Autor Thema: Handlungsstrukturen  (Gelesen 1651 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

NiceGuyEddie

  • Gast
Handlungsstrukturen
« am: 15.06.2005 | 15:48 »
(Ich bin mit dem Titel noch ein wenig unzufrieden, aber das kann man ja noch ändern)

Handlungsstrukturen also. Darunter verstehe ich in diesem Zusammenhang (da sieht man mal wie unpräzise dieser Begriff ist) größere Strukturen einer Rollenspiel Kampagne und eher zweitrangig die kleineren Strukturen die man einem Abenteuer/Spielabend gibt.
Ein gutes Beispiel dafür, wäre z.B. das Modell einer Fernsehserie (mit Spotlightepisoden und so, ihr ahnt sicher in welchem Rollenspiel man dieses Beispiel aktuell finden kann). Aber auch One-Shots würde ich in diesem Zusammenhang gelten lassen.
Und jetzt die üblichen Fragen: Haben eure Kampagnen spezielle Handlungsstrukturen, für die ihr euch bewusst entschieden habt? Wenn ja: wie läuft das? Wenn nicht: Warum nicht? Machen solche Strukturen in euren Augen Sinn?

Mich interessiert das Thema gerade, weil ich zurzeit über die Vor- und Nachteile einer Fernsehserienstruktur nachdenke.

Offline Smendrik

  • Das Monster über dem Bert
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.638
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: DeadRomance
Re: Handlungsstrukturen
« Antwort #1 am: 15.06.2005 | 16:19 »
Ich muss ehrlich sagen ich versteh nicht ganz was du meinst...  ???
Was nützt alle Magie der Welt, wenn man damit nicht mal ein Einhorn retten kann?

Sleep is like the unicorn - it is rumored to exist, but I doubt I will see any

Offline Jestocost

  • Famous Hero
  • ******
  • even if it's sunday may i be wrong
  • Beiträge: 3.294
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Jestocost
    • Unknown Armies - Ein Rollenspiel um Macht und Konsequenzen
Re: Handlungsstrukturen
« Antwort #2 am: 15.06.2005 | 16:33 »
Meine Unknown Armies Kampagne basiert zum Beispiel auf dem typischen Tatort-Paradigma:

Am Anfang des Spielabendes werden die Charaktere zum Ort des Verbreches gerufen, und im Verlauf des SPielabends (oder auch zwei) lösen sie den Fall, schlagen sich mit ihrem Privatleben herum und entwickeln ihren eigenen Metaplot...
"When I became a man, I put away childish things, including the fear of being childish, and the desire to be very grown up."
--C.S. Lewis, 1947

Komm in den okkulten Untergrund - das UA Forum!
www.unknown-armies.de

Offline Smendrik

  • Das Monster über dem Bert
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.638
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: DeadRomance
Re: Handlungsstrukturen
« Antwort #3 am: 15.06.2005 | 16:39 »
Also ist der Metaplot das Privatleben der Charaktere und nicht zB die große Regierungsverschwörung?
Was nützt alle Magie der Welt, wenn man damit nicht mal ein Einhorn retten kann?

Sleep is like the unicorn - it is rumored to exist, but I doubt I will see any

Offline Jestocost

  • Famous Hero
  • ******
  • even if it's sunday may i be wrong
  • Beiträge: 3.294
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Jestocost
    • Unknown Armies - Ein Rollenspiel um Macht und Konsequenzen
Re: Handlungsstrukturen
« Antwort #4 am: 15.06.2005 | 16:48 »
Das Grundkonzept der Gruppe ist "Okkulte Sheriffs": Ihr Vorgängen hat ein Auge auf den okkulten Untergrund gehabt und jetzt haben die SCs den Job am Hals... Klar gibt es Aktionen, die sich im Background abspielen, aber du hasdt recht - normalerweise sind die Spieler mit dem Leben ihrer Charaktere beschäftigt und nicht damit, riesige Verschwörungen aufzudecken...

