Nochmal zurück zum Anfang und der Reihe nach:
@ Lord Vermi
Ich glaube nicht das Beispiel 4.a) (Erkunden der Stadt) grundsätzlich als Sim Merkmal gelten kann. "Celebrating the source material" finde ich onehin irgendwie schwach. Ich bin mir auch nicht sicher was du unter einem "charakteristischen Indikator" verstehst, ist das sowas wie ein Indiz, oder soll das eine hinreichende (oder notwendige) Bedingung im logischen Sinn sein?
Dass an interessanten Orten auch nicht zwangsläufig etwas thematisch sein muss ist mir klar, nur wenn es so wäre, dann würde Haukrinn dieses Wissen an der Stelle ja trotzdem nicht einsetzen, er hat das Einbringen von Settingwissen grundsätzlich ausgeschlossen (oder? @Haukrinn).
Das du bei 4.a) kein Muster erkennen kannst liegt daran dass du mein Modell nicht richtig benutzt
Präferenz hin oder her, das Verlassen des Actor Stance wird in der Bewertung der Situation nicht zwingend ausgeschlossen. Wir müssten nur eine Author Stance in dieser Situation kreieren ohne dabei Settingwissen einzubringen, und Haukrinn hätte damit sicher viel weniger Bauchschmerzen, z.B. folgende:
Der Charakter kennt einen bestimmten Ort z.B. einen Tempel und hätte auch einen Grund diesen aufzusuchen (weil er mal eben beten möchte). Allerdings weiß nur der Spieler, dass es höchst wahrscheinlich wäre dort auf den Bösewicht zu treffen, z.B. weil der SL den Bösewicht gerne in Tempeln auftreteten lässt. Wenn nun der Spieler mit dieser Absicht seine Aktionen quasi edem SL "zuspielt" und direkt zum Tempel geht, dann hat er Author Stance eingenommen, weil der eigentliche Grund dorthin zu gehen nicht aus dem Charakter sondern aus dem Interesse des Spielers am Plot motiviert war.
Trotzdem bietet uns 4.a) eine Erkenntnis und zwar dass Haukrinn nicht bereit wäre
jede Art von Author Stance einzunehmen. Wenn man nun annimmt, dass Nar jede Art von Author Stance enthält Sim jedoch nur bestimmte Arten, dann ergibt sich der logische Schluss recht einfach.
Die Bewertung von Techniken ist grundsätzlich jedoch nicht immer sehr ergiebig, da ihre Grenzen nicht mit CA-Grenzen übereinstimmen müssen, so wie es hier der Fall ist, sie können aber, so wie hier auch, sicher helfen, wenn man die Grenzen der Techniken bessser kennt als Grenzen der CAs selbst.
Die Methode die ich verwende ist aber immer die Extrapolation. Ich versuche eine Situation zu "shiften" (oder wars doch driften?
), um zu sehen wann Grenzen erreicht werden die man nicht bereit wäre zu überschreiten.
@ Fredi und die Diskussion über "eigentliche CA" vs. "Selbstdarstellungs-CA"
Was ich mit meinem Modell versuche ist GNS eine formale, logische Grundlage zu geben. Ob Ron Edwards nun ein verhaltensnahes Modell schaffen wollte, dass nur auf konkrete Runden mit konkreten Spielern und konkreten Problemen anzuwenden ist, weiß ich nicht und es ist mir eigentlich auch egal.
Es kommt mir darauf an dass das Modell unter bestimmten einfachen Annahmen auch einfache logische Schlüsse mit einem gewissen Nutzeffekt hervorbringt. Wenn nur durch arkane Studien von Eingeweihten festgestellt werden kann welche CA nun irgendwo vorliegt, diese Experten aber nicht in der Lage oder Willens sind ihr Wissen weiterzugeben, dann sehe ich wenig Sinn in der Angelegenheit.
Mein Modell liefert nur sinnvolle Ergebnisse wenn die Annahmen bzw. die ermittelten Daten als Fakten gelten dürfen. Es ist mMn nicht Aufgabe des Modells auch dafür zu sorgen dass das so ist. Dafür gibt es andere Techniken und andere Fachleute, wie z.B. Psychologen, die dann die wahre Haltung einer Person auch unabhängig von der geäußerten Haltung feststellen können.
Es stimmt: Ich habe keine Ahnung von Fragebögen, das überlasse ich ganz den kompetenten Leuten wie dir Fredi, das ist völlig ernst gemeint und ohne Spott. Hier geht es auch nicht um den Fragebogen, sondern darum Fakten zu ermitteln die man benötigt. Dafür dass die Methode auch speziellen Ansprüchen genügt können andere sorgen.
Im schlimmsten Fall ermitteln wir eben nicht die tatsächliche Agenda, sondern eben nur diejenige die sich aus der Beantwortung der Fragen ergibt. Das Modell sollte davon aber unberührt bleiben und diese beiden Ebenen nicht vermischen, sonst erhalten wir kein logisches, solides Modell. Und ein solches entwickeln zu können fällt wiederum auch in meinen Komeptenzbereich als Informatiker, möchte ich mal behaupten.
Letztendendes ist es die Frage ob einem der Bezug zwischen Modell und realer Anwendung ausreicht. Ich persönlich sehe es schon als Fortschritt, wenn es ein CA-Modell gibt das überhaupt für festliegende Fakten
irgendwelche sinnvollen Ergebnisse auf nachvollziehbarem Wege liefert, denn das gab es bisher noch nicht, wie man sicher zugeben muss.
Trotzdem noch etwas zur Frage: Was ist nun Haukrinns echte CA? und Gibt es Individual-CAs?
Haukrinn hält sich für Nar, doch Fredi schließt das aus, weil anscheinend beide eine Runde gespielt haben die Haukrinn toll fand und für Nar hält, aber Fredi blöd und un-narrisch.
Die Sache mit der Individual CA ist natürlich problematisch. Ich habe oben darauf hingewiesen, dass das Modell für festliegende Fakten klare Ergebnisse liefern soll, aber es ist natürlich möglich, dass diese Fakten in der Praxis abhängig von bestimmten Situationen sind. Innerhalb eines Spiels kann ein Spieler zwar nur eine CA wirklich verfolgen, da diese die größte Menge der vereinbaren Möglichkeiten ist, aber nichts hält einen Spieler davon ab mal so oder mal so zu spielen und trotzdem Spaß zu haben. Ja ich glaube sogar dass die meisten Spieler grundsätzlich alle CAs spielen würden und auch Spaß daran finden können, wenn man sich vorher einig ist.
CAs sind also weniger als Typisierung von Menschen oder Geschmäckern geeignet, als ersteinmal nur als Rahmenbedingung für ein erfolgreiches Rollenspielerlebnis.
Ist Haukrinn den jetzt Nar oder was?
Ich sage immernoch nein! Ich habe das von Anfang an gesagt. Der Etikettierung "Vanilla Nar" habe ich nur mit der Bemerkung zugestimmt dass dies kein echtes Nar sein muss. In diesem Fall ist es Sim. Ob Haukrinn also auch unter Nar spielen könnte? Das weiß ich nicht. Nach den gegebenen Antworten nicht, aber richtig könnten wir das erst beurteilen, wenn wir wissen an welche Bedingungen diese Antworten geknüpft waren. Das ist sicherlich auch interessant um es zu untersuchen, jedoch hat das dann nichts mit dem Modell zu tun.