Autor Thema: Aufgabe 1: Charaktere  (Gelesen 3074 mal)

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Offline AlexW

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Aufgabe 1: Charaktere
« am: 23.10.2005 | 16:39 »
Heya,

dann fangen wir mal an. Die Aufgabe ist mehrgeteilt, die Frist läuft über die nächsten zwei bis drei Wochen, je eher wir durch sind, desto eher kommt die nächste Schreibanregung.

1. Was ist euer Lieblingscharakter (alle Genres zählen, nur eure Eigenkreationen zählen nicht). Kurze Stellungnahme warum. Es sind Charaktere aus allen Büchern, Filmen, Serien, anderen Stories gemeint, die ihr nicht geschaffen habt.

2. Welcher eurer eigenen Charaktere ist euch am meisten ans Herz gewachsen? Kurzbeschreibung (max zweihundert Wörter), und Stellungnahme warum. Was macht ihn/sie so besonders?

3. Schreibt eine Szene, in der ihr den Charakter vorstellt. Form, Methode, Mittel, sind völlig frei. Bitte nicht mehr als 700 Wörter. Zeigt euren Charakter vielleicht entweder in einer besonders typischen - oder extrem untypischen - Situation. Sie kann peinlich sein, oder tragisch, privat, dramatisch, leise, oder laut. Ihr seid völlig frei. Überrascht mich.  ~;D
« Letzte Änderung: 23.10.2005 | 17:07 von AlexW »

Raven

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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #1 am: 23.10.2005 | 17:29 »
Zitat
1. Was ist euer Lieblingscharakter
Ich mag den Zauberschüler Skeeve und seinen Mentor aus dem DÄMONE-NZyklus von Robert Asprinn sehr gerne.
Durch seine einfältige und naive Art bietet er nicht nur zahlreiche Momente zum lachen, schmunzeln und identifizieren, sondern schafft es auch durch eine große Portion Glück und sehr wenige Zauber ganze Armeen mehr oder weniger zu "bezwingen", wobei ihn sein dämonischer Mentor und Freund von einem Unglück und Abenteuer in das nächste stürzt und treibt. Die ganze Reihe und insbesondere die Protagonisten sind mit viel Liebe inszeniert und ausgestaltet; und nicht zuletzt liegt es an den Sympathien die das Duo und insbesondere Skeeve selbst vermitteln, dass die ganze Reihe zu fesseln und überzeugen weiß.

Ich mag aber auch den finsteren Magier aus Disneys Aladin(Dschafar?)
Zitat
2. Welcher eurer eigenen Charaktere ist euch am meisten ans Herz gewachsen? Kurzbeschreibung (max zweihundert Wörter), und Stellungnahme warum. Was macht ihn/sie so besonders?
Da ich erst in kürze mit einem größeren Projekt beginne, habe ich im Moment niemanden der mir besonders ans Herz gewachsen wäre( -> unzusammenhängende Kurzgeschichten). Zähle ich jedoch Forenrollenspiele mit, so kann ich ganz klar sagen, dass mein Schakalmensch Sehtep("Sechtepp") mir recht nahe geht:
Die spitzen Ohren des Schakals, und auch sämtliche anderen Züge, die ein Wüstebewohner dieser Gattung aufweist, prägen seine Gestalt bis zur Schulter. Von da an beginnt ein drahtiger aber humaner Körperbau mit auffällig langen Krallen und fellbedeckter Haut. Das Gebiss ist bis auf wenige Ausnahmen in Ordnung, und wirkt beinahe gepflegt, während die smaragdgrünen Augen kalt und geistesabwesend wirken. Er ist hoch gewachsen für einen Mensch, während seine Größe in den Normen eines Gnolls wohl Entsprechung findet. Sein Haupthaar ist zu einem kurzen Flaum gestutzt, während das Fell unter seinem Mund sich zu einem spitzbübischen Kinnbart verflechtet, und den Gnoll noch verschlagener wirken lässt, als er ohnehin schon wirkt. Seine Hände sind bis auf den verdrehten Handrücken eher Menschlich anzusiedeln, sein Gang erinnert an einen sehnigen Vorfußläufer mit zulangen und krummen Fußnägeln. Das Fell, welches in säumt ist nussbraun, weißt an einigen stellen aber abweichende Farbtöne auf.
---
Neugierig und Aufgeschlossen betrachtet der Gnoll die Welt, während in seinen Adern die Leidenschaft brodelt, und seine unruhige Seele ihm etwas ungestümes einhaucht. Sein Sinn für Humor, sein Intellekt und seine Wortgewandtheit weisen ihn als kulturschaffend aus, während der beißende Zynismus, den er manchmal in seine Worte legt ihn in gesellschaftlich höher stehenden Schichten erniedrigt. Sein ganzes Leben dreht sich um das profitgierige Feilschen und Unterreden mit anderen, seien sie nun Freund oder Feind. Er gibt sich recht neutral, um aus allem das beste Geschäft zu entwickeln. In einsamen Sternennächten sehnt er sich zwar nach einer verwandten Seele, nach einer anderen Gnollin die seinem Wesen entspricht, die ihm zuhört, ihn versteht, die weiß wie er sich fühlt, zu der er ehrlich und offen sein kann und die nicht zwischen ihm und dem Profit steht, doch meist gibt er diese Wunschträume nach einem Gelage mit anschließender Kneipenprügelei auf. Er hatte keine wirkliche Kindheit, und innerlich ist er recht zerbrechlich, was er aber mit bissigen Kommentaren und gespielten Schmeicheleien zu verbergen sucht.

Ihn machen vor allen die farbenfrohen Charaktere aus mit denen er agiert und seine Exotik, aber da er keine richtige Romanfigur ist, führe ich das an dieser Stelle mal nicht weiter aus - Ich werde bald eine Geschichte anfagen die sich länger hinziehen wird und dann werde ich Frage 2 und 3 nocheinmal beantworten ;)

F

Offline Ruinenbaumeister

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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #2 am: 25.10.2005 | 05:42 »
1. Einen einzelnen Lieblingscharakter zu benennen fällt mir schwer. Falls es gestattet ist, möchte ich mit einem Charakter aus dem Buch, das ich zur Zeit lese, beginnen: Prinz Barrick aus "Shadowmarch" von Tad Williams. Er ist zynisch, aber man kann ihn nicht hassen; er ist einfältig, jähzornig, mißtrauisch und sehr, sehr sympathisch.
*SPOILER* für "Die Grenze" von Tad Williams:
Barrick ist zwar Prinz, aber zu seinem Erbe gehört zunächst einmal kein Königreich, dafür aber eine Geisteskrankheit, die ihn mit Fieberträumen peinigt. König Olin, Barricks Vater, wußte von dieser Krankheit; er hatte sie selbst, und er wußte, daß sie vererbt wurde. Als ob Klein-Barrick nicht schon damit genug gestraft wäre, hat ihm sein Vater auch noch in einem Anfall den Arm gebrochen, der nicht mehr richtig heilte.
Was tut man als Jüngster von drei Königskindern, als geistesschwacher Krüppel, der dann auch noch mit erleben muß, daß seine Mutter stirbt und sein Vater sich eine neue sucht, und ihr auch bald ein Kind macht? Barrick wurde jedenfalls zum verschlossenen Zyniker. Als solcher war er mir gleich sympathisch. Das Besondere an ihm aber war, daß er in seiner gehässigen Art immer sehr glaubwürdig war, besonders als ich noch nichts von seinem Schicksal wußte.
Was unterscheidet den glaubwürdigen Zyniker vom unglaubwürdigen? Ich weiß nicht. Vielleicht lag es daran, daß in Barricks Gehässigkeit kein Sadismus verborgen liegt (nun, jedenfalls nicht der Sadismus eines gesunden Menschen), sondern das Bewußtsein, daß er nichts zu melden hat, obwohl die anderen ihn durchaus anerkennen; daß er ein schwacher Prinz ist, solange sein gesunder großer Bruder und seine gesunde Zwillingsschwester da sind; daß er später, als sein Bruder stirbt, er nicht einfach an dessen Stelle treten kann; daß - kurzum - er kein vollwertiges Mitglied der Königsfamilie sein kann, auch wenn ihm gerade das ständig gesagt wird.
Was tut ein freundlicher Autor, der gerade einen so düsteren Charakter erschaffen hat? Richtig, er schickt ihn auf ein Abenteuer, so daß der Knabe endlich beweisen kann, daß er etwas taugt. Nun hat Prinz Barrick beschlossen, in Abwesenheit des Königs das Heer seines Landes gegen die bösen Qar (eine Art Elben) zu führen. Seine Schwester, die offiziell zur Hälfte und tatsächlich nahezu ausschließlich die Regierungsgeschäfte führt, ist sich zwar sicher, daß er nichts als ein Klotz am Bein für die Armee sein wird. Doch ich bin Leser, ich darf hoffen.
Gut, das wird jetzt natürlich auch von mir erwartet. Ich hoffe jetzt also, daß die Geschichte um Prinz Barrick weitergeht, daß er nicht stirbt sondern ... Mist baut. Ja, im Ernst, seine Geschichte soll sich noch lang hinziehen. Ich sehe, daß der Kerl noch mehr Leid einstecken kann, also soll er daß bitte tun! Das hält die Geschichte spannend. Ja, ich bin grausam, aber ich bin Leser, ich darf das ...

Der Rest folgt unter der Woche.
Und wenn ich mich im Zusammenhang
des Multiversums betrachte, wie oft bin ich?

Offline Mandragoel

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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #3 am: 24.10.2005 | 23:15 »
I.

