Als ich am Samstag im Comic-Laden meine Previews-Bestellung abholte, befand sich dabei auch ein Hardcover von Milo Manara und Jodorowsky mit dem Titel 'Borgia - Blood for the Pope'. Die Geschichte dreht sich um den Aufstieg der berüchtigten Borgia Familie unter Rodrigo Borgia, der schließlich sogar zum Pabst (Alexander VI) gewählt wird.
Der italienische Künstler Milo Manara wurde vor allem wegen seiner sinnlich gezeichneten Frauen bekannt und auch hier hält er sich nicht zurück. Er legt mit Borgia eine seiner besten Arbeiten vor und fühlt sich offenbar im Rom der Renaissance sauwohl - so lassen seine Zeichnungen wirklich nichts zu wünschen übrig. Die Geschichte ist opulent, saftig, gewalttätig und stellenweise ziemlich degeneriert, beispielsweise wenn der todkranke Pabst Innocent der VIII nach einer Stärkung aus Muttermilch und einer Auffrischungs-Transfusion durch geschröpftes Jünglingsblut verlangt und beides auch erhält. Die Borgiafamilie und ihre Mafiamethoden bilden jedoch nur die Spitze des Eisbergs, sie sind nicht die große Ausnahme ihrer Zeit sondern höchstens eine Spur raffinierter und rücksichtsloser als die restlichen Fraktionen.
Ein Kleinod der franko-belgischen Comic-Tradition, bei dem es mich erstaunt, daß es noch keine deutsche Fassung gibt sondern diesmal die Amerikaner von Heavy Metal schneller am Zug waren. Ein rundes Vorwort ist ebenfalls enthalten und soweit meine Internet-Recherche stimmt, soll Borgia - Blood for the Pope wohl der Auftakt einer dreiteiligen Reihe sein.
Ein wirklich empfehlenswerter Comic, der nicht zuletzt nachdenklich darüber stimmt, wie verlogen und verkommen organisierte Religion sein kann.
Gruß, Lyonesse