Also schreibt, ob ihr die Definition von CA nachvollziehen könnt und was ihr davon haltet.
Kann ich nachvollziehen und kann ich sogar bestätigen und vielleicht sogar ergänzen.
Bestätigung:
Was ein Spieler sagt, dass er möchte und was ihm wirklich gefällt, sind zwei paar Schuhe.
Das merkt man eindeutig. Grund ist einfach, dass die selbstreflektion nicht täuschungsfrei ist.
Einer meiner Spieler (als Beispiel) ist ein ganz klarer Buttkicker, behauptet aber steif und fest, dass er ein Storyteller ist.
(ohne auf diese beiden Schubladen jetzt eingehen zu wollen)
Das merkt man einfach, wenn man im Rollenspiel nicht das bringt, was ein Buttkicker erwartet, ist er unzufrieden.
Und wenn man es bringt, ist er hochzufrieden. Und das unabhängig davon, was man ihm an Storyteller-Optionen geboten hat.
Die Sicht auf sich selbt ist eben beschönigt und man versucht, sich vielleicht "intellektueller" zu geben, als man ist.
In Gesprächen mit meiner Runde könnte man meinen, dass die alle "möglichst realistisch" spielen möchte, aber wehe, sie "verlieren", egal wie realistisch der Verlust ist. Es ist also eine gesunde Portion selbstbetrug dabei.
[Ende der Bestätigung]
Der Spielleiter (oder wer auch immer) muss also diesen "Selbstbetrug" aufdecken und die eigentlichen Vorlieben herausfinden. Ideal läuft es dann, wenn er (sie, es) dann die Real-Vorlieben erfüllen kann und es so aussehen läßt, dass er die Schein-Vorlieben ausgefüllt hat. Betrug folgt dem Selbstbetrug sozusagen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die umgebenden Mitspieler durchaus Auswirkungen auf die Agendas haben.
Sowohl auf die "Schein" CA, als auch die "Real" CA.
Ganz extrem kann man die Flexibilität einer Schein CA sehen, wenn man mal in eine reine Männer Runde ein Weibchen reinsetzt. Oder in eine Runde, die klassisches Fantasy spielt, jemanden hineinmischt, der dann von "Mantel und Degen" schwärmt und das auch durchaus gut "rüberbringen" kann.
Plötzlich variieren die Vorlieben, sowohl die präsentierten, als auch die tatsächlichen.
Mir ist da noch nicht klar, ob man zwischen einer individuellen CA und einer "Gruppen CA" unterscheidet?
Sozusagen, die individuelle CA einer Person und die Gruppen CA des Vorlieben-Konsens einer Runde...
Und wenn die CA nur der Konsens der individuellen Vorlieben ist, wie nennt Aunt Edwards dann die individuellen Vorlieben (ich habe das mal "individuelle CA" getauft).
Das gebe ich mal als Frage(n) in die Runde.
Die CA variiert auch.
Sowohl die individuelle als auch die Gruppen CA. Die der Runde variiert sehr stark durch die einzelnen Mitglieder.
Nicht nur dadurch dass ein anderer Spieler eine eigene CA einbringt, die die Gruppen CA verändert - er (so meine These) verändert auch die individuellen CAs seiner Mitspieler(Innen). [siehe oben]
Die individuelle CA wird wiederum durch die unterschiedlichsten Dinge manipuliert. Bei mir zum Beispiel sehr stark beeinflussend: Das Rollenspiel mit dem ich mich zuletzt beschäftigt habe. Andere Dinge, die ich mir vorstellen kann: gelesene Medien, geguckte Filme, Tagesform, etc. etc.
Die CA wechselt also. Ich denke mal, sie schwingt um einen Pol, wobei der Pol die CA ohne kurzlebige Einflüsse darstellt und die Einflüsse, denen man in der letzten zeit ausgesetzt war, verschieben die tatsächliche CA vom Pol.
Antwort an Leonie: Wer hat was davon? alle! Wer profitiert? auch alle
Es ist doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass eine Bewertung der Vorlieben sich unterscheidet, je nachdem, ob sie mit dem Filter des selbstbetruges gemacht wird, oder neutral ohne bewertung. Wenn man jemand fragt, wie er sich sieht, kommt doch auch ein verzerrtes Bild raus, manipuliert von dem, wie derjenige sich selbst sehen möchte und wie er von anderen gesehen werden möchte. Gleiches gilt für die CA.
Problem des Ganzen (wie bei so vielen Themen der Forge): Dessen muss man sich erstmal bewusst sein.
Wenn man sich bewusst ist, dass es sich so verhält, klappt es auch "mit dem nachbarn", weil man anfängt parallel zu den im "Interview" gegebenen Antworten nach eigenen Antworten zu suchen.
Alle Spielbeteiligten können dann auf die Tatsachen besser eingehen. Der Spielleiter kann Situationen schaffen, die die Spielvorlieben der Spieler abdecken und er kann darauf eingehen, was die Spieler für Wünsche geäussert haben.
Und vor allem: Man kann sich überlegen, woraus sich diese Diskrepanz begründet und auch das im Spiel berücksichtigen.
Beispiel von Oben vereinfacht dargestellt:
Mein Storyteller Buttkicker spielt mit Vorliebe einen Arzt - also was intellektuelles. Wenn er dann aber nicht binnen kürze eine Schrotflinte bedienen darf, dann gefällt ihm das Spiel nicht mehr - plump gesagt.
Als Spielleiter muss man das wissen, und dann kann man ihm das Gefühl geben, dass er einen Arzt spielt und ihm in der Story eine Panzerfaust zukommen lassen und dann ist er richtig glücklich. Er hat das Gefühl, intellektuell rüber zu kommen und sein "ich muss Dinge wegmachen" Bedrüfnis wird auch erfüllt. Weiss man das einmal, hat man nie wieder Sorgen mit dem Spieler.
Eine weiterer Effekt ist die fehleranalyse. Ist man sich den Inhalten der CA bewusst kann man, wenn mal etwas schief gegangen ist (und der GAU ist ja, dass das Spiel keinen Spass gemacht hat), sich überlegen, wo die Spielinhalte an der CA vorbeigegangen ist. Und zukünftig kann man das dann versuchen zu vermeiden.
Es ist letztendlich eine Frage des "sich bewusst machens", wie sich die Dinge am Spieltisch verhalten und dass die Geäusserten Wünsche nicht immer die sind, die wirklich erfüllt werden sollen...