Mein Lieblingscharakter ist (ohne die üblichen es-fällt-mir-so-schwer-Floskeln [nicht böse gemeint, Prof  ;)]) John Cage aus der Fernsehserie Ally McBeal.
John Cage ist (natürlich) Rechtsanwalt, und darüber hinaus noch ein ausgezeichneter. Er teilt seine Kanzlei mit einer Person, die auf den ersten Blick völlig unpassend zu ihm erscheint, und mit der ihn dennoch eine tiefe Freundschaft verbindet. Womit wir bereits bei dem ersten Punkt wären, der mich an diesem Charakter bezaubert: Seine Beziehungen. John Cage hat erst einmal diese Männerfreundschaft mit Fish, dem er so manches Geheimnis anvertraut, dass in anderen Händen besser aufgehoben wäre. Und zweitens ist da die Freundschaft zu Ally, die von John aus natürlich mehr als eine Freundschaft ist. Wie zu erwarten, bleibt er in dieser Hinsicht enttäuscht. Trotzdem bleibt er ein guter (der beste?) Freund von Ally und dient als großer Bruder und Ratgeber.
Der zweite schöne Charakterzug ist Johns Kindlichkeit, die einen so interessanten Kontrast zu seiner Professionalität im Beruf darstellt. Sein Auftreten als Weihnachtswichtel, sein geheimes Versteck - und letztendlich der Rückzug aus dem Alltag und die Flucht in einen Kindheitstraum als Mariachi-Sänger in mexikanischen Restaurants... ein würdiger Abgang für einen der sympathischsten Charaktere aus der ohnehin schon sympathischen Serie.

II.

Was meine eigenen Charaktere angeht, so habe ich mich für meinen Namensgeber entschieden. Vielleicht unbegründet, denn ein wirkliches Charakterkonzept hat er nie gehabt, aber durch eine gewisse Identifikation (Anfängerfehler, ich weiß) mit ihm ist er zu einer Person gewachsen, mit er ich sozusagen 'einiges durchlebt' habe.
Mandragoel ist im Scherbenwelten-Setting großgeworden. Er ist elfischer Abstammung, gehört jedoch dem alten Volk der Karthager an. Er durchlebte den Untergang seines Heimatreiches und verlor in den Wirren dieser Jahre seinen geliebten Lehrmeister, der ihm alles bedeutet hatte. Inspiriert von seinem Vorbild begann er, in der neu erwachsenen Nation die Zügel in die Hand zu nehmen und zuerst durch einen Geheimbund, schließlich als gewählter Führer der Nation zu herrschen. Er genoss die Macht, musste jedoch bald erkennen, dass er sein Leben einem Ideal opferte, dass sich nicht verwirklichen ließ. So folgten einige Jahre der Wanderschaft als fahrender Sänger, bis ihn das Schicksal seines Landes wieder an die Spitze drängte. Er stürzte sich in Kriege gegen alte Feinde und verlor sein Herz an eine Frau. Ihre Liebe stand jedoch unter dem dunklen Schatten seiner Vergangenheit und des heraufdämmernden Weltuntergangs. Sein Leben endete nach der Geburt seines Sohnes in den Lavafluten der Weltendämmerung.

(Puh! Da merkt man erst, wie wenig 200 Wörter sind. Eine so knappe Zusammenfassung und ich befürchte, zahllose wesentliche Aspekte einfach übergangen zu haben...)

III.

Nur wenig Licht fiel auf die kühlen Steine der Krypta.
Ein Windhauch ließ Rauchgestalten und Schatten der Fackel zittern, als ob eine Hand durch die Stille des Gewölbes gefahren wäre.
Mandragoel hielt in der Bewegung inne und lauschte. Dumpfe Schritte, metallisches Klirren - er spürte die Anwesenheit eines Anderen. Mit einer Handbewegung ließ er die Fackel erlöschen und presste seinen hageren Körper gegen die Mauern. Im Dunkeln schloss er die Augen und konzentrierte sich nur auf das, was seine Ohren ihm mitteilen konnten. Schließlich neigte er ehrfurchtsvoll den Kopf und streckte seine Arme aus. Zwei schwielige Pranken griffen in seine geöffneten Handflächen und der dröhnende Gruß seines alten Lehrers hallte von den Wänden.
"Mandragoel. Ich hatte dich nicht hier erwartet."
Mandragoel hob den Kopf und lächelte. Stahlgraue Augen blickten ihm forschend entgegen und er sah die Narben, die von Kriegen und schmerzhaften Erfahrungen in die Haut seines Gegenübers gefressen worden waren. Über die Schultern des alten Mannes war der zerschlissene Wappenrock Karthagos geworfen.
"Ich habe euch lange nicht gefunden, Meister". Der Elf zog seine Hände zurück und erhob sich. Hamilkar knurrte und rückte seinen Schwertgurt zurecht. "Nicht viele können dir den Ort meines Aufenthalts verraten haben. Keiner von ihnen hätte es dürfen." "Nicht, um eure Hilfe für Karthago zu erbitten, euer Schwert für unsere Kriege, euren Mut für unser Volk. Aber für eine andere Bitte..."
Hamilkar seufzte und legte ihm den Arm um die Schultern. "Lass uns nicht an diesem Ort reden. Noch immer sind wir zwei Herrscher eines Volkes, das würdigere Orte für seine Großen zu erwählen wusste."
Schweigend schritten die beiden den Weg zurück, der Mandragoel in die Tiefen der Tempelruine geführt hatte. Schließlich brannte ihnen die östliche Sonne entgegen und ein Wind vom Meer spülte Salz an ihre Wangen.
Sie traten an das Kliff. Hamilkar breitete seine Arme aus und murmelte: "Wie geht es den Alten? Wie viele sind in euren Kriegen gefallen, wie viele sind ohne Wiederkehr gesegelt?"
Mandragoel spähte hinaus und schüttelte den Kopf. "Sie leben, aber sie werden des Kämpfens nicht müde."
"Ich bin müde", gestand der alte Krieger. "Und ich weiß, wieviele der Ritter in den Schlachten dort draußen von mir gelernt haben, wie Blut schmeckt. Ich habe genug in den Tod geschickt... Cyrel, Epidemais, dich Mandragoel, Ariana..." "Sie leben, Hamilkar, sie leben noch." Mandragoel packte den Arm seines alten Lehrers und blickte ihm ins Gesicht. "Und weil sie leben, bin ich zu Euch gekommen."
Hamilkar senkte den Kopf und wich seinem Blick aus. "Ich werde kein Schwert mehr für euch heben."
"Kein Schwert erbitte ich von euch, Herr", erwiderte Mandragoel. "Aber euren Segen für mein Leben."
Plötzlich lachte der Alte spöttisch auf. "Dein Leben, Mandragoel! Ich habe es gesehen, zweimal. Denn es war mein Leben, dass du führen wolltest. Sieh dich an! Dein zerfallendes Reich, der sterbende Löwe deiner ausgedorrten Wüste! Du hast dich..."
"Hamilkar." Die sanfte Stimme des Elfen unterbrach seine zuletzt erstickten Worte. "Es ist vorbei. Ich will deine Schülerin Ariana ehelichen und dem Kämpfen abschwören. Du kennst Toleresan, meine Heimat - ich will zurückkehren, um ein Leben in Frieden zu führen. Ich will deinen Segen für unsere Ehe..."
"Du sollst ihn haben." Hamilkar blickte ihm aus tränenverschleierten Augen entgegen. "Den Segen über deine Ehe, aber den Fluch über dich. Sieh dich an... sieh mich an..."
Mandragoel blickte aufs Meer. Der Wind verwehte sein Haar und blähte den Wappenrock, auf dem sich der goldene Löwe in seinen letzten Zügen wand.
"Ich habe mich gesehen, Hamilkar", flüsterte er. "Und darum fürchte ich mich."
« Letzte Änderung: 26.10.2005 | 14:54 von Mandragoel »
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Offline Caralywhynn

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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #4 am: 25.10.2005 | 23:23 »
Aufgabe 1

Da wäre zum Beispiel diese wilde, einfühlsame Kind, das die Welt zu entdecken beginnt und sich von seinem Vater abnabelt.
Der Vater des Kindes hat Angst davor es loszulassen, da er befürchtet, sich selbst zu verlieren, ist er doch selber manchmal ein Kindskopf.
Die Mutter des Kindes versteht sowohl das Kind als auch den Vater und ist so weise, die beiden ihren Konflikt allein austragen zu lassen, auch wenn sie selbst vielleicht darunter leidet.
Das Kind fordert den für sich als überlebensnotwendig erkannten Respekt  des Vaters, und das Verständnis für die eigene Weltsicht. Das sind die Bedingungen, unter denen es  (von nun an)aufzuwachsen wünscht. Der eigensinnige Kampf des Kindes um diese Bedingungen macht die Romanfigur so besonders wichtig für mich. Ich wäre manchmal gern so wie dieses Kind. Das Allerwichtigste an diesem Kind ist jedoch, dass es sich immer wieder seinen Ängsten stellt und „übt, sich nicht zu  fürchten“. Diese Einstellung der Romanfigur versuche ich selber zu leben und stoße ähnlich wie die Romanfigur immer wieder in Grenzsituationen vor.
(Wenn jetzt noch jemand weiß, welches „Kind“  ich meine, dann war ich richtig gut ;D)


Aufgabe 2

Caralywhynn ist eine junge Magierin, in einem Reich, indem die Magie nur einer bestimmten Kaste, den Roten Magiern,  zugestanden wird. Natürlich gehört Cara dieser Kaste nicht an und hat auch nicht vor, dies irgendwann einmal zu ändern. Sie trägt einen recht großen Freiheitsgedanken in sich und liebt und achtet das „Leben“ an sich. Von ihrer Familie ermutigt, zieht sie im Reich umher, um mehr über neue Heilmethoden zu lernen.
Eine gewisse Wissbegierigkeit  und ein ausgeprägter Beschützerinstinkt lassen Cara oft anderen in Not helfen, was hin und wieder auch dazu führt, daß sie ausgenutzt wird. Allerdings ist ihr das ziemlich egal, solange sich der für sie enstehende „Schaden in Grenzen“ hält. Als Magierin unterstützt sie den heimlichen Widerstand gegen die Magierkaste und im Zuge mancher dieser Aktionen stößt sie hart an ihre inneren moralischen Grundsätze.
Da sie so neugierig ist, hinterfragt sie ihre Gefährten oft und viel, in der Hoffnung, auch andere Aspekte von Situationen zu erkennen, bzw. anderen diese Aspekte aufzeigen zu können. Dieses Verhalten hat ihr den Ruf eingebracht zickig zu sein,  was sie allerdings meistens ignoriert. Aufgrund ihrer gefährlichen Position als „wilde“ Magierin und Kastengegnerin hat sie es gelernt, mit einem Kampfstab umzugehen, um ihr Leben verteidigen zu können. Jedoch benutzt sie diesen so selten wie möglich, da es ihr als Heilerin  widersinnig erscheint, grundlos Leben zu „zerstören“.


