@ Preacher:
Lustig. Und ich hab immer gedacht, wenn jemand nur Behauptungen in den Raum stellt ohne denen ein argumentatives Gerüst mitzugeben, dann sind sie um so leichter als Humbug zu enttarnen. Natürlich fällt es dann schwer, sie streng logisch zu widerlegen - aber belegen lassen sie sich nunmal auch nicht, was dem ganzen doch deutlich an GLaubwürdigkeit nimmt.
Auf letzteres wollte ich ja hinaus.
Diese Problematik hast Du aber auch bei hieb- und stichfest formulierten und experimentell untermauerten Theorien. Wer sie nicht glauben will, der glaubt's auch nicht. Daran sind nicht die Modelle/Theorien, die hier meist Gegenstand der Diskussion sind schuld. Bei diesen fällt es natürlich leichter, sich hinter seiner Meinung zu verschanzen, weil es eben keine Datenbasis gibt und weil in dem Bereich eben furchtbar viel vpn der eigenen Interpretation abhängt.
Wie ich oben schrieb, bin ich mir dessen vollends bewusst. Mir ging es vor allem darum, einmal für diese Problematik zu sensibilisieren. Eine Behauptung ist noch lange nicht eine Theorie. Insofern ist die Form (Art) der sogenannten Modelle/Theorien doch schon sehr verantwortlich dafür, wie die Diskussionen laufen. Beziehungsweise - so mein Eindruck - würden sie besser laufen und produktiver sein, wenn dieser Gedankengang berücksichtigt würde.
Darüber hinaus führt eine Datenbasis auch nicht zwangsläufig zu "wahren" Ergebnissen - man kann sich auch hinter seinen Datensätzen verstecken
Auch dessen bin ich mir bewusst.
Ich würde gerne mal erfahren, was Du unter dem "Niveau" einer Theorie verstehst. Im Naturwissenschaftlichen Sprachgebrauch ist eine Theorie ein Gedankengerüst, daß zum einen bestehende Phänomene erklärt und Vorhersagen erlaubt. Je genauer sie beides ermöglicht, desto besser. Ich denke, in den Geisteswissenschaften ist der Theoriebegriff ähnlich gefasst - aber was man unter Niveau verstehen soll ist mir schleierhaft.
Ich hätte statt Niveau besser "Qualität" schreiben sollen - habe dazu auch oben ein Link gelegt. Ich zitiere mich da nochmal:
Eine sogenannte Theorie sollte meiner Meinung nach im Kern die Fähigkeit aufweisen, widerlegbar zu sein (kritischer Rationalismus; http://de.wikipedia.org/wiki/Kritischer_Rationalismus ).
Das bedeutet, dass ich wenigstens mal grob umreiße, was ich bei den Modellen oder Theorien unterstelle. In gewisser Weise dient das auch der "Prävention", denn wenn ich weiß, dass bestimmte Maßnahmen oder Aussagen nur z.B. auf den Typus des
Egospielers zutreffen, dann scheiden andere Spielertypen (Situationen) aus. Das sind Dinge, die deutlicher hervor gehoben werden sollten.
Ist Niveau bei einer Theorie also ein Maß dafür, wie schwer verständlich sie ist? Nein, nicht zwangsläufig. Nein, sogar im Gegenteil.
Hm, da habe ich mich zugegebenermaßen missverständlich ausgedrückt. Worauf ich hinaus wollte: Wenn ich mich mit einem Thema befasse, eine These entwickle und daraus eine richtige Theorie bastle,
kann es durchaus sein, dass ein Haufen Arbeiten anfallen, die auf einen Dritten nicht sonderlich interessant wirken oder die schwer zu verstehen sind (aber trotzdem notwendig sind). Wenn ich bspw. eine These empirisch untermauern möchte, dann werden Dritte ggf. schon beim Anblick einer Tabelle abschalten
Das kann aber auch schon bei Begriffserklärungen oder auch beim Erklären der Modellannahmen geschehen.
Nun fordere ich nicht, dass alles streng wissenschaftlich sein muss. Ich will nur darauf hinweisen, dass eine Theorie eben doch etwas mehr ist, als eine einfache Behauptung. Und dabei kann es zu Vermittlungsproblemen gegenüber Dritten kommen. Gerade aus diesem Grunde ist es ja auch notwendig, die eigene These dann - abschließend - auch verständlich rüber zu bringen, sofern man die Akzeptanz der Öffentlichkeit wünscht (Trennung zwischen reiner theoretischer Arbeit und Präsentation; Präsentation = Einstieg in das Theorie-Feld).
(Hinweis: Ich schriebe ausdrücklich das die Theoriearbeit unverständlich sein
kann, aber nicht muss! Ist sie es, dann soll sich die Theorie nach außen hin - wenn sie sich nach außen wendet - um Verständlichkeit bemühen; was zu Lasten der Details gehen kann - um vollständige Details geht es aber diesbezüglich nicht, sondern um das Wecken von Interesse.)
