere Person schob sich in sein Blickfeld, und jetzt wusste er, dass er richtig gesehen hatte. Freudig lächelnd winkte er und trabte dann zu dem seltsamen Päarchen hinüber.

"Hey, hey! Wen haben wir denn hier? Monn!" Er klopfte dem Ukar kräftig auf die Schulter und nahm dann Denize in die Arme. "Und Denize. Ist ne verdammte Ewigkeit her!" Jack zog sich einen Barhocker heran und blickte mit strahlenden Augen in die Runde. "Und, was treibt euch auf diesen Schrotthaufen?"

Offline Megan

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #202 am: 21.03.2005 | 23:22 »
Hitze schlug ihr entgegen und ein süßlicher Geruch, der spontane Übelkeit in ihr aufsteigen ließ, doch sie konnte ihn nicht zuordnen.
Zuerst nahm sie den dunklen Raum nur schemenhaft wahr, dann reagierte der Sensor, das Licht hellte auf und enthüllte ungnädig jeden Winkel.

Megan schrag zurück. Blut, überall Blut. Vor dem Bett ein großes Bündel aus dunkelrotverschmierter Haut, zerschlissenem, schwarzem Stoff und schweißverklebten Haaren.

Enkidi lag gekrümmt inmitten der Scherben ihres Wutanfalls. Die dunklen Strähnen überzogen sein verzerrtes Gesicht und hoben sich in ungesundem Kontrast zur knochenweißen Haut ab. Aus seiner Nase rann Blut, den Hals hinab und verschwand im vor Schweiß klebenden Überwurf.

"Enkidi?"

Ein Ächzen, dann wälzte er sich durch die Glassplitter die sich weiter in seinen Körper bohrten, doch dies schien ihm die geringsten Schmerzen zu bereiten.

Tränen sprangen in ihre Augen. Mit wenigen Schritten war sie bei ihm, wußte nicht, ob er sie wahrnahm, wusste nicht, wie sie ihm helfen konnte, ob sie ihn anfassen durfte. Langsam, vorsichtig tastete sie sich an ihn heran, wich immer wieder zurück, wenn er sich regte - zwei Schritte vor, einer zurück - ein Ringen um das verlorene Vertrauen, ein Tanz mit der Angst.

Ein Röcheln entrang sich seiner Kehle. Es schien, als wollte er etwas sagen.
"Hat man..." ? Sie war sich nicht sicher, doch er wiederholte es nicht.

Sie war bei ihm, berührte ihn an der Schulter, als er hochfuhr und sie sprang mit einem erschrockenen Satz zurück. Ihr Herz raste. Was war los, was war geschehen? Es war Enkidi - der andere würde einem solchen Zustand weichen, da war sie sich sicher.

Doch so jäh er sich erhoben hatte, so plötzlich sank er zurück, ein Schrei schallte durch den Raum.
Bitte, Gott, was ist mit ihm?

Ihr Blick verschwamm und Tränen rannen ihr Gesicht hinab.
Schluchzen.

"Enkidi? Bitte! Was ist los?" Ihre Stimme schwankte zwischen Krächzen und Quietschen und Schluchzen.

Dann sah sie seine Hand, die das Amulett umklammert hielt, die Hand, die ihm den Dienst verweigert hatte. Er durfte es nicht länger tragen. Sie musst es nehmen, musste ihn davon befreien.

Wieder arbeitete sie sich vor. Das Schluchzen pulsierte schmerzhaft in ihrer Kehle.

"Ich werde es jetzt nehmen, Enkidi," flüsterte sie und griff entschlossen nach der Scheibe, um sie ihm mit einem Ruck zu entziehen.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #203 am: 21.03.2005 | 23:53 »
Die Finger hatten nicht genug Kraft, um dem Zerren an der Kette ernsten Widerstand entgegen setzen zu können. Das Amulett löste sich mit einem schmatzenden Geräusch und riss eitrige Haut mit sich. Darunter war die Haut verbrannt.

Enkidi gab ein halb unterdrücktes Wimmern von sich, die Zähne in einem schmerzverzerrten Gesicht aufeinander gepresst. Die Linke umklammerte schützend die Rechte, er starrte fassungslos und völlig überfordert auf die von Blasen aufgeworfene Hand.

"Megan..." brachte er hervor, bevor ihn erneut Überlkeit übermannte.
Er kippte vornüber und erbrach sich, das Würgen immer wieder unterbrochen von gequälten Schmerzenslauten. Als nur noch Galle kam, kroch er zum Bett hinüber. Winkelte mühsam die Beine an und umklammerte sie mit den Armen. Die rechte Hand zitterte heftig.

Sein Blick wanderte tastend durch den Raum, und allmählich schlich sich Erkenntnis in seinen Blick. Dann Verwirrung. Angst.
Wie um die Realität zu ergreifen, zu fassen, dass sie ihm nicht wieder entglitt, ballte er die Hände auf den Knien zu Fäusten. Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen, aber er schien sich langsam zu fangen.

"Was ist passiert?" flüsterte er.
« Letzte Änderung: 28.03.2005 | 17:56 von Enkidi Li Halan »

Denize Noy

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Re: [Sektor C] – Regeneration & Erholung (Vergnügungsviertel)
« Antwort #204 am: 22.03.2005 | 00:35 »
Durch den Schleier in Denizes Blickfeld, den das hochprozentige Gelee verursachte, näherte sich eine gestikulierende Figur. Erst nachdem sie mehrmals kräftig geblinzelt hatte, wurde sie gewahr, dass es sich um einen Bekannten handelte, genauer um einen der Hawkins-Brüder Shawn oder Jack? Nein, für Shawn ist er zu klein , der da bereits freudestrahlend die Schulter des Ukar traktierte.  Noch ehe sie sich ihm richtig zugewandt hatte, wurde sie schon von zwei starken Armen umschlungen und mit der Wange gegen kratzige Bartstoppel gepresst. Eine vertraute Duftmischung von Arbeit, Maschinenöl und Harrys einzigartigem Barsortiment umfing sie. Guter alter Bazaargeruch. Ja, jetzt war sie zuhause.

"Hawkins! Alter! Vor dir ist man auch in keiner Bar sicher." Sie musste sich an seiner Hüfte abstützen und schwankte ein wenig, als Jack sie wieder losließ, um sich einen der Hocker zu greifen. Monns Hand schoss vor und rückte sie hilfsbereit wieder ins rechte Lot. Verlegen blickte sie auf den rosa Kossackenpudding und schob ihn ein Stück von sich weg. Dann straffte sie sich und schenkte ihrem alten Bekannten ein schmales Lächeln.

"Schön dich zu sehen, Jack. Gut acht Jahre, oder? Es wurde mal Zeit, dass Monn meine alte Heimat kennenlernt. Hat sich so gut ergeben. Wir treffen uns hier in paar Tagen mit jemandem. Wird vielleicht ein größerer Auftrag," prahlte sie. "Klang interessant. Mal sehen. Vielleicht interessant genug für uns. Inzwischen glaubt man uns, dass wir Profis sind. Und da es zeitlich passte und die Gilde zahlt, dachten wir, wir machen einen kleinen Urlaub draus. Harold, machst du für Jack auch noch einen, ja?"

Sie lehnte sich an die Bar und genoss es, mit ihrer "beruflichen Unabhängigkeit" anzugeben.

"Du weisst schon. Mal wieder alte Kontakte pflegen. Stationsluft tanken. Stahl unter den Füßen statt Matsch und Schlingpflanzen. Vielleicht auch mal brav meinem alten Herren einen guten Tag wünschen."
Den letzten Satz hatte sie leiser hervorgebracht.
"Du weißt nicht zufällig, wo er jetzt wohnt? Und was machst du inzwischen so? Wie geht's Shawn?"

