Mal generell ... je besser man wird, desto schwieriger ist es, Kritik zu üben. Ist einfach so. Gilt im Übrigen auch für Gruppen, in denen man länger spielt. Bei letzterem Aspekt "fährt" sich dann alles irgendwie ein ... Aufbrechen kann man da nur etwas, indem man mal ins ganz kalte Wasser springt - z.B. auf Cons. was anbietet und vor allem (!) blutjunge - unbedarfte - Anfänger leitet.
Zum Äußern von Kritik ... Es kann durchaus möglich sein - ich selbst bin diesbezüglich kein Fachmann-, dass "Kritik" mit einem Negativ-Aspekt belegt ist, d.h. man äußert Dinge, die einem nicht gefallen haben. Unter "positiver Kritik" wird eher "Lob" verstanden. Daher ist es vielleicht verständlich, wenn man nach "Kritik" fragt, sowohl Kritik und Lob hören möchte, aber dann eben nur "Kritik" (negativ, Mängel usw.) bekommt
Daneben verhält es sich wohl auch so, dass einem negative Dinge mehr auffallen als positive Tatbestände. (Ist einfach so.)
Allerdings gehört zur kritischen Äußerung auch die Fähigkeit, mit Kritik umgehen zu können. Das ist - generell beobachtbar - ein Problem. Da gibt es Leute, die fühlen sich an den Karren gefahren, wenn jemand etwas Kritisches äußert. Kritik ist aber IMMER etwas, was einen vorwärts bringen kann. Hinzu kommt: Wird freiwillig (!) Kritik geäußert, ist das gleichbedeutend mit einer Interessenbekundung - der Kritiker hat Interesse, weiter beim SL zu spielen. Wie geschrieben: Deshalb kommt es auch auf den Umgang mit Kritik bzw. auf die Einstellung zur Kritik an.
Wie ist das nun aber mit "positiver Kritik"? Es ist nicht notwendig, dass jemand direkt ein Lob äußert. Die Spielrunden zeigen meist eh, ob es Spaß gemacht hat oder nicht. Das bedeutet, es gibt Indikatoren, an denen der SL festmachen kann, ob das Spiel gut lief oder nicht - dazu gehören: die Spiellänge, der sichtbare Spielspaß (Lacher und Freude), besonders einprägsame Ereignisse etc. Das bedeutet, dass der SL sein Lob auch indirekt aus dem Spiel-Erleben und der nachträglichen Reflexion beziehen kann.
Es gibt dann auch noch die Möglichkeit, das irgendwie "offensiv" einzufordern. Indem z.B. ganz konkret am Ende der Runde gefragt wird, ob es Spaß gemacht hat. Oder der Spielfluss in Ordnung war. Mit anderen Worten: Je selbstkritischer ein SL, je konkreter seine selbstkritischen Fragen, desto konkreter können die Spieler angesprochen werden und desto wahrscheinlicher ist eine Antwort.
Etwas
hinterhältiger ist, den Spielern eine (nicht gewollte) Änderung im Stil (o.ä.) anzukündigen. Das muss aber auch sehr konkret sein (bspw. schnelleres oder tödlicheres Spiel). Die Spieler werden somit in eine Situation gedrängt, in der sie eine Position beziehen müssen. Reagieren die Spielern negativ, ist das Spiel in Ordnung - zumindest auf den Aspekt bezogen, den Du zu ändern angekündigt hattest. Reagieren die Spieler negativ, ist Dein Spiel noch nicht optimal, d.h. Du darfst dann ruhig was ändern
Arbo