Einschränkung zu dieser Aussage: Der Gegenstand der Theorie (manches Lässt sich nicht einfach erklären) und der "Detailgrad" der Erklärung (wenn man alles zu 100% mit reinnehmen will, dann kann man nun mal nicht sehr vereinfachen).
Nochmal: Es ging mir um die Einstellung, mit der sowas betrieben wird. Es macht für mich schon einen Unterschied, ob ich einfach eine Behauptung aufstelle und dies dann Theorie nenne oder ob ich mir die Mühe mache, ein gedankliches Konstrukt zu bauen, zu dem etwas mehr gehört. Das ist letztlich auch erforderlich, um sich damit auseinander setzen zu können. Ansonsten führen wir hier unsere Glaubenskriege a la "Ich habe recht. Nein, hast Du nicht - ich habe Recht. Nein, das stimmt nicht: Ich habe Recht. usw.".
(Hinweis: Ich weiß selbstverständlich, dass es selbst in wissenschaftlichen Bereichen energische Auseinandersetzungen - einem Glaubenskrieg gleich - gibt. Es wäre also utopisch, zu erwaten, dass dies auf einer semi-proffessionelen Ebene ausbleiben würde. Nichtsdestotrotz ist es produktiver, wenn man durch das Abstecken des Gültigkeitsbereiches der eigenen Theorie bei solchen Diskussionen zum eigentlichen Kern vorstößt. Das ist bei allgemein gehaltenen Behauptungen schwieriger.)
Zu einer sinnvollen Diskussion gehört aber trotzdem immer ein gewisses Hintergrundwissen:
Beschränkte Zustimmung, denn es ist nicht ganz unerheblich, wie der Zugang zum Hintergrundwissen gestaltet ist. Insofern ist es - wie ich schrieb (aus meiner Sicht) - ein Marketingproblem, wenn einerseits Öffentlichkeit und damit eine fruchtbare Diskussion gefordert wird, man andererseits aber feststellt, dass die Öffentlichkeit schlecht zu erreichen ist. Abgesehen davon - im Zusammenhang auch mit der Fremdwörterdiskussion - stellt sich natürlich auch die Frage, inwieweit neue und eigenständige Ideen Zugang haben, d.h. inwiefern diese in "Theoriekreisen" akzeptiert und geduldet werden. Fredi hat diesbezüglich mit seinem neuen Thread einen lobenswerten Anstoß gegeben
Es gibt einfach nur extreme Umgebungsbereiche, wo sie nicht greift. Newton ist ebensowenig "falsch", und das zu behaupten käme auch niemand in den Sinn - in allen Fällen, die in unserer normalen Umgebung vorkommen, genügen seine GLeichungen vollauf - nur wenn man nahe an die Lichtgeschwindigkeit kommt, eben nicht mehr - dann greift Einstein.
Dies ist - sehr anschaulich - genau das, was ich - wohl sehr umständlich
- weiter oben versucht habe zu erklären. Es geht mir in den Theorien darum, eventuellen Umgehungsbereiche (oder im Gegenteil: Gültigkeitsbereiche; weils ggf. einfach ist) aufzuzeigen. Ansonsten sollte man so ehrlich sein, direkt kenntlich zu machen, dass es sich um eine persönliche Idee bzw. Meinung handelt. Das - Letzteres - muss nicht negativ sein und kann damit auch zu einer besseren (produktiveren und gelasseneren!!!) Diskussion beitragen.
Aber nun Butter bei die Fische ...
Wer wirklich mitdiskutieren will, sollte sich wenigstens ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt haben.
Zusatz: Wer Theorien abfasst, sollte in diese aber auch so viel Mühe investieren, dass es sich dann um mehr als nur eine bloße Behauptung handelt. Im letzteren Falle könnte der Laie durchaus befähigt sehen, mit zu sprechen, dann es handelt sich ja um nichts weiter als um einen - vielleicht auch umständlich verschleierten - Meinungsstreit. Und eine Meinung hat jeder (denke ich).
Es sollte ein Bereich "Theorie für Laien" eingeführt werden (um den Begriff "Dummies" zu vermeiden).
Die Laien sollten sich im klaren sein, daß vereinfachte Erklärungen eben vereinfachen und nicht zu 100% alles darstellen.
Man sollte akzeptieren, daß es nur Theorien sind - keine unumstößlichen Wahrheiten, schon gar keine absoluten Wahrheiten und ganz sicher nicht der Weisheit letzter Schluß. Und wenn das beide Seiten akzeptieren, dann dürfte das Klima deutlich besser werden.
Zustimmung, nur sollte genau DAS auch von den sogenannten Theoretikern beachtet werden. Darüber hinaus als Forderung an diese Fraktion: Das Bemühen um eine verständliche Sprache (ggf. Trennung zwischen Theoriearbeit und Präsentation, s.o.).
Hinweis: Vielleicht könnte diesbezüglich eine Art "Agenda" (Richtlinien) helfen.
@ Boba:
Vollste Zustimmung, gerade zu den letzten Punkten. So treffend habe ich es leider nicht vermocht, darzustellen
-gruß,
Arbo