Autor Thema: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?  (Gelesen 11848 mal)

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Online 1of3

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Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #25 am: 2.01.2006 | 20:15 »
Was zu den nächsten Fragen führt: Was hindert ihn? Unter welchen Umständen wäre es positiv (EDIT #2: für ihn oder für seine Mitspieler), wenn er mehr von seinem Vorstellungsraum mit den anderen teilte? Wie sollte er dabei am besten vorgehen?

Für die Mitspieler wäre es ausschließlich vorteilhaft. Teilnehmer, die nichts beitragen, befördern in keiner Weise das Rollenspiel. (Vielleicht fördern sie die freundschaftlichen, sexuellen oder sonstwie gearteten sozialen Bande in der Gruppe, aber eben nicht das Rollenspiel.)

Zur Vorgehensweise würde es bei vielen Spielern glaube ich schon helfen, wenn sie erklären würden, was ihre Charaktere denken. (Ich verweise da mal auf die Juweliere in Schnackpuck.) Die meisten Leute denken sich ja was, wenn sie das Verhalten ihrer Charaktere beschreiben, sagen aber nicht, was sie sich denken.

Catweazle

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Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #26 am: 2.01.2006 | 20:31 »
Für die Mitspieler wäre es ausschließlich vorteilhaft. Teilnehmer, die nichts beitragen, befördern in keiner Weise das Rollenspiel.

Da möchte ich widersprechen: ob es für die übrigen Mitspieler und den SL vorteilhaft wäre, hängt schließlich auch vom Inhalt des Vorstellungsraums des bisher verschlossenen Spielers ab, und in wie weit sich dessen Vorlieben mit denen der übrigen Spieler decken. Extrembeispiel: der bisher nicht geteilte Vorstellungsraum ist stark von Gewaltfantasien geprägt und die übrige Gruppe besteht aus Minderjährigen die "Power Puff Girls" spielen.

Was zu den nächsten Fragen führt: Was hindert ihn? Unter welchen Umständen wäre es positiv (EDIT #2: für ihn oder für seine Mitspieler), wenn er mehr von seinem Vorstellungsraum mit den anderen teilte? Wie sollte er dabei am besten vorgehen?
Boah! Ich denke es gibt so viele Gründe wie es Menschen gibt. Erlebnisse in der Kindheit? Verklemmungen? Seltsame Fantasien? Positiv für die Gruppe wäre es wohl dann, wenn die verborgenen Inhalte des Vorstellungsraums nicht auf Widerstand bei der restlichen Gruppe stoßen, sich womöglich sogar zum großen Teil mit deren Vorstellungsräumen oder Vorlieben decken.

Irgendwie kommt mir das so vor, als wolle man eine Kiste öffnen, von der man nicht weiß, ob es ein Überraschungsei oder die Büchse der Pandorra ist. Letztendlich denke ich, dass der Spieler, der auf Interaktion weitgehend verzichten möchte, auch seine Gründe hat. MUSS man denn versuchen, ihn hervorzulocken? Oder sollte man seine wünsche nicht vielmehr respektieren und sagen, dass, solange er den Spielspaß der anderen nicht mindert, er spielen kann so verschlossen wie er will? Ich (ganz persönlich) glaube, dass dies eine Frage ist, wie gut man den Spieler kennt.




... oder eben GLAUBT ihn zu kennen.

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #27 am: 3.01.2006 | 10:18 »
Trotzdem nochmal zurück zum Vergleich: Als "passiver" Fußball-Fan schaue ich gerne anderen Leuten beim Fußballspielen zu, die das viel, viel besser können, als ich. Ist dass mit passiven, "introvertierten" Spielern am Spieltisch ähnlich - haben sie Spaß vor allem daran, den anderen beim Spielen zuzusehen (und gleich vor Ort, off play, mit ihnen darüber zu fachsimpeln)? Rollenspiel-Voyeure ohne große Ambitionen, selbst etwas beizutragen? Was glaubt ihr?
Das, denke ich, ist ein verbreiteter Grund fürs Rollenspielen. Viele Spieler wollen selber nur sehr begrenzt kreativ werden, sondern sich lieber selber ansehen, was die anderen so machen. Meist ist es so, dass die Kreativarbeit hauptsächlich dem SL zufällt. Er bereitet die Geschichte vor und präsentiert sie auch. Die Spieler schauen sich primär die Geschichte an und steuern Kleinigkeiten bei. Der introvertierte Spieler steuert nun auch nicht diese Kleinigkeiten bei (oder nur sehr wenige), sondern schaut dem SL und den Interaktionen der anderen Spieler zu. Ich möchte das mal Fernsehen-Gucken-Effekt nennen. ;) Und genau wie zu mehreren in einer sozialen Situation einen Film sehen Spaß machen kann (wo der kreative Input ja auch auf OOC-Gelaber beschränkt ist), kann so etwas auch Spaß machen.

