Autor Thema: Schreiben und Englisch... Ein Muß?  (Gelesen 2476 mal)

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Offline DeadOperator

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Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« am: 7.02.2006 | 22:15 »
Hallo an alle mit mehr Erfahrung... also fast alle Schreiberlinge  ;)

Mir ging eben etwas durch den Kopf, was ich gleich loswerden muß:

Ich bemühe mich z.Zt. um erste Schritte in der Kunst des Schreibens. Dabei schreibe ich, wie es mich die Mutter gelehrt hat, auf Deutsch. Nun kam mir der Gedanke, dass irgend wann der angelsächsische Raum der Maßstab für jeden Autor ist. Alex hat in Ihrem Schreibworkshop ja schon deutlich gemacht, wie dominant die Amis sind - gewollt oder nicht.

Welche Erfahrungen habt Ihr mit der englischen Sprache? Sollte man so früh wie möglich beginnen auf englisch zu schreiben, oder später die eigenen Texte übersetzten lassen?

I know! Ist für einen Anfänger vielleicht etwas Früh, sich den Kopf über diese Dinge zu zerbrechen, aber interessieren würde es mich schon.
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Offline AlexW

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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #1 am: 7.02.2006 | 22:22 »
Ich würde auf Deutsch schreiben - und das erstmal so lassen. Weil, solange du nicht so gut Englisch schreibst wie Deutsch, du sozusagen im Direktvergleich mit Muttersprachlern um die Programmplätze kämpfst, und ein Nicht-Muttersprachler dabei immer den Kürzeren zieht. Es gibt Verlage, die Texte von Nicht-Muttersprachlern sozusagen direkt wieder zurückschicken; daher ist man erstmal auf den deutschsprachigen Raum (D, Ö, und S) festgelegt - was immerhin ein sehr großer Buchmarkt ist. Da deutsche Autoren quasi keine Chance haben im Ausland, wird es im wesentlichen auch dabei bleiben, es sei denn, du hast eine international agierende Agentur (und davon gibt es nicht viele, die FAntasy oder "Genre" machen), die dich in den fremden Markt drückt.

Die Chancen stehen sehr, sehr schlecht - aber vielleicht geht's ja doch aufwärts, irgendwann, mit der "Genreliteratur" in Deutschland. Spätestens, wenn die Angelsachsen zu teuer werden...

Offline Wodisch

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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #2 am: 7.02.2006 | 22:25 »
Mein Geschreibsel bezieht sich bisher nur auf technische Dokumentationen und auf Schulungsunterlagen.

Wenn ich die (auch) in englisch brauche, dann ist es für mich einfacher, sie gleich in englisch zu schreiben und dann quasi "zurückzuübersetzen". Dann kommt immer noch ein gutes Deutsch bei raus.

Aber deutsche Texte ins englische zu übersetzen fällt mir persönlich schwerer.  Da fange ich lieber gleich auf englisch an, der Satzbau, die Metaphern, alles ist dann anders...

Und die "native speakers", die damit leben müssen, haben nur selten etwas als unverständlich oder zu "unenglisch" kritisiert.

Offline Nelly

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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #3 am: 7.02.2006 | 22:28 »
Schreib auf Deutsch! Der unterschied zwischen der geschriebenen und der gesprochenen Sprache ist ziemlich groß. Wenn du mich sprechen hörst kannst du mich kaum von einem Amerikaner unterscheiden da die Aussprache eine sehr große Rolle spielt im geschriebenen schaut das ganz anders aus ;). Im geschriebenen jedenfalls merkt man sofort ob jemand Native ist oder nicht. Denn es fehlen einfach die Wörter oder der letzte Schliff das man einen Text flüssig lesen kann.

