Back to topic - mit Vegnügen! Ich durfte mich heute früh wieder mal über unseren SL aufregen.
Hintergrund: Wir haben einen Spieler, der dazu neigt, sich in den Vordergrund zu drängen. Er hat deutlich mehr RPG-Erfahrung als der Rest der Gruppe, optimiert seine SCs am stärksten und hat am Spieltisch eine Präsenz wie ein Politiker in einer Talkshow. Darüber gab es in der Gruppe schon eine Diskussion, als ich vorübergehend SL war und er sich einen Charakter gebaut hatte, der wie eine Mischung aus Kara ben Nemsi und Othar Tryggvassen ist. Ich hatte eigentlich gedacht, das Problem könnten die Spieler untereinander lösen, aber so kam es nicht, sondern einer der stillen Spieler wollte sich sogar aus der Gruppe zurückziehen.
Es geht nicht um diese Spieler. Man kann mit ihnen reden. Ich hätte auch als SL versucht, die Balance wieder herzustellen, aber das Abenteuer, das ich leitete, ging zuende und wir haben wieder einen anderen SL.
Unser neuer, alter SL versucht es jetzt mit "Moderationstechniken", d.h. er ruft die Spieler reihum auf und fragt sie, was ihr SC tut. Das ist ein sehr starres System, das eigentlich nur da Sinn hat, wo die Gruppe getrennt ist, und sonst jeglicher Spontaneität im Wege steht - außer der Spontaneität unseres überpräsenten Spielers, der nach wie vor im Mittelpunkt steht. Und das läuft so:
- Wichtige SCs reden vorrangig mit dem dauerpräsenten SC, die anderen Spieler kommen nicht zu Wort. Als der dauerpräsente SC mal vierzig Minuten lang weg war, um einen Gegenstand zu holen, hat der SL beschlossen, dass die vierzig Minuten einfach übersprungen werden.
- Die Gruppe hat ein besonderes, lange verschollenes Schwert gefunden. Als Finder anerkannt und von NSCs gepriesen wird ausschließlich der dauerpräsente SC.
- Der dauerpräsente SC bekommt zum Lohn eine Axt mit +2 TP. (Wir spielen DSA 5, +2 TP sind ein massiver Schadensbonus.) Der Rest der Gruppe hat nur 08/15-Waffen. Die anderen Gruppenmitglieder, die auch beim Funde des Schwertes dabei waren, gehen leer aus.
- Wenig später kommt es zu einem Attentat. Der dauerpräsente SC kann den Attentäter mit einer supereinfachen Probe außer Gefecht setzen. Der Rest der Gruppe ist aufgrund von SL-Entscheid zu weit entfernt, um einzugreifen.
- Das Attentat war alles, was an dem Tag irgendeine Möglichkeit zur Interaktion gab. Der Rest waren Flufforgien und Barbiespielereien. Wo ich glaubte, die Stärken meines SCs einbringen zu können, hatten NSCs mir schon alle Arbeit abgenommen. Der Rest kam teilweise überhaupt nicht dazu, irgendwas Bedeutsames zu versuchen.
- Ich habe mir mal überlegt, was eigentlich passiert wäre, wenn die restlichen SCs nicht dabei gewesen wären und der dauerpräsente SC das Ganze als Soloabenteuer gespielt hätte. Ergebnis: NICHTS hätte sich geändert. Der Rest der Gruppe war den ganzen Spielabend lang völlig überflüssig.
Ich habe all diese Kritikpunkte bereits unserem Spielleiter mitgeteilt. Er meinte dann zum Attentat: "Aber ich denke da man muss auch belonhnt werden wenn man am richtigen Ort ist und das gehört zur Immersion das sowas dann eben passiert." Im Abenteuer wäre da eigentlich eine längere Verfolgungsjagd vorgesehen.
Außerdem schrieb er mir: "ansonsten fand ich es schön gemacht, wie alle fäden wieder zusammen liefen und soviele Leute wieder da waren... Dazu noch eingebettet im aventurischen Hintergrund"
Stundenlang nur dem dauerpräsenten SC zugesehen, wie er im Alleingang das Abenteuer löst! Bin ich hier im Irrenhaus?