Folgender Text ist die Zusammenfassung unseres Fading Suns-Oneshots von gestern Abend, der sich recht spontan entwickelte und sehr genial lief; unser SL hat ein sehr stimmungsvolles Setting beschrieben und uns Spielern einmal einen ganz anderen Einblick in die Welt von FS nehmen lassen; aus der Sicht von jungen Leibeigenen sieht alles irgendwie anders aus, als wir es gewohnt sind ;-)
Zu der etwas verwunschenen Sommerstimmung auf Gwynneth habe ich den Soundtrack von "The Village" laufen lassen, der wunderbar zur Handlung passte. Spieler und SL haben sehr stimmungsvoll gespielt und allgemein kam eine sehr dichte Atmosphäre auf. Ich hab jetzt wieder voll Bock auf spielen udn spielleiten und werde mich in Kürze ans plotten für einen Oneshot machen :-)
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Werter Freund,
Du hast mich oft gebeten, dir zu erzählen, warum ich den Weg eingeschlagen habe, den ich nun beschreite, den Weg des Glaubens, der mich an die finstersten Orte der Schöpfung unseres gnädigen Herrn bringt, an jene Orte, die an der Schwelle zum Bösen liegen, das bekämpft und dessen Voranschreiten Einhalt geboten werden muss. Du fragtest mich, woher meine Gewissheit stammt, dass das was ich sage wahrhaftig ist und meine Handlungen gerecht sind.
Ich sage dir nun, dass es eine solche Gewissheit nicht gibt und dass auch ich gegen den Zweifel nicht gefeit bin, den Zweifel, der dem Glauben an die Gerechtigkeit des Allschöpfers gegenüber steht. Wir sind Menschen und uns wird immer der Fehler der Menschlichkeit anhaften, wenn es darum geht unsere Entscheidungen abzuwägen. Diesen Ratschlag möchte ich dir geben, mein Freund: höre auf dein Herz, wenn du über andere Menschen richtest, denn das Herz ist dem Spiegel am nächsten. Aber wisse auch, dass das Herz, wie der Spiegel, manchmal Dinge verzerrt und dich blind macht, für das was richtig ist. Die Liebe zu einem Einzelnen darf nie größer sein als die Liebe zu allen, die deinem Schutz anbefohlen sind.
Dies ist die Lektion, die mir der Herr in seiner unerschöpflichen Gnade lehrte, noch bevor ich überhaupt zum Priester geweiht war.
Die Ereignisse, die ich dir im Folgenden beschreiben werde, waren der Beginn meiner langen Reise unter den Himmeln, die nun, da ich dir diese Zeilen schreibe, ihren Abschluss finden wird. Sie veränderten mich tiefer, als ich es je hätte ahnen können an jenem warmen Sommermorgen des Jahres 4822. Ich war noch sehr jung, damals, und lebte in der kleinen Siedlung Vengold, die zum Besitz des jungen Sir Maximillian Hawkwood gehörte. Mich an diese längst vergangenen Zeiten zu erinnern schmerzt sehr, denn es ist nicht nur meine Geschichte, sondern auch die zweier teuren Menschen, deren Schicksal für immer mit dem meinen verbunden sein wird.
Ich verbrachte jede freie Zeit mit ihnen, wir waren Freunde seit den frühesten Tagen unserer Kindheit, obwohl wir unterschiedlicher nicht hätten sein können. Mahren, die dickköpfige Tochter eines Bauern namens Boreg, ein schlechter Mann, der dem Schnaps frönte und seine Kinder prügelte – sie hasste ihren Vater, das Dorf und seine unsichtbaren Schranken, das Leben, das für sie nichts weiter vorsah, als harte Arbeit und wenig Freude. Sie träumte davon, das Dorf zu verlassen und in eine der großen Städte zu gehen, von denen man sagte, dass sie jenseits der Hügel lagen und voller Abenteuer und Möglichkeiten. Ich teilte damals ihren Wunsch zu reisen nicht; ich konnte mir kein anders Leben vorstellen, als das, dass der Schöpfer wohl für mich vorgesehen hatte. Ich war der Schüler unseres Hirten Vater Iordanis, der, nachdem meine Eltern in frühen Jahren durch ein Feuer umgekommen waren, mich an Sohnes statt in sein Haus aufgenommen hatte. Er war ein gütiger Mann, streng aber von vortrefflichem Charakter und ich liebte ihn in der Tat wie einen Vater. Eines Tages sollte ich von ihm das Amt des Priesters übernehmen und mich um das Seelenwohl der kleinen Gemeinde von Vengold kümmern. Doch der Schöpfer sah einen anderen Weg für mich vor.
Und dann war da noch Malakay, der Sohn des Webers. Er war mein bester Freund, und bis heute schmerzt mich das furchtbare Schicksal, das über ihn kam durch meine Hand. Ich habe in meinem Leben viele Dinge gesehen, werter Freund, und viele Entscheidungen getroffen, die schwer fielen, die ich aber stets mit reinem Herzen und voller Aufrichtigkeit vertreten konnte. Doch die Ereignisse, die zu Malakays Tod führten verfolgen mich noch immer, und bis zum heutigen Tage weiß ich nicht, ob ich recht handelte an jenem Tag.
Malakay war ein stiller junger Mann, ruhig und besonnen, nicht sonderlich auffällig oder wortgewandt, doch tüchtig und ein begabter Weber. Von seinem Geheimnis ahnte niemand etwas, nicht einmal ich und Mahren, die so viel Zeit mit ihm verbrachten, die ihn kannten, wie einen Bruder.