Aber das ist ja jetzt nur der „aktive“ Teil des passiven Spielers. (Hä?) Will sagen: das ist, was passiert, wenn der introvertierte Spieler tatsächlich beim Rollenspielen zusieht. Was aber passiert bei den Tagträumen und kreativen Ergüssen zwischen den Sitzungen? Und in wie weit sind die mit den tatsächlichen Sitzungen verknüpft. Und da muss mir jemand weiterhelfen, da ich mich immer nur ganz gezielt auf Sitzungen vorbereitet habe. Ich habe immer meine Charaktere auf maximales Spotlight hin optimiert. Und war dann furchtbar frustriert, wenn ich meine Ideen und Vorstellungen nicht ins Spiel einbringen konnte.

Also: Was macht den Reiz der Tagträume aus? Was passiert da? Woran denkt der introvertierte Spieler genau? Was läuft vor seinem inneren Auge ab? Wie sieht das beim Schreiben von Geschichten (Charakterhintergrund u.a.) aus?
Und welche Verbindung zum tatsächlichen Spiel gibt es? Inwieweit werden doch Dinge aus den Tagträumen im Spiel aufgegriffen? Oder läuft es umgekehrt und Ereignisse aus dem Spiel (primär von anderen Spielern geschaffen) werden in die Tagträume eingebaut? Oder gibt es (fast) keine Verbindung und die beiden Aktivitäten haben wenig miteinander zu tun?

Fragen über Fragen, bei denen uns nur Aussagen von introvertierten Spielern (oder Beobachtungen derselben) wirklich weiterhelfen können.

Zitat
Wie auch immer - ich behaupte, dass diese "überschießende Innentendenz" mehr ist, als reine "gedankliche Beschäftigung mit dem Thema Rollenspiel" und enger damit zusammen hängt.
Aber inwiefern? Welche Verbindungen gibt es?
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Zitat von: 1of3
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Offline Lord Verminaard

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Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #28 am: 3.01.2006 | 11:36 »
1.) Zustimmung @ Dailor. Man muss ihn nicht auf Krampf hervorlocken. Vielleicht sind seine Tagträume für die anderen Spieler auch einfach nur langweilig (muss ja nicht immer gleich was dramatisches sein). Ich würde eher in die Richtung überlegen: Wie kann man den Spielspaß für den introvertierten Spieler erhöhen?

2.) Meine persönliche Erfahrung mit Tagträumereien war, dass ich sie dann doch meistens irgendwie mitteilen wollte. Die meisten habe ich in Form von Kruzgeschichten aufgeschrieben und dem SL gegeben. Es war ja damals auch so, dass ich sozusagen die "Genehmigung" des SL brauchte, damit diese Dinge so passiert sein "durften". Vielleicht wäre das ein erster Ansatzpunkt: Dem Spieler hier tatsächlich Autorität zu geben, seine Tagträumereien ohne den Umweg über den SL als wahr anzunehmen. (Natürlich bleibt es dabei, dass er sie in den gemeinsamen Vorstellungsraum nur mit der Zustimmung aller Mitspieler hinein bekommt, aber er hat dann eine bessere Verhandlungsposition.)

Ich habe auch gerne meinen Mitspielern "außerhalb des Spiels" von meinen Tagträumen erzählt. Es war mir schon wichtig, dass die Mitspieler das mitbekommen, nur im Rahmen des Spiels gab es dafür eben keinen Hebel. Ich hatte schon mal überlegt, so was in einem 24-h-Rollenspiel umzusetzen. So in dem Sinne: Jeder schreibt zwischen den Sitzungen eine Kurzgeschichte, und die anderen müssen das auch lesen. (Natürlich könnte man statt dessen die einzelnen Spieler auch zum "Vortrag" bitten.) Im Wege steht, wie so oft, nur die Idee der "Trennung von Spieler- und Charakterwissen", die bei dieser Präferenz einfach über Bord gehört.