The_Kossack

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #205 am: 22.03.2005 | 15:05 »
Ras Chandra spürte das lauwarme Wasser über seine Haut rinnen, den Schweiß, das Elend, die Müdigkeit mitnehmen. Er war erschöpft - innerlich wie verbrannt, eine Schicht aus Asche lag über allen Gefühlen, über allen Gedanken, über jeder Regung, jedem Impuls.

Wie gut, daß der Graf ihn an seine Pflicht erinnert hatte. Der Alkohol brannte sich  aus seinem Körper, er war fast wieder völlig nüchtern, dank der Drogen derJakovianer. Dank der Tatsache, daß sein Körper fast so fremdartig war wie der eines Askorbiten, innerlich, nicht äußerlich. Er spannte alle Muskeln an, löste die Spannung dann langsam, prüfte jeden Muskel. Einsatzbereit. Er hatte schon unter anderen Umständen gekämpft.

Das Wasser hörte auf - es war rationiert. Es reichte, natürlich, aber Ras gab nicht viel auf übermäßigen Luxus. Er griff nach einem Handtuch, beobachtete, wie das Wasser zwischen den feinen Haaren am Unterarm perlte, und über die Hand rannen. beobachtete, wie die Adern hervorgetreten waren unter der Haut. Hob den Kopf und sein Blick fiel wieder auf die polierte Metallplatte, die hier als Spiegel diente.

Was stand da in seinen Augen? Schmerz? Verwunderung? Ratlosigkeit? Trauer? Er zog die Lider zusammen, hob die Hand, spreizte die Finger und strich sich damit über das Gesicht, als müsse er sich selbst an die Züge erinnern, Fleisch und Knochen, Atem und Empfindung. Er senkte das Handtuch, betrachtete seinen Körper im Spiegel.

Hundert weitere Jahre? In diesem Fleisch? Mit diesem Körper. Sie sagten, daß jene Adlige, die das Serum nahmen, langsam wahnsinnig wurden, weil der menschliche Geist dafür nicht gemacht war. Wie Baronet Anatolyi Yeshejevich Decados, Jakovianer, dem man nachsagte, er habe Graf Andrei den letzten Schliff gegeben. Wie alt beide Männer waren, wußte niemand so recht. Decados-Genealogien waren meist so falsch wie cadavische Heilige. Yeshejevich war wahnsinnig, Andrei war fremdartig, aber noch bei Verstand. Das sprach dafür, daß Andrei jünger war.

Und ich? Sich selbst im gleichen Atemzug zu nennen wie diese beiden fühlte sich beinahe an wie Ketzerei. Wenn er gewußt hätte, wie sich Ketzerei anfühlte. Er war aufgewachsen in einem Haushalt, in dem die Priester Unfälle erlitten oder sich das Leben nahmen - der, der es schließlich überlebt hatte, war selbst Decados, und er erzählte die Geschichten etwas anders, als sie in den Omega-Bekenntnissen zu finden waren. Nach ihm fiel es den Decados zu, das Universum zu beherrschen - erst dann würden die Sonnen wieder neu erstrahlen. So aber ächzte der Kosmos darunter, daß den Decados ihr rechtmäßiges Herrschaftsrecht nicht gegeben worden war.

Patricia hatte ihn belehren wollen, und ihn sogar teilweise überzeugt. Ihr zuliebe hatte er sich mit den Schriften beschäftigt, wenn er zum Jagen zu müde war. Sie hatte den Haß in seinem Herzen besänftigt. Und sie hatte ihn die ganze Zeit gefürchtet.

Und damit war sie gestorben, war erst vor ihm geflohen, unter den Schleier, den Schutz der Kirche, hatte dann ihr Herz, ihre Seele in Sicherheit gebracht, wie vor einem Dämon, der sie zu vernichten trachtete.

Er schüttelte den Kopf, spürte, wie er die Fäuste ballte. Dabei hatte sie von allen nie Grund gehabt, ihn zu fürchten. Seine Ehefrau, Mutter seines Sohnes. Herrin seines Landes. Seine Herrin. Er hatte sie nicht halten können, sie hatte ihn nicht halten können. Wäre ich ein besserer Mann gewesen, es wäre nicht geschehen. Wäre ich stärker gewesen, es wäre nicht geschehen.

Sein Blick fiel auf die schwarze Rüstung.

Hundert weitere Jahre als gestaltgewordene Furcht. Er zog die Lippen von den Zähnen zurück.

Dann sollte es so sein. Er hatte seine Eide abgelegt, hatte einmen Herrn und Meister. Es glaubte nicht mehr daraan, daß die Decados den Kosmos erretten würden. Die Sonnen würde nicht stärker brennen für Männer wie Andrei und Yeshevich, ausgeschlossenen.

Es ging aussschließlich ums Überleben, Überdauern, als letzter übrig zu bleiben und dem Götzen, der ihnen das Leid in vollen Kellen ausschenkte, die Stirn zu bieten.

Er bleckte die Zähne. "Du brichst mich nicht, Götze. Noch mit dem letzten Atemzug verfluche ich dich. Ich verwüste deine prunvollen Tempel, ich schände deine Knechte, ich breche ihre Herzen, bis sie deiner fluchen, ich brenne dein Land und die Bücher voller Lügen, ich bringe Krieg und Terror über die Deinen und zerschmettere, was dir gebaut wurde."

Dann begann er, sich zu rüsten.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor D] – Klerikaler Sektor & Kapelle
« Antwort #206 am: 22.03.2005 | 23:10 »
Itaru zwängte sich in den schmalen Alkoven, nestelte seine Kleidung zurecht und faltete seine Hände im Schoß. Ein skeptischer Blick traf die Pyramide, die Erland aufstellte und aktivierte. Er verschwendete aber keine Frage über ihren Zweck oder ihre Bedeutung, sondern kam gleich zum Kern seines Anliegens.
Er musste – nicht dass ihn doch noch der Mut verließ und er den Bruder mit irgendeiner fadenscheinigen Entschuldigung sitzen ließ.

"Bruder...", begann er schleppend und zog seine Augenbrauen zusammen. "Ich bin in großer Sorge um meinen Herrn, Baron Enkidi."
Als die erste Hürde genommen war, gingen ihm die Worte leichter von den Lippen.

"Eine große...Unrast hat von ihm Besitz ergriffen, in den letzten Wochen. Etwas scheint schwer auf seiner Seele zu lasten und dies hat.... einen Einfluss auf alle, die ihm nahe stehen." Wie um seine Worte zu unterstreichen, begann seine Wange wieder zu pochen, und Itarus Mundwinkel rutschten kurz nach unten.
"Ihr müsst wissen, wir reisen nun schon einige Zeit durch das All. Das Dunkel. Und es befindet sich kein geistlicher Beistand im Gefolge. Wir... Eine Schwester Eures Ordens begleitete uns bis vor kurzem, aber sie wurde abberufen." Itaru verstummte und starrte auf die leuchtende Kante der Pyramide.

Erst nach einigen Momenten der Stille überwand er sich, weiterzusprechen. "Bruder, ich..." Seine rechte Hand löste sich aus der Faltung und er machte eine hilfesuchende Geste  in Richtung des Eskatoniers. "...würde Euch bitten, dass Ihr vielleicht mit ihm sprecht, wenn Eure Zeit es erlaubt. Vielleicht findet Ihr die richtigen Worte." Die ihn wieder zur Vernunft bringen. Die den Wahnsinn aus seinen Augen vertreiben. Das Boshafte.

