Zu Halloween gibt es natürlich wieder jede Menge "Feiertagsprogramm", das heißt in der Regel viele Wiederholungen, Standard-Blockbuster und die üblichen Horrorfilme.
Vorhin habe ich in meiner Fernsehillustrierten (ja, ich lese so 'was noch, wie früher Oma...) geblättert und mich noch kurz gefragt, "Hey, wo sind denn heute Abend die Horrorfilme?" und dann fand ich auch gleich welche: 20:15 Uhr auf RTL 2 "Die Neue Hitparade", über 2einhalb Stunden lang. Das ist echt gruselig, danach schockiert einen nichts mehr.
Aber im Ernst, es gibt auch noch kleine unerwartete Entdeckungen und rare Filmperlen. Richtig überrascht hat mich zum Beispiel der hier - ein Film, den ich bisher noch nicht kannte:
Heute Abend, 3sat
um 0:45 Uhr
NADJA (1994, von Michael Almereyda)
Ein Preisboxer wird im New York der 90er mit Vampirismus konfrontiert, als er in das Ränkespiel der Tochter des Grafen Dracula gerät. Der Independentfilm unterläuft gängige Erwartungshaltungen und arbeitet mit Anleihen aus dem Expressionismus und elektronischen Verfremdungseffekten. Prominent besetzt und rauschhaft inszeniert, bringt er das Dämonische des Genres auf den Punkt.New York der Gegenwart: Nachdem Dr. Van Helsing ihren Vater ermordet hat, hoffen die Vampirzwillinge Nadja und Edgar auf ein Leben befreit von dem blutigen Fluch, der auf ihnen lastet. Edgar schwört dem Vampirismus ab und lässt sich von seiner großen Liebe Cassandra in seinem Todeskampf beistehen. Doch Nadja kann ihren Gelüsten nicht widerstehen. Sie verführt Lucy, die Ehefrau von Van Helsings Sohn Jim, die dem Bann der Vampirin verfällt. Dadurch kommt Van Helsing auf die Spur der Zwillinge und beschließt, sie zu vernichten. Mit einer Bluttransfusion kann Nadja Edgars Tod verhindern und ihn und Cassandra mithilfe ihres Dieners Renfield in ihr Haus verschleppen. Auch Lucy zieht es in ihrer Willenlosigkeit zu Nadja. Jim und Van Helsing folgen ihr und es kommt zum blutigen Kampf mit der Vampirin, im Zuge dessen sie Cassandra entführt und nach Rumänien flieht. Zusammen mit Edgar, der seine Schwester töten möchte, um dem Fluch ein Ende zu bereiten, folgen Jim, Lucy und van Helsing Nadja nach Rumänien. Diese hat jedoch einen Weg gefunden, dem endgültigen Tod zu entrinnen.
Wie auch in seiner starbesetzten Shakespeare-Adaption "Hamlet" zeigt Regisseur Michael Almereyda in "Nadja" sein Talent, große literarische Stoffe mit Kreativität zu aktualisieren und in schwindelerregender Ästhetik in die Gegenwart zu versetzen. In düsteren, stark kontrastreichen Schwarz-Weiß-Bildern, die mit Sequenzen in Pixelvision durchsetzt sind, macht Almereyda aus der bekannten Dracula-Geschichte einen erotischen, traumähnlichen Rausch, der sich in erster Linie mit spirituellen Fragen auseinandersetzt. Mit feiner Ironie bricht er Klischee beladene Momente und schafft es, seine Figuren humorvoll zu zeichnen, ohne ihnen ihre Tiefe zu nehmen. Besonders beeindrucken dabei Schauspiel-Legende Peter Fonda in einer vielsagenden Doppelrolle als Dracula und Van Helsing und die rumänische Schauspielerin Elina Löwensohn, die ihre Titelrolle mit anmutiger Sinnlichkeit verkörpert.
Im Anschluss an "Nadja" zeigt 3sat zum Abschluss der Vampirfilmreihe den Kultspielfilm "Blut an den Lippen".
(Quelle: Offizielle Website 3sat.de)