Wenn du unbedingt auf Englisch schreiben willst lege dir doch einfach einen Blog an und schreibe dort auf Englisch, oder suche dir Englischsprachige Foren und fange dort an. Es hilft unheimlich viel in die Sprache einzutauchen und gewisse Begriffe aufzugreifen. Nur sei vorsichtig du fängst mit der Zeit an alles wunderbar durcheinanderzuwürfeln. Davon kann ich ein Lied singen...;)

Grammatik? Uuuuuh.. haha es ist sooo schön wenn man das eine vom anderen nicht mehr unterscheiden kann.. wohl ein Grund mehr weshalb manche Übersetzer Schitzophren sind  ~;D

Wodisch hat Recht! Es gibt Dinge die kann man einfach nicht ins Englische übersetzen, genauso wie umgekehrt.. das merkt man vor allem ganz stark bei Filmen ;)
« Letzte Änderung: 7.02.2006 | 22:31 von Nelly »
Nelly is one of the Megaverse most "unique" Goddesses, with perhaps the most unique Portfolio ever.
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sackgesicht

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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #4 am: 8.02.2006 | 10:57 »
Zunächst mal: Natürlich sind die Amis relevant - die Inhalte, die Struktur, der Stil der US-Popkultur hat auch unsere Kultur nachhaltig geprägt. Es ist also nie verkehrt, sich Anregungen von dort zu holen. Selber auf englisch zu schreiben halte ich - selbst wenn man es kann - nur für die zweite Wahl. Abgesehen davon ist der deutsche Buchmarkt (nach den USA) einer der größten der Welt. Wenn du hier Erfolg hast, wirst du auch irgendwann ins Englische übersetzt.

Nellys Argument muss ich allerdings entschieden widersprechen. Es ist keineswegs so, dass man an der Schriftsprache sofort erkennt, ob der Text von einem Muttersprachler erstellt wurde oder nicht. Viele deutsche Abiturienten schreiben ein schlechteres Deutsch als ich es z.B. von einem britisch-stämmigen Germanistikprofessor erwarten würde. Der Muttersprachler hat nur den Vorteil, dass er sich die Alltagssprache schneller aneignet und es eher beherrscht, akzentfrei zu sprechen (was man in der Schriftsprache nicht bemerkt). Die Alltagssprache entspricht aber nur einem Wortschatz von etwa 5.000 bis 10.000 Worten. Gute Autoren verfügen dagegen über einen Wortschatz von 20.000 Worten und mehr. Und dieser Wortschatz lässt sich auch durch den antrainieren, der eine Sprache nicht als Mutterprachler gelernt hat. Ein Deutscher, der mit zwölf Jahren Englisch lernt und danach zwanzig Jahre auf Englisch liest und schreibt, wird ein besseres Englisch schreiben als ein britischer High-School-Absolvent, der bevorzugt Comics und seichte Literatur konsumiert. Das Hauptproblem für den Nicht-Muttersprachler ist, dass er die Disziplin wahren muss - auch auf englisch lesen, selbst wenn das jeweilige Druckerzeugnis auf Deutsch erhältlich ist; viele englischsprachige Filme mit deutschen Untertiteln gucken; unbekannte Wendungen und Vokabeln sofort notieren und zu Hause nachschlagen.

Ich arbeite seit vier Jahren hauptberuflich als Lektor für deutsche und englischsprachige Unternehmensstudien in der Wertpapierabteilung einer Bank. Ich habe Englisch normal in der Schule gelernt und meine Kenntnisee im Studium ausgebaut. Im Bewerbungsgespräch meinte mein (englischer) Chef: "To be a good editor, you don't have to be a native speaker. I have met many native speakers who would make lousy editors. A good editor has to have a sound understanding of the English laguage - and a good eye for detail." Der Mann hatte offensichtlich seine Erfahrungen gemacht.

Ich habe übrigens bisher keinen einzigen schizophrenen Übersetzer getroffen. Und die allermeisten Dinge lassen sich übersetzen! Manchmal muss in der Zielsprache dazu ein neuer Begriff erfunden werden, der für uneingweihte Ohren zunächst merkwürdig klingt. Da heißt es dann "schlecht übersetzt", dabei ist das alles eine Gewöhnungsfrage. Die deutschen Donald-Duck-Geschichten, die jahrelang von der Anglistin Dr. Erika Fuchs übersetzt wurden, haben im Deutschen teilweise orginellere Texte als im Original (was sogar Amis zugeben, sofern sie des Deutschen mächtig sind). Ein Beispiel, was Übersetzung alles leisten kann. Aber es stimmt schon: Es wird viel Mist übersetzt. Ob das wohl daran liegt, dass Übersetzer häufig schlecht bezahlt werden?



