moin, moin,
habe gerade mit dem neuen buch von Sergej Lukyanenko angefangen
(Wächter der Nacht müsste mittlerweile jedem fantasy-anhänger ein begriff sein).
hach, russische bücher leinengebunden, HC-fassung, 6,90 für 400 seiten...davon könnten die deutschen mal was lernen...
naja, dafür ist es auf recycling-papier gedruckt...
nach den geilen Dozor-büchern war ich echt gespannt, wie es da weitergehen würde.
bzw. was Sergej als nächstes herauskramen würde. anfangs hat er ja so standard-mässige sci-fi geschrieben (wie alle in Russland) hat aber dann einen richtig grossen wurf mit den sehr unkonvenitonellem fantastischen (aber nicht-fantasy !) zeugs gemacht.
es heisst
TSCHERNOWIK(zu dt. "ein Blatt zum Vorschreiben")
es beginnt unheimlich heftig :
Kirill, ein relativ farbloser angestellter in einem der zahllosen Moskauer computerläden, kehrt von der arbeit zurück und stellt fest, dass seine wohnungstür offen steht. in seiner wohnung findet sich ein ihm unbekanntes, hässliches fräulein und jede menge anderer möbel, die er niemals besessen hatte. die nachbarn nebenan, die ihn seit ewig kennen, bezweifeln allmählich, dass er hier mal gewohnt hätte. die herbeigerufene miliz stellt fest, dass er nirgendwo gemeldet ist.
nach der übernachtung bei einem freund stellt sich weiterhin heraus, dass über Kirill unterlagen weder beim standes-und meldeamt noch bei gericht, noch im krankenhaus noch sonstwo bei amtlichen stellen existieren.auf seiner arbeit kennt man ihn nicht, seine stelle ist frei ausgeschrieben.
leute, mit denen er im kontakt stand, vergessen ihn immer schneller.
ausgenommen sind die besten freunde, sein girlfriend und die eltern...aber auch diese haben mit der zeit schwierigkeiten. das schlimmste : sogar sein treuer hund Cashew, den er von der geburt an aufgezogen hatte, bellt ihn an und beisst ihn.
seine ausweise und unterlagen zerfallen zu staub, ihm bleiben nur geld und siene klamotten übrig.
er wird sozusagen aus der existenz radiert ... aber zu welchem zweck ? wer ordnet es an ? und woher kommen seine intuitiven (ki-adeptenähnlichen) zweikampf-superkräfte und ein regenerativer faktor, mit dem er ALLES wegheilen kann ? was fängt er mit einem paket an, der zwei bücher mit rechtsvorschriften für aus-und einreisebestimmungen enthält (einmal "Erde", einmal etwas, das sich "Kymgim" nennt)
interessanteweise scheint die an seiner stelle eingezogene hysterische bitch in seiner wohnung etwas zu wissen --- nur dumm, dass sie sich lieber umbringt, als ihm auf seine fragen zu antworten...
okay, ein wenig erinnert es an"The Game" von David Fincher, aber hat ganz andere dimensionen. die schreibe ist wie von ND gewohnt, locker und liest sich flockig weg, täuscht jedoch über die inhalte, wenn es darum geht, details aus vergangenem wiederaufzugreifen.was ich Lukyanenko zugute halten muss, sind die humorigen anspielungen auf die paradoxe sowjetisch-russische-kultur sowie alle möglichen sci-fi-klassiker an die der protagonist denkt, wenn ihm dieses oder jenes widerfährt.
"was ist, wenn ich sowas wie der auserwählte bin ?"
-der auserwählte ? ja klar, morgen kommt das kind mit dem löffel, du ziehst dir einen mantel und 'ne sonnenbrille über, danach vermarkten wir das alles und machen drei filme, der erste wird super, der zweite so lala und dritte oberschrott..."
solche anspielungen auf allerlei sci-fi-zeugs gibt es zuhauf und es richtet sich eindeutig an den mediengewandten kinogänger-leser der MTV-generation.
bin gespannt, wie es so weitergeht...vielversprechend angefangen hat es ja