3.) Daran anknüpfend, gibt es vermutlich zwei Typen von Spielern mit überschießender Innentendenz:

a) Spielertyp 1: Er möchte seinen Charakter und dessen Umwelt mit mehr Facetten erleben, als das Spiel und seine Mitspieler ihm bieten. Je linearer und je weniger auf die Charaktere ausgerichtet die "Abenteuer" sind, desto stärker wird dieses Bedürfnis wahrscheinlich. Tagträumereien helfen also dabei, dem Charakter die gewünschte Tiefe zu geben. So ein Spieler wird wahrscheinlich auch gerne in Setting-Bänden schmökern und Kurzgeschichten über seinen Charakter verfassen. Er möchte seine Vorstellung von seinem Charakter schon mit den anderen Teilen, und würde das auch während des eigentlichen Spiels tun, wenn die Möglichkeit dazu bestünde.

GNS: Im Zweifel simulationistische Creative Agenda, "celebrating the source material" und so. Je nach Art der Kurzgeschichten kann es jedoch auch Vanilla Nar sein. Der Spieler macht sich dann seine Bangs selber. Beides habe ich schon gehabt.

b) Spielertyp 2: Er ist wirklich introvertiert und möchte (aus welchem Grund auch immer) nicht so aktiv am eigentlichen Spiel teilnehmen wie die anderen Mitspieler. Trotzdem hat er Spaß an der gemeinsam erschaffenen Fiktion, und führt diese in seinen Tagträumen für seinen Charakter weiter. Auch bei diesem Spieler ist die Tagträumerei Substitut für das, was im tatsächlichen Spiel nicht umgesetzt wird. Doch während Spielertyp 1 aufgrund des Systems und der Dynamik der Gruppe seine Vorstellungen am Spieltisch nicht einbringen kann, obwohl er will, ist es bei Spielertyp 2 so, dass er seine Vorstellungen gar nicht einbringen will.

Für diesen Spielertyp erscheint die Frage, was er eigentlich tatsächlich aus dem eigentlichen Spiel zieht, am Interessantesten. Kennt man die Antwort, kann man überlegen, wie man ein System gestalten müsste, um diesem Spieler mehr von dem zu geben, was er sucht.
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Catweazle

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Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #29 am: 3.01.2006 | 13:56 »
ich glaube dass es weit mehr als die zwei von Verminaard genannten Spielertypen gibt.

Da wäre z.B. noch der Spieler, der scheu ist, und sich einfach nicht traut. Dabei würde ihm das Erlebnis mit den anderen Spielern durchaus reichen. Würde er es versuchen, wäre wahrscheinlich alles gar nicht so schlimm. Dabei ist er zwar introvertiert wie dein Spielertyp 2, aber im Unterschied zu diesem MÖCHTE er eigentlich raus.

- Oder der Spieler der eigentlich nur alleine spielen, und sich das nicht eingestehen möchte. Er ist eigentlich an einem Spieltisch fehl am Platze.
- Oder der Spieler, der eigentlich nur zusehen möchte. Dieser hat keine Tagträume sondern erlebt das Spiel so wie es ist als eine Art Theater.
- Oder, oder, oder ...

Wenn man also dem Spieler geben möchte, was er will, so geht dies nicht mit "Schubladen" (Typ 1 - X, Lösung 1 - X), sondern durch individuelles Eingehen auf den Spieler. Hier sind echte soziale Kompetenzen gefragt. Eine Pauschallösung wird, davon bin ich überzeugt, nicht helfen. Sofern man dem Spieler wirklich helfen muss!!! (und wer entscheidet das?)

Die Feststellung, dass es introvertierte Spieler geben kann, die einen Großteil ihres imaginären Charakterdaseins "für sich erleben", ist eine Interessante und wichtige. Die Schlussfolgerungen daraus sind jedoch schwierig zu ziehen. Weder möchte ich sagen, dass dieser Personenkreis pauschal Hilfe benötigt, noch könnte ich pauschal Vorschläge machen, wie man diesen helfen könnte. Auch die Auswirkungen auf die Spielgruppe, sofern es überhaupt welche gibt, sind schwierig festzumachen. Ja das allererste und wichtigste Kriterium wurde noch gar nicht quantifiziert (und es wäre Grundvoraussetzung für Hilfen): wie viel Vorstellungsraum muss geteilt werden, und wie viel kann im eigenen Hirn bleiben, ohne dass es der Gruppe oder dem Spieler schadet? Und wer hat das Recht, diese Messlatte festzusetzen?