 
« Letzte Änderung: 8.02.2006 | 11:06 von sackgesicht »

Offline Nelly

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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #5 am: 8.02.2006 | 11:56 »
Da muss ich Sackgesicht recht geben, es gibt Menschen die Sprechen die Sprache besser als Natives. Was ich meinte ist das wenn du anfängst zu schreiben das man dich wohl von einem Native unterscheiden kann. Es gibt zum Beispiel viele die wahrscheinlich sagen werden das du besser bist als manch ein Amerikaner oder Engländer selbst da du die Grammer nutzt die du gelernt hast. ;)

Ich kenne viele Amerikaner die von sich selbst behaupten das sie nur drei Sprachen sprechen können:

English
Bad English
Very bad English ;)

Sackgesicht hat recht, das mit dem Schizophren war übrigens ein kleiner Spaß den ein Übersetzer und ich über uns selbst gemacht haben, aber deswegen hab ich es ja auch mit einem Smiley gekennzeichnet  ::)

Ps: jedesmal wenn ich dich mit Namen anspreche hab ich das Gefühl dich zu beleidigen..  :-\
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Samael

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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #6 am: 8.02.2006 | 12:07 »
Im geschriebenen jedenfalls merkt man sofort ob jemand Native ist oder nicht. Denn es fehlen einfach die Wörter oder der letzte Schliff das man einen Text flüssig lesen kann.

Das ist Unsinn, mit Verlaub. Meine Freundin hat zBsp einen leichten, aber deutlichen Akzent, beherrscht die deutsche Schriftsprache aber absolut perfekt. Und was mich und die englische Sprache angeht - ich bin sicher wenn ich den Mund aufmache merkt jeder sofort, dass ich Deutscher bin, aber ich schaffe es durchaus völlig korrekte englische Forenbeiträge abzuliefern - und zwar mit aktuellem Wortschatz und Umgangssprache - einfach weil ich sehr viel englisch lese (fast mehr als deutsch würde ich sagen) aber kaum spreche.

Offline Nelly

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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #7 am: 8.02.2006 | 17:26 »
Das ist Unsinn, mit Verlaub. Meine Freundin hat zBsp einen leichten, aber deutlichen Akzent, beherrscht die deutsche Schriftsprache aber absolut perfekt. Und was mich und die englische Sprache angeht - ich bin sicher wenn ich den Mund aufmache merkt jeder sofort, dass ich Deutscher bin, aber ich schaffe es durchaus völlig korrekte englische Forenbeiträge abzuliefern - und zwar mit aktuellem Wortschatz und Umgangssprache - einfach weil ich sehr viel englisch lese (fast mehr als deutsch würde ich sagen) aber kaum spreche.
Ich hatte bereits gesagt das ich mich falsch ausgedrückt habe ;)
Hättest du weitergelesen wäre dir das auch aufgefallen.
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Offline DeadOperator

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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #8 am: 9.02.2006 | 11:05 »
Danke für die vielen Infos! Dann kann ich mich ja in aller Ruhe auf Deutsch konzentrieren.  :d  Eine "Sorge" weniger. Für taktische Planung wie ich was veröffentliche ist es eh VIEL zu früh  ;).
Nur wenn man so einige (US) Autoren liest, bekommt man schon den Eindruck es geht nicht anders...

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Offline Bitpicker

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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #9 am: 9.02.2006 | 11:16 »
Ich würde das Pferd von der anderen Seite aufzäumen: schreib auf Deutsch, aber lass dich auf keinen Fall von deutschen Übersetzungen englischsprachiger Romane dabei inspirieren. Bei den allermeisten Übersetzungen bleiben Ton und Stil auf der Strecke (wie oben erwähnt, Übersetzer sind unterbezahlt, deshalb machen Leute, die die Sprache wirklich können, lieber was anderes). Heraus kommt lediglich grundlegendes Gewäsch auf Deutsch, oder schlimmer noch, Englisch mit deutschen Worten. Ich habe schon oft Übersetzungen in die Ecke gepfeffert, weil ich mir erst einmal rückübersetzen musste, was da wohl im englischen Original gestanden hat, um zu verstehen, was der Übersetzer mir eigentlich sagen will.

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Offline AlexW

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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #10 am: 9.02.2006 | 12:01 »
... Wenn du hier Erfolg hast, wirst du auch irgendwann ins Englische übersetzt.