Das schöne an so einer Struktur ist auch, dass man mehr oder minde abgeschlossene Geschichten an einem Abend spielt - und das es nix ausmacht, wenn mal ein Spieler fehlt...
"When I became a man, I put away childish things, including the fear of being childish, and the desire to be very grown up."
--C.S. Lewis, 1947

Komm in den okkulten Untergrund - das UA Forum!
www.unknown-armies.de

Ein

  • Gast
Re: Handlungsstrukturen
« Antwort #5 am: 15.06.2005 | 17:56 »
IMO sollte man hier besser den Begriff Kampagnenstruktur benutzen.

Ich benutze für meine L5R-Kampagne, genau wie Tim, ein Fernsehserien-Format und zwar das Format von Fernsehsserien, die sich mit chinesischen Legenden befassen (zhuang qi ju). Hier findet stets eine Mischung aus Action, Liebe und Charakterentwicklung. Es sind so zu sagen Soaps mit 20% Kampfeinlagen.

Konkret bedeutet das, dass die Geschehnisse zwar in Folgen unterteilt sind, dass man trotzdem keine isolierten Einzelfolgen hat. In jeder Sitzung wird vielmehr immer wieder ein alter Handlungsfaden wieder aufgenommen und falls nötig ein neuer begonnen. Es wird eine fortlaufende Geschichte erzählt, die sich immer wieder einmal stärker mit den persönlichen Seiten beschäftigt, um dann wieder zu den größeren Ereignissen zurückzukehren. Allerdings nimmt der Metaplot aller höchstens 50% ein. Viel Zeit wird mit dem kleinen, persönlichen Erlebnissen und Schicksalen der Charaktere verbracht.

Offline Bad Horse

  • Erste Elfe
  • Titan
  • *********
  • Zimt macht die Gedanken weich!
  • Beiträge: 32.544
  • Username: Leonie
Re: Handlungsstrukturen
« Antwort #6 am: 16.06.2005 | 13:34 »
Ich verwende eine eher klassische Kampagnenstruktur: Es gibt einen Hauptplot, und der taucht immer mal wieder auf. Nicht in jedem Abenteuer, aber doch häufig genug, daß die Spieler immer wieder Bröckchen davon finden können (teilweise auch in Abenteuern, in denen es nicht geplant war).

In meiner UA-Kampagne ist der Hauptplot durch einen Lesefehler entstanden und kristallisiert sich so nach und nach (ja, auch für mich) heraus. Ich versuche, die Struktur der Kampagne offen genug zu halten, um neue Ereignisse oder Sachen, die die Spieler interessieren, noch einflechten zu können.

Meine Abenteuer folgen keiner festen Struktur. Wenn die Spieler mir nicht erzählen, daß die Chars beim nächsten Mal dies und das machen wollen, dann taucht meist eine Art Haken auf, um den sie sich kümmern können oder nicht. Wenn sie sich kümmern, gut, wenn nicht, verdichtet sich die Handlung, bis sie sich irgendwie kümmern müssen. Beispiel: Eine mysteriöse Leiche taucht auf und verschwindet wieder. Charaktere machen weiter Tagesgeschäft. Dann wird SC1 angegriffen und von der 'Leiche' gerettet. Plötzlich ist das CIA und der Army-Geheimdienst mit im Spiel... (na klar, da hätten sie sich immer noch nicht kümmern müssen - aber ich hab ja glücklicherweise Spieler, die ihre Chars neugierig, lebendig und risikobereit spielen)...
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Bitpicker

  • /dev/gamemaster
  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 3.506
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: bitpicker
    • Nyboria - the dark side of role-playing
Re: Handlungsstrukturen
« Antwort #7 am: 17.06.2005 | 08:01 »
Bei meinen Kampagnen sind häufig keine geschlossenen Abschnitte erkennbar, die man als 'Folgen' bezeichnen könnte. Eher sind die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verwoben wie die Stränge eines Seils. Ich achte auch nicht darauf, dass ein Spielabend unbedingt mit einem Höhepunkt oder gar Abschluss endet. Das würde bei meinen Spielern auch nicht funktionieren, da wir selten mehr als zwei, drei Stunden am Stück zur Verfügung haben.