An jenem Tag war es warm und die rote Sonne stand wie das Auge des Schöpfers selbst am klaren Himmel. Das Korn stand voll auf den Feldern, und ich hastete zum Fluss hinab, der sich unweit des Dorfes durch das Land unseres guten Lord Sir Maximilian Hawkwood schlängelte. Vater Leonidas war an diesem Tage im Nachbardorf unterwegs, so dass ich mir um die Mittagsstunde frei nehmen konnte, und das Studium der Omega-Bibel sein ließ, um mich mit Malakay und Mahren zu treffen. Ich hatte mich etwas verspätet und Malakay hatte die Zeit genutzt, um zu angeln, wie er es immer tat, wenn wir uns an dieser Stelle des Flusses trafen. Die Fische bissen gut dort. Als Mahren kam, trug sie ein Bündel Stöcke und Reisig in den Händen; sie hatte sich im Wald herumgetrieben und Feuerholz gesucht, wohl um ihrem Vater aus dem Wege zu gehen. Sie erzählte uns von einer Entdeckung, die sie gemacht hatte; Fremde, die unweit des Dorfes im Wald ein Lager aufgeschlagen hätten. Es waren Schakale - so nannten wir sie damals; wir wussten nicht, dass sie zu einer Gilde gehörten und was das Zeichen des Auges in der Raute auf ihren fremdartigen Kleidern zu bedeuten hatte. Die Schakale kamen manchmal ins Dorf, um Handel zu treiben, und Mahren war immer die erste, die sie mit Fragen über die Welt jenseits der Hügel und Wälder des Dorfes löcherte. Sie sprach oft davon, dass sie sich ihnen eines Tages anschließen würde, aber natürlich wussten wir alle, dass dies unmöglich war; immerhin waren wir Leibeigene. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass es jemals anders sein würde und Malakay und ich redeten stets beschwichtigend auf Mahren ein, wenn sie von den Schakalen schwärmte.
Diese Schakale aber verhielten sich anders, als die Händler, die ins Dorf kamen. Sie hatten sich bisher nicht in Vengold blicken lassen und auch nicht beim Dorfvorsteher Tarquin vorgesprochen. Es erschein uns seltsam, dass sie einfach ein Lager in der Wildnis aufgeschlagen hatten, und wir waren neugierig, was sie im Schilde führen mochten. Wir folgten Mahren durch den Wald und schlichen uns an die Schakale heran, wie es so typisch für jugendlichen Leichtsinn ist. Zu unserer Überraschung fanden wir nicht nur sechs fremdländisch gekleidete Schakale auf der kleinen Lichtung vor, sondern auch Vitigis, einen schäbigen Mann, der in Vengold das Amt des Totenbrenners bekleidete. Aus den kurzen Gesprächsfetzen, die in unser Versteck zwischen den Büschen herüberwehten, erfuhren wir, dass Vitigis die Fremden offenbar an einen Ort führen wollte, den sie suchten, doch bevor wir hören konnten, um welchen ort es sich handelte, lenkten wir durch ein Ungeschick meinerseits (ein trockener Ast, in dem sich meine Robe verfangen hatte, und der mit einem lauten Knacken brach) die Aufmerksamkeit der Schakale auf uns. Von einem Augenblick auf den anderen wurde die Stimmung auf der Lichtung bedrohlich; die fremden Männer und ihre Anführerin, eine hochgeschossene Frau, die jeden von uns um mindestens zwei Köpfe überragte, zogen Waffen aus ihren Gürteln, Pistolen und Blaster - natürlich wussten wir damals nicht, wie furchtbar und tödlich diese Waffen sein konnten. Technik wie diese war ein seltener Anblick jener Tage, besonders für einfache Kinder wie wir es waren.
Wir rannten davon, glücklicherweise hatte uns niemand erkannt, aber die Schakale hefteten sich auf unsere Fersen. Mahren nahm all ihren Mut zusammen und unternahm ein gewagtes Ablenkungsmanöver, da sie sich im Wald sicherer bewegte als ich und Malakay. Es gelang ihr, die Verfolger fortzulocken, doch dadurch wurden wir getrennt. Während ich mit Malakay in Richtung einer alten Holzfällerhütte lief, floh sie zu den alten Felsen im Osten des Waldes. Dort kroch sie unter den Felsen, so wie sie es immer tat, wenn sie sich vor ihrem Bruder oder ihrem Vater versteckte. Als wir dachten, die Luft sei rein, machten wir uns ebenfalls auf den Weg zu diesen Felsen, doch auch zwei der Schakale waren Mahren dorthin gefolgt und obwohl sie sie unter ihrem Felsen nicht entdeckt hatten, liefen doch nun ich und Malakay ihnen direkt in die Arme. Dem Schöpfer sei Dank erfanden wir aber kurzerhand eine Geschichte, die die Schakale davon überzeugen konnte, dass wir nur zufällig im Wald unterwegs waren. Sie verschwanden im Unterholz und wenig später stieß Mahren wieder zu uns. Wir kehrten zum Fluss zurück, um uns zu beraten; der Tag war schon weit fortgeschritten, und das violette Licht der zwei Sonnen hatte sich bereits über die Flussaue und den Wald gelegt. Es war Zeit, ins Dorf zurückzukehren, da die Abendmesse wartete.
Malakay drängte darauf, dem Dorfvorsteher Tarquin von den Vorgängen im Wald zu berichten, da er den Schakalen zu Recht misstraute und spürte, dass sie Übles im Schilde führten. Auch ich war mir nicht wohl in der Haut, doch meine Gedanken weilten bereits bei der Abendmesse, für die ich noch einige Bibelstellen vorbereiten musste, wie Vater Leonidis mir aufgetragen hatte.