I beg to differ. Den umgekehrten Weg über den Teich finden tatsächlich nur Mega-Seller. Der "Kulturaustausch" findet im wesentlichen nur in eine Richtung statt.

Zitat
Nellys Argument muss ich allerdings entschieden widersprechen. Es ist keineswegs so, dass man an der Schriftsprache sofort erkennt, ob der Text von einem Muttersprachler erstellt wurde oder nicht. Viele deutsche Abiturienten schreiben ein schlechteres Deutsch als ich es z.B. von einem britisch-stämmigen Germanistikprofessor erwarten würde. Der Muttersprachler hat nur den Vorteil, dass er sich die Alltagssprache schneller aneignet und es eher beherrscht, akzentfrei zu sprechen (was man in der Schriftsprache nicht bemerkt). Die Alltagssprache entspricht aber nur einem Wortschatz von etwa 5.000 bis 10.000 Worten. Gute Autoren verfügen dagegen über einen Wortschatz von 20.000 Worten und mehr. Und dieser Wortschatz lässt sich auch durch den antrainieren, der eine Sprache nicht als Mutterprachler gelernt hat. Ein Deutscher, der mit zwölf Jahren Englisch lernt und danach zwanzig Jahre auf Englisch liest und schreibt, wird ein besseres Englisch schreiben als ein britischer High-School-Absolvent, der bevorzugt Comics und seichte Literatur konsumiert. Das Hauptproblem für den Nicht-Muttersprachler ist, dass er die Disziplin wahren muss - auch auf englisch lesen, selbst wenn das jeweilige Druckerzeugnis auf Deutsch erhältlich ist; viele englischsprachige Filme mit deutschen Untertiteln gucken; unbekannte Wendungen und Vokabeln sofort notieren und zu Hause nachschlagen.

So diszipliniert bin ich nicht, mußte ich aber auch nicht sein, weil ich seit Jahr und Tag mit einem Engländer zusammenlebe. Und ich bin Lektor für eine Marketing-Forschungsfirma und habe ab meiner fünften Woche in der Firma die Texte von Muttersprachlern korrigiert. Zwei weitere "Editors" sind Italienerinnen, und nur eine Engländerin. Und ich komme in eine Abteilung ("Editorial"), in der eine Portugiesin, eine Italienerin, und zwei Engländer arbeiten. Wir Ausländer sind alles Akademiker, meist mit englischem Partner. Und da es in der Sprachausbildung in England an allen Ecken und Enden klappert (die meisten 8-Klässler (Gymnasium) können Schreibweisen auseinanderhalten wie its und it`s, aber Engländer scheitern daran, weil sie nie gründlich durch ihre eigene Grammatik und Rechtschreibung gejagt werden. Dennoch sind die Engländer, die sprachkompetent sind, extrem sprachkompetent. Und die werden jeden Non-Native ganz böse verrecken sehen, im Direktvergleich.

Zitat
Ich arbeite seit vier Jahren hauptberuflich als Lektor für deutsche und englischsprachige Unternehmensstudien in der Wertpapierabteilung einer Bank. Ich habe Englisch normal in der Schule gelernt und meine Kenntnisee im Studium ausgebaut. Im Bewerbungsgespräch meinte mein (englischer) Chef: "To be a good editor, you don't have to be a native speaker. I have met many native speakers who would make lousy editors. A good editor has to have a sound understanding of the English laguage - and a good eye for detail." Der Mann hatte offensichtlich seine Erfahrungen gemacht.

Jo. Es ist Friemelarbeit.

Zitat
Ich habe übrigens bisher keinen einzigen schizophrenen Übersetzer getroffen. Und die allermeisten Dinge lassen sich übersetzen! Manchmal muss in der Zielsprache dazu ein neuer Begriff erfunden werden, der für uneingweihte Ohren zunächst merkwürdig klingt. Da heißt es dann "schlecht übersetzt", dabei ist das alles eine Gewöhnungsfrage. Die deutschen Donald-Duck-Geschichten, die jahrelang von der Anglistin Dr. Erika Fuchs übersetzt wurden, haben im Deutschen teilweise orginellere Texte als im Original (was sogar Amis zugeben, sofern sie des Deutschen mächtig sind). Ein Beispiel, was Übersetzung alles leisten kann. Aber es stimmt schon: Es wird viel Mist übersetzt. Ob das wohl daran liegt, dass Übersetzer häufig schlecht bezahlt werden?