Also: die Grundfeststellung ist einfach getroffen: es gibt sie, die introvertierten Rollenspieler. Aber welche Folgen das hat, wenn man die denn angehen will, ist schwer festzustellen, wie ich finde.

[edit:]
man sollte vielleicht weggehen von der Frage, was man mit introvertierten Spielern tun soll / kann / darf, sondern auf den nicht geteilten Vorstellungsraum eingehen (ganz wertfrei) und allgemein untersuchen, in wie weit dieser, obwohl er nicht geteilt wird, das Spielerlebnis a) für den Einzelnen b) für die Gruppe beeinflusst. Eine Methode dafür habe ich allerdings noch nicht. Denn: auch "nicht-introvertierte" Rollenspieler haben einen Vorstellungsraum, den sie nicht mit der restlichen Spielern teilen. Ist es überhaupt wichtig, wie groß dieser Anteil ist? Auch hier stellt sich die Frage, ob pauschale Aussagen getroffen werden können
[/edit]
« Letzte Änderung: 3.01.2006 | 14:10 von Dailor »

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #30 am: 3.01.2006 | 14:33 »
Vermi,
Bei deiner Analyse der Spielertypen stimme ich dir zu.

Zitat von: Lord Verminaard link=topic=23269.msg454269#msg454269
a) Spielertyp 1: Er möchte seinen Charakter und dessen Umwelt mit mehr Facetten erleben, als das Spiel und seine Mitspieler ihm bieten. Je linearer und je weniger auf die Charaktere ausgerichtet die "Abenteuer" sind, desto stärker wird dieses Bedürfnis wahrscheinlich. Tagträumereien helfen also dabei, dem Charakter die gewünschte Tiefe zu geben. So ein Spieler wird wahrscheinlich auch gerne in Setting-Bänden schmökern und Kurzgeschichten über seinen Charakter verfassen. Er möchte seine Vorstellung von seinem Charakter schon mit den anderen Teilen, und würde das auch während des eigentlichen Spiels tun, wenn die Möglichkeit dazu bestünde.
Das ist ja der typische von der Forge-Theorie behandelte Fall. Ein Spieler möchte seine Vorstellungen gerne in den SiS (gemeinsame Vorstellung) einbringen, aber das System hindert ihn daran. Er kann sich und seine Vorstellungen davon, wie das Spiel aussehen sollte, nicht verwirklichen, weil er nicht die Gestaltungsrechte hat usw. Dies führt mittelfristig (in den meisten Fällen) zu einer gewissen Unzufriedenheit, da dem Spieler immer deutlicher wird, dass die Tagträumereien, in denen er sich vorstellt, wie cool sein Input sein wird, mit dem realen Spielerlebnis nicht viel zu tun hat. Hier geht es darum Möglichkeiten zu bieten, wie er seine Vorstellungen besser umsetzen kann.

Zitat
b) Spielertyp 2: Er ist wirklich introvertiert und möchte (aus welchem Grund auch immer) nicht so aktiv am eigentlichen Spiel teilnehmen wie die anderen Mitspieler. Trotzdem hat er Spaß an der gemeinsam erschaffenen Fiktion, und führt diese in seinen Tagträumen für seinen Charakter weiter.
Hier muss man aufpassen, dass man ihn nicht mit einer Person verwechselt, die sich nicht traut Input zu geben (schüchtern usw.) und deswegen vielleicht für jemanden gehalten wird, der keinen Input geben will.

Ich halte diesen Typ (also den "echten" Nicht-Woller) auch für interessant, da untererforscht (oder so). Sehe ich das richtig, dass ihr (Azzu, Vermi) der Meinung seid, dass er hauptsächlich Dinge aus den gemeinsamen Sitzungen in die Tagträume übernimmt, umgekehrt aber eher nicht? Dann müsste man überlegen ob und wie man diese Übernahme erleichtern kann. Denn ihn zu verstärkter Mitarbeit zu zwingen halte ich auch für unnötig. Wenn er nicht will, will er eben nicht.

