Erster Post im Forum, erster gewürgter Spieler!
Für die Geschichte muss ich ein wenig ausholen…
D&D 5e, das Kaufabenteuer „Fluch des Strahd“.
Ich leite, zwei der Spieler haben sich als SCs ein Halblings-Schurken-Duo erstellt, deren Motivation für das Abenteuer nach ihrer Festnahme infolge eines gescheiterten Auftragsmordes am Anfang mehr oder weniger Straferlass gegen Dienstleistung im Suicide-Squad-Stil war.
Die Gruppe gelangt in ein Dorf, die Straßen menschenleer, aber aus den Schornsteinen raucht es. Also vermutlich bewohnt. Nach einigen Erkungungsminuten kommt Halbling-SC 1 plötzlich auf eine wunderbare Idee, klettert auf eines der Dächer und kippt eine Flasche Öl (!) in den Schornstein. Reaktion der übrigen Gruppe dürfte auch ohne weitere Erläuterungen klar sein.
Die Hausbewohner reagieren entsprechend und kommen aufs Dach, um den Störenfried herunterzuholen. Der köpft daraufhin beide; durch den Radau wurde aber mittlerweile auch das restliche Dorf alamiert. Wütender Mob nimmt Halbling-SC 1 also fest und schleift ihn in die Kirchengruft, um ihn für zweifachen Mord an einen gefangenen Vampir zu verfüttern. Zwei der anderen Gruppenmitglieder schaffen es gerade noch, den Mob davon zu überzeugen, dass der Mörder auf andere Weise besser bestraft werden kann.
Wenn ich aber tatsächlich geglaubt habe, dass betreffender Spieler seine Lektion schon so schnell gelernt hätte, sollte ich mich wohl selbst für meine Naivität würgen. Zwei Sitzungen später…
Die Gruppe ist zu Gast in einem Karawanenlager; nach der plotrelevanten Unterredung bei einer Wahrsagerin und Geschichten am Lagerfeuer kehrt Nachtruhe ein. Halbling-SC 1 bleibt wach, schleicht sich in eines der Zelte, durchwühlt das Gepäck der Gastgeber und findet eine Flasche mit unbekannter Flüssigkeit. Es sei erwähnt, dass der Charakter (erzähl- wie regeltechnisch ein Assassine) bis zu diesem Zeitpunkt noch kein einziges Mal als Dieb charakterisiert wurde.
Halbling-SC 1 wird von einer der Wachen auf frischer Tat ertappt und gibt notgedrungen die Flasche zu… nein, nein, nein! Da er natürlich zu stolz/gierig/wasauchimmer ist, um sein Diebesgut wiederherzugeben, entkorkt er die Flasche kurzerhand und stürzt den Inhalt in einem Zug hinunter… ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, worum es sich dabei handelt.
Es hat sich als ein von mir während der Szene als giftig bestimmtes Öl herausgestellt, dessen Schaden den Charakter, sofern ich höher gewürfelt hätte, durchaus hätte töten können. Er hat knapp überlebt und wurde durch einen Heilzauber stabilisiert, allerdings von den Gastgebern zu einem Sonderauftrag als Strafarbeit verurteilt. Die Gruppe hätte ihn weider freikaufen können, hatte zu diesem Zeitpunkt aber selbst genug von derartigen Aktionen. Mit Ausnahme von Halbling-SC 2 (ingame der Bruder des Übeltäters) ist die Gruppe also weitergereist, um den Hauptplot weiterzuspielen.
Da die Spieler der Halblinge innerhalb der nächsten Wochen jeden geplanten Termin für die Sondersitzungen, in denen der Auftrag abgehandelt wurde (Halbling-SC 2 versuchte währenddessen noch, einen Waldbrand zu legen… mit Öl natürlich), absagten, haben sowohl die Spieler als auch ihre Charaktere einen beträchtlichen Teil der eigentlichen Hauptkampagne verpasst.
Wenn ich allerdings dachte, dass sie endlich dazugelernt hatten, sollte ich noch eine weitere, böse Überraschung erleben…
Sechs bis sieben Sitzungen später stoßen beide wieder zur Gruppe, die gerade einen Regime-Umsturz durchführt, der ein Attentat auf den Bürgermeister beinhaltet.
Beide Halblinge hatten zu diesem Zeitpunkt den Plan gefasst, den Hexenmeister der Gruppe zu meucheln, der durch seinen Rapenspion aber bereits davon erfahren hatte und daher bei besagtem Attentat seinen eigenen Tod vortäuschte.
Die gesamte Szenerie löste ein entsprechend großes Spektakel auf dem Marktplatz auf, währenddessen sich Halbling-SC 2 davonschlich und versuchte, willkürlich in ein paar Häuser einzubrechen. Irgendwann legte sich die Aufregung, er wurde entdeckt und von der Stadtwache quer durch den halben Ort gejagt, ehe er es schaffte, sie abzuschütteln. Anschließend marschiert er in ein Geschäft und verlangt einen Rabatt (natürlich auf Ölflaschen). Als der ihm nicht gewährt wird, enthauptet er den Händler (der zuvor noch laut um Hilfe gerufen hat) und räumt in aller Seelenruhe die Theke auf, um direkt an der Haustür von der Stadtwache gestellt und festgenommen zu werden.
Nachdem ich den ersten Spieler schon zweimal mit ähnlichen Aktionen habe durchkommen lassen, war an dieser Stelle das Maß voll. Halbling-SC 2 wurde am Anfang der nächsten Sitzung kurzerhand hingerichtet, sein Kopf von der neuen Bürgermeisterin (die die Gruppe während des Sonderauftrags der Halblinge auf ihren Vorgänger angesetzt hatte und dementsprechend ihr Verbündeter war) Halbling-SC 1 übergeben. Der bricht eine Nacht später in ihr Haus ein, um Rache zu üben, wobei er ebenfalls einen Kopf kürzer gemacht wird. Ein weiterer SC, der ihn dabei (in ein offensichtliches Himmelfahrtskommando) begleitet hatte, wurde eingesperrt und damit unspielbar.
Rückblickend betrachtet liest sich die Geschichte beinahe wie ein Märchen… zweimal knapp überlebt, beim dritten Mal das eigene Glück überschätzt. Letztendlich mussten sich aufgrund der Ereignisse zweier aufeinanderfolgender Sitzungen vier von sieben Spielern einen neuen Charakter erstellen (der Hexenmeister ist aktuell von der Gruppe getrennt); wobei es die neuen Figuren der Halblings-Spieler immerhin geschafft haben, die Gruppe nicht direkt in ihren ersten Sitzungen wieder in derartige Schwierigkeiten zu bringen.