Ja. Es liegt am Akkord-Übersetzen. Um sdavon leben zu können, muss man so ca 30 Seiten ins Reine übersetzen, pro Tag. Jedenfalls sagte das eine befreundete Übersetzerin/Autorin. Das ist ein so enormer Output, dass mich wundert, dass man die Texte überhaupt lesen kann.

Ein weiteres Beispiel für bessere Übersetzungen ist die Dame, die Martion Zimmer-Bradley als erste ins Deutsche übersetzt hat. Die hat das Buch auch gründlich lektoriert, Passagen und Wiederholungen rausgenommen, Verwechslungen aufgelöst und MZBs extrem eingeschränkten code in variantenreiches Deutsch verwandelt. Ich kenne genügend Leute, die die deutschen Darkover-Romane lieben, aber erschüttert waren, als sie die "endlich" auf Englisch lesen konnten.  >;D

@Bitpicker:  :d Genau.
« Letzte Änderung: 9.02.2006 | 12:09 von AlexW »

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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #11 am: 9.02.2006 | 12:07 »
Danke für die vielen Infos! Dann kann ich mich ja in aller Ruhe auf Deutsch konzentrieren.  :d  Eine "Sorge" weniger. Für taktische Planung wie ich was veröffentliche ist es eh VIEL zu früh  ;).
Nur wenn man so einige (US) Autoren liest, bekommt man schon den Eindruck es geht nicht anders...

@AlexW: Bestätigt, was Du beim Workshop gesagt hast.

Ich möchte keinen "Kulturkampf" vom Zaun brechen, aber ich konzentriere mich einigermaßen bewusst auf deutsche Romane; Übersetzungen lese ich nicht mehr (nicht zuletzt, weil ich sie vermutlich besser übersetzen könnte), aber es ist für meine Begriffe wichtiger, zu sehen, was im eigenen Land passiert ... ich lese aus Prinzip die Shadowrun-Romane, weil ich in der Reihe veröffentliche, und weil ich sehen möchte, wie es meine "Kollegen" machen. Gleichzeitig habe ich ein Problem damit, wie deutsche Autoren unterschätzt werden, und vor allem, wie mies sie bezahlt werden ... 95% aller Tantiemen gehen über den großen Teich. In EINE Richtung. Was übrigbleibt, darum können sich dann einige deutsche Autoren prügeln. Ich unterstütze das nicht noch damit, dass ich miese Übersetzungen von mittelklassigen englischsprachigen Autoren kaufe, wenn ich lieber den deutschen Nachwuchs fördere. :)

Offline Nelly

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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #12 am: 9.02.2006 | 12:15 »
aber es ist für meine Begriffe wichtiger, zu sehen, was im eigenen Land passiert ...

Da sagst du was.. haha.. ich wusste noch nicht mal das in der Temse ein Wal gestrandet ist, weil ich mich nur noch mit bestimmten Dingen beschäftige.. deutsche Jungautoren fördern ist ne Klasse sache, ich bewundere es quasi das du dich nicht von den Briten absorbieren lässt. :)

Kampf der Kulturen.. das muss es nicht unbedingt sein wenn man ein gesundes Mittelmaß findet. Wenn man eben einen Roman auf Englisch lesen möchte dann soll man es doch einfahc machen, jeder hat seine Lieblingsautoren. Ich habe Brecht neben Jusefowitch oder Pratchett und Widmer wie auch Frisch..

Ob deutsch, englisch oder schweizer.. es kommt auf die Klasse des Schriftstückes an.. wenn mir der Schweizer besser gefällt als der Deutsche, oder der Deutsche besser als der Engländer.. ja meine Güte, ich denke es ist immer gut den zu unterstützen der das Talent hat, bzw. den man eben lieber liest ;)
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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #13 am: 9.02.2006 | 12:27 »
Da sagst du was.. haha.. ich wusste noch nicht mal das in der Temse ein Wal gestrandet ist, weil ich mich nur noch mit bestimmten Dingen beschäftige.. deutsche Jungautoren fördern ist ne Klasse sache, ich bewundere es quasi das du dich nicht von den Briten absorbieren lässt. :)

Kampf der Kulturen.. das muss es nicht unbedingt sein wenn man ein gesundes Mittelmaß findet. Wenn man eben einen Roman auf Englisch lesen möchte dann soll man es doch einfahc machen, jeder hat seine Lieblingsautoren. Ich habe Brecht neben Jusefowitch oder Pratchett und Widmer wie auch Frisch..

