Angeregt vom OT im TR vs. CR Thread, hier nun ein eigener Thread zum Thema Spielzeit.
Unsere Rollenspielzeit ist begrenzt. Das wird, denke ich, niemand ernsthaft bestreiten. Selbst wenn man nicht schlafen und arbeiten müsste, wäre nach 80 Jahren oder so trotzdem Schluss. Praktisch gesehen ist bei einer Sitzung normalerweise viel früher Schluss: nämlich wenn man ins Bett muss, weil man morgens früh raus muss, morgens früh raus war, der Partner / die Partnerin einen auch mal wieder sehen möchte, das Kind schreit usw. Man hat pro Sitzung also nur eine begrenzte Zeit T.
Außerdem kann man nicht alles gleichzeitig haben. Die menschliche Aufmerksamkeit ist begrenzt und kann sich eigentlich nur auf eine Sache wirklich konzentrieren. Dementsprechend sind eigentlich alle beim Rollenspielen durchgeführten Tätigkeiten ausschließlich, d.h. ich kann nur eine Sache gleichzeitig machen, verschiedene Dinge müssen hintereinander kommen. Ich kann sicher ziemlich schnell zwischen verschiedenen Rollenspiel-Tätigkeiten springen aber nicht verschiedene wirklich gleichzeitig ausführen.
Nimmt man diese beiden Grundannahmen, so ergibt sich, dass jede Tätigkeit im Rollenspiel, die (wie das Tätigkeiten eben so machen) eine Zeit T
1 beansprucht, für die restlichen Tätigkeiten nur eine Zeit T
rest = T – T
1 übrig lässt. Jede Tätigkeit verbraucht also die Ressource Zeit und lässt weniger für alle anderen möglichen Tätigkeiten übrig. Das heißt, dass z.B. mehr Kampf im Spiel automatisch weniger Dialoge bedeutet, denn der Kampf belegt Zeit, die man hätte für Dialoge nutzen können. Dies gilt für alles Mögliche: Systemmanagement (Würfeln u.a.), Dialoge, Meta-Ebene, ausschmückende Beschreibungen, OT-Gelaber, ...
Kommen wir zum Punkt (na ja, falls das überhaupt einen hat hier): jede Entscheidung für eine Tätigkeit im Rollenspiel ist automatisch eine Entscheidung gegen alle anderen möglichen Tätigkeiten. Es findet also immer eine Abwägung (wohl fast immer unbewusst) statt, bei der sich für eine und gegen die anderen Tätigkeiten entschieden wird.
Was will Fredi uns denn damit schon wieder sagen?
Es wird oft von so genannten Hybriden geredet. Die gibt es IMO aber immer nur als Abwägung, d.h. man kann nicht Sum, Ram und Naf (oder wie die Kategorien auch immer heißen) gleichzeitig haben. Wenn man einen Sum/Naf Hybriden spielen will, dann geht immer eins zu Lasten des anderen. Wenn man mit D&D höfische Intrigen spielen will, blockiert das Kampfsystem Zeit, die nicht mehr für die Dialoge zur Verfügung steht. Es muss deswegen immer eine Abwägung getroffen werden, für und gegen Tätigkeiten.
Und sicher gibt es auch Möglichkeiten, verschiedene Tätigkeiten abzuwechseln. Dafür kann es auch gute Gründe geben, z.B.:
- Mir macht gerade diese Mischung von Tätigkeiten Spaß.
- Ich brauche etwas Abwechslung zwischen den Tätigkeiten, damit es mir Spaß macht (eng verwandt mit dem Punkt davor).
- Man macht Kompromisse, damit es anderen Spielern mehr Spaß macht.
Fazit: Jedes mehr an X im Rollenspiel bedeutet automatisch ein weniger an Nicht-X. Und wenn jemand behauptet, dass er X
und Y macht, dann kann das sein. Nur macht er weniger X als der, der
nur X macht und weniger Y als der, der
nur Y macht.
Banal? Ja. Aber ich wollt’s halt mal loswerden.