Vielseitigkeit fand ich auch immer problematisch. Vor allem, weil es auf jedem Rang erneut zu endlosen Diskussionen mit den Spielern geführt hat (und ich hasse Regeldiskussionen, wenn sie sich konkret auf eine Spielrunde beziehen). Dass niemand Legendenpunkte in ineffektive Talente stecken möchte, die Angehörige anderer Disziplinen nur Zähne knirschend steigern, weil sie diese zwingend zum Upleveln brauchen, ist klar. Und das Herauspicken der Sahnestückchen aus anderen Disziplinen macht einen Charakter extrem mächtig. Man kann mit Vielseitigkeit gar nicht nicht powergamen.
Den Daumen drauf halten kann man als SL regeltechnisch, indem man Vielseitigkeit nicht beschränkt, aber den häufigen Einsatz bestimmter disziplinfremder Talente für bestimmte Disziplinen zum Disziplinbruch erklärt. Ein Schwertmeister, der mit Schadensmaximierungstalenten des Kriegers oder des Luftpiraten einen Kampf kurz und schmerzvoll beendet, erleidet zum Beispiel eine fette Talentkrise. Ein Troubadour, der mit Tiermeistertalenten ungesehen umherschleicht, bekommt ebenfalls Probleme. Und so weiter.
Außerdem würde kein Schwertmeister der Welt sich herablassen, einem Haudraufundschluss elegante Fechttalente bezubringen, wenn er keinen sehr guten Grund dafür bekommt - die übliche Bezahlung als Lehrmeister reicht hier sicher nicht aus. So kann man als SL auch im Spiel, ganz ohne Regeln, im Spiel steuernd eingreifen. Problem allerdings: Verhindern, dass die Charaktere sich gegenseitig Talente beibringen, kann man kaum.
(Die zweite Edition von Living Room Games hat übrigens bei den Fadenweben-Talenten das Vielseitigkeits-Problem bei zauberkundigen Disziplinen etwas entschärft, indem Zaubermatrizen an ein bestimmtes Fadenweben-Talent gekoppelt wurden. Wenn ein Elementarist nebenher auch Zauber des Geisterbeschwörers sprechen können will, muss er auch noch Vielseitigkeitsränge für Zaubermatrizen opfern.)
Ein Gedanke zum Schluss: Es ist einer der immer wieder gehörten Kritikpunkte bei ED, dass alle Charaktere einer bestimmten Disziplin sich regeltechnisch gleichen wie ein Ei dem andern. Mit Vielseitigkeit wird dieses Problem etwas gemildert. Statt den menschlichen Charakteren Vielseitigkeit zu verbieten, könnte man den anderen Rassen statt dessen Vielseitigkeit erlauben - fairnesshalber erst ab dem 4. Kreis oder so, als Negativausgleich für die Rassenboni.