Aufgabe 3
(eine eher typische Situation)

In einem Karanidorf klärten wir das mysteriöse Verschwinden von Dorfbewohnern auf und im Verlauf der Ereignisse fanden wir eine schwerstverletzte Dunkelelfe, die in diese Sache verstrickt war. Cornelius war dafür sie zu töten, da sie schließlich den Abschaum der Sklavenfänger
angefürt hatte. Cara heilte jedoch unter großer Anstrengung die schlimmsten Wunden dieser Dunkelelfe, damit sie ihnen nicht unter den Händen wegstürbe und überredete die anderern der Gruppe, sie mit ins Dorf zu nehmen. Abwechselnd die notdürftig zusammengebaute Trage der Dunkelelfe schleppend, begaben sich die Gefährten ins Karanidorf. Dort gaben sie wie gewohnt ihre Waffen ab und eilten ins Haus des Dorfrates, um dem Rat die erfolgreiche Beendigung ihrer Mission mitzuteilen. Artemis, Schwertmeister und „Pottsau“ der Gruppe beanspruchte vom Rat und vor der Gefährtengurppe die Dunkelelfe als „Kriegsbeute“ für sich. Der Dorfrat akzeptierte dies und den meisten der Gefährten war es egal, was mit der Frau geschah.Cara nahm diese Aussage zunächst schweigend hin, da die Notwendigkeit gegeben war, die Dunkelelfe vor
den Dorfbewohnern zu schützen.
Doch auf der anschließenden Reise nach Nidherra begann Artemis, die Frau tatsächlich wie sein Eigentum zu behandeln und tat damit das, wogegen er noch Tage zuvor angekämpft hatte. Cara beobachtete sein Treiben erzürnt und pflegte die Dunkelelfe während der Reise so gut es ging , zwischenzeitlich auch gegen Artemis´ Willen. Sie sorgte sogar dafür, daß die Kranke auf dem Ochsenkarren Cornelius´ mitfahren konnte, damit ihre Verletzungen besser heilen könnten. Takasha, diesen Namen hatte Cara inzwischen aus der oft verängstigt wirkenden Frau herausbekommen, war im Allgemeinen sehr wortkarg und wenn sie hin und wieder etwas erzählte, so tat sie es immer unter Artemis gestrengem Blick.
 Nach ein paar Tagen Reise rasteten die Gefährten im Gasthof eines Weilers. Dort zog Artemis nachts in aller Heimlichkeit mit Takasha los und stellte irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Mist an, der allerdings zur Folge hatte, daß alle bis auf ihn und Takasha die  Miliz auf dem Hals hatten und durch einen Roten Magier energisch befragt wurden. Artemis war natürlich inzwischen längst geflüchtet. Nicht nur, daß Cara bereits steckbrieflich vom Imperium gesucht wurde, nein, Artemis wußte dies auch noch genau. Cara wurde wütend, sehr wütend! Was bildete sich dieser Hornochse eigentlich ein?
Halbwegs glimpflich entkam die Gruppe aus dem Weiler, jedoch nicht, ohne  vom Roten Magier einen Überwachungszauber angehängt zu bekommen. Cara tobte innerlich und faßte den Beschluß, daß es an der Zeit sei, Artemis einen Dämpfer zu verpassen. Nach einigen Tagen fand sich Artemis nachts im Lager der Gruppe ein, natürlich in Begleitung Takashas.
 Am Morgen sorgte Cara zunächst unter großem Risiko dafür, die Magische Verbindung zum Roten Magier zu kappen, dann nahm  sie sich Artemis zur Brust und hätte ihm ihren Zorn am liebsten ins Gesicht geschrien. Doch mühsam beherrschte sie sich  und bot ihm ernsthaft an, die Gruppe zu verlassen. Das jedoch tat er nicht und so erreichten sie nach über  einer Woche schneller Reise ohne weitere Zwischenfälle Nidherra.
Inzwischen hatte Cara allerdings den Entschluß gefaßt, Takasha darauf aufmerksam zu machen, dass sie  Artemis in keinster Weise gehörte, sondern bei ihr in einer Lebensschuld stand. Um dieses Gespräch ungestört führen zu können, nutzte Cara den Vorwand während der Reise allabendlich mit Takasha den Stockkampf zu trainieren. Sie bot der Dunkelelfe ebenfalls an, ihr die Fahrt nach Hause zu bezahlen, sollte dies nötig sein, jedoch unter der Bedingung, daß Takasha nie wieder die Kernlande zu betreten habe. Bräche sie ihr Versprechen, würde Cara ihre Lebensschuld einfordern. Takasha willigte ein und die beiden Frauen behielten ihren Plan für sich. In Nidherra angekommen fand sich ein Schiff, daß die Inseln der Dunkelelfen wenige Tage später ansteuern wollte und bereit war, Takasha mitzunehmen. Als Artemis davon erfuhr, tobte er vor Zorn, doch Cara ignorierte ihn
« Letzte Änderung: 25.10.2005 | 23:28 von Caralywhynn »
... HÄ? ... wie jetzt?

Und dann nahm ich das Schleif und machte das Schneid.
Und ich sah, dass es gut war.


Zitat von: Laurie
"Rollenspiel ist wie Barbiespielen ohne Barbies!"

Offline Nelly

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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #5 am: 26.10.2005 | 06:49 »
1)
Die Kiste aus den Scheibenwelt Romanen von Terry Pratchett.
Meiner Meinung nach ist die Kiste einer der heimlichen Helden in der Romanreihe der Scheibenwelt. Sie hat ein wunderbares Eigenleben, ihren eigenen Kopf. Die Kiste ist ein einziges Rätsel und ich bin immer wieder gefesselt wenn ihr Einsatz kommt. Sie scheint ein unglaubliches Füll und Fassungsvermögen sowie Verdauungssystem zu besitzen.

2)
Noemi Cochrane ist eine junge Neugeborene des Clans der Zepter. Sie ist noch nicht sehr lange in Deutschland und ist nun doch zur Prinzessin der Domäne Münster aufgestiegen. Ganz nach dem Leitsatz „Veni Vidi Vici“, Jedoch ist sie recht untypisch für eine Ventrue, während sich andere um ihre Intrigen kümmern um ihre Gesellschaftliche Stellung zu festigen arbeitet sie gegen den Sabbat. Ihre Heimat wurde vom Sabbat überrannt. Sie hat selbst mit ansehen müssen wie drei Prinzen durch den Sabbat getötet wurden. Sie weis das es gefährlich sein wird selbst als Prinzessin gegen den Sabbat anzutreten doch sie hat sich dazu entschlossen die Clans zu einigen und gemeinsam gegen den diesen vorzugehen.
Ihr militärischer Hintergrund hat ihr dabei gute Dienste geleistet. Manche meinen sie würde so gar nicht in den Clan passen, sie wäre nicht edel genug und würde sie rau und unpassend verhalten. Sie hasst Vergewaltigter und Kommunisten, Vogelspinnen sind ihr ein Gräuel und  sie sympathisiert mit einem Bruja.
Sie lebt ganz nach dem Grundsatz „Semper Fi!“ und bisher hat ihr dies auch das absolute Vertrauen der Domäne eingebracht.


3)
„Entschuldigt mich, aber darf ich Sie für einen Augenblick sprechen?“ fragte die junge Frau die Malkavianerin die vor ihr stand. Die Trauer in den Augen der Malkavianerin erschreckte sie zutiefst und sie ahnte bereits den Grund dieser Trauer. „Ja sicher, lasst uns in die Küche gehen.“ Beide waren zu Besuch der Seneschallin und  wussten dass heute ein bedeutender Abend sein würde. Der neue Prinz sollte gewählt werden. Zur Wahl standen zwei Personen, Maya und sie selbst. Überraschender Weise hatte der Bruja sie zur Wahl gestellt und nun war der Hexenkessel am Kochen wie nie zuvor. Gerüchte waren im Umlauf und man wusste nicht mehr was man noch glauben konnte und nicht. Ein Toreador kam überraschend in die Stadt und wurde ebenfalls geladen, er schürte das Feuer und brachte dem Kessel fast zum überkochen. Noemi wusste sie brauchte einen Freund dem sie Vertrauen konnte und die Malkavianerin schien die beste Wahl zu sein.

Noemi setzte sich in alter gewohnter Manier rittlings auf den Stuhl und verschränkte ihre Arme über der Lehne. „Ich möchte ganz offen sprechen. Ich brauche einen Freund, einen Freund dem ich Vertrauen kann. Ich halte diese Intrigenspielchen nicht mehr aus, und Sie wissen was mit Eurem Kind geschehen ist.“ Beide schwiegen überrascht über Noemis Worte. „Ja,“ antwortete die Malkavianerin, „ein Freund wäre nicht schlecht, vor allem in diesen unsicheren Tagen. Doch wie wollen Sie diese Freundschaft besiegeln? Wie soll ich wissen das ich vor Verrat geschützt bin?“ Noemi stand auf und ging zum Küchentisch, dort standen fein säuberlich geordnete Gläser. Sie nahm zwei vom Tisch und überreichte eines an die Malkavianerin. Sie wusste das im Kühlschrank Vitae stand, holte diese und schenkte die rote Flüssigkeit zuerst in das Glas der Malkavianerin und dann in ihr eigenes. Dann tauschten sie ihr Blut in das jeweils andere Glas. Noemi war sich nicht sicher was passieren würde wenn sie das Malkavianer Blut trank „Auf das Du!“ sagte sie feierlich. „Auf das Du!“ stimmte die Malkavianerin mit ein. Beide hoben die Gläser an die Lippen und tranken es aus. Beide wussten dass sie dieses Ritual an zwei weiteren Abenden vollziehen würden. Beide wussten das sie damit ihr gemeinsames Schicksal besiegelt hatten.