Itaru richtete sich auf und der Blick seiner jugendlichen Augen ruhte lange auf Bruder Erland. Er würde kein Wort über sich selbst verlieren, das war ihm jetzt klar. Er würde sich in Demut üben, seinen Stolz hinunterschlucken und später eine lange Beichte bei Vater Valentinian ablegen.

Seelischen Beistand für seinen Herrn zu erbeten, war dreist und beleidigte in gewisser Weise ihrer beider Ehre. Aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Etwas geschah mit Enkidi und er brauchte Hilfe, die er ihm nicht geben konnte. Itaru hoffte nur, dass er bei Bruder Erland nicht an den falschen geraten war.
« Letzte Änderung: 23.03.2005 | 09:54 von Enkidi Li Halan »

Sir Lars Trusnikon

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Re: [Sektor C] – Regeneration & Erholung (Vergnügungsviertel)
« Antwort #207 am: 23.03.2005 | 08:37 »
Vor dem Keshit Nebula

Sir Lars musterte das Etablissement einen Augenblick lang.
"Warum nicht! Fuer meine unmittelbaren Ansprueche genuegt es"
Sie betraten den Eingangsbereich, wo sofort der Hofmeister auf sie zueilte, dann aber einen Moment stutzte. Er fing sich jedoch sofort wieder, und setzte sein professionelles Lächeln auf.
"Werteste Herren, einen guten Abend. Duerfte ich Ihnen ergebenst einen Tisch auf der zweiten Ebene anbieten?...Und vielleicht eine Schale Wasser fuer ihre vierbeinige Begleitung?"
Sir Lars musste schmunzeln.
"Ja bitte, allerdings natuerlich Kristallglas." Als sie dem Hofmeister folgten, der sie zu dem Tisch geleitete, zwinkerte er Schmalzlocke zu.

Jack Hawkins

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Re: [Sektor C] – Regeneration & Erholung (Vergnügungsviertel)
« Antwort #208 am: 24.03.2005 | 15:40 »
Acht Jahre? Konnte es wirklich schon so lange her sein? Jacks Hand fuhr über die kurz geschorenen Nackenhaare und knetete dann gedankenverloren den künstlichen Knorpel seines linken Ohres. Doch, das kam hin.

Denize hatte sich kaum verändert, bis auf ihre Frisur (Frauen änderten immer ihre Frisur, und egal wie lange man sie nicht gesehen hatte es war immer gut sie zu loben) und ein paar Lachfältchen mehr um ihre Augen.
Und Monn erst recht nicht. Jack hatte eh noch nie einen alten Ukar gesehen, wahrscheinlich gab es sowas gar nicht. Man hörte genug über dieses wilde Volk und eine liebevolle Altenpflege passte da nicht so recht ins Bild.

"Ja, bin auch erst wieder hier aufgeschlagen, war ne Weile im Criticorum unterwegs." Jack lächelte Harry dankend zu, als er ihm den rauchenden Drink rüberschob. "Phew. Ihr wollt mich noch vor der Abendmesse platt machen, oder?" Er nahm einen Löffel der glibbrigen Masse, wünschte sich umgehend, es nicht getan zu haben und war ein paar Minuten damit beschäftigt, seine Innereien davon abzuhalten auf die Theke zu klatschen.

Wenig später klammerte er sich an ein Glas Wasser, das Harry fürsorglich in seine Reichweite gestellt hatte, und bekam den Husten in Griff. "Hammerteil." Seine Stimme klang, als würde ihm noch immer ein leibhaftiger Kossacke die Hände um den Hals legen.

"Dein Vater, Niz? Sag bloß, der lebt noch hier. Wollte er sich nicht irgendwann mal auf dem Planeten zur Ruhe setzen?"

Die Frage nach Shawn beantwortete er mit einem Schulterzucken und stockerte in seinem Slayer herum. "Na ja, er ist immer noch Offizier bei der Stationsführung. Schätze, sonst gibt's nichts Neues in seinem Leben."

"Und ihr? Irgendwelche atemberaubenden Funde gemacht in letzter Zeit?"
Da fiel ihm etwas ein und seine Augenbrauen rutschten erfreut nach oben. "Ihr wart in letzter Zeit nicht zufällig auf Obun, oder?"
Erst als der Satz raus war, viel ihm ein, dass es vielleicht nicht sonderlich diplomatisch war, das vor Monn zu erwähnen. Tja, Sternfahrer redeten halt schneller als sie dachten.
   

Denize Noy

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Re: [Sektor C] – Regeneration & Erholung (Vergnügungsviertel)
« Antwort #209 am: 24.03.2005 | 19:57 »
"Wenn du den nicht auslöffelst, bin ich beleidigt."
Sie zwinkerte ihm fröhlich zu, nahm einen weiteren Mund voll waberndes Pink und schüttelte sich.
Mit verzogenem Gesicht schielte sie Jack an.

"Werd ich wohl rausfinden müssen, ob er noch hier ist. Ich kann es schlecht verantworten, dass ich mich nicht blicken lasse, wenn er noch hier rumhängt, oder? Und irgendwas sagt mir, dass er das noch tut. Es sei denn," sie begleitete die Aussage mit einem zynischen Grinsen, "der Herr hat ein Wunder geschehen lassen, was natürlich immer im Bereich des Möglichen liegt."

Ihr Löffel zeichnete wirre Muster aus Glibber auf das Holzimitat der Theke. Harry quittierte es mit einem strengen Blick, der ihr entging.

"Offizier, ja? Naja, wenn er das kann..."
Jacks Reaktion auf Shawn bedrückte sie ein wenig. Sollten Brüder nicht besser miteinander
auskommen? Nun, sie hatte Shawn zu lange nicht mehr gesehen. Früher war sie mit ihm hervorragend klargekommen. Er war ihre erste große Liebe. Natürlich rein platonisch. Dann hatte er sich ihr komplettes Gejammer über ihre nächste große Liebe anhören müssen. Wie hatte der Junge geheissen? Egal. Hatte sie ja eh nicht angesehen. Shawn war immer die Stimme der Vernunft gewesen. So wie sie sich manchmal reden hörte, hatte er auch auf sie abgefärbt. Als ihr Vater ihr eröffnet hatte, dass sie ab sofort für die Scravers die Erde fremder Planeten durchwühlen würde, hatte sie sich bei Shawn ausgeheult.
Sein Bruder dagegen hatte sie verspottet, weil sie Angst vor dem Fliegen hatte und sie glühend beneidet. Mit Jack hatte sie sich in Kindertagen fast nur geprügelt. Eine kleine weiße Narbe unter ihrem linken Auge zeugte noch davon. Er hatte sie wegen ihrer Nase ausgelacht.

Und dennoch sah sie nun eher in dem betrunkenen Sternfahrer neben sich ein Stück ihrer selbst.
Jack kannte diesen Drang nach Draußen, den die Reisen in ihr geweckt hatten.
Er kannte die atemberaubende Aussicht im Anflug auf einen Planeten.
Die pulsierenden Raumhäfen.
Jack war in gewisser Weise wie sie.
Und sie war betrunken.
Mit einer fahrigen Bewegung, wischte sie den Gedankenmüll beiseite.

"Ach, atemberaubend würd ich andere Dinge nennen. Aber lukrativ trifft es wohl ganz gut.
Obun? Nein, eigentlich nicht. Das, äh, ist nicht so ganz unsere Klientel - meistens."
Die junge Frau grinste ihren Alienfreund von schräg unten an. Der zog nur kurz eine Augenbraue hoch und widmete sich stillschweigend wieder seinem Getränk. Als einziger der drei hatte er
bereits einen neuen vor sich stehen, diesmal eine vergleichsweise harmlose Mischung von
chromgelber Färbung, die den klangvollen Namen "Emperor's Gold" trug. Sein "Kossack Slayer"
hatte nach der ersten Überraschung recht schnell abgenommen.