Was die Kampagne selbst angeht, gibt es meist ein von Anfang an mehr oder weniger absehbares Ziel, auf das sie hinsteuern soll, das auch die Spieler und in der Regel die Charaktere kennen. Eine über ein paar Jahre Echtzeit gelaufene Werwolf-Kampagne begann z.B. mit der Zerstörung des Caerns der Werwölfe und hatte von Anfang an dessen Wiedereinrichtung zum Ziel. Aber das heißt nicht unbedingt, dass dieses Ziel auch erreicht wird, theoretisch könnten die Charaktere auch aufgeben und einen völlig anderen Weg einschlagen.

Im Augenblick bastele ich an zwei historischen Kampagnen, die kein festes Endziel haben, sondern bestimmte historische Perioden beleuchten sollen. Da gibt es zwar Themen wie z.B. 'Landnahme der Angelsachsen in Britannien', aber kein bestimmtes Ziel, das den Spielern und Charakteren vorher bekannt ist. Es gibt einen zusätzlichen Plot, aber der soll erst im Lauf des Spiels erkannt werden.

Robin
Wie heißt das Zauberwort? -- sudo

(Avatar von brunocb, http://tux.crystalxp.net/)

Offline Silas

  • Experienced
  • ***
  • Spurensucher
  • Beiträge: 251
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Silas
Re: Handlungsstrukturen
« Antwort #8 am: 18.06.2005 | 19:01 »
Ich finde den Vergleich mit einer Fernsehserie sehr gut.....besonders den "Serientod"....die Spielwelt dreht sich in anderer Besetzung weiter  >;D
Seid gegrüßt, Freunde, Gefährten und Verbündete im Kampf gegen das Böse!

Offline Chaosdada

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.538
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Chaosdada
Re: Handlungsstrukturen
« Antwort #9 am: 18.06.2005 | 19:10 »
In meiner UA-Kampagne ist der Hauptplot durch einen Lesefehler entstanden und kristallisiert sich so nach und nach (ja, auch für mich) heraus.

??? Das hört sich ja höchst interessant an.

Offline Bad Horse

  • Erste Elfe
  • Titan
  • *********
  • Zimt macht die Gedanken weich!
  • Beiträge: 32.544
  • Username: Leonie
Re: Handlungsstrukturen
« Antwort #10 am: 20.06.2005 | 16:20 »
War es auch, oder ist es noch.

Wir haben damit angefangen, zu sagen, daß wir gerne eine neue UA-Kampagne hätten. Aliana wollte das mal spielen, Criel mag das System auch und Woozle kam eigentlich explizit deswegen zur Gruppe. Danach haben wir überlegt, in welchem Rahmen das stattfinden wird, und kamen irgendwann auf die FBI-Poststelle. Dann habe ich gesagt, daß ich gerne im Südwesten der USA leiten würde, daher also in der Nähe von Tucson.

Dann haben wir Chars gemacht. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Idee, was ich eigentlich machen sollte (ich habe mir aber angewöhnt, erst die Chars zu kriegen und mir dann Gedanken über die tatsächliche Kampagne zu machen). Und dann laß ich das Wort "Rüdelfelle" auf Criels Charbogen (eigentlich hieß es rückfällig...  :-\). Um zu verstehen, was danach passierte, muß man eigentlich Aliana und Woozle kennen - den beiden gefiel das Wort, sie fanden es witzig, und dementsprechend wurde es den ganzen Abend über hin- und hergeworfen. Also hab ich beschlossen, mir zu überlegen, wer oder was Rüdelfelle ist, mir fiel ein Roman ein, den ich kurz davor gelesen hatte, und peng! hatte ich ein Konzept. Ein paar Väter-Definitionen später hatte ich mehr Konzept, und ein paar Haustiere später noch mehr...  ;)

Mal schauen, was da noch dazu kommt...
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?