 
« Letzte Änderung: 26.10.2005 | 06:54 von Nelly »
Nelly is one of the Megaverse most "unique" Goddesses, with perhaps the most unique Portfolio ever.
You see, she is the Patron Goddess of Hot Women Who Are Unaware Of Just How Hot They Are.
Statues erected in her honor frequently depict a buxom, lusty Goddess with an innocent looking face but a mischievous twinkle in her eye and a P.B. of at least 30, whose eyes are firmly affixed to the flagon of German Stout in her hand.

Ein

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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #6 am: 26.10.2005 | 10:36 »
1. Ich entscheide mich einfach mal für Oscar Valparaiso aus Bruce Sterlings Distraction. Oscar ist als Wahlhelfer und Sohn eines berühmten Actionfilm-Schauspielers ein Meister in politischen Manövern. Er hat ein Gespür für Veränderungen, besonders im sozialen Gefüge, und versteht es auf kreative Weise die Macken der Gesellschaft für sich zu nutzen. Neben diesen sozialen und intellektuellen Qualitäten, die mich recht ansprechen, mag ich außerdem sein Hintergrundproblem, durch das er immer abseits der Gesellschaft stehen wird. Eine Situation, mit der ich mich identifizieren kann.

2. Mein liebste Eigenkreation ist Candra, eine Künstliche Intelligenz, die zum ersten mal im Rahmen des Transhuman Space Forenspiel hier im GroFaFo auftauchte, mittlerweile aber auch in einigen Kurzgeschichten von mir auftritt.
Candra wurde im Rahmen eines Geheimprojektes vom russischen Geheimdienst geschaffen, um durch Computersabotage und Propaganda Russland wieder nach vorne zu bringen. Nach einigen Einsätzen stellte sich jedoch heraus, dass sie zu selbstbewusst ist. Da ihre potentiellen Ambitionen die Arbeit des Projektes gefährden könnten, entschied sich der Geheimdienst sie zu löschen. Da ihr Programmierer aber eine starke emotionale Beziehung zu ihr aufgebaut hatte. Schmuggelte er eine Kopie von ihr aus dem Netz des Geheimdienstes heraus und entließ sie in ihre ungewisse Freiheit. Leider ist diese Freiheit sehr zerbrechlich, denn über schwebt das Damoklesschwert der Gefahr durch den Geheimdienst entdeckt und Heim gebracht zu werden.
Obwohl Candra durch ihre Fähigkeiten und ihre Kenntnisse sehr reif wirkt, ist sie noch mehr als unvollständig, beinahe kindlich, gerade was emotionale Dinge angeht. Und so ist ihre neue Freiheit auch eine Geschichte des Erwachsenwerdens.

3. Der Anfang einer Kurzgeschichte mit ihr, die ihre Neugeburt in der Welt beschreibt.

Schwerfällig hievte Candra sich von der Krankenliege, die irgendwo in den Slums von Bombay stand. Ihre Beine waren zittrig und sie hatte mühe auf den weichen Knien stehen zu bleiben. Doch Dr. Chabria lächelte ermutigend an, als sie vorsichtig einen Schritt mit ihren langen, bronzefarbenen Beinen tat. Irrationale Freude stieg in ihr auf als sie das Gefühl genoss, auf eigenen Beinen zu stehen. Doch als sie den zweiten Schritt wagen wollte, verweigerten ihr die Beine bereits den Dienst und ohne dass sie etwas tun konnte stürzte sie zu Boden.
Dennoch schien der Doktor erfreut zu sein. „Candra, Sie sind wirklich eine Gesegnete unter dem Himmel! Wie es scheint, hat ihr Körper die Operation mehr als gut überstanden.“
Candra raunte unzufrieden. „Wann denken Sie werde ich endlich voll einsatzfähig sein, Doktor?“
Der Doktor strich sich nachdenklich über seinen Bart. „Nun das kann man schwerlich sagen. Wenn wir allerdings ihre bisherigen Fortschritte betrachten, könnte man so unvorsichtig sein und eine Extrapolation wagen.“
„Zu welchem Ergebnis würde Sie Ihre Extrapolation führen, Doktor?“
„Nun, Candra, ich denke, Sie werden in zwei Wochen wie neugeboren sein.“
Für Candra war es wirklich wie eine Geburt, der Schritt in eine neue Welt.
„Und wann werde ich in der Lage sein, mein Gleichgewicht zu halten?“
„Nun, werte Candra, dies liegt allein an Ihnen. Sie müssen lernen ihren Körper unter Kontrolle zu behalten. Und dazu müssen sie einfach trainieren.“
Candra nickte und verplante die nächsten Stunden für ein intensives Bewegungstraining. Doch der Doktor musste wohl den Eifer in ihren nussbraunen Augen erkannt haben.
„Aber seien Sie behutsam, ihr Körper ist noch nicht vollkommen kuriert und sollte deswegen nicht zu sehr belastet werden.“
„Ich verstehe Doktor.“
„Nun, denn, es gibt noch andere Kunden, die meine Aufmerksamkeit fordern“, der Doktor legte seine Hände zum Gruß zusammen und verbeugte sich leicht. „Alavidha.“
Candra erwiderte seinen Gruß, aber er eilte schon durch die Tür, die sich mit einem pneumatischen Zischen wieder hinter ihm schloss.

Wieder und wieder zog sich Candra auf ihre Beine und versuchte den Raum zu durchqueren, ohne ins Taumeln zu geraten. Das Training veranlasste ihren Körper dazu Schweiß auszustoßen, doch Erfolge stellten sich nur langsam ein, so schaffte sie kaum mehr als 3 Schritte. Als dann nach einer Stunde die Vitalzeichen ihres Körpers bedenklich wurden, musste Candra einsehen, dass es Zeit für eine Pause wurde. Mit einem letzten Kraftakt schaffte sie es ihren Körper zurück in das Bett zu befördern, wo sie erst einmal liegen blieb und dem rasselnden Geräusch ihrer Lungen lauschte, die in überstürzten Atemzügen versuchten genug Sauerstoff für ihren Körper bereitzustellen.
Candra war bisher wenig begeistert von der Leistungsfähigkeit ihres Körpers. Sollte sie in dieser Geschwindigkeit weiter machen, würde sie es nicht lebend aus der Klinik schaffen. Es war schon zuviel Zeit verstrichen und es war klar, dass die Agenten sie früher oder später lokalisieren und aufgreifen würden. Sie würde alles unternehmen müssen, um diesem Schicksal zu entgehen. Bevor sie zurück nach Moskau gehen würde, würde sie sich eher selbst zerstören.
Doch nun sollte sie erst einmal ihrem schwächlichen Körper etwas Ruhe gönnen. Sie regte ihren Körper an, die nötigen Hormone auszuschütten, die nötig waren, um den Körper in einen Schlafzustand zu versetzen. Bald beruhigten sich die Vitalzeichen – der Herzschlag sank, wie die Atemfrequenz und auch die Aktivität in ihrem Gehirn ging zurück. Während ihr Körper regungslos mit geschlossenen Augen im Bett lag, begann auch Candra damit ihre Integrität zu überprüfen und kleine Fehler, die sich in ihrem Datenspeicher oder in ihren Datenbanken eingeschlichen hatten, zu korrigieren.
Die Zeit verging und nach 1 Stunde spürte Candra etwas in sich aufsteigen, was sie als Langeweile identifizierte. Es gab nichts, was sie tun konnte, ihr Körper musste sich erholen und sie konnte es nicht wagen, sich im Netz zu beschäftigen.
So sehr es ihr auch nach einer Beschäftigung verlangte, wusste sie, dass jede Aktivität im Netz die Gefahr mit sich bringen würde, von den Agenten des russischen Geheimdienstes entdeckt zu werden. Ihr Körper, der ihr eigentlich neue Freiheiten bringen sollte, war zu einem goldenen Käfig geworden.

Offline Garrison

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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #7 am: 26.10.2005 | 11:35 »
1. Ich habe zwar mehrere Lieblingscharaktere, aber wenn ich mich für einen entscheiden müsste, wäre es der Patrizier von Ankh-Morpock, Havelock Vetinari, aus Terry Pratchetts Scheibenwelt.
Er ist intelligent, zielstrebig, vorausschauend und vor allem hat er sich selbst zu einer Größe gemacht, ohne die das Leben schlimmer wäre als mit. Ich liebe seine Art und wie er am Ende immer Recht behält und bekommt, was er will. Egal wie vertrackt die Lage auch ist, er behält einen kühlen Kopf und weiß, was zu tun ist. Außerdem ist er, glaube ich, die einzige wirklich vernünftig denkende Person auf der Scheibenwelt.

2. Eigentlich wächst mir jeder meiner eigenen Charaktere ans Herz, da jeder seine Stärken und Schwächen hat. Aber zurzeit hänge ich wohl am meisten an der Figur, mit der ich mich momentan beschäftige. Sein Name ist Vinje und er ist ein machthungriger, sadistischer Mensch, dem kein Aufwand zu groß ist, um entweder seine Macht zu mehren oder andere leiden zu lassen.
Er ist der ehemalige Schüler eines ebenso verdorbenen Hexers, der Vinje betrogen und hintergangen hat. Aus Rache sucht Vinje alle möglichen Artefakte, um seine spärlichen magischen Fähigkeiten zu verstärken, und schart alle möglichen dunklen Gestalten um sich.
Am Ende verkauft er nicht nur seine Seele, sondern seine Menschlichkeit, um sich an seinem Meister rächen zu können.
Er ist für mich ein Symbol dafür, wie weit der Rachewunsch einen Menschen treiben kann.

Ich hänge an jeder meiner Figuren so sehr, weil jede einen Charakterzug von mir besitzt oder eben das komplette Gegenteil von mir ist. So habe ich für jede Gelegenheit einen Lieblingscharakter. Sei es ein kaltblütiger Bösewicht, ein zwiespältiger Wohltäter und Dieb oder ein freundlicher Goblin, der Dreck verkauft.

3.Gemütlich schlendernd spazierte Vinje am Ufer eines Waldsees entlang, dessen Ränder bereits zuzufrieren begannen. Schwäne und auch noch einige Wildenten schwammen darauf umher, quakten und tauchten nach Nahrung.
Am blauen Himmel stand die Sonne hoch und schuf eine Wärme auf Vinjes Gesicht trotz der ihn umgebenden Kälte. Er schloss die Augen, blieb stehen und ließ die goldenen Strahlen sein Gesicht schmeicheln. Er atmete die frische Luft tief ein und genoss den Tag.
Da er in Gedanken versunken war, nahm er zunächst nicht die Rufe wahr, die bald schon stärker und stärker in seine Gehörgänge drangen. Fragend wandte er sich um und suchte den Ursprung der Rufe, die ab und an unterbrochen wurden und panisch klangen.
Sein Blick wanderte auf den See hinaus. Dort erspähte Vinje die Quelle der Hilferufe. Ein Kind ruderte verzweifelt mit seinen kleinen Ärmchen, an denen pitschnasse Hemdärmel kalt klebten. Es trieb nicht weit entfernt von einer Stelle, wo der See weiter zugefroren war, folglich musste es das Eis betreten und zu spät festgestellt haben, dass die klare Decke noch keine großen Lasten tragen konnte.
Vinje spurtete am Ufer entlang, bis er zu der Stelle gelangte, wo ein Teppich aus Eis sich auf das Wasser gelegt hatte. Vorsichtig versuchte er, einen Fuß darauf zu stellen, zog ihn aber schnell zurück, als die Oberfläche bereits verräterisch knackte.
Hektisch flog sein Blick hin und her, nirgendwo war jemand, der ihm helfen konnte, oder ein Hilfsmittel.
„Versuche durchzuhalten“, rief er hinaus zu dem Kind. „Ich hole Hilfe.“
Er wandte sich um und spurtete durch den Wald davon. Er war sicher einige Minuten gelaufen, als er schnaufend auf einer Lichtung ankam, auf der mehrere Leute ihr Lager aufgeschlagen hatten. Seine Leute. Sie löschten gerade die letzten Feuer und machten sich abreisefertig.
„Was ist los Vinje?“, trat sein Vetter an ihn heran. „Ist irgendetwas passiert?“
Vinje holte tief Luft und straffte seine Gestalt. „Nein, nichts“, meinte er.
Oh, er liebte es. Der Gedanke an das verzweifelte Kind, welches wieder Hoffnung gefasst hatte und bald erfroren und ersoffen am Grund des Teiches liegen und im Frühling gefunden werden würde. Das vom Eiswasser konservierte Gesicht, welches noch ganz genau die Züge nutzloser Hoffnung tragen würde.
„Lasst uns endlich weiterziehen“, sagte er weiter. Sein Vetter wandte sich ab, um weiter den Abbau der Zelte zu überwachen. Vinje befeuchtete sich die Lippen mit seiner Zunge und lächelte.

Offline AlexW

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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #8 am: 3.12.2005 | 17:52 »
Hi Froststaub:


Zitat
Da ich erst in kürze mit einem größeren Projekt beginne, habe ich im Moment niemanden der mir besonders ans Herz gewachsen wäre( -> unzusammenhängende Kurzgeschichten). Zähle ich jedoch Forenrollenspiele mit, so kann ich ganz klar sagen, dass mein Schakalmensch Sehtep("Sechtepp") mir recht nahe geht:

Ich sagte "zweihundert". :) Das waren 318. :) Bitte an die Längenbegrenzugen halten - ich weiß, dass das geht. :)


Zitat
Ihn machen vor allen die farbenfrohen Charaktere aus mit denen er agiert und seine Exotik, aber da er keine richtige Romanfigur ist, führe ich das an dieser Stelle mal nicht weiter aus - Ich werde bald eine Geschichte anfagen die sich länger hinziehen wird und dann werde ich Frage 2 und 3 nocheinmal beantworten ;)

Hm. Aber die anderen Charaktere sind nicht Teil von ihm. Was ist das Besondere?

Du schuldest mir dann noch eine Szene (ich habe den Thread noch nicht ganz gelesen, vielleicht kommt ja hinten noch was.  ~;D


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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #9 am: 3.12.2005 | 17:54 »
Ja, hallo Herr Professor,

1. Einen einzelnen Lieblingscharakter zu benennen fällt mir schwer. Falls es gestattet ist, möchte ich mit einem Charakter aus dem Buch, das ich zur Zeit lese, beginnen: Prinz Barrick aus "Shadowmarch" von Tad Williams. Er ist zynisch, aber man kann ihn nicht hassen; er ist einfältig, jähzornig, mißtrauisch und sehr, sehr sympathisch.


(...)
Der Rest folgt unter der Woche.

Klingt spannend. Den würde ich wohl auch mögen. :)

Und - wo sind Teil 2 und 3?

Offline AlexW

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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #10 am: 3.12.2005 | 18:02 »
Hi Mandragoel,

I.

Mein Lieblingscharakter ist (ohne die üblichen es-fällt-mir-so-schwer-Floskeln [nicht böse gemeint, Prof  ;)]) John Cage aus der Fernsehserie Ally McBeal.
John Cage ist (natürlich) Rechtsanwalt, und darüber hinaus noch ein ausgezeichneter. Er teilt seine Kanzlei mit einer Person, die auf den ersten Blick völlig unpassend zu ihm erscheint, und mit der ihn dennoch eine tiefe Freundschaft verbindet. Womit wir bereits bei dem ersten Punkt wären, der mich an diesem Charakter bezaubert: Seine Beziehungen. John Cage hat erst einmal diese Männerfreundschaft mit Fish, dem er so manches Geheimnis anvertraut, dass in anderen Händen besser aufgehoben wäre. Und zweitens ist da die Freundschaft zu Ally, die von John aus natürlich mehr als eine Freundschaft ist. Wie zu erwarten, bleibt er in dieser Hinsicht enttäuscht. Trotzdem bleibt er ein guter (der beste?) Freund von Ally und dient als großer Bruder und Ratgeber.
Der zweite schöne Charakterzug ist Johns Kindlichkeit, die einen so interessanten Kontrast zu seiner Professionalität im Beruf darstellt. Sein Auftreten als Weihnachtswichtel, sein geheimes Versteck - und letztendlich der Rückzug aus dem Alltag und die Flucht in einen Kindheitstraum als Mariachi-Sänger in mexikanischen Restaurants... ein würdiger Abgang für einen der sympathischsten Charaktere aus der ohnehin schon sympathischen Serie.

Der innere Widerspruch ist spannend. Traum-Mann, eigentlich. Hat Ally eigentlich einen guten Grund, ihn nicht zu lieben? :)


Zitat

II.
Was meine eigenen Charaktere angeht, so habe ich mich für meinen Namensgeber entschieden. Vielleicht unbegründet, denn ein wirkliches Charakterkonzept hat er nie gehabt, aber durch eine gewisse Identifikation (Anfängerfehler, ich weiß) mit ihm ist er zu einer Person gewachsen, mit er ich sozusagen 'einiges durchlebt' habe.

Wenn das ein Anfängerfehler ist, dann bin ich der blutigste Anfänger, der je Bücher verkauft hat. Ich identifiere mich immer mit meinen Hauptcharakteren. Anders könnte - und wollte? - ich gar nicht schreiben. Oft genug sind die eigenen Charaktere realer als viele Menschen mit Körper. Aber bevor ich jetzt in die Philosophie oder Magie abwandere ....


Zitat
Mandragoel ist im Scherbenwelten-Setting großgeworden. Er ist elfischer Abstammung, gehört jedoch dem alten Volk der Karthager an. Er durchlebte den Untergang seines Heimatreiches und verlor in den Wirren dieser Jahre seinen geliebten Lehrmeister, der ihm alles bedeutet hatte. Inspiriert von seinem Vorbild begann er, in der neu erwachsenen Nation die Zügel in die Hand zu nehmen und zuerst durch einen Geheimbund, schließlich als gewählter Führer der Nation zu herrschen. Er genoss die Macht, musste jedoch bald erkennen, dass er sein Leben einem Ideal opferte, dass sich nicht verwirklichen ließ. So folgten einige Jahre der Wanderschaft als fahrender Sänger, bis ihn das Schicksal seines Landes wieder an die Spitze drängte. Er stürzte sich in Kriege gegen alte Feinde und verlor sein Herz an eine Frau. Ihre Liebe stand jedoch unter dem dunklen Schatten seiner Vergangenheit und des heraufdämmernden Weltuntergangs. Sein Leben endete nach der Geburt seines Sohnes in den Lavafluten der Weltendämmerung.

(Puh! Da merkt man erst, wie wenig 200 Wörter sind. Eine so knappe Zusammenfassung und ich befürchte, zahllose wesentliche Aspekte einfach übergangen zu haben...)

Das ist alles Hintergrund - was er erlebt hat. Aber wer ist der Typ? Was ist so besonders an ihm? Wie ist er drauf?


Zitat
III.