"Aber wenn du irgendwas brauchst," fuhr Denize gespielt großspurig fort. "Original Obun-Zigaretten, Antiquitäten, oder sonstiges Kulturgut, dann sag's ruhig. Machen lässt sich da immer was. Ich war auf Obun, kurz bevor ich Monn kennengelernt habe. Das war auch kurz bevor wir drei uns das letzte Mal trafen. Ein paar Leute, die ich kenne, haben da noch ganz gute Verbindungen, denke ich."
« Letzte Änderung: 24.03.2005 | 21:35 von Denize Noy »

Offline Azzu

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #210 am: 25.03.2005 | 23:19 »
Im flackernden Schein einiger Kerzen tanzten Schatten über die Wände von Keitaros Schlafgemach, als Arion leise durch die Tür trat, um nach seinem Herren zu sehen. Die muskulöse Gestalt des Li Halan kniete inmitten des Raumes, die Hände zum Gebet gefaltet. Linien der Trauer zeichneten das vom Kerzenlicht angestrahlte Gesicht des Ritters und ließen ihn älter erscheinen.

"Sir?" Arion war einerseits beunruhigt, dass das Schlafmittel so wenig Wirkung gezeigt hatte. Andererseits war er erleichtert, Taurus bei Bewusstsein anzutreffen.

Keitaro erhob sich langsam, begleitet vom Rascheln der schwarzen und silbernen Seide seines Kimonos, und blickte mit seinen glasigen Augen auf den Leibdiener hinab. Er hat unser Gebet unterbrochen! Wir sollten ihn strafen! "Arion. Gut, dass du hier bist. Du bist beim Baron gewesen?"

"Äh... ja, in der Tat... er wird Euch einen Termin für eine Audienz in... näherer Zukunft mitteilen lassen." Arion räusperte sich, trat zögerlich von einem Fuß auf den anderen. "Außerdem hätte ich da noch ein oder zwei Kleinigkeiten, die dringend Eurer Aufmerksamkeit bedürfen. Vor allem das hier scheint mir eilig zu sein... ich bin gerade auf dem Gang mit einem Boten zusammengestoßen."

Der grauhaarige Diener holte einen mit grün schimmernden Metallkannten verzierten Umschlag hinter seinem Rücken hervor. Eine stilisierte Gottesanbeterin prangte gut sichtbar auf dem schwarzen Karton. Sofort verfinsterte sich Keitaros Miene. Decados. Die Mantis hatte seinen Bruder getötet! Wut loderte in ihm auf, ließ ihn erzittern. Die Mantis? Sicher wissen wir gar nichts... "Was steht drin?"

"Eine Einladung von einem Graf Andrei Mandin Decados... fragt mich nicht, was er ausgerechnet hier verloren hat." Arion wendete den Umschlag zwischen seinen Fingern hin und her. "Der Anlass dürfte Euch interessieren... ein Duell heute um Mitternacht."

Für einen Moment runzelte Keitaro verwundert die Stirn. "Ein Duell? Ich kenne diesen Graf Mandin doch nicht einmal!"

"Oh... nein, Ihr missversteht, mein junger Herr, es handelt sich nicht um eine Forderung gegen Eure Person, ausnahmsweise einmal. Die Duellanten sind Baron Enkidi und ein gewisser Hauptmann Ras Chandra. Ihr seid als Gast geladen... in die Quartiere des Grafen."

Offline Megan

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #211 am: 28.03.2005 | 00:51 »
"Damals im Raumhafen, Enkidi, vielleicht hätte ich da gehen sollen.."

Wasser rinnt in hellroten Streifen die Haut hinab, entlang der bizarr-verkrüppelten Wirbelsäule..

"Oder, damals, als Du mich vor die Tür gesetzt hast.."

Glassplitter fallen in die Schale. Immer wieder gräbt sich die Pinzette in die Risse, zieht sie hervor.

Wimmern. Drückende Hitze, durchsetzt von Schweiß und Erbrochenem.

"Oder auf Midian, am Strand, als ich Dich zum ersten Mal wirklich gesehen habe..
Was meinst Du? Vielleicht hätte ich da gehen sollen."

Frisches Wasser, vermengt mit schwarzen Strähnen.

"Damals, als nur diese Bibel zwischen uns war, der letzte Wall.."

Weißes Tuch wandert in Bahnen um die wunde Hand. Gelbe und rote Sekrete fressen sich durch das Leinen.
Zittern. Der Schmerz zwingt die Lippen in schmale Linien. Unterdrücktes Keuchen.

"Aber hier bin ich, schaue Dir beim Huren zu, lasse mir von Dir vor die Füße kotzen und wasche den Eiter aus Deinen Wunden."

Parfümierte Seide hüllt den geschundenen Körper ein.

"Schätze, ich habe den Absprung verpasst. Also kümmere ich mich um die Scherben."

Einige Sekunden schwebt das Amulett an seiner Kette, dann verschwindet es in den Tiefen der Ledertasche.

"Zum Beispiel diese hier."
« Letzte Änderung: 28.03.2005 | 00:57 von Megan »

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #212 am: 28.03.2005 | 23:11 »
Das Wasser tat gut. Es war kalt, aber wärmer als die Luft, die noch immer eisig in seine Lungen schnitt.

Enkidi saß starr auf einem Stuhl und ließ die Behandlung über sich ergehen.
Megans Finger, die sich nicht entscheiden konnten, sanft oder grob zu sein. Ihre Worte, die mehr schmerzten als die Schnitte, weil er den Zorn der darin lag nicht verstand. Der Blick, der seinem auswich und ihn voller Abscheu von sich drängte.

Enkidi schwieg. Fischte nach dem letzten, woran er sich klar erinnerte. Das Training mit dem Hauptmann.

Danach – nichts. Leere.   

Megan setzte ihm eine Spritze in den Handballen. Ein Ziehen, als die Nadel ins Fleisch sank. Ein heftiges
Kribbeln. Dann drängte das Elixir den Schmerz zurück und hinterließ Taubheit.

Schaue dir beim Huren zu. Ein Satz voller kalter, niedergerungener Wut. Ein Satz, der wenig Interpretation zuließ.

Etwas schreckliches war geschehen, und er hatte keine Ahnung davon.
Ein schwarzer Fleck lag auf den letzten... ja, wie lange eigentlich? Minuten? Stunden? Er wusste noch nicht einmal, wie spät es war. Raum und Zeit hatten einfach wieder begonnen, zu existieren.
Seit Alpha Ikara hatte er sich nicht mehr verloren. Damals war es genauso gewesen. Filmriss. Der Körper gehorchte einem anderen Willen und die einzigen Erinnerungen an das, was während dieser Zeit geschehen war, quollen nur in nächtlichen Alpträumen an die Oberfläche.

Und nun wieder. Sein Blick fiel auf das zerwühlte Bett, das Chaos im Raum, Scherben, Blut, sein Blut. Auf Megan, die mit sich kämpfte, weil sie den Mann vor sich zugleich liebte und hasste. Sein Hals schnürte sich zu. Er senkte den Blick und starrte auf den Boden.

"Ich weiß nicht, was passiert ist, Megan." flüsterte er. Bitte vergib mir. Versteh doch. Verzeih. Wie oft hatte er ihr diese Worte gesagt. Sie hatten ihr Gewicht verloren. Ihre Berechtigung.

