Ras Chandras Kabine
Der Anblick war nicht so schlimm, wie er erwartet hatte. Der Kossacke kauerte auf Händen und Knien, als sei er gefallen, oder sturzbetrunken. Er roch nach Alkohol, aber nicht so schlimm, daß er wirklich handlungsunfähig war. Die Rüstung lag im Raum verstreut, Ras trug nur die gepolsterte Schutzkleidung, die zur Not auch als Uniform durchgehen konnte. Durchgegangen war.
Der Adjutant hatte nicht gewagt, hinter Ras aufzuräumen. Niemand hatte sich dem bebenden Tier genähert. Ras kauerte dort wie ein verwundeter Stier mitten in einer Hazat-Corrida. Dieses Schlachten von Stieren ließen sie sich einfach nicht abgewöhnen. Kulturelles Erbe.
Sein Atem ging keuchend, stoßweise, sein Brustkorb krampfte sichtlich, und Schweißperlen standen in dem feuchten Haar. Er hatte fürwahr formidable getobt, der Kossacke. Sein Lehnsmann. Andrei schüttelte ruckartig den Kopf.
Es tropfte von Ras Augen, sein Nacken war gebeugt, das Gesicht gerötet, er starrte auf den Boden, wo die Tränen ein böllig zufälliges Muster bildeten. Tränen und Speichel. Trauer war nie edel, war nie schön, nie erhaben. Askorbiten können nicht weinen, sagt man. Zumindest stöhnen sie nicht wie Tiere.
Andrei trat näher, spürte das unwillige Zucken in Ras mehr, als er es sah. der Kossacke war erschöpft, wartete nur darauf, daß ihn etwas berührte, etwas zurückrief. Er umkreiste ihn langsam, hielt den Blick die ganze Zeit auf ihn gerichtet, setzte Stiefelspitze vor Stiefelspitze, beschrieb eine Spirale, die ihn zuletzt mit den Knien an Ras Schulter führte, nah genug, um nur einem Artem entfernt zu sein.
Und Ras, der ihn bekämpft hätte, wenn er sich ihm sofort genähert hätte, tastete blind nach Andreis Beinen, legte den Arm um sein Knie und berührte den Oberschenkel mit dem heißen, feuchten Gesicht. In seinem Schmerz, vollkommene Unterwerfung.
Andrei legte ihm eine Hand auf das Haar. "Ich verstehe, Ras. Es ist gut."
Und gab ihm Zeit. Es war nicht der Moment, um eine mögliche zweite Hochzeit zu besprechen.