"Die Angels beraten den amtierend Grafen von Thurau?" entfährt es Juan. "Gibt es dafür auch irgendwelche Beweise?"
Dann schüttelt er den Kopf. "Zunächst die hiesigen Angelegenheiten. Pablo paktiert mit den Angels. Ich denke, er wollte mit ihrer Hilfe Vater in den Ruin treiben, um schneller an sein Erbe zu kommen und sich schon vorher ein gutes Stück vom Kuchen zu sichern. Glaubst Du, er war dumm genug, Beweise für seinen Verrat aufzubewahren?"
Armando lacht laut auf. "Du kennst Doch Pablo. Sicherlich hat er alle Geldbeträge, die er ihnen hat zukommen lassen säuberlich notiert, um es später von seinem Anteil an der Prise zurückfordern zu können. Es würde mich nicht wundern, wenn er sogar die Zeitpunkte der Treffen und die Namen seiner Gesprächspartner mit notiert hat. Sein Hang zur Korinthenkackerei ist inden letzetn Jahren nicht eben besser geworden."
"Gut. Mein Plan war folgender: Beweise gegen Pablo vorlegen. Vater verstößt ihn, und dankt dann zugunsten von Carmen ab. Das muss natürlich nicht sein, aber so wie ich Vater kenne, wird er nach diesem Schmerz die Lust am Regieren endgültig verlieren. Giacomo ändert sein Leben und geht irgendwohin, wo er die Kniffe der Staats- und Menschenführung sowie Kampf und Disziplin lernt. Wenn sich bei seiner Rückkehr zeigt, daß er inzwischen das Zeug zu einem guten Don hat, wird Carmen ihm den Posten überlassen, schließlich steht er in der Rangfolge über ihr. Wenn nicht, wird er freiwillig verzichten. Ich für meinen Teil werde meine Angelegenheiten regeln und danach zurückkehren, um wem auch immer mit meinem Arm und meinem Rat zur Seite zu stehen.
Was meinst Du - wo könnte Pablo die Dokumente versteckt haben? Benutzt er etwas immer noch dieses Geheimfach hinter den fünf falschen Buchrücken in seinem Bücherregal, von dem er glaubt, daß es niemand kennt?"
Ein neuerliches Lachen Armandos.
"Eben das. Als würde niemandem auffallen, daß eben diese Bücher nie staubig sind - im Gegensatz zu den anderen. Ich hätte die Beweise ja schon selbst besorgt, aber dazu müsste ich in das Haus deines Vaters einbrechen - und dazu konnte ich mich bislang nicht durchringen."
"Nun, das wirst Du jetzt nicht müssen. Vater und Pablo werden auf dem Weg zur Gerichtsverhandlung sein, die gerade angefangen hat. Ich gehe die Beweise holen, wir treffen uns am Richtplatz." Eine rauhe Umarmung
"Es hat gutgetan, dich wiederzusehen, alter Freund."
*Schnitt - der Richtplatz*"Aber wo zur Hölle ist Juan?"
In diesem Augenblick galoppiert der so Verfluchte mit Halsbrecherischer Geschwindigkeit auf der gegenüberliegenden Seite des Richtplatzes vorbei. Aber die Gefährten waren nicht die einzigen, die das gesehen haben. Auf einen Wink Pablos, der den Richtplatz nicht verlassen kann ohne aufzufallen, setzen sich einige Gestalten in Bewegung um ihm zu folgen.
*Schnitt - Pablos Gemächer im Haus des Conde*Juan steht vor einem Bücherregal, neben ihm auf dem Boden liegt eine holzscheibe die gestaltet ist wie die Rücken von 5 Büchern. Er wühlt in einem Fach herum und mormelt dabei vor sich hin. "wo ist es, wo ist es, wo ist es..."...dann zieht er einen Umschlag aus dem Fach, einige Dokumente befinden sich darin. Ein kurzer Bick auf den Inhalt - es ist das gesuchte.
Der Idiot hat wirklich alles genau aufgeschrieben und dazu noch jedes Blatt mit seinem persönlichen Siegel versehen. Allein wegen der Dummheit gehört er bestraft.Juan steckt die Beweise ein, verlässt das Haus und springt auf den Rücken seines Pferdes.
*Schnitt - eine Gasse auf dem Weg zum Richtplatz*Juan kann in diesen gewundenen Strassen nicht so schnell galoppieren - bei aller Eile will er schließlich niemanden niederreiten. Und so kann er auch keine Geschwindigkeit nutzen und die Männer niederreiten, die ihm den Weg verstellen: Am Ausgang der engen Gasse auf einen Nebenmarktplatz stehen etwa 15 Mann im Halbkreis. Juan will das Pferd wenden, aber hinter ihm ist nun auch kein Durchkommen mehr. An die 25 Mann müssen es insgesamt wohl sein, alles rauhe Gesellen und bei denen mit nackten Armen ist die Tätowierung der Angels zu sehen.
Einer der Strauchdiebe, anscheinend der Anführer tritt vor und sagt: "Ist es möglich, daß Ihr etwas bei Euch habt, was Euch nicht gehört? Rückt es heraus."
Juan richtet sich stolz auf.
"Ich habe nur etwas bei mir, was für Gerechtigkeit sorgen wird. Da gibt es keine Besitzansprüche."
"Nun gut, dann also mit Gewalt."
Die Strauchdiebe ziehen ihre Waffen und machen sich angriffsbereit, als plötzlich hinter ihnen eine Stimme ertönt: