Es ist vielleicht nicht gerade politisch korrekt ausgedrückt, aber eigentlich heißt das nur: 'Ich mag den Spielstil meiner Gruppe nicht, ich würde gern mal etwas anderes machen.' Und das ist kein Schwachsinn.
Das finde ich interessant. Du hast hier den Satz bereits ins Vernünftige übersetzt. Oft ist es jedoch so dass jemand der solche Sachen sagt wie "Weniger würfeln = mehr Rollenspiel" u.ä. dieses Verständnis einfach nicht hat, sonst würde er sich differenzierter ausdrücken.
Das lässt sich daran erkennen dass so jemand einfach von bestimmten dogmatischen Annahmen bezüglich des Rollenspiels nicht abrücken will, obwohl sie ihm offensichtlich im Wege stehen. Wahrscheinlich klammert er sich an diese Annahmen weil er glaubt dass es doch etwas ist das er braucht. Derjenige kann eben einfach nicht richtig beurteilen was ein für ihn sinnvolles System ist und was nicht.
Der interessante Teil an deiner "Übersetzung" ist der in dem es darum geht "etwas anderes" zu machen. Was ist "etwas anderes"?
Der Dogmatiker sagt: "Ein Rollenspiel muss so und so sein! Das ist gegeben. Alles was man also anders machen kann liegt innerhalb dieses Rahmens."
Das hieße auf unser Beispiel bezogen, dass jemand nur dann als guter Rollenspieler angesehen wird, wenn er von sich aus Fehler bzw. Unnötiges im System ignoriert um "echtes Rollenspiel" zu machen. Das System kann ihm dabei angeblich nicht helfen, denn das ist gegeben. Das einzige was man also anders machen kann, wäre hier bestimmte Elemente (z.B. Kampf, exzessives Würfeln) freiwillig nicht zu nutzen obwohl das System es vorsieht.
Die Frage ist dann ja, warum das System es vorsieht und da sagt der Dogmatiker:"Das System muss das erfüllen was ein System eben erfüllen muss. Das ist bei jedem System gleich" Dazu gehört dann im Einzelfall eben z.B. ein Kampfsystem, Erfahrungspunkte o.ä.
Der Pragmatiker sagt jedoch:"Das System soll so sein wie ich es will. Alles was man damit tun kann soll auch zu 'gutem Rollenspiel' beitragen können und alles was man damit nicht tun kann, soll unbedeutend sein."
Wenn man hier also "etwas anderes" machen will, dann muss das System dafür passend sein. Man kann nicht einfach etwas ändern ohne reale Änderung.
An dieser Stelle kommt dann wieder das Argument, es käme nur auf die Spieler an, nicht aufs System. Man könne das System ja ignorieren da wo es einem nicht gefällt und nur da benutzen wo es einem hilft. Wenn man keine andere Wahl hat ist das sicher eine Möglichkeit, nur wir reden hier über ein Optimum. Nur weil man ein System aus Sachzwängen heraus benutzt muss man es nicht toll finden.
Da der Dogmatiker das System als gegeben hinnimmt, vielleicht sogar als notwendiges Übel, sucht er den Fehler natürlich bei den Spielern oder gar bei sich selbst. Der Pragmatiker hingegen will ein System das ihm komplett gefällt, dafür muss er eben bereit sein bestimmte Traditionen über Bord zu werfen.
Es läuft alles darauf hinaus ob man ein System das Probleme verursacht, als gutes System das nur falsch benutzt wird ansieht, oder ob man sagt, ein System das sich so leicht falsch benutzen lässt ist selber fehlerhaft.
Noch eine Bemerkung zum angesprochenen Punkt, das System sei meistens ein Kompromiss aus den Interessen der Gruppe bzw einer bestimmten Mehrheit.
Das kann zwar theoretisch sein, nur glaube ich dass man es häufig mit einem anderen System vielleicht sogar allen Recht machen könnte oder zumindest dass man einen noch besseren Kompromiss finden könnte.
Man muss da genau hinsehen. Nur weil etwas keinem so richtig gefällt ist es nicht zwangsläufig ein Kompromiss