Achtung: Textwand!
Normalerweise bin ich ja eher stiller Mitleser, aber zwecks Selbsttherapie – (mit)geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid – will ich mich auch mal ein wenig über das beschweren, was in meiner Runde in letzter Zeit so abläuft. Passt auch ganz gut zum derzeitigen Thema hier von wegen mangelnder Vorbereitung.
Wir spielen seit mittlerweile gut einem halben Jahr eine Kampagne, bei der kaum etwas weitergeht. Gleich zu Beginn war ziemlich offensichtlich, dass der Spielleiter sich zwar extrem viele nette Ideen für den Hintergrund gemacht hat, aber kaum welche wie er das dann am Spieltisch halbwegs interessant rüber bringen kann. Immer wieder ist von mangelnder Zeit fürs Vorbereiten zu hören, und dass es ja einen echt tollen Hintergrund gibt, der uns sicher gefallen wird… nur leider scheint das alles viel zu selten durch.
In diesem halben Jahr (beinahe wöchentliche Termine wohlgemerkt) hat die Gruppe nämlich ungefähr soviel Information gewonnen, wie ich das normalerweise für die ersten zwei, drei Sitzungen adäquat fände (wenn nicht gar gleich als Startexposition). Im Grunde wissen wir jetzt endlich einmal wer und was wir sind (in einer groß, auf mehrere Jahre! angelegten Mystery-Kampagne) und was so grob unsere Ziele sein könnten.
Das Problem ist halt nur: Wir kommen diesem Ziel einfach überhaupt nicht näher. Alles was wir bisher (mehrfach) geschafft haben ist den Spielleiter durch unmotiviert gelangweilte Wahnsinnsaktionen zum Verzweifeln zu bringen. Zweimal davon sogar mit Abbruch der aktuellen Sitzung, worauf bei der zweiten solchen Eskalation nicht die ganze Kampagne abgebrochen wurde, sondern statt dessen ein langjähriger Mitspieler ausgestiegen ist (aus Zorn über die ganze Gruppe).
Eigentlich sollte eine große Unterredung stattfinden, bei der dann aber nicht alle Zeit hatten und so beschränkte sich das Gespräch auf Beschwerden des Spielleiters über einen abwesenden Mitspieler, der sich zwar zugegeben manchmal sehr gehen hat lassen bei seinen Aktionen, aber sicher nicht die alleinige Ursache für alle Übel dieser Kampagne ist.
Es gab dann trotzdem einen kurzen Moment, wo es gefühlt wieder ein wenig besser ging und ich tatsächlich auch mal motiviert war weiter zu spielen. Vor allem weil ich eben endlich, wie oben erwähnt, erfahren habe worum es eigentlich geht und wir mal Ziele formulierten. Aber die letzten beiden Sitzungen kehrten dann wieder zu Schema F zurück.
Was mich persönlich am meisten an besagtem Schema ankotzt, ist dass in der Welt absolut nichts los ist. Der typische Spielabend beschränkt sich zunächst mal auf den Klassiker "Was wollt ihr machen?" gefolgt von meist banalen Spieleraktionen und dann endlich irgendwann ein Hinweis wo vielleicht mal was los sein könnte.
Meist ist das dann ein Schienendungeon, der nicht einmal bevölkert ist sondern nur aus einer Reihe von Türen oder Fallen besteht die es zu öffnen bzw. überwinden gilt. Oft auch in der von mir verhassten Spielleiter vs. Spieler Version, wo bei mir das Gefühl aufkommt es ist ein Wettbewerb in dem die Spieler zeigen müssen, dass sie mindestens so schlau wie der Spielleiter sind (das ist allerdings eben Geschmacksfrage, den anderen scheint es halbwegs zu gefallen). Am Ende wurde bisher außerdem immer entweder der Schatz der dort wartete zerstört oder war dort eigentlich genau genommen nichts von Interesse (das liegt auch am grundlegenden Szenario, doch dazu unten mehr)… wenn wir nicht schon zuvor gescheitert sind.