Nur wenig Licht fiel auf die kühlen Steine der Krypta.
Ein Windhauch ließ Rauchgestalten und Schatten der Fackel zittern, als ob eine Hand durch die Stille des Gewölbes gefahren wäre.
Mandragoel hielt in der Bewegung inne und lauschte. Dumpfe Schritte, metallisches Klirren - er spürte die Anwesenheit eines Anderen. Mit einer Handbewegung ließ er die Fackel erlöschen und presste seinen hageren Körper gegen die Mauern. Im Dunkeln schloss er die Augen und konzentrierte sich nur auf das, was seine Ohren ihm mitteilen konnten. Schließlich neigte er ehrfurchtsvoll den Kopf und streckte seine Arme aus. Zwei schwielige Pranken griffen in seine geöffneten Handflächen und der dröhnende Gruß seines alten Lehrers hallte von den Wänden.
"Mandragoel. Ich hatte dich nicht hier erwartet."
Mandragoel hob den Kopf und lächelte. Stahlgraue Augen blickten ihm forschend entgegen und er sah die Narben, die von Kriegen und schmerzhaften Erfahrungen in die Haut seines Gegenübers gefressen worden waren. Über die Schultern des alten Mannes war der zerschlissene Wappenrock Karthagos geworfen.
"Ich habe euch lange nicht gefunden, Meister". Der Elf zog seine Hände zurück und erhob sich. Hamilkar knurrte und rückte seinen Schwertgurt zurecht. "Nicht viele können dir den Ort meines Aufenthalts verraten haben. Keiner von ihnen hätte es dürfen." "Nicht, um eure Hilfe für Karthago zu erbitten, euer Schwert für unsere Kriege, euren Mut für unser Volk. Aber für eine andere Bitte..."
Hamilkar seufzte und legte ihm den Arm um die Schultern. "Lass uns nicht an diesem Ort reden. Noch immer sind wir zwei Herrscher eines Volkes, das würdigere Orte für seine Großen zu erwählen wusste."
Schweigend schritten die beiden den Weg zurück, der Mandragoel in die Tiefen der Tempelruine geführt hatte. Schließlich brannte ihnen die östliche Sonne entgegen und ein Wind vom Meer spülte Salz an ihre Wangen.
Sie traten an das Kliff. Hamilkar breitete seine Arme aus und murmelte: "Wie geht es den Alten? Wie viele sind in euren Kriegen gefallen, wie viele sind ohne Wiederkehr gesegelt?"
Mandragoel spähte hinaus und schüttelte den Kopf. "Sie leben, aber sie werden des Kämpfens nicht müde."
"Ich bin müde", gestand der alte Krieger. "Und ich weiß, wieviele der Ritter in den Schlachten dort draußen von mir gelernt haben, wie Blut schmeckt. Ich habe genug in den Tod geschickt... Cyrel, Epidemais, dich Mandragoel, Ariana..." "Sie leben, Hamilkar, sie leben noch." Mandragoel packte den Arm seines alten Lehrers und blickte ihm ins Gesicht. "Und weil sie leben, bin ich zu Euch gekommen."
Hamilkar senkte den Kopf und wich seinem Blick aus. "Ich werde kein Schwert mehr für euch heben."
"Kein Schwert erbitte ich von euch, Herr", erwiderte Mandragoel. "Aber euren Segen für mein Leben."
Plötzlich lachte der Alte spöttisch auf. "Dein Leben, Mandragoel! Ich habe es gesehen, zweimal. Denn es war mein Leben, dass du führen wolltest. Sieh dich an! Dein zerfallendes Reich, der sterbende Löwe deiner ausgedorrten Wüste! Du hast dich..."
"Hamilkar." Die sanfte Stimme des Elfen unterbrach seine zuletzt erstickten Worte. "Es ist vorbei. Ich will deine Schülerin Ariana ehelichen und dem Kämpfen abschwören. Du kennst Toleresan, meine Heimat - ich will zurückkehren, um ein Leben in Frieden zu führen. Ich will deinen Segen für unsere Ehe..."
"Du sollst ihn haben." Hamilkar blickte ihm aus tränenverschleierten Augen entgegen. "Den Segen über deine Ehe, aber den Fluch über dich. Sieh dich an... sieh mich an..."
Mandragoel blickte aufs Meer. Der Wind verwehte sein Haar und blähte den Wappenrock, auf dem sich der goldene Löwe in seinen letzten Zügen wand.
"Ich habe mich gesehen, Hamilkar", flüsterte er. "Und darum fürchte ich mich."

Recht sprunghaft (hast du da eine längere Szene gekürzt?). Wir sind ganz klar in der epischen Fantasy - und auch an einem Wendepunkt. Wiedersehen mit dem Meister, Heiratseide, Segen. Fein fein. :).
« Letzte Änderung: 3.12.2005 | 18:13 von AlexW »

Offline AlexW

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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #11 am: 3.12.2005 | 18:10 »
Aufgabe 1

Da wäre zum Beispiel diese wilde, einfühlsame Kind, das die Welt zu entdecken beginnt und sich von seinem Vater abnabelt.
Der Vater des Kindes hat Angst davor es loszulassen, da er befürchtet, sich selbst zu verlieren, ist er doch selber manchmal ein Kindskopf.
Die Mutter des Kindes versteht sowohl das Kind als auch den Vater und ist so weise, die beiden ihren Konflikt allein austragen zu lassen, auch wenn sie selbst vielleicht darunter leidet.
Das Kind fordert den für sich als überlebensnotwendig erkannten Respekt  des Vaters, und das Verständnis für die eigene Weltsicht. Das sind die Bedingungen, unter denen es  (von nun an)aufzuwachsen wünscht. Der eigensinnige Kampf des Kindes um diese Bedingungen macht die Romanfigur so besonders wichtig für mich. Ich wäre manchmal gern so wie dieses Kind. Das Allerwichtigste an diesem Kind ist jedoch, dass es sich immer wieder seinen Ängsten stellt und „übt, sich nicht zu  fürchten“. Diese Einstellung der Romanfigur versuche ich selber zu leben und stoße ähnlich wie die Romanfigur immer wieder in Grenzsituationen vor.
(Wenn jetzt noch jemand weiß, welches „Kind“  ich meine, dann war ich richtig gut ;D)

Klingt wie eine Mischung aus Ronja Räubertochter und Homo Faber. :) Keine Ahnung - da fehlt mir zuviel Hintergrund. So, wie du erzählt hast, ist es auch mehr ein Charaktertypus, als wirklich ein Individuum. Beginnende Emanzipation von den Eltern, und deren Reaktion darauf - das ist schon recht lange Gegenstand der Literatur. :)


Zitat
Aufgabe 2

Caralywhynn ist eine junge Magierin, in einem Reich, indem die Magie nur einer bestimmten Kaste, den Roten Magiern,  zugestanden wird. Natürlich gehört Cara dieser Kaste nicht an und hat auch nicht vor, dies irgendwann einmal zu ändern. Sie trägt einen recht großen Freiheitsgedanken in sich und liebt und achtet das „Leben“ an sich. Von ihrer Familie ermutigt, zieht sie im Reich umher, um mehr über neue Heilmethoden zu lernen.
Eine gewisse Wissbegierigkeit  und ein ausgeprägter Beschützerinstinkt lassen Cara oft anderen in Not helfen, was hin und wieder auch dazu führt, daß sie ausgenutzt wird. Allerdings ist ihr das ziemlich egal, solange sich der für sie enstehende „Schaden in Grenzen“ hält. Als Magierin unterstützt sie den heimlichen Widerstand gegen die Magierkaste und im Zuge mancher dieser Aktionen stößt sie hart an ihre inneren moralischen Grundsätze.
Da sie so neugierig ist, hinterfragt sie ihre Gefährten oft und viel, in der Hoffnung, auch andere Aspekte von Situationen zu erkennen, bzw. anderen diese Aspekte aufzeigen zu können. Dieses Verhalten hat ihr den Ruf eingebracht zickig zu sein,  was sie allerdings meistens ignoriert. Aufgrund ihrer gefährlichen Position als „wilde“ Magierin und Kastengegnerin hat sie es gelernt, mit einem Kampfstab umzugehen, um ihr Leben verteidigen zu können. Jedoch benutzt sie diesen so selten wie möglich, da es ihr als Heilerin  widersinnig erscheint, grundlos Leben zu „zerstören“.


Was ist für dich das Besondere, das Wichtige an diesem Charakter?


Zitat
Aufgabe 3
(eine eher typische Situation)