Schweigen. Ihr Blick lastete mit dem Gewicht von tausend Tonnen auf ihm. Er fröstelte.

Seine linke Hand fuhr über den Verband, unter dem das Fleisch pochte. Es hatte ihn verbrannt. Das Amulett.
Das Amulett. Enkidi beobachtete, wie es in Megans Tasche verschwand. Und er war froh. Er wollte es nicht mehr in seiner Nähe haben. Es war an allem schuld, das wusste er jetzt. Seit er es bei sich trug, hatte es das Unheil angezogen, und er hatte es einfach ignoriert. Hatte Megans Warnungen in den Wind geschlagen. Wie immer. Nun hatte er die Rechnung. Sollte sie es nehmen.

Aber vielleicht würde es sie in Gefahr bringen.
Seine bandagierten Finger krümmten sich. Der Blick haftete sich auf die Tasche. Dort war es sicher.
 
Es wird sie in Gefahr bringen. Unter dem Verband begann das Blut zu pulsieren. Schmerz wand sich unter der Decke von Beruhigungs- und Schmerzmitteln hervor. Wanderte, getragen vom schneller werdenden Puls, den Arm hinauf. Er durfte nicht zulassen, dass Megan etwas geschah.

Er starrte auf die Verschlüsse der Tasche und sah, wie sie sich öffneten.
Der Deckel schlug wie von Geisterhand zurück.
Mit einem metallischen Klicken schob sich Glied um Glied, wie eine Schlange, die eiserne Kette über den Rand.
Rutschte dann hinab, und zog den dumpf glänzenden Stein des Amuletts heraus.

"Ich bin das nicht", stieß Enkidi erschrocken hervor. "Ich bin das nicht."
Er sprang auf und wich zurück, bis er mit dem Rücken an die Wand stieß. Schweiß trat auf seine Stirn, als der Schmerz in der Hand immer heftiger wurde.
Das Amulett lag reglos neben der Tasche und wartete.

"Megan... pack es weg. Sperr es irgendwo ein. Oder gib.. es.. einem... Priester."
Enkidi biss sich auf die Lippen, krümmte sich, spürte eine plötzliche Wut in sich aufwallen. Wut auf sich selbst und den Schmerz, der mit ihm spielte wie mit einem Ball auf tosender See.
Er verstand nicht, was hier geschah.
Aber er würde sich wehren.
Weil er die Angst in Megans Augen nicht ertrug.

Er schlug die Hand hart gegen die Wand, schluckte, rang die Qual nieder. Trat dann hastig vor, griff nach der Tasche, ließ das Amulett hinein rutschen und schlug den Deckel darüber.

"Nimm sie", sagte er und streckte Megan die Tasche entgegen.
In diesem Augenblick ertönte der Türsummer.

Offline Azzu

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #213 am: 29.03.2005 | 01:14 »
Ihn schwindelte. Sie sind mir zuvorgekommen! Die Mantis würde Enkidi töten und höhnisch lachend das Amulett aus dem Heiligtum an sich bringen. Er würde nichts tun können, musste auch noch zusehen! Langsam, Junge, langsam... ein öffentliches Duell, um jemanden auszurauben? Kaum... nicht unter unseren Augen! Er musste die Einladung wahrnehmen!

"Sir? Sir? Taurus?" Arions Stimme riss Keitaro aus seinen Gedanken. "Wenn Ihr die Botschaft beantworten wollt, bis Mitternacht bleibt nicht mehr viel Zeit!"

"So spät schon? Ich war eingeschlafen..." Wie kann das sein? Da war irgend etwas! "Ich benötige die volle Rüstung und meine übliche Bewaffnung. Außerdem meine Duellschwerter. Und ein Medpac. Elixir. Antidot. Du wirst mich begleiten. Und Justus auch, als Träger."

"Erm..." Der Diener legte die Stirn zweifelnd in Falten. "Ich glaube nicht, dass es weise wäre, diese Einladung anzunehmen, mein junger Herr... zu riskant. Darf ich an das letzte Mal erinnern, als Ihr es mit einem Decados zu tun hattet?"

Der Ritter knurrte abfällig. "Sir Jozsef hat bekommen, was er verdient hat!"

Arion hob eine Augenbraue. "Er hat Euch lediglich eine höfliche Einladung auf sein Anwesen..."

"Es war nicht sein Anwesen!" Keitaro fuhr wütend herum und stürmte aus dem Raum. Jozsef hätte wissen müssen, dass sein Lehen auf Malignatius nur wenige Jahre zuvor noch Keitaros Familie gehört hatte! Und wer hätte ahnen können, dass der Kiefer dieses degenerierten Decados derart zerbrechlich war? Keitaros Faustschlag war eine völlig legitime und traditionelle Art und Weise gewesen, eine Duellforderung auszusprechen. Jozsefs Familie hatte das freilich ganz anders gesehen.

Im Badezimmer legte Keitaro den Kimono ab und musterte mit finsterer Miene sein Abbild im Spiegel. Sein Körper. Die Maschine. Die Reliquie. Mit bloßem Auge war der Unterschied zu früher kaum zu erkennen, von den länglichen Operationsnarben abgesehen. Warum ich, alter Mann? Die Stimme in seinem Kopf schwieg. Man hatte ihm nach seiner Genesung erzählt, der Heilige Naraka Kaori sei während der Schlacht dem im Gebet versunkenen Bischof der ihm gewidmeten Kathedrale erschienen. In der Vision habe er gefordert, mit seiner Reliquie den Körper eines gefallenen Ritters wiederherzustellen - nur Augenblicke später war Keitaro tatsächlich von einer Artilleriegranate schier zerrissen und, mit dem Tod ringend, in die Kathedrale gebracht worden. Was hast du mit mir vor? Schweigen. Wenn Kaori gehofft hatte, nach der Operation die Kontrolle über das neu geschaffene Ganze zu erlangen, hatte er sich jedenfalls geirrt. Keitaro spannte seine künstlichen Muskeln an, sah zu, wie die gerippte, metallisch glänzende Panzerungsschicht unter seiner Haut sichtbar wurde. Die uralten Muskelstränge knarrten wie altes Leder. Sie verlangten nach Einsatz, nach Kampf, nach Blut.

"Sir?" Arions Stimme drang durch die Tür. "Darf ich wie üblich davon ausgehen, dass ihr vorhabt, meinen Rat nicht zu befolgen? In diesem Fall ist alles bereit, wie Ihr es gewünscht habt."

Keitaro antwortete nicht, bestätigte so die Befürchtung seines Leibdieners. Mit zusammengebissenen Zähnen und geschlossenen Augen ertrug er das kribbelnde Gefühl der Ultraschall-Dusche - für echtes Wasser hätte sein Budget nicht gereicht.

Nur wenig später war er voll gerüstet und bewaffnet. Einen Grafen ließ man nicht warten. Begleitet von Arion und Justus verließ der Lextiusritter die Sicherheit seines Quartiers.

Offline Managarmr

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Re: [Sektor D] – Klerikaler Sektor & Kapelle
« Antwort #214 am: 29.03.2005 | 19:12 »
Bruder Erland schaute Itaru offen und einladend an, während er lauschte. Es war schlimmer als er bereits vermutete hatte. Und es war auch schlimm, ansehen zu muessen, wie dieser Knappe gezwungen war, gegen seinen anerzogenen LiHalan Ethos zu verstossen, um seinem Herrn zu helfen.
"Mein Sohn, ich kann es versuchen. Es ist allerdings nicht leicht, wirklich mit eurem Herrn, dem Baron zu sprechen. Er weicht aus, und versteckt etwas...oder etwas unterdrueckt ihn..."
Das Bild war deutlich und zugleich undeutlich gewesen, das schwarze Etwas auf der Brust, was sich dem Blick entzog... Erland unterdrueckte mit der erworbenen Routine ein Schaudern, das sich in frueheren Zeiten nach oben gedrueckt hätte.

