Autor Thema: [Forge?] Warum macht Rollenspiel Spaß?  (Gelesen 7716 mal)

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Eulenspiegel

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Re: [Forge?] Warum macht Rollenspiel Spaß?
« Antwort #25 am: 23.03.2006 | 02:04 »
Macht vielleicht Schindlers Liste Spaß? Das Tagebuch der Anne Frank?
1) Hast du schonmal Schindlers Liste oder Anne Franks Tagebuch als RPG gemacht? Ich zumindest kenne keinen.

2) Wer sich über das 3. Reich bilden will, sollte Sachbücher lesen. Wer stattdessen auf Belletristik ausweicht, versucht also, neben der Bildung auch Spaß zu haben.

Das gleiche gilt auch für Platoon und 1984.

Aber verrate du mir mal, weshalb du SLA Industries spielst.

Offline Dom

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Re: [Forge?] Warum macht Rollenspiel Spaß?
« Antwort #26 am: 23.03.2006 | 09:48 »
Ich glaube, hier ist nur die Definition von Spaß ein Problem. Vielleicht ist auch das Wort "Spaß" ungünstig gewählt - mir fällt aber gerade kein besseres ein. Laut Wikipedia bedeutet "Etwas macht Spaß" dass es sehr gerne gemacht wird, wobei vielleicht "Etwas macht Freude" die bessere Formulierung ist (Spaß ist kurzfristig, Freude längerfristig). In diesem Sinne ist meine Frage gemeint.

Also: "Mir macht Rollenspielen Spaß" = "Ich spiele sehr gerne Rollenspiele"

Und in diesem Sinne macht auch Schindlers Liste Spaß. Dass Spaß nicht durch Witze oder Lachen hervorgerufen werden muss, haben wir ja weiter oben schon geklärt.

Dom

Offline Purzel

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Re: [Forge?] Warum macht Rollenspiel Spaß?
« Antwort #27 am: 23.03.2006 | 14:53 »
Wir können Spaß auch neurologisch definieren. Alles was durch innere und äussere Reize unsere Neuronen im Gehirn ordentlich positiv zum feuern bringt, wird über das eingebaute Belohnungszentrum mit Endorphin-Ausstoss belohnt. So ein Nervenfeuerwerk kann durch alle möglichen, individuell verschiedenen Dinge ausgelöst werden.

Ob's nun ein lustiges, humorvolles Rollenspiel ist, tiefes dramatisches Charakterspiel, das Besiegen von Monsterhorden oder die Exploration einer ernsten Thematik, egal, im Hirn lösen sie einunddieselben Hormondrüsen aus, sprich: es macht Spaß.

Ich würde mir da keine moralischen Bedenken wegen der political correctness machen, so sind wir kohlenstoffbasierten osmotischen Wassersäcke nunmal aufgebaut  ;) Zurück zum Thema, bitte!

Offline Skyrock

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Re: [Forge?] Warum macht Rollenspiel Spaß?
« Antwort #28 am: 23.03.2006 | 17:03 »
@Dom:
OK, dann war das nur ein Fall von etwas unglücklicher Begriffswahl :)
Damit dürfte dieses Nebenthema geklärt sein.
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Offline Arkam

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Re: [Forge?] Warum macht Rollenspiel Spaß?
« Antwort #29 am: 26.03.2006 | 12:55 »
Hallo zusammen,

ich halte das Forge Theorie für die Frage "Warum macht Rollenspiel Spaß?" für die falsche Theorie. Denn in ihr wird ja das Rollenspiel als soziale Aktivität gesehen, meiner Ansicht nach vollkommen richtig, aber es wird eben die Gruppe betrachtet.
Denn ob eine konkreter Spieltermin dem Einzelnen zumindestens soviel Vergnügen bereitet hat das er den nächsten Termin wieder wahrnimmt entscheidet sich meiner Ansicht nach nach drei Komplexen.

1) Auch wenn am Rollenspieltermin kein Rollenspiel gespielt wurde kann der soziale Kontakt Vergnügen gemacht haben. Es stimmt also offensichtlich schon Mal die Soziale Agenda der Gruppe.
2) Im Vergleich zu den restlichen Alternativen die sich der Einzelne vorstellen kann und für möglich erachtet ist der Rollenspieltermin immer noch die beste muß dadurch aber nicht schon vergnüglich sein. Das ist meiner Ansicht nach der Grund warum so viele Gruppen sehr träge werden obwohl ihnen das Rollenspiel, so wie es die Gruppe betreibt, schon lange kein Vergnügen mehr bereitet.
3) Je nachdem ob ich Spieler oder Spielleiter bin werden die von mir bevorzugten Techniken, Railroding, Powergaming etc., und Teilstücke, also Kampf, Einkaufen etc..., in den Spielabend eingebracht oder von den Spielern wohlwollend aufgenommen. Kennt die Gruppe keinen klassischen Spielleiter mehr zieht natürlich jeder Spieler Vergnügen