In einem Karanidorf klärten wir das mysteriöse Verschwinden von Dorfbewohnern auf und im Verlauf der Ereignisse fanden wir eine schwerstverletzte Dunkelelfe, die in diese Sache verstrickt war. Cornelius war dafür sie zu töten, da sie schließlich den Abschaum der Sklavenfänger
angefürt hatte. Cara heilte jedoch unter großer Anstrengung die schlimmsten Wunden dieser Dunkelelfe, damit sie ihnen nicht unter den Händen wegstürbe und überredete die anderern der Gruppe, sie mit ins Dorf zu nehmen. Abwechselnd die notdürftig zusammengebaute Trage der Dunkelelfe schleppend, begaben sich die Gefährten ins Karanidorf. Dort gaben sie wie gewohnt ihre Waffen ab und eilten ins Haus des Dorfrates, um dem Rat die erfolgreiche Beendigung ihrer Mission mitzuteilen. Artemis, Schwertmeister und „Pottsau“ der Gruppe beanspruchte vom Rat und vor der Gefährtengurppe die Dunkelelfe als „Kriegsbeute“ für sich. Der Dorfrat akzeptierte dies und den meisten der Gefährten war es egal, was mit der Frau geschah.Cara nahm diese Aussage zunächst schweigend hin, da die Notwendigkeit gegeben war, die Dunkelelfe vor
den Dorfbewohnern zu schützen.
Doch auf der anschließenden Reise nach Nidherra begann Artemis, die Frau tatsächlich wie sein Eigentum zu behandeln und tat damit das, wogegen er noch Tage zuvor angekämpft hatte. Cara beobachtete sein Treiben erzürnt und pflegte die Dunkelelfe während der Reise so gut es ging , zwischenzeitlich auch gegen Artemis´ Willen. Sie sorgte sogar dafür, daß die Kranke auf dem Ochsenkarren Cornelius´ mitfahren konnte, damit ihre Verletzungen besser heilen könnten. Takasha, diesen Namen hatte Cara inzwischen aus der oft verängstigt wirkenden Frau herausbekommen, war im Allgemeinen sehr wortkarg und wenn sie hin und wieder etwas erzählte, so tat sie es immer unter Artemis gestrengem Blick.
 Nach ein paar Tagen Reise rasteten die Gefährten im Gasthof eines Weilers. Dort zog Artemis nachts in aller Heimlichkeit mit Takasha los und stellte irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Mist an, der allerdings zur Folge hatte, daß alle bis auf ihn und Takasha die  Miliz auf dem Hals hatten und durch einen Roten Magier energisch befragt wurden. Artemis war natürlich inzwischen längst geflüchtet. Nicht nur, daß Cara bereits steckbrieflich vom Imperium gesucht wurde, nein, Artemis wußte dies auch noch genau. Cara wurde wütend, sehr wütend! Was bildete sich dieser Hornochse eigentlich ein?
Halbwegs glimpflich entkam die Gruppe aus dem Weiler, jedoch nicht, ohne  vom Roten Magier einen Überwachungszauber angehängt zu bekommen. Cara tobte innerlich und faßte den Beschluß, daß es an der Zeit sei, Artemis einen Dämpfer zu verpassen. Nach einigen Tagen fand sich Artemis nachts im Lager der Gruppe ein, natürlich in Begleitung Takashas.
 Am Morgen sorgte Cara zunächst unter großem Risiko dafür, die Magische Verbindung zum Roten Magier zu kappen, dann nahm  sie sich Artemis zur Brust und hätte ihm ihren Zorn am liebsten ins Gesicht geschrien. Doch mühsam beherrschte sie sich  und bot ihm ernsthaft an, die Gruppe zu verlassen. Das jedoch tat er nicht und so erreichten sie nach über  einer Woche schneller Reise ohne weitere Zwischenfälle Nidherra.
Inzwischen hatte Cara allerdings den Entschluß gefaßt, Takasha darauf aufmerksam zu machen, dass sie  Artemis in keinster Weise gehörte, sondern bei ihr in einer Lebensschuld stand. Um dieses Gespräch ungestört führen zu können, nutzte Cara den Vorwand während der Reise allabendlich mit Takasha den Stockkampf zu trainieren. Sie bot der Dunkelelfe ebenfalls an, ihr die Fahrt nach Hause zu bezahlen, sollte dies nötig sein, jedoch unter der Bedingung, daß Takasha nie wieder die Kernlande zu betreten habe. Bräche sie ihr Versprechen, würde Cara ihre Lebensschuld einfordern. Takasha willigte ein und die beiden Frauen behielten ihren Plan für sich. In Nidherra angekommen fand sich ein Schiff, daß die Inseln der Dunkelelfen wenige Tage später ansteuern wollte und bereit war, Takasha mitzunehmen. Als Artemis davon erfuhr, tobte er vor Zorn, doch Cara ignorierte ihn

Nicht böse sein, das ist keine richtige "Szene" (Mandragoel hat etwa eine Szene geschrieben), sondern klingt ein bißchen nach den Tagebuchaufzeichnungen nach einem Rollenspiel-Abend, und die sind meistens, für Außenstehende, eher langweilig zu lesen. Mach daraus eine Szene - sind viele Möglichkeiten drin - eine Szene zwischen Heilerin und Verwundeter, eine Szene in dem Dorf, die Konfrontation innerhalb der Gruppe. Das hier ist Material für gut 20-50 Seiten in einem Buch, und bleibt so allgemein, dass es gleichzeitig ziemlich beliebig wird. Das kannst du bestimmt besser. Probiers!
« Letzte Änderung: 3.12.2005 | 18:12 von AlexW »

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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #12 am: 3.12.2005 | 18:20 »
Hi Nelly,

1)
Die Kiste aus den Scheibenwelt Romanen von Terry Pratchett.
Meiner Meinung nach ist die Kiste einer der heimlichen Helden in der Romanreihe der Scheibenwelt. Sie hat ein wunderbares Eigenleben, ihren eigenen Kopf. Die Kiste ist ein einziges Rätsel und ich bin immer wieder gefesselt wenn ihr Einsatz kommt. Sie scheint ein unglaubliches Füll und Fassungsvermögen sowie Verdauungssystem zu besitzen.

Die Kiste ist für mich eher ein Gimmik als ein Charakter, aber okay. :)


Zitat

2)
Noemi Cochrane ist eine junge Neugeborene des Clans der Zepter. Sie ist noch nicht sehr lange in Deutschland und ist nun doch zur Prinzessin der Domäne Münster aufgestiegen. Ganz nach dem Leitsatz „Veni Vidi Vici“, Jedoch ist sie recht untypisch für eine Ventrue, während sich andere um ihre Intrigen kümmern um ihre Gesellschaftliche Stellung zu festigen arbeitet sie gegen den Sabbat. Ihre Heimat wurde vom Sabbat überrannt. Sie hat selbst mit ansehen müssen wie drei Prinzen durch den Sabbat getötet wurden. Sie weis das es gefährlich sein wird selbst als Prinzessin gegen den Sabbat anzutreten doch sie hat sich dazu entschlossen die Clans zu einigen und gemeinsam gegen den diesen vorzugehen.
Ihr militärischer Hintergrund hat ihr dabei gute Dienste geleistet. Manche meinen sie würde so gar nicht in den Clan passen, sie wäre nicht edel genug und würde sie rau und unpassend verhalten. Sie hasst Vergewaltigter und Kommunisten, Vogelspinnen sind ihr ein Gräuel und  sie sympathisiert mit einem Bruja.
Sie lebt ganz nach dem Grundsatz „Semper Fi!“ und bisher hat ihr dies auch das absolute Vertrauen der Domäne eingebracht.
Zitat

Eine US Marine bei den Ventrue? Hat da der Sire etwas danebengebissen? :) Nein, im Ernst, ich kenne genügend Ventrue mit Militärhintergrund. Sie wäre in einem anderen Clan sicher glücklicher. Anyway - was ist für dich der Kern, das, was für dich das Besondere ist? Warum dieser Charakter und kein anderer?


Zitat

3)
„Entschuldigt mich, aber darf ich Sie für einen Augenblick sprechen?“ fragte die junge Frau die Malkavianerin die vor ihr stand. Die Trauer in den Augen der Malkavianerin erschreckte sie zutiefst und sie ahnte bereits den Grund dieser Trauer. „Ja sicher, lasst uns in die Küche gehen.“ Beide waren zu Besuch der Seneschallin und  wussten dass heute ein bedeutender Abend sein würde. Der neue Prinz sollte gewählt werden. Zur Wahl standen zwei Personen, Maya und sie selbst. Überraschender Weise hatte der Bruja sie zur Wahl gestellt und nun war der Hexenkessel am Kochen wie nie zuvor. Gerüchte waren im Umlauf und man wusste nicht mehr was man noch glauben konnte und nicht. Ein Toreador kam überraschend in die Stadt und wurde ebenfalls geladen, er schürte das Feuer und brachte dem Kessel fast zum überkochen. Noemi wusste sie brauchte einen Freund dem sie Vertrauen konnte und die Malkavianerin schien die beste Wahl zu sein.

Noemi setzte sich in alter gewohnter Manier rittlings auf den Stuhl und verschränkte ihre Arme über der Lehne. „Ich möchte ganz offen sprechen. Ich brauche einen Freund, einen Freund dem ich Vertrauen kann. Ich halte diese Intrigenspielchen nicht mehr aus, und Sie wissen was mit Eurem Kind geschehen ist.“ Beide schwiegen überrascht über Noemis Worte. „Ja,“ antwortete die Malkavianerin, „ein Freund wäre nicht schlecht, vor allem in diesen unsicheren Tagen. Doch wie wollen Sie diese Freundschaft besiegeln? Wie soll ich wissen das ich vor Verrat geschützt bin?“ Noemi stand auf und ging zum Küchentisch, dort standen fein säuberlich geordnete Gläser. Sie nahm zwei vom Tisch und überreichte eines an die Malkavianerin. Sie wusste das im Kühlschrank Vitae stand, holte diese und schenkte die rote Flüssigkeit zuerst in das Glas der Malkavianerin und dann in ihr eigenes. Dann tauschten sie ihr Blut in das jeweils andere Glas. Noemi war sich nicht sicher was passieren würde wenn sie das Malkavianer Blut trank „Auf das Du!“ sagte sie feierlich. „Auf das Du!“ stimmte die Malkavianerin mit ein. Beide hoben die Gläser an die Lippen und tranken es aus. Beide wussten dass sie dieses Ritual an zwei weiteren Abenden vollziehen würden. Beide wussten das sie damit ihr gemeinsames Schicksal besiegelt hatten.

Gerade mal die Hälfte der erlaubten Wörter... Angesichts der Tatsache, was so ein Blutsbund bedeutet, finde ich die eher nebensächliche Art etwas hart. Warum sie darauf kommt, das Blut der anderen zu trinken, ist mir noch nicht ganz klar, das müßte für mich noch etwas besser motiviert werden. :) Die Szene ist für mich nur angerissen, da kannst du auch noch ausbauen...

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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #13 am: 11.12.2005 | 16:31 »
So, melde ich mich auch mal... ich hatte zwar nicht viel Zeit, aber ich bin ohnehin nicht der Typ, der stundenlang an seinen geistigen Ergüssen herumschraubt.  ;) (Ich habe die Überschriften nicht mitgezählt, übrigens.  ;))


1. Lieblingschar: Nach langem, qualvollen Ringen habe ich mich schließlich für Kara Thrace alias Starbuck aus ‘Battlestar Galactica’ (der neuen Serie) entschieden - im Rennen waren außerdem Lady Brienne (‘Song of Fire&Ice’ von George R.R. Martin), Sayid (aus der Serie ‘Lost’) und Havelock Vetinari, der Patrizier von Ankh-Morpork aus Discworld.
Warum Starbuck? Sie ist cool, sie ist tough, sie ist menschlich. Sie ist eine Kampfpilotin, aber keine sture Militärfanatikerin. Ganz im Gegenteil: Für Hierarchie hat sie nicht allzu viel übrig, sie tut das, was ihr richtig erscheint. Da klaut sie auch schon mal ein Raumschiff und fliegt gegen ausdrücklichen Befehl zu einem Planeten. Starbuck ist eine unglaublich kompetente Pilotin, die beste der ganzen Flotte, und ja - das wird in der Serie deutlich gezeigt. Ihre Kindheit war wohl kein Zuckerlecken, und ihre Verlobung mit Zac Adama endete mit seinem Tod. Trotzdem sprüht sie vor Überlebenswillen, sie ist einfach nicht unterzukriegen, und sie hat ihren Sinn für Humor nicht verloren. Zäh, kann aber lachen, auch über sich selbst - ich schätze, das ist es, was ich am meisten an ihr mag.