Also, geht das? … Und vor allem, wie?
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Zitat von: 1of3
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Offline Lord Verminaard

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Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #31 am: 3.01.2006 | 16:42 »
Hey Dailor, wir sagen nicht, dass dieser Spielertyp eine bedauernswerte Kreatur ist, die unsere Hilfe braucht. Wir spekulieren nur ein bisschen darüber, welche Schrauben man vielleicht drehen könnte, damit er mehr Spaß am Spiel hat.

Und du hast Recht, es gibt noch mehr mögliche Motive für "introvertiertes" Spiel. Die wesentliche Unterscheidungslinie verläuft wohl zwischen denen, die ihre Tagträume lieber für sich behalten, und denen, die sie schon gerne teilen möchten, aber vielleicht nicht wissen, wie.
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Offline Dr.Boomslang

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Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #32 am: 3.01.2006 | 19:28 »
Ich glaube der introvertierte Spieler braucht das Spiel dazu um seinen Vorstellungen Bedeutsamkeit zu verleien.
Jeder Mensch kann einfach so vor sich hinträumen und braucht sich dafür vor niemanden zu rechtfertigen, allerdings wird er damit auch nie etwas erreichen weil er seine Umwelt nicht damit beeinflusst.
Beim Rollenspiel besteht nun aber diese Möglichkeit. Man kann seine eigene Vorstellung mit den Mitspielern teilen. Im Idealfall präsentiert man sie ihnen einfach und sie nehmen sie auf eine gewisse Art und Weise an. Das wiederum geschieht im Rollenspiel aber höchst selten, da das Annehmen durch die anderen Spieler, also das Übernehmen in den SiS, bestimmten Ritualen unterworfen ist, die den Inhalt dessen was man einbringen kann beeinflussen.

Das kann dazu führen dass ein Spieler seine private Vorstellung nicht diesen Ritualen unterwerfen möchte, weil er nicht bereit ist sie anzupassen, oder er Angst davor hat aus dem Gruppenprozess irgendwie als Verlierer hervorzugehen.
Der introvertierte Spieler schöpft also nur vom Potential das sich daraus ergibt seine Vorstellung theoretisch einbringen zu können, er ist aber nicht bereit dieses Potential nur teilweise zu nutzen und daher nutzt er es garnicht.
Das klingt vielleicht wiedersinnig, aber auf diese Weise ist es dem Spieler Möglich maximales Potential (er könnte alles verwirklichen) bei minimalem Kompromiss zu erreichen. Dadurch erhält seine Vorstellung für ihn genug Gewicht.

Catweazle

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Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #33 am: 3.01.2006 | 19:52 »
Hey Dailor, wir sagen nicht, dass dieser Spielertyp eine bedauernswerte Kreatur ist, die unsere Hilfe braucht.

War mir dann auch klar, drum hab ich nochmal ein Edit eingefügt. Allerdings wird hier der introvertierte Spieler die ganze Zeit so diskutiert, als ob er... anders wäre. Ich weiß nicht so recht. Die ganze Diskussion hat so was... von Mitleid... aber es kann sein, dass ich es nur so empfinde. In diesem Falle sorry für meine implizite Unterstellung.

Wir spekulieren nur ein bisschen darüber, welche Schrauben man vielleicht drehen könnte, damit er mehr Spaß am Spiel hat.

Da wäre grundsätzlich einmal zu klären, ob er überhaupt eine Sonderbehandlung braucht. Sind wir nicht alle etwas introvertiert? Wie stellt man eigentlich fest, ob jemand seinen ganzen Vorstellungsraum öffnet, oder 99% verschlossen ist? Vielleicht sind alle an deinem Spieltisch von diesem Typus und du weißt es nicht. Wenn sich einer nicht öffnet kann es auch sein, dass er gar keine Fantasien entwickelt, weil ihn das Thema nicht anspricht, er eifach nicht berührt wird. Dann wäre er nicht von diesem Typus obwohl er weniger sagt als andere. Gibt es diesen Typus überhaupt (du weißt wie sehr ich Schubladen hasse)? Ab wieviel Prozent gehört man dazu?

Verstehst du was ich sagen will? Alleine darum, weil man ihn von den übrigen Spielern abgrenzt und er eine Sonderbehandlung bekommt, und man ihm helfen will mehr Spaß zu haben, wird er doch ein wenig zu einer bemitleidenswerten Kreatur. Irgendwie. Ach - ich bin wohl einfach nur zu empfindlich. Sorry nochmal.