Gut ein wenig korrigieren sollte ich hier wohl schon: Natürlich gibt es NSCs und Geschichten, aber die finde ich so banal und austauschbar, dass für mich kaum Stimmung aufkommt. Zudem ändert es selten etwas an der grundlegenden Handlung von wegen dort ist etwas zu untersuchen, schaut mal was ihr dort findet, die sich ad nauseam wiederholt.
Kämpfe hatten wird, in einer auf Abenteuer und Schundigkeit ausgelegten Welt, genau zwei richtige… bei mehr als zwei Dutzend Spieleabenden. Beide Male haben wir dabei einen ordentliche Abreibung erhalten, beide male gingen die Spielercharaktere wie die Fliegen drauf um dann mit (heftigen) Mali wiederbelebt weitergespielt werden zu müssen. Die Gegner waren uns haushoch überlegen und es war auch so geplant. Sonst gibt es hin und wieder (vor allem von Spielern provozierte) Geplänkel, die aber nach ein zwei Angriffen erledigt sind.
Die spielerinitiierten Reibereien stammen vor allem daher, wenn wir uns ärger langweilen. Dazu muss ich auch sagen, dass ich die Reaktionen der Spieler (mich eingeschlossen) auch teils weniger gelungen finde. Oft werden unsere Figuren übermäßig aggressiv und haben schon mal die Tendenz recht makaber zu werden. Eine der Ursachen dafür ist, dass es eine Metaebene gibt, nach der die Figuren wissen, dass sie nicht wirklich Teil dieser Welt sind sondern von Außerhalb stammen.
Blöd ist halt nur, dass diese Metaebene zwar immer wieder angedeutet wird, und uns schon mehrfach gedroht wurde, dass es dort schlecht um uns steht. Belang auf die eigentliche Vorkommnisse hatte das aber bisher nur ein einziges mal: Als wir nach dem zweiten Meltdown verursachten und die Figuren in eine Besserungsanstalt verfrachtet wurden. Dort war es dann absurder Weise sogar recht lustig, vielleicht weil man dort eben auch mal was erreichen konnte.
Und wo wir schon bei Metaebenen sind: Was mich auch extrem stört ist wie schnell immer alles auf der tatsächlich realen persönlichen Ebene landet. Dass es um unsere Charaktere schlecht steht wird uns als Spielern mehr oder weniger direkt vom Spielleiter gesagt. Wenn eine Reaktion dumm ist reagiert nicht gleich die Spielwelt sondern wird mal von der Runde darüber diskutiert ob man das machen soll oder nicht. Spieler neigen aber auch dazu ihre Figuren Dinge tun zu lassen, die klar auf der OOC Ebene motiviert sind. Außerdem haben wir einen Hang dazu die Spielwelt OOC zu kommentieren (mehr noch als sonst). So richtig in Character kommen wir zwar manchmal auch, aber das sind rare (und von mir ziemlich geschätzte) Momente.
Was bleibt ist der Wunsch
endlich mal wieder etwas anderes zu spielen. Wobei ich teils schon mit den Gedanken spiele selbst auch auszusteigen (der eine Spieler der ging ist mir zuvorgekommen sonst hätte ich damals wahrscheinlich schon pausiert). Was mir aber extrem schwer fallen würde, weil das meine Stammrunde ist, die ich vor 14 Jahren mitbegründet habe.
Pfuh, ich seh schon, dass das eine ordentliche Textwand geworden ist. Ein wenig besser geht's mir nach dem Jammern schon.
Und eine abschließende Bemerkung: Natürlich ist das alles extrem einseitig dargestellt und subjektiv geprägt. Aber so ist das halt mit dem Jammern. Und ja vermutlich ist alles halb so wild, sonst würden wir ja kaum so lange weiterspielen, aber ja irgendwann ist halt auch der Punkt erreicht wo Kampagnen so oder so ermüden. Zach ist halt nur wenn der Spielleiter erst letztens wieder Andeutungen gemacht hat, dass wir das noch länger spielen sollten…
PS: Für den unwahrscheinlichen Fall, dass das jemand aus meiner Runde mit liest: Tut mir leid soviel zu meckern, ich habe versucht das so anonym wie möglich zu halten.