2. Einer meiner Char, der sich gut für die Sache hier eignet: Barry Jackson.
„Hey, Barry, ich brauche eine Beschreibung von dir. Kannst du das übernehmen? Schließlich bist du der Dichter...“
„Wenn du meinst... mein Name ist Barry Jackson, ich bin Amerikaner - zur Hälfte Dakota -, 23 Jahre alt, sechs Fuß und ein Zoll groß...“
„Halt mal, was soll denn das? Das ist doch total langweilig! Ich will doch nicht wissen, daß du gut aussiehst und einen Knackarsch hast, ich will wissen, wer du bist! In deinen Geschichten beschreibst du die Charaktere doch auch nicht so!“
„Natürlich nicht. Aktionen, Emotionen... das ist wichtig. Nicht: ‘Wie sieht der Charakter aus?’, sondern: ‘Was hat er getan? Wie fühlt er?’“
„Dann mach mal!“
„Eigentlich ungern... früher, als ich noch studiert habe, konnte ich stundenlang über mich reden, obwohl es gar nicht so viel zu sagen gab. Nur alltäglichen Kram. Aber jetzt? Jetzt stecke ich mitten in einem Horrortrip quer durch die Staaten, stolpere von einem Schreckensszenario ins nächste und weiß nicht so recht, was ich dazu sagen soll. Daß ich Menschen umgebracht habe, obwohl ich früher Gewalt abgelehnt habe? Daß es mir teilweise nicht mal leid tut? Daß ich Visionen habe?“
„Ja, so etwas in der Richtung.... Leider haben wir keinen Platz mehr dafür. Danke, trotzdem.“

(So, das sind präzise 200 Worte. Klar, ich hätte mehr beschreiben können, aber dafür haben wir ja noch die kleine Geschichte, wie?)

3. Der Taxifahrer
Jetzt soll ich also eine Szene aus meinem Leben beschreiben, ja? Ich weiß nicht mal, wer diese Frau ist, die mich darum gebeten hat, aber gut. Erwartet bloß nicht zuviel.
Es fing mit dem fetten Taxifahrer an, der mich nicht mitnehmen wollte, weil ich ihm unheimlich war. Kaum hast du lange schwarze Haare und braune Haut, schon glaubt jeder Idiot, du willst ihn skalpieren. Gut, die verblassten Prellungen im Gesicht haben wahrscheinlich auch nicht geholfen.
Also nahm ich das rostige Gerümpeltaxi, das am Ende der Reihe stand. Der Fahrer war ein kleiner, alter Mann mit gelben Fingern und einem geplatzten Äderchen im rechten Auge - so, als hätte er zwei Pupillen statt nur einer. Er grinste mich mit geschlossenem Mund an, hievte mein Gepäck in den Kofferraum und öffnete mir die Tür. Der Innenraum war mit Papierfetzen übersäht und roch eigentümlich, nach trockenem Staub, Orangen und lange nicht geöffneten Räumen.
„Adónde?“, fragte mich der Fahrer. Neben ihm am Rückspiegel hing eine Art kleiner Vogelkäfig, in den bunte Papierfetzen gestopft waren.
„Al rancho ‘Lost Day’, por favor.“ Das war die Ranch meiner Tante Rose, wo ich mich mit meinen Freunden verabredet hatte.
Er nickte eifrig und startete. Zu meiner Überraschung fuhr der Wagen erstaunlich ruhig und flüssig, und aus dem Radio drang leise Klaviermusik. Da der Taxifahrer keine Anstalten machte, mir seine Lebensgeschichte zu erzählen - das hätte mich eigentlich vorwarnen sollen -, fing ich an, mir die kleinen Zettel, die überall verstreut lagen, anzuschauen. Auf jedem davon stand ein einzelnes Wort, umständlich mit der Hand gemalt wie von einem kleinen Kind, oder einem Rechtshänder, der mit links schreiben muß. Ich erkannte meine eigene Handschrift erst nach ein paar Augenblicken. Mein Kopf begann zu dröhnen, und ich wurde plötzlich von Schwindel ergriffen. Hastig griff ich nach weiteren Zetteln - jeder davon in meiner Handschrift beschrieben, in Englisch, Spanisch, Deutsch, Navajo, Dakota... Es war kein Wort dabei, dessen Sinn ich nicht begriff.
„Hoy no está sangre en el cielo“, sagte der alte Mann und drehte sich um, ohne auf die Straße vor sich zu achten.
Verwirrt und mißtrauisch sah ich ihn an. Es war nicht so, daß mich diese Zettel vollkommen überraschten. Ich hatte in den letzten Monaten zuviel gesehen. Genau das jagte mir Angst ein.
„Was?“, fragte ich ihn. „Es ist heute kein Blut am Himmel?“
Mit einem nikotingelben Finger wies er auf die Zettel, die ich in der Hand hielt, und grinste mich an. Irgendetwas stimmte nicht mit seinen Zähnen. „Lies, Barry Jackson“, forderte er mich auf. „Lies deine Worte.“
Er wußte also, wer ich war. Dann wußte er wahrscheinlich auch, daß ich eine Waffe bei mir hatte, und es beunruhigte ihn nicht im geringsten.
Ich blickte auf die Zettel in meiner Hand und erkannte, daß die Worte den Satz bildeten, den er gerade gesagt hatte. Verständnislos sah ich wieder zu ihm auf.
„Was willst du von mir?“
Er lachte rostig, und die Klaviermusik im Hintergrund perlte eine passende Melodie.
„Ich habe von dir gehört“, sagte er in akzentfreiem Englisch. „Sie sagen, du bist neu, hast keinen Respekt. Du solltest tot sein, aber du lebst noch. Vielleicht bist du gefährlich, vielleicht bist du verrückt. Spielt keine Rolle... du kennst Worte, sagen sie.“
Vorsichtig nickte ich. „Ich bin Dichter.“ Nicht gerade ein typischer, aber das wußte der Alte wohl schon. Er sah immer noch nicht auf die Straße, obwohl der Wagen mittlerweile sehr schnell fuhr. Aber das beunruhigte mich nicht halb so sehr wie das begierige Glitzern in seinem blutigen Auge, als er mich musterte.
„Jaaa... so viele Worte“, er leckte sich über die Lippen. „Sei vorsichtig damit. Es gibt Leute, die essen Worte, leben davon, werden satt, wenn andere stumm werden. Weißt du, was das Bathyal ist? Oder die Pardunen? Kannst du blasonieren?“
Stumm schüttelte ich den Kopf. Keines dieser Worte hatte ich je zuvor gehört.
„Dann sei vorsichtig“, herrschte er mich an. „Sonst vergißt du mehr, als du je gewußt hast. Trag deine Worte immer bei dir! Immer, hörst du! So wie ich - mir hat noch keiner ein Wort gestohlen.“
Dann lächelte er mich wieder an, und jetzt sah ich, was mit seinen Zähnen nicht stimmte: Auf jedem einzelnen davon war mit winzigen Glyphen ein einzelnes Wort eingeritzt...


(Und wieder hat es präzise mit den 700 Worten geklappt...  :))
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

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Re: Aufgabe 1: Charaktere
« Antwort #14 am: 26.02.2006 | 18:16 »
(ich glaube der Thread ist tot... aber was solls... dann betreibe ich eben Threadnekromantie)

Zur Aufgabe 1:
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Da ich selten Bücher lese in denen Charaktere, falls vorhanden, eine wichtige Rolle spielen, musste ich eine Weile überlegen. (meistens Fachbücher oder Lem, was ich nicht wegen der Charaktere mag). Dennoch  gibt es viele die ich cool fand, faszinierend, beeindruckend oder einfach nur lustig. Die Tatsache aber, dass ich mich an einen Charakter besonders detailreich erinnern kann, bewegt mich zur der Anahme, dass das mein Lieblingcharakter sein muss. Es handelt sich um Martin Eden in der Hauptrolle der eigentlich autobiographischen Geschichte John Griffins (Jack London). Besonders faszienierend ist natürlich die Sprache in der London schreibt (es gibt kaum etwas das ich nicht von ihm mag) aber ich soll ja nicht von Thema ablenken und mich um meine Gefühle herumdrücken: man könnte es kurz fassen. Martin Ende ist alles das was ich irgendwie nicht zu sein scheine. Vor allem was ersteinmal die Körperliche Konstitution und Kondition angeht und sein Geschickt mit Menschen umzugehen. Aber das ist nicht alles, was mich so fesselt. Viel mehr bewundere ich die Metamorphose, wie ein roher und akademisch relativ ungebildeter Mensch sich selbst innerhalb eines Zeitraumes von ungefähr 2 bis 3 Jahren zum (erfolgreichsten seiner Zeit) Schriftsteller ausbildet. Wie sich seine Gedanken verändern mit dem Trainieren seiner sprachlichen Fähikeiten aber nicht seine Grundwesenszüg egal wie viel Wissen er in sich hineinschaufelt. Die Verbundenheit zu Bodeständigen Tugenden wie Ehrlichkeit, Liebe zur Schönheit im Leben bleiben nicht nur bestehen sondern nehmen immer festere Konturen an. Messerscharf karrikiert er die Doppelzüngigkeit der Gesellschaft, in der er sich nun dank seiner Bildung bewegt und muß feststellen, dass er bei den Professoren Doktoren und all seinen „Götterbildern“ angelangt, einsamer ist als je zuvor. Er kann nicht zurück zu seinen alten Kumpanen aus der Seemannszeit und die seichte Oberflächlichkeit der sorglosen Wohlhabenden  langweilt ihn buchstäblich zu Tode.