Ob deutsch, englisch oder schweizer.. es kommt auf die Klasse des Schriftstückes an.. wenn mir der Schweizer besser gefällt als der Deutsche, oder der Deutsche besser als der Engländer.. ja meine Güte, ich denke es ist immer gut den zu unterstützen der das Talent hat, bzw. den man eben lieber liest ;)

Okay das "eigene Land" ist natürlich in meinem Fall in zweischneidiges Schwert ( ::) ). Als Autor bin ich deutsch, weil das meine Sprache ist, und seit ich in England lebe, setze ich mich weit mehr mit meiner Nationalität und meinen Wurzeln auseinander als vorher. Tatsache ich: Solange ich auf Deutsch schreibe, veröffentliche ich in einem deutschen Kontext, und den muß ich kennen. Niemand hält mich davon ab, englische fiktionale Texte zu kaufen (und zu lesen), aber ich muss sagen, seit ich in England lebe, habe ich einen Hunger nach der deutschen Sprache, so, wie ich in Deutschland, deutsch sprechend und schreibend, einen Hunger nach der englischen Sprache hatte. Ich fürchte, mein Platz ist wieder mal (und das hat mich nur die ersten zehn Male überrascht) mitten auf dem Zaun. Was soll`s. Jemand muss den Job machen. :)

Das mit dem Wal war ne spannende Kiste, und so groß in den Nachrichten, dass ich nicht im Traum drauf gekommen wäre, dass das mnicht überall inb Europa so ist. So kann`s gehen. :)

Und ich kann nur über mich sprechen, aber ich kaufe lieber einen mittelprächtigen Roman eines Deutschen, als einen mittelprächtigen Roman eines Angelsachsen, wenn ich die Wahl habe (ich kaufe sehr viele Bücher einfach, weil ich irgendwas zu lesen brauche). Meine Lieblingsautoren lese ich nach Möglichkeit in der Originalsprache, weil sie in der Übertragung zuviel verlieren.

Offline Nelly

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Re: Schreiben und Englisch... Ein Muß?
« Antwort #14 am: 9.02.2006 | 12:40 »
Bezüglich des Wals: oh das war hier wohl auch sehr groß in den Medien, aber ich guck eben kein Fernsehen und höre nur bestimmte Radiosender über das Internet ;)
Die News die ich brauche picke ich mir eben aus dem Netz und das ist eigentlich nur Politik zur Zeit... ::)
Alles andere bekomme ich nicht mit.

Was die Bücher betrifft.. den Hunger nach Deutsch... so was ähnliches hab ich gespürt als ich in den Staaten war.. denn ich konnte mich eben nicht so gut auf Englisch ausdrücken und auch noch nicht so gut sprechen wie heute. Es ist eben der Lernprozess der dich nach deiner eigenen Sprache lechzen lässt. Wenn ich es recht bedenke so war es eigentlich das einzige was ich vermisst habe.. die Sprache.. ich denke ich hab ne Identifikation gefunden.. ;)

Die Sprache!

Versuche mal deutsche Romane in den Staaten zu finden lol.. wenn dann sind sie schweine teuer... da war ich froh dass das Grofafo existierte aber meistens sind alle gerade ins Bett gegangen wenn ich dann mal gekommen bin  ~;D

Naja.. ich denke das Problem ist, was ist mittelprächtig und was nicht. Vielleicht kannst du das selbst besser beurteilen als andere da du selbst vom Fach bist. Große sogenannte Epen, die dann noch Ruhm in der Filmgeschichte absahnen, entweder man liebt sie oder sie sind Schund für einen.

Ach ist ja auch egal.. letzten Endes liest man das was einem gefällt, aber das mit dem Tonen an Bücher kaufen kenne ich, hab auch immer ein paar in Reserve, komme nur leider blos so selten dazu überhaupt noch zu lesen.. sollte vielleicht weniger im Grofafo abhängen und mir mal wieder ein Buch schnappen, dann würds auch wieder besser mit der Rechtschreibung klappen...  ~;D
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