Ich würde hiermit gerne ein Thema aufgreifen, das in einer anderen aktuellen Diskussion gefallen ist.
Spielberichte, wie man sie in den Diaries of Sessions lesen kann, sind oft langweilig. Das ist kein Vorwurf von mir an andere, denn ich schreibe ja selbst einen dort; aber schon beim Schreiben denke ich in der Regel, dass das viel zu langweilig ist, um wirklich gelesen zu werden. Woran liegt das?
In meinem Fall würde ich folgende Dinge identifizieren:
1. Das Argument, das Fred sicher bringen würde und das hier auch voll und ganz zutrifft: es gibt keine Story im literarischen Sinne. Weder im eigentlichen Spielablauf noch in der Nacherzählung folgt das (klassische) Spiel den Regeln, die wir von der Literatur und dem Film her gewohnt sind. Beim Lesen (und auch beim Schreiben) haben wir aber eine eher literarische Erwartungshaltung, deshalb ist es nicht sehr erbaulich, wenn man von ständigem Versagen oder dem Verfolgen falscher Fährten liest. Da aber der Fokus beim Spiel eben nicht auf der Konstruktion der optimalen Story liegt, ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich eine formell brilliante Story ergibt, die dann entsprechend nacherzählt werden kann.
2. Der zweite Punkt ist in meinem Fall die Position des Spielleiters. Der Spielbericht über die UA-Spielrunde ist nämlich m. E. sehr wohl literarisch genießbar, also nicht langweilig - weil sie aus der Sicht der Spielfigur geschrieben wurde, als Ich-Erzählung. Diese Position hat der Spielleiter nicht, er sieht immer das ganze Bild. Obwohl UA eher ein klassisches Spiel ist, ergibt sich in einer Ich-Erzählung leicht eine Story, die vorher nicht da war, weil der Erzähler das Pacing übernimmt. Aus einer ganzen Spielsitzung wird so leicht ein 'dann haben wir ein paar falsche Fährten verfolgt, bevor wir...' - und weiter geht es mit der nächsten Sitzung. Wenn ich aber als Spielleiter als Bericht nur schreiben würde 'Heute haben die Spieler nichts begriffen und alle Hinweise übersehen', dann klingt das irgendwie scheiße - und wird der Spielsituation vermutlich nicht gerecht, denn beim Rollenspiel kann ein Abend voller Fehlschläge durchaus trotzdem sehr viel Spaß machen.
3. Ein unwesentlicherer Punkt ist einfach logistischer Natur: wenn ich die Handlung einer Kampagne spannend und literarisch aufbereitet präsentieren wollte, müsste ich einen dicken Roman schreiben. Das würde den Rahmen des Forums ein wenig sprengen...
Wie könnte also ein Spielbericht von einem SL so abgefasst werden, dass er trotzdem interessant zu lesen ist?
Robin