"Meine angenehmsten Ratgeber sind Bücher; denn weder Furcht noch Hoffnung hindern sie daran mir zu sagen, was ich tun soll"
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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor D] – Klerikaler Sektor & Kapelle
« Antwort #215 am: 29.03.2005 | 19:23 »
Ein zustimmendes Nicken.
"Ich werde ihn bitten, dass er Euch aufsucht. Nach dem Duell...oder morgen früh."
Nachdem alles gesagt war, erhob sich Itaru und verneigte sich.

"Danke für Eure Hilfe, Bruder. Wandert im Licht."

In Gedanken versunken, machte er sich auf den Weg zu den Quartieren.
Es ging auf Mitternacht zu.

» Ortswechsel nach Sektor B
« Letzte Änderung: 8.05.2005 | 17:31 von Enkidi Li Halan »

Jack Hawkins

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Re: [Sektor C] – Regeneration & Erholung (Vergnügungsviertel)
« Antwort #216 am: 29.03.2005 | 22:39 »
Er kratze sich am Bart und überlegte. Natürlich juckte es ihn in den Fingern, mehr über dieses Ding zu erfahren, das er in der Tasche trug. Aber er hatte sowas wie sein Wort gegeben. Und mit Commander Lindsey wollte er es sich nicht verscherzen, nein.

Mist.

"Hmm.. na ja, wenn das so ist." Schnell nahm er einen Schluck Wasser und wechselte dann gezielt das Thema.
"Habt ihr vor auf den Planeten runter zu gehen? Zu St. Keivar gibt es ein paar ziemlich abgefahrene Bräuche und Feierlichkeiten da unten. Kann man ganz gut einen drauf machen, fast so wie zu Mortos Diablos. Wenn ich hier noch ein paar Dinge erledigt hab, werd ich vielleicht einen Flug runter buchen."
Mal wieder festen Boden unter den Füßen spüren. Frische, ungefilterte Luft. Essen, das nicht aus Tuben oder aufgerührten Tabletten kam. Wasser soviel das Herz begehrte. Nicht, dass er das nötig gehabt hätte, schließlich war er durch und durch Sternfahrer.

Aber es war schön diesen Luxus ab und zu zu genießen. Sich hin und wieder daran zu erinnern, dass der Pancreator die Menschen nicht aus dem Stahl eines Raumschiffes erschaffen hatte, sondern aus der warmen Erde eines Planeten... Hui. Der 'Kossack Slayer' ging langsam ins Blut über.   

"Aber ist ja noch Zeit. Habt ihr schon Quartiere?"

Offline Azzu

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #217 am: 29.03.2005 | 23:42 »
Vor Graf Mandins Quartier

Kossacken als Torwache! Der Kerl muss den Verstand verloren haben! Mit sorgfältig gepflegtem Wahnsinn hatte er bei einem Lord der Mantis eigentlich gerechnet. Und was ist dann mit dem Erzbischof, der ausgerechnet uns als Leibwache haben wollte? Die beiden Gesichtslosen, die den Zugang zu Graf Mandins Suitenkomplex mit ihren massigen, schwarzen Leibern blockierten, ließen ihn dennoch kalt erschauern. Wie viele davon hat er hier? Wenn ein Hauptmann an Bord ist, mindestens dreißig!

Sein erster Kontakt mit den Decados Schocktruppen in ihren schwarzen Mänteln und verspiegelten Helmen hatte sich in seinem ersten Jahr bei der Cyberforce ereignet, nahe Calgirn. Der plötzliche Ansturm der Kossacken hatte die Formation der Li Halan Armee zerrissen wie Papier, die Verteidiger mit einem forcierten Angriff auf Major Kalinda der Führung beraubt. Die Kettenschwerter der Kossacken tränkten den Wüstenboden mit Blut, sähten ihn mit den Gliedmaßen der Gefallenen. Die Mantis hatte ein Tor zur Hölle aufgerissen! Inmitten des Stroms aus Verwundeten und fliehenden hatte Keitaro nach dem ersten Schrecken ein Dankgebet an den Heiligen Mantius geschickt und seinen Cyborgs den Angriff befohlen. Zum ersten mal hatte der Feind echte Krieger in die Schlacht geschickt, statt sich hinter Horden untrainierter Bauern zu verstecken!

Der Lextiusritter bedeutete seinen Dienern zurückzubleiben und trat auf einen der Kossacken zu. Er fixierte den Punkt auf dem konturlosen Helm, hinter dem er die Augen des dunklen Riesen vermutete, ein höfliches Lächeln auf den Lippen. Sicherlich kein Anblick, den der Gesichtslose gewohnt war. Der Wächter ließ sich nichts anmerken, blieb regungslos stehen.

"Ich bin Li Halan Evandi Keitaro, Ritter vom Orden des Heiligen Lextius in Diensten von Erzbischof Marcion." Er starrte das Helmvisier weiter an, ohne zu blinzeln. Immer noch keine Reaktion. "Graf Mandin erwartet mich."

Der Kossacke neigte kaum merklich den Kopf zur Seite, wohl um einem Squawker-Empfänger in seinem Helm zu lauschen. Dann ein Nicken. "Li Halan Evandi Keitaro. Ihr dürft passieren." Keine Verbeugung. Für einen Moment spürte Keitaro Wut aufwallen, war versucht, den gewaltigen Soldaten den gebührenden Respekt mit dem Schwert zu lehren. Aber nein! So leicht würde er Arion den Triumph, Recht behalten zu haben, nicht gönnen.

Er passierte die Wächter und winkte seinen Dienern, ihm zu folgen. Noch mehr Kossacken im Gang. Genug, um die Station zu stürmen! Wovor wollte der Graf sich schützen? Oder dienten die Gesichtslosen dem Zweck, die ahnungslose Beute keinesfalls entkommen zu lassen? Ich hätte noch einmal mit dem Baron sprechen sollen!

Zu spät! Keitaro erreichte ein offenstehendes Portal, flankiert von zwei weiteren reglosen Wachen ohne Gesicht. Die Empfangshalle. Er straffte sich, murmelte ein kurzes Gebet an St. Lextius und trat dann stolz erhobenen Hauptes ein, begleitet von rasselndem Kettengeflecht und dem Wiederhall seiner schweren Schritte, die weiße Rüstung im Fusionslicht der Halle strahlend.

Denize Noy

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Re: [Sektor C] – Regeneration & Erholung (Vergnügungsviertel)
« Antwort #218 am: 30.03.2005 | 20:49 »
"Hmm," grübelte die Scraverin laut. Im Prinzip war sie ganz froh, mal wieder den Planeten und all ihrem Wetter entkommen zu sein. Aber warum eigentlich nicht? "Wenn du dich da unten auskennst,... Naja, schätze aber, dass wir auf Monns Begleitung verzichten müssen, nicht wahr? Heiligenfest, große Menschenmengen und so..."

Sie warf einen prüfenden Blick auf den Ukar, der zur Antwort demonstrativ in sein leeres Glas starrte.

"Jaa, Quartiere? Gute Idee eigentlich. Wahrscheinlich war die Gilde schon spendabel genug damit, unseren Flug zu finanzieren." Uns muss jemand ziemlich gern haben. "Nun, wir werden mal in der Bruchbude, die sie hier Hauptquartier nennen, vorbeigucken, dann wissen wir mehr. Weißt du was günstiges, falls wir uns selber Betten suchen dürfen?"