@Boomslang:
da hast du glaube ich einen Nerv getroffen. Warum ist Rollenspiel mit anderen faszinierend? Im Endeffekt könnte ja jeder (insbesondere die Riege der Erzählspieler) einfach vor sich hinträumen und hätte den gleichen Effekt. Die "Bedeutung", wie du es genannt hast, also der "Wert" seiner Fantasien soll steigen. Wie das geschieht ist wieder sehr individuell. Aber Achtung! Das gilt nicht für alle! Für manche funktioniert das z.B. genau anders herum. Sie haben vor dem Spiel KEINE Fantasien und entwickeln diese erst während dem Spiel. Sie fiebern auf die nächste "Sitzung" hin und sind gespannt wie sich ihre Figur weiterentwickelt.

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Offline Azzu

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Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #34 am: 3.01.2006 | 20:34 »
Da wäre grundsätzlich einmal zu klären, ob er überhaupt eine Sonderbehandlung braucht. Sind wir nicht alle etwas introvertiert?

Vielleicht.  ;)

Ich vermute, dass es sogar der Mehrheit der Spieler, wenn vielleicht auch unbewusst, entscheidend auf diese "Wertsteigerung" ihrer privaten Fantasien, wie du es genannt hast, ankommt. Möglicherweise brauchen wir alle eine Sonderbehandlung. Will sagen: Vielleicht lassen sich Mittel und Wege finden, dass jeder einzelne am Tisch eine größere "Wertsteigerung" seiner Fantasien erfährt.

Eulenspiegel

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Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #35 am: 4.01.2006 | 00:47 »
Für die Mitspieler wäre es ausschließlich vorteilhaft. Teilnehmer, die nichts beitragen, befördern in keiner Weise das Rollenspiel.
Möglich. Ich habe bis jetzt aber bloß das Gegenteil erlebt: Spieler die zu viel beitragen, behindern das Rollenspiel.

1. Beispiel:
Die Gruppe trifft sich mit ihrem Auftraggeber in einer Kneipe:
S1: "Ich sitze in einem dunklen Anzug lässig auf meinem Stuhl. Die Beine habe ich verschränkt. Ich bestelle bei der Wirtin ein Bier und beschwer mich lautstark über die Bedienung. Dann...
SL: "Jaja, OK. Euer Auftraggeber bbetritt die Kneipe und gesellt sich zu euch."
S1: "Ich schau ihn grimmig an. Sind sie Mr. Johnson? Ach egal, setzen sie sich. Ich betrachte sein gesicht genauer und stelle fest, dass ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Anschließend muster ich misstrauisch seine Bodyguards. Sie sind mir irgendwie nicht geheuer. - Nervös trinke ich mein schales Bier aus und widme mich dann wieder unserem Auftraggeber. Ich frage ihn: "Ollen sie auch was trinken?" Ohne eine ANtwort abzuwarten gebe ich der bedienung ein zeichen, doch noch ein Bier zu hohlen. Ich..."
SL: "Also, wenn ich dann fortfahren dürfte."

Anderes Beispiel, wo mir zu viel Extrovertiertheit vorkam:
Die Helden hatten endlich eine möglichkeit gefunden, beim Fürsten vorsprechen zu können und ihm die Beweise zu übergeben. Es war schon spät. Alle wolllten das Abenteuer noch schnell beenden und dann nach Hause. Alle? Nein, ein Spieler wollte unbedingt noch einkaufen gehen, bevor wir zum Fürste gingen. - Er war der Meinung, zu so einem wichtigen Empfang müsse man richtig gekleidet sein.
Der SL meinte nur lapidar: "Ok, du kaufst dir passende Kleidung. Kostet den Listenpreis. - Ihr geht also zum Schloss."
Daraufhin war der besagt Spieler etwas eingeschnappt, da er den Einkaufsbummel ausspielen wollte.
Wie gesagt: Es war 4:00 Uhr morgens und der Rest wollte einfach nur nach Hause.

Das ist so ein typischer Spieler, bei dem ich mir etwas mehr Introvertiertheit wünsche.

