Kleiner Nachtrag - Zumindest Mitte der 90er Jahre war Homosexualität bei vielen RSP Verlegern noch ein Tabu Thema. In ihrem Artikel "Self Censorship" (Interactive Fantasy Nr. 4 von 1995) beschreibt Lee Gold, wie sie in ihren verschiedenen historischen RSP Quellenbüchern auf die Beschreibung der Homosexualität in der japanischen und den nordischen Kulturen verzichtet hat. Auf Nachfrage haben ihr damals mehrere Verlage im Nachhinein bestätigt, das derartige Beschreibungen in der Tat unerwünscht gewesen wären.
Und wie man an den "Blue Rose" Flamewars sehen kann ist es für gewisse Leute immer noch ein Problem.
Hier übrigens ein Nachtrag zu dem "Wenn es eh keine typisch homosexuellen Charaktereigenschaften gibt, warum sollte man H. dann ins Spiel bringen?":
Die Annahme das, nur weil es keine einzelnen, typischen Manierismen gibt an denen man die sexuelle Orientierung eines Menschen festmachen kann, es auch keinen Unterschied macht ob ein Charakter schul oderhetero ist ist falsch. Wie man sich denken kann macht es eine großen Unterschied, sowohl für einen selber als auch für die Umwelt, auf welches Geschlecht jemand steht,
selbst wenn es keine Unterschiede in der Persönlichkeit oder Verhalten gibt.Homosexualität und die damit einhergehenden Probleme (Diskriminierung, Sexuelle Identität, Soziale Normen und so weiter) können extrem interessantes Futter für das Rollenspiel sein. Sagen wir ein Charakter ist einem Fantasysetting ist homosexuell. BAMM, sofort stellens ich uns einige Fragen:
-Wie steht seine eigene Kultur dazu?
Ist es akzeptiert, wird es verdängt, ist es vielleicht sogar verboten? Oder umgekehrt, vielleicht ist es ritualisiert (Wie im mittelalterlichen Japan) oder gefördert. Was für soziale Normen haben sich darum gebildet und was für Erwartungen werden an Homosexuelle in dieser Kultur gestellt?
-Wie steht er selbst dazu?
Akzeptiert er es? Hadert er damit? Ist er sich vielleicht nicht sicher in welche "Kategorie" er gehört? Ist er vielleicht der Meinung es sei etwas schlechtes, vielleicht ein "Böser Geist"? Oder ist er im Gegenteil der Meinung es ist etwas tolles und meint andere sollten ebenso denken? (Von "Gay Activism" zu "Our Evily Queer Overlord" ist da alles drin.
)
-Wie stehen die anderen Kulturen die er trifft dazu?
In Rollenspielen interagieren oft viele verschiedene Völker und Kulturen miteinander und das kann ein Konfliktpotential sein. Was ist wenn der Charakter aus einer sexuell liberalen Kultur stammt, aber ihn seine Abenteuer in ein LAnd führen in dem Homosexualität verpönt oder sogar verboten ist. Oder vielleicht wird es "nur" als Krankheit angesehen und sie versuchen ihn zu "heilen"? Wie reagiert er? Versteckt er seine Präferenz, lebt er sie absichtlich offen aus? Versucht er gegen die herschende Meinung anzukämpfen?
-Wie denkend ie anderen Charaktere darüber?
Ähnlich wie weiter oben mit den Kulturen treffen im Rollenspiel oft sehr unterschiedliche Charaktere zusammen. Was ist, wenn nun zB. einer der Charaktere ein Problem damit hat das unser Char schwul ist? Oder auch hier das Gegenteil, was wenn ein Charakter vollkommen überzogene aber
positive Erwartungen von einem Homosexuellen hat? ("Fag Hag"
) Selbst wenn keiner in der Gruppe ein Problem damit hat, vielleicht haben sie trotzdem eigenartige Vorstellungen davon, die wiederum zu interessanten Fragen und Konflikten führen können.
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Im "Wirklichen Leben" (
) ist Sexualität etwas unglaublich wichtiges und praktisch jeder hat eine Meinung darüber. Auch Institutionen wie Religionen oder Regierungen sind da keine Ausnahmen. Ich denke ich hab hier gezeigt warum Sexualität ein sehr interessanter, konflikt-geladener Stoff sein kann, der das Rollenspiel durchaus bereichern kann.
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