Mit dem Gleichmut eines halb betrunkenen Menschen beobachtete sie die zwei Saufbrüder in Jacks Rücken, die über einem Würfelspiel langsam in handfesten Streit gerieten. Gemütlich lehnte sie sich an den Ukar, der verärgert auf sie heruntersah, allerdings keine Anstalten machte, sie wieder wegzuschieben.

Offline Megan

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #219 am: 30.03.2005 | 22:52 »
"Du machst mir Angst!"

Wie zwei gleiche Pole stießen sie sich ab - Enkidi zur Wand, Megan Richtung Tür - im Zentrum die metallene Schlange, mit jedem Kettenglied Panik schürend.

"Ich glaube Dir nicht, kein Wort! Verdammt lass Deine elenden Spielchen!"

Ihre Hand tastete hektisch nach dem Knopf zum Öffnen der Schleuse, während ihre geweiteten Augen weiter das bizarre Eigenleben der Kette verfolgten.

"Ich bin das nicht!" hämmerte seine Stimme.

"Wie kannst Du von mir verlangen, Dir zu glauben, wenn Du selber nicht weißt, was Du tust?" Ihre Stimme hätte Glas zerspringen lassen können.

Dann stürmte er auf sie zu, und in seinem Blick blitzte Wahnsinn, als er ihr die Tasche mit zitternden Gliedmaßen entgegenstreckte. Mit einer Hand schnappte sie danach, erwischte sie am Gurt, als die andere den Knopf fand.

Sie entfernte sich von ihm, wie von einem Ertrinkenden, dessen Hand sie hatte entgleiten lassen und das Grauen trieb sie zurück aus dem Raum.

Sie hastete über den kurzen Gang, die Tasche eng an die Brust gedrückt, peinlich darauf bedacht, dass der Deckel nicht aufschlagen konnte, und das Monster im Inneren freigab. Zum zweiten Mal an diesem Tag. Durch den Vorraum - dann prallte sie gegen jemanden und stieß einen leisen Schrei aus, ehe sie sah, dass es sich um die hagere Gestalt des Dieners handelte.

"Darius!"

Seine Haltung war steif, wie immer. Er schien nicht einmal zu straucheln.

"Commander!"
Er räusperte sich kurz.
"Wenn ich mir die Frage erlauben darf. In welcher Verfassung ist der Baron? Gibt es noch etwas vorzubereiten für das Duell?"

Sie hatte sich schon zum Gehen gewandt, als sie sich wie in Zeitlupe auf dem Absatz drehte.

"Was für ein Duell?"

The_Kossack

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #220 am: 31.03.2005 | 18:10 »
In Graf Mandins Quartier

Graf Mandin hob den Kopf, als ihm ein Diener einen Besucher meldete. Seine Lippen lächelten, als er erfuhr, wer es war. Alle Figuren begaben sich in Position. Nichts großes, das ganze diente nur seinem Amüsement. Er schob die Seiten des Mantels etwas zur Seite, spürte, wie sich die Fasern unter seiner Berührung krümmten und wanden. Der Griff der Drahtlinke lag in den Falten verborgen, aber er zeigte seine Front, die dumpf schwarze, mit glänzendem Faden bestickte uniformartige Einheitskleidung der Decados. Polierte Schaftstiefel, fließende Ärtmel, der wabernde Mantel.

Sein Gesicht war vollkommen glatt, als er langsam den Kopf wandte, als die rasselnden Schritte erklangen. Im Geist zählte er sie mit, wie Schläge einer Uhr. Betrachtete den Mann, der vor ihm stand. Li Halan Evandi Keitaro, Ritter vom Orden des Heiligen Lextius in Diensten von Erzbischof Marcion. Er maß die Worte, dachte darüber nach, was er über den Erzbischof wußte und die Li Halan-Linie, verband im Geist Genealogien und Hoftratsch.

"Sir Evandi Keitaro aus dem Haus des Amethyst-Kreuzes", sagte er, leise, sanft. "Graf Andrei Mandin Decados, Sonderbotschafter der Herren von Cadavus an den Hof Seiner Imperialen Majestät heißt Euch in seinen Quartieren willkommen." Alexius| Namen zu nennen war eigentlich nie nötig. Diese kleinen Ritterlein warfen sich reihenweise vor dem Wort "imperial" in den Staub.

Einige Diener standen herum, warteten nur auf die Fingerbewegungen, auf die er sie dressiert hatte. Die Reste der Dienerin hatte jemand fortgebracht. Im Hintergrund stand ein Tisch, darauf eine Obstschale aus getriebenem Silber, und frisches Obst von vier verschiedenen Welten. Außerdem ein silberner Samowar, aus dessen Richtung es nach severischem roten Tee roch. Vorghänge teilten den hinteren Berich ab - schwarze Vorhänge, auf die eine Karte von Cadavus gestickt war. Nicht gerade subtil, vielleicht, aber jeder wußte, daß eigentlich er die Zügel dort in der Hand hielt, da das herzogliche Geschwisterpaar sich außer zu inzestuösen Spielchen nicht wirklich zur Regierungstätigkeit hinreißen ließ.

Andrei verharrte für eine Weile in der starren Haltung, dann löste er sie etwas auf, kam einen Schritt auf den Li Halan zu. Einen zweiten, seitlich versetzt. "Ihr mögt Euch wundern, warum wir Euch dieses Schreiben haben zukommen lassen ... aber da die Angelegenheit Euer Haus betrifft, und es sich bei dem Hauptmann um einen Adligen handelt, ist es uns wichtig, das Decorum einzuhalten." Wieder wandte er den Kopf. "Wir hoffen, das ist in Eurem Sinne?"
« Letzte Änderung: 31.03.2005 | 22:00 von The_Kossack »

Offline Azzu

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #221 am: 31.03.2005 | 19:22 »
Solltest du nicht in der Kaiserlichen Stadt sein, Botschafter? Was treibt dich nach hier draußen, ins Nichts? Ein 'Botschafter' mit einer Einheit Sturmtruppen!

Keitaro spürte ein Gefühl der Übelkeit Besitz von seinem Magen ergreifen. Trotz der Weite der Halle fühlte er sich wie in einem Raubtierkäfig aus gesichtslosen Gitterstangen. Unter seiner Haut tobte die Kriegsmaschine, angestachelt von dem plötzlichen Gefühl der Unterlegenheit. Der Ritter zwang sich zur Ruhe, konzentrierte sich auf die komplizierte Verbeugung, die er einem Grafen zur erstmaligen Begrüßung schuldig war. Eigentlich unmöglich, in voller Plattenrüstung, aber die Alternative - ein Kniefall - kam gegenüber der Mantis nicht in Frage. Die Bewegung erzeugte einen Klang, der an das Rasseln einer vorsintflutlichen Zugbrücke erinnerte, funktionierte aber wie einstudiert. In den letzten beiden Jahren an der Seite des Erzbischofs waren Begegnungen mit dem Hochadel an der Tagesordnung gewesen.

"Mein Lord Mandin." Die Anrede kam einfacher über die Lippen, als erwartet. Der Graf stand vor ihm als lebender Beweis, dass es tatsächlich einen Tropfen adligen Blutes in den Reihen von Haus Decados geben musste. "Möge das Licht der Heiligen Flamme Euren Weg leiten, wohin er Euch auch führt." Immer geradewegs weg vom Licht, ab ins Dunkel...