Teclador

  • Gast
Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #36 am: 4.01.2006 | 01:21 »
1. Beispiel:
Die Gruppe trifft sich mit ihrem Auftraggeber in einer Kneipe:
S1: "Ich sitze in einem dunklen Anzug lässig auf meinem Stuhl. Die Beine habe ich verschränkt. Ich bestelle bei der Wirtin ein Bier und beschwer mich lautstark über die Bedienung. Dann...
SL: "Jaja, OK. Euer Auftraggeber bbetritt die Kneipe und gesellt sich zu euch."
S1: "Ich schau ihn grimmig an. Sind sie Mr. Johnson? Ach egal, setzen sie sich. Ich betrachte sein gesicht genauer und stelle fest, dass ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Anschließend muster ich misstrauisch seine Bodyguards. Sie sind mir irgendwie nicht geheuer. - Nervös trinke ich mein schales Bier aus und widme mich dann wieder unserem Auftraggeber. Ich frage ihn: "Ollen sie auch was trinken?" Ohne eine ANtwort abzuwarten gebe ich der bedienung ein zeichen, doch noch ein Bier zu hohlen. Ich..."
SL: "Also, wenn ich dann fortfahren dürfte."

Das hat nichts mit Introvertiertheit zu tun. Der Spieler scheint viel mehr ganz andere Präferenz zu haben als der Rest der Gruppe.

Und wenn der SL den Spieler wirklich so unterbricht, dann hört sich das ja nach ner üblen Runde an.

Eulenspiegel

  • Gast
Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #37 am: 4.01.2006 | 01:32 »
Das hat nichts mit Introvertiertheit zu tun. Der Spieler scheint viel mehr ganz andere Präferenz zu haben als der Rest der Gruppe.
Indirekt hat das schon was mit Introvertierttheit zu tun:
Wenn er introvertierter wäre, würde er sich im Geiste vorstellen, wie er am Tisch sitzt und mit der Bedienung redet. Er würde sich die ganze Szenerie ausmalen aber nur das nötigste sagen, weil der Rest im Geiste abläuft. - Das würde keinen stören.
Dadurch aber, dass er die ganze Zeit redet, verhindert er, dass die anderen Spieler auch mal was sagen können.

Zitat
Und wenn der SL den Spieler wirklich so unterbricht, dann hört sich das ja nach 'ner üblen Runde an.
Wenn man ihn nicht unterbricht, hält er schonmal locker einen 10minütigen Monolog. - Nur um in der nächsten Situation seinen nächsten Monolog zu beginnen.

Teclador

  • Gast
Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #38 am: 4.01.2006 | 01:47 »
Wenn man ihn nicht unterbricht, hält er schonmal locker einen 10minütigen Monolog. - Nur um in der nächsten Situation seinen nächsten Monolog zu beginnen.

Das klingt genau so übel. ;)

Offline Jens

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Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #39 am: 4.01.2006 | 01:53 »
Abstimmung und Mittelmaß sind hier die Worte der Stunde - denn in einer ganzen Rollenspielrunde kann keiner 100% Screentime haben, nicht mal der SL, sost ist es kein RPG sondern ne Vorlesung oder ne Aufführung.
Man sollte sich da schon abstimmen wie viel man als SL und als SPieler so für Screentime haben will.

Aber besonders lieb habe ich den besonnenen Spieler der nach einer Tavernenbeschreibung dasitzt und wenn alle Fragen was er denn nun tut lächelt er versonnen und meint "hab etwas Bier bestellt" nachdem er etwas auf seinem Bogen rumgekritzelt hat, richtigggehend süß ;D

Offline Dr.Boomslang

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Re: [Offen] Spaß am Rollenspiel ohne Interaktion?
« Antwort #40 am: 4.01.2006 | 02:50 »
Wenn er introvertierter wäre, würde er sich im Geiste vorstellen, wie er am Tisch sitzt und mit der Bedienung redet. Er würde sich die ganze Szenerie ausmalen aber nur das nötigste sagen, weil der Rest im Geiste abläuft. - Das würde keinen stören.
Das würde nicht nur keinen stören, sondern das würde auch dazu führen, dass das was er sich zusätzlich ausmalt, aber nicht sagt, tatsächlich nicht geschehen würde, und damit keinen Einfluss auf das Spiel haben würde. Der Spieler muss also Dinge die das Spiel beeinflussen sollen auch sagen. Dinge die das Spiel nicht beeinflussen sollen kann er natürlich für sich behalten.