Jasons Schuss ist noch nicht verhallt, als Juan auch schon losstürmt, mit einer Geschwindgkeit die auch die erfahrensten Kämpfer der Angels Staunen lässt:
Ein scharfer Knall aus einer Pistole, ein Angel sinkt in die Knie und seine Schulter dient als Sprungbrett zur einem leeren Bücherregal an der Wand, welches wiederum nur Zwischenstation auf einem weiteren Satz zum Halteseil eines Kronleuchters ist. Mit einer Hand greift Juan das Seil während, noch im Sprung, die andere die zweite Pistole zieht und damit punktgenau den Haltebolzen des Seiles trifft.
Dieses löst sich, der Kronleuchter saust nach unten, und da die horizontale Halterung nun auch entfernt ist, macht Juan einen Seitwärtsschwung, welcher durch das sich verkürzende Seil auch eine nicht zu verachtende vertikale Komponente besitzt. Auf dem Scheitelpunkt seiner Bahn läßt der Castilianer das Seil fahren - donnernd kracht der Leuchter mitten unter die davonstiebenden Angels - und läßt sich vom Schwung des Fluges weitertragen. Fast scheint es, als verfehlte er sein Ziel, aber dann bekommt eine Hand doch das Geländer der Empore zu fassen. Einmal vor und einmal zurückschwingen, und Juan wuchtet sich in der Art eines einhändigen Felgaufschwungs über das Geländer. Die wenigen Angels dort oben waren gebannt von dem verbalen Schlagabtausch, der sich unten zwischen ihrem Führer und den Fremden abspielt, so daß sie von Juans plötzlicher Anwesenheit fast völlig überrascht sind. So ist es ihr Glück, daß der Castillianer nicht ihretwegen diesen Weg nimmt - das Schicksal der Unglücklichen, die auf seinem Weg zu Esmeraldas Zimmer stehen läßt erahnen, wie furchtbar seine Klingen unter den Schurken wüten würden.
Stich links, Ducken, Rückhandschnitt rechts, Drehung, Tritt in die Leistengegend, Ausweichen, Doppelattacke zur Kehle, Griffhieb rechts zum Nasenbein, Linkhandstich durch eine Augenhöhle...Juan geht durch die Reihen der Angels wie ein heißes Messer durch Butter. Nein, "gehen" ist falsch; vielmehr hat es den Anschein eines Tanzes. Eines tödlichen Tanzes. Jede Bewegung hat die Präzision eines Chirurgen, die Eleganz eines Tänzers, die Endgültigkeit des Grimmen Schnitters und so fallen die Angels wie die Fliegen im tödlichen Stahlnetz des Castilianers.
Schließlich hält er inne. Nur noch ein Gegner ist in Sichtweite - in Deckung hinter Esmeralda, das Messer an ihrer Kehle. "Lass sie los, oder Du wirst dich nach den Feuern Legions sehnen, bevor ich mit dir fertig bin" knurrt Juan heiser. Der Blick des Angels fällt in die vor heißer Wut brennenden Augen Juans und er fällt seine Entscheidung: Mit einem tierhaften Aufschrei stößt er die junge Frau von sich, über das Geländer der Galerie, in die Tiefe und wendet sich zur Flucht.
Juan regiert blitzschnell: Er lässt seine Waffen fallen und gedankenschnell hechtet er seiner Geliebten hinterher; mit einer Hand ergreift er ihren flehend nach oben ausgestreckten Arm, mit der anderen hält er sich am Geländer fest - Esmeralda scheint gerettet. Aber dies ist ein denkbar denkbar schlechter Ort zum Herumhängen: Beinahe 10 Meter unter der jungen Frau befindet sich ein Waffenständer, bestückt mit Lanzen und Hellebarden, die Spitzen drohend, tödlich nach oben gereckt - und Juans Kraft reicht nicht mehr aus, sie beide nach oben, in Sicherheit, zu ziehen.
>>> Schnitt <<<
In Nahaufnahme ist ein Teilstück des Geländers zu sehen, in dem noch immer die Axt eines Angels steckt, welche Juan verfehlt hat. Es knirscht zunächst, und dann löst sich mit einem vernehmlichen Knacken ein Teil aus seiner Verankerung, wodurch sich das Geländer ruckhaft ein Stück neigt.
Der angstvolle Aufschrei der jungen Frau übertönt klar und hell den Kampfeslärm im großen Saal.