"Eure Einladung ist eine Ehre für meine Familie und mich persönlich." Viel zu lange her, dass Grafen unsere Gesellschaft suchten! "Ich weiß es in der Tat zu schätzen, dass ich Zeuge dieses Duells werden darf." Keitaro präsentierte sein übliches, breites Lächeln. "Insbesondere, da es nicht auf neutralem Boden stattfindet." Wie es eigentlich Brauch wäre! Er ließ den Blick seiner glasigen Augen über die Halle schweifen. "Ich hoffe, ich bin nicht zu früh?"

The_Kossack

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #222 am: 31.03.2005 | 21:51 »
Andrei maß den Körper, der trotz der Lagen und Lagen Metall kontrolliert das Zeremoniell erfüllte - der Ritter war stark, athletisch, in bester Verfassung. Und er war höflich. Das nahm einen kleinen Teil von Andrei für ihn ein. Fast hätte er: Aber bitte, bemüht Euch nicht gesagt, eine Höflichkeit und ein Biß zugleich, aber er tat es nicht. Kein Grund, den Mann zu demütigen. Noch nicht, noch nicht zu diesem Anlaß - Ritter waren dankbar, wenn man ihnen Respekt erwies.

Andrei dachte kurz an die vielen Degenerierten, wie er sie nannte, die um kurzfristiger Befriedigung willen zu psychotischen Tytrannen wurden. Marquis Ivan, seinem Sohn, hatte das das Leben gekostet. Sauber programmierte Kossacken waren ein Geschenk des Empyreums.Vorzügliche Killer, mit wenig Phantasie, aber dafür umso effektiver.

"Wir danken Euch für den Segen, Sir Evandi Keitaro." Andrei lächelte nicht, sprach sanft und noch immer freundlich. Die meisten Bauern erwarteten, daß ein Decados sich bei der Nennung eines Segens in Staub verwandelte. Die Narren. Und es gab genug Decados, die geringschätzig die Lippen verzogen. Narren, allesamt. Er hielt den Kopf leicht schräg, verharrte wieder, grüne Augen fixierten kurz das Gesicht des Ritters, aber auch der würde keine Miene rühren. Andrei schätze die Ironie, die nun im Raum hing, kostete sie wie Parfum. Bewegte sich wieder, entfernte sich einen Schritt von dem Li Halan, zeigte ihm die Dreiviertel-Vorderansicht, die seinem Profil gut bekam.

"Mir wurde versichert, daß es kein Hindernis darstellt, daß das Duell hier stattfinden wird. Auf einer Raumstation müssen Abstriche an den Komfort gemacht werden, wie uns die Gilden mitteilen, wenn sie uns in solch enge Räume sperren, und mir erscheinen meine Quartiere als angemessener Rahmen für die Gäste, die ich erwarte. Natürlich steht es den Sekundaten frei, zu protestieren." Er verharrte, als erwarte er Protest. "Hochrangige Zeugen werden beide Beteiligte davon abhalten, mich als Patron der Veranstaltung zu entehren." Ein Glitzern trat in die grünen Augen. "Jedenfalls mehr, als es bereits geschehen ist. Es ist traurig, wenn ein Kossacke zugleich dem Haus und seinem eigenen Adelsrang verpflichtet ist. Ein interessanter Konflikt."
« Letzte Änderung: 31.03.2005 | 22:02 von The_Kossack »

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #223 am: 1.04.2005 | 10:03 »
In Baron Enkidis Quartier

"Das Duell zwischen seiner Lordschaft und Hauptmann Ras Chandra Decados, Commander."

Itarus Stimme erklang hinter ihr. Sie hatte ihn auf ihrem Weg nach draußen, ihrer Flucht, völlig übersehen.
Nun trat er näher, das junge Gesicht ernst und verschlossen.

"Vater Valentinian begenete mir auf dem Gang. Ich nehme an, der Baron hat seine Beichte abgelegt und den Segen der Kirche empfangen."

Darius Hände nestelten verloren an den Falten seiner Gewandung. Er wich fast unmerklich zurück, hielt es für besser, sich vorerst nicht an diesem Gespräch zu beteiligen.

"Das ist gut", fuhr Itaru mit einem knappen Nicken fort. "Es neigt sich schon der Mitternacht zu, wir haben nicht mehr viel Zeit."

 

Offline Megan

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #224 am: 1.04.2005 | 12:15 »
Sie schüttelte ungläubig den Kopf und überlegte eine Sekunde, einfach ins Bett zu gehen. Vielleicht hörte es auf, wenn sie es nur ignorierte. Irgendetwas an ihrer Situation erinnerte sie fatal an die einer Ameise in der Fanggrube eines Ameisenwolfes - und sie war schon ziemlich tief hineingeraten. Enkidi hingegen war bereits im Schwarz am Boden der Grube verschwunden und um Mitternacht...

"...den Segen der Kirche empfangen."

Das Bild vom Ameisenwolf verschwand. Keineswegs! Enkidi würde ohne Beichte und göttlichen Beistand ins Duell gehen müssen. Im Grunde hatte sie ihm diesen Weg versperrt, doch der Baron beichtete schon lange nicht mehr und sie bezweifelte, dass der Pankreator seine schützende Hand über ihm hielt - Fürbitte hin oder her.

"Um Mitternacht also? Parameter?" Sie erschrak darüber, wie gut sie inzwischen die Gesetze des Duells kannte, obwohl sie sich nie damit befasst hatte, aber nachdem es zu Enkidis Lieblingsbeschäftigungen gehörte, sich mit jedem, der ihm Grund dafür gab zu duellieren, war es unausweichlich, daran teilzuhaben.

"Mitternacht im Traningsraum der Kossacken in den Quartieren von Graf Mandin Decados. Herausforderer ist der Hauptmann. Waffe: Schwert. Limit: Erstes Blut. Ich bin der Sekundant seiner Lordschaft." erklärte Itaru förmlich, doch eine gewisse Verwunderung darüber, dass Commander Linsey nicht informiert war konnte er nicht aus seiner Miene wischen.

Die Sternfahrerin nickte nachdenklich, während das ganze Ameisenvolk durch ihre Adern krabbelte. Der Hauptmann hatte ihn gefordert? Was bei allen Heiligen hatte das zu bedeuten? Und warum wusste sie nicht davon?

"Itaru, ich hoffe, es ist soweit alles vorbereitet. Ich werde den Baron informieren."

Mit einer knappen Geste griff sie nach dem Sprungtorkreuz an ihrer Kette und umklammerte es einige Augenblicke, während sie, wie auf Eingebung wartend hinaus ins Dunkel starrte. Dann richtete sie den Blick wieder auf Itaru, senkte den Kopf und durchmaß den Raum in eiligen Schritten, dahin, von wo sie gekommen war, über den kurzen Korridor, vorbei an der Suite des Barons,  bis zum Ende und öffnete die Schleuse zu ihrem eigenen Quartier.

Hastig zog sie das Amulett aus der Tasche und durchwühlte ihre Habseligkeiten ohne etwas geeignetes zu finden. Dann fiel ihr Blick auf die alte Arbeitsweste. Das konnte funktionieren. Wenige Sekunden später fixierte sie die sehr provisorisch wirkende lederne Hülle um das Artefakt mit hitzebeständigem Isolierband. Es konnte Haut verbrennen - das hatte sie gesehen, aber sie durfte es nicht länger in der Tasche aufbewahren. Wenn er es jetzt wollte musste er sie angreifen. Sie prüfte die Stabilität der Kette, ehe sie das Artefakt unter ihrer Uniform verschwinden ließ.

Zurück zu Enkidi.  Beherzt trat sie durch das Schott.