In den letzten Tagen ging es hier öfters um Helden: Um Kirks, DSA-Luschen und um Hollywood-Action-Boys. Doch immer mehr drängt sich mir die Frage auf: Was sind überhaupt Helden?
Wenn wir einen Blick in die
wikipedia werfen, können wir dort erfahren: "ein Held ist die (meist männliche) Hauptfigur einer Geschichte [...], die über Kräfte verfügt, die weit über die eines normalen Menschen hinausgehen, so dass er zu schweren und großen "Heldentaten" in der Lage ist, die ihm Ruhm bescheren. Dabei ist nicht nur körperliche, sondern auch seelische Kraft gemeint."
Wenn wir dies nun etwas pauschalisieren, dann zeichnet sich ein Held also durch Fähigkeit, Leidensbereitschaft und gesellschaftliche Anerkennung aus. Wenn wir uns nun jedoch verschiedene Ausformungen von Rollenspiel-Helden ansehen, so stellen wir fest, dass diese oftmals dieser doch sehr einfachen Definition eines Helden widersprechen.
Am Anfang war der D&D-Held. Dieser zeichnet sich durch Fähigkeit und Leidensbereitschaft aus. Unermüdlich kämpft er sich durch finstere Dungeons, erschlägt Monster und schleppt ihre Schätze an die Oberfläche. Doch, ist er wirklich ein Held? Bei vielen dieser Gattung muss es wohl in Frage gestellt werden, denn es ist wenig ruhmreiches an Habgier. Der Rollenspielheld mutiert hier auf einmal zum Bösewicht, der hilflose Kobolddörfer ausrottet.
Wenn wir uns von der Vergangenheit abwenden und uns der Gegenwart zuwenden, so finden hier einen neuen Typus Held. Er wurde bei Marvel und DC geboren und hat schon seit langem seinen Weg aufs Zelluoid gefunden. Moderne Helden sind vorallem cool. In cooler Fähigkeit gleiten sie im sanften Federflug der Bullettime durchs Bild und zerlegen Mooks im dreistelligen Bereich, um am Ende von den Menschen gefeiert zu werden.
Doch wenn wir uns einmal von SFX-getränkten Bildern lösen und unseren Blick auf die Story richten, so stellen wir fest, dass heutige UberHelden nicht mehr leiden.
Der eine oder andere erinnert sich bestimmt an die Geschichten die sein Vater so gelesen hat. Geschichten von einsamen Kerlen, die für das Recht gekämpft haben, doch bei denen immer wieder deutlich wurde, dass Held sein vor allem Arbeit bedeutet. Held sein ist kein Beruf, bei dem man am Abend in stylisch glänzendem Mantel nach Hause kommt. Ein echter Held steht nach seinem Abenteuer kaum noch auf den Beinen, sieht scheiße aus und wahrscheinlich hat er nicht einmal ein Zuhause zu dem er zurückkehren kann.
In diesem Sinne muss man sich also fragen, ob dieser Typus wirklich zu den Helden gezählen werden kann. Was ist schon ein Held wert, der nicht für seinen Sieg kämpfen muss? Wohl kaum etwas, an so etwas ist wenig Heldenhaftes. Das ist nur Feigheit.
Aber verlassen wir die angelsächsischen Gefilde und wenden uns Deutschland zu. Der hier dominante Held entspricht dem deutschen Ideal des reisenden Abenteurers. Er reist durch Land, erforscht die wilden Steppen der Orklande und sicherlich schreibt er als ordentlicher Deutscher seine Erlebnisse in einem Tagebuch nieder, um später seine Reisen zu dokumentieren.
Das Leben dieses Typus Held ist sicherlich nicht so actiongeladen, wie das eines Dungeoncrawlers oder eines UberHelden, aber dennoch kann man ihm nicht abstreiten, dass er sich ins Zeug legt. Da gilt es Schnee-, Sand- und Orkstürme zu überstehen und natürlich engagiert sich der deutsche Feld-und-Wiesen-Held jederzeit für die Armen, Unterdrückten und Missverstandenen. Wenn der deutsche Held am Abend in den Sonnenuntergang reitet, dann weiß er mit Gewissheit (laut Tagebuch), dass er ein Dorf gerettet, zwei tödliche Fallen überlebt, einen Bösewichten resozialisiert und ein neue Gattung der mittelaventurischen
Bellis perennis entdeckt hat.
Ist dieser Typus nun ein Held? Aber wie! Obwohl er nicht zu den Fähigsten gehört, schafft er es doch durch Durchhaltewillen und Leidenschaft am Ende zu Siegen, den Tag zu retten und etwas für die Wissenschaft zu tun. Dabei lässt er sich auch nicht davon abhalten, dass es oft schwer um die Sache steht. Oft genug weiß er, dass er dem Gegner völlig unterlegen ist, aber wer ein Held ist, der lässt sich von so etwas nicht schrecken. Und natürlich wird ihm das auch gedankt, und sei es nur dass sein Artikel zum Thema "Gattungsunterschiede der
Asteraceae Aventuriae" im der nächsten Ausgabe des Journals Kaiserlicher Botaniker erscheint.
Nicht schlecht, für ein Rollenspiel, dass sich gerne alt und bieder mit einem Hauch Karl May gibt. Aber vielleicht ist es gerade diese Altbackenheit, die einen wahren Helden ausmacht. Ein Held richtet sich nicht nach Profit oder Mode, ein Held steht einfach für seine Ideale ein, egal wie mächtig seine Widersacher sind.