@ Fredi:
Ich weiß zwar nicht, wieso ich so schwer verständlich bin, aber gut, ich versuche Deinem Wunsch zu entsprechen. Im Anschluss der nachfolgenden Ausführungen folgt noch ein kleines Fazit ... ich hoffe, dass dies dann etwas klarer wurde.
1. Ich verstehe nicht genau, warum du die Rolle des Akteurs in mehrere verschiedene Rollen aufteilen willst. Das wird aus deinem Absatz nicht ganz klar
Weil Du eingangs geschrieben hast:
Akteur ist der Spieler dann, wenn er Inhalte für den gemeinsamen Vorstellungsraum vorschlägt. Er ist dabei direkt kreativ tätig, hatte eine Idee und versucht diese den anderen Spielern vorzustellen und die anderen Spieler dazu zu bekommen, dass sie diese Idee akzeptieren. Klingt für mich eher nach der Rollenspielphase. Der Akteur denkt darüber nach, seinen SC etwas tun zu lassen, sagt das oder „stellt es dar“. Ich habe aber auch andere Ideen und Vorschläge, die ich als Akteur den Spielern unterbreiten möchte, die sich ggf. nur um den Rollenspielrahmen drehen. Ich mache Regelvorschläge, ggf. situationsbedingt oder mache eine Erklärung zu meinem SC oder anderen Umständen. Das sind alles auch Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen und um „Aktzeptanz“ zu „buhlen“ - aber ohne eigentliche Kreativität.
Einmal bezieht sich das also auf die Spielwelt bzw. den eigenen SC, das andere Mal auf den Rollenspielrahmen und andere (was letztlich auch wieder in der Spielwelt Niederschlag finden kann). Ich vermute mal stark, dass auch die Wirkung, die damit einhergeht (Darstellung) ganz unterschiedlich ist. Daher würde ich gerne stärker differenzieren.
2. Zum Zuschauer: natürlich kann er seine Vorstellungen nur indirekt einbringen. Das ist ja gerade der Punkt.
Du schreibst aber auch:
Er ist dann zum einen in der Position zu entscheiden, ob die Inhalte in den gemeinsamen Vorstellungsraum integriert werden. Damit hat er aber die Möglichkeit, direkt den Vorstellungsraum zu verändern. Meiner Meinung nach ist ein Zuschauer aber erstmal „nur“ Konsument, der mit seinem „Feedback“ die Darstellungsleistung des Akteurs „bewertet“. Die „Integration“ vollzieht sich aus meiner Sicht erst dann, wenn der Zuschauer wieder Akteur ist und entsprechend handelt.
Folglich kann Akteur und Zuschauer trennschärfer unterschieden werden in: Akteur, der aktiv etwas tut und den Vorstellungsraum prägt; und Zuschauer, der den Vorstellungsraum „wahrnimmt“ (konsumiert), ihn (für sich) bewertet und darauf aufbauend
später den Vorstellungsraum prägt.
3. Natürlich verschwimmen die Rollen von Akteur und Zuschauer. Jeder Spieler ist der sowohl Akteure als auch Zuschauer. Und auch zeitlich liegen die Rollenwechsel zwischen den beiden Rollen sehr eng beieinander.
Wenn Akteur und Zuschauer in einer Person vereint sind, dann handeln beide Rollen
im Interesse einer Person. Das bedeutet, wenn ein Egoist als Akteur handelt, wird er auch als Zuschauer ein Egoist sein – mit den entsprechenden Erwartungen. Insofern haben wir keinen Konflikt zwischen den beiden Rollen, sondern klar einen Interessenskonflikt zwischen den Spielparteien. Darauf wollte ich hinweisen.
Das Rollenwechsel zeitlich nahe beieinander liegen können, da stimme ich mit Dir überein. Ich meine aber auch, dass es Phasen gibt, in denen alle wohl mehr Akteure sind als Zuschauer sind (bspw. wenn das Rollenspiel geplant wird).
4. Ich verstehe nicht, wie uns Gestaltungsrechte bei diesem Problem weiterhelfen sollen.
Eigentlich ganz einfach, wenn vielleicht auch etwas widersprüchlich zu oben. Aber ich versuche es mal auseinander zu fitzen
Immer dann, wenn ich Gestaltungsrechte bzw. Gestaltungsmacht habe, kann ich aktiv den Vorstellungsraum bzw. das Rollenspiel allgemein verändern. Diesen Aspekt würde ich – in Anlehnung an die oben von mir benannte Definition – als „Akteur-Rolle“ bezeichnen.
Der Akteur hat also die Möglichkeit, den Vorstellungsraum zu verändern kraft seiner Gestaltunsmacht.Der Zuschauer hat diese Möglichkeit erstmal nicht – er besitzt kein Gestaltungsrecht (wohl aber eine eigene Meinung!). Nur, wenn die Rolle wechselt, kann er diese Möglichkeit wahrnehmen.
Nun der interessante Punkt. Du kannst nämlich theoretisch – im Gegensatz zur eben benannten Definition – dem Zuschauer auch Gestaltungsrechte einräumen. Dann verschwimmt gleichzeitig die Rolle des Zuschauers mit dem Akteur- sie werden zum „agierenden Zuschauer“. Das bedeutet, dass der eigentliche Akteur eine „Darstellung“ abliefert und die „agierenden Zuschauer“ möglicherweise über den Erfolg der „Darstellung“ (Handlung) befinden, somit also „aktiv“ das Rollenspielgeschehen beeinflussen.
Als einfaches Beispiel: Ein Akteur lässt seinen SC in ein Haus einbrechen und beschreibt es. Die Zuschauer bewerten dies nicht nur und nehmen das nicht einfach zur Kenntnis, sondern sie können konkret sagen „Nein, die Beschreibung hat mir nicht gefallen; die Aktion gelingt nicht!“.
Wie geschrieben, mir liegt daran, die Rollen klar abzugrenzen. Mit den Gestaltungsrechten lässt sich dies m.E. sehr gut machen.
Der reine Akteur hätte demnach also Gestaltungsmacht, während der reine Zuschauer keine besitzt. (Darüber hinaus zeigt sich, dass man dadurch auch sehr gut die verschiedene Formen des Rollenspiels (Stile) beschreiben kann; aber das nur nebenbei.)
5. Was genau die Theorie von Herzberg nun hier zu suchen hat ist mir nicht klar
Habe ich auch nicht geschrieben, wie Preacher richtig bemerkte. Ich hatte sogar eher eine Anleihe bei der SDT (self-determination-theory) gemacht
Aber um das vielleicht etwas verständlicher zu machen ...
Ich habe in meinem Beitrag darauf hingewiesen, dass die Rollen verschwimmen und das deshalb die Konflikte eher Interessenkonflikte der Spieler sind. Insofern habe ich den Bogen geschlagen und gefragt, was die Interessen von Spielern sein können. Und da bin ich bei den Grundbedürfnissen und der Motivation angelagt.
Davon ausgehend meinte ich, dass die jeweiligen Rollen der Kommunikation der Spielerinteressen dienen. Die Spieler zeigen mit den Rollen also, welche Grundbedürfnisse sie haben und versuchen die zu befriedigen. (Manche Grundbedürfnisse können aber auch durch das Zusammenspiel beider Rollen befriedigt werden.)
Je nachdem, wie die Bedürfnisse aussehen und wie diese befriedigt werden können, ist dann wiederum auch das Rollenverhalten. Wenn ich bspw. nur darauf aus bin, möglichst im „Rampenlicht“ zu stehen und mir „die Zuschauer“ egal sind, werde ich als „Zuschauer“ weniger „Bedürfnisbefriedigung“ erfahren als wenn ich „Akteur“ wäre. Entsprechend mein Verhalten.
O.K. ... ich fasse mal zusammen.
Meiner Meinung nach sollt der (reine) Akteur dadurch charakterisiert sein, dass er Gestaltungsrechte besitzt und das Rollenspiel bzw. den Vorstellungsraum konkret und aktiv verändern kann. Die (reinen) Zuschauer können dies zunächst nicht; sie besitzen keine Gestaltungsmacht.
Da jeder Spieler eigene Bedürfnisse hat, handelt er sowohl als Akteur als auch als Zuschauer in
seinem eigenen Interesse. WIE er als Akteur und Zuschauer handelt/denkt, hängt auch von seinen Interessen (Bedürfnissen) ab. Da Rollenspiel ein „soziales Spiel“ ist, treffen im Spiel die unterschiedlichen Interessen aufeinander.
Um Interessenkonflikte nicht eskalieren zu lassen und die Spielfreude zu maximieren
... sollten die Spieler „Verständnis“ zeigen; sich also fragen, was die Bedürfnisse der anderen sind bzw. wie die anderen motiviert! werden können.
1 (Dabei spielen auch Wahrnehmung, Kommunikation und Sozialverhalten eine Rolle.)
@ Boba:
Du sprichst mit dem „Try-&-Error“ etwas Wichtiges an, was auch damit im Zusammenhang steht. Offensichtlich gibt es nämlich Koordinatinskonflikte und Kooperationskonflikte (Interessenkonflikte). Eigentlich genau der Grund, warum ich weiter oben etwas davon geschrieben habe, dass der SL auch
Konfliktmanager sein kann. Er sollte im Zweifelsfall koordinieren und Konflikte schlichten.
Arbo
1 Womit ich konkret den letzten Teil vom Eingangsposting wiedergegeben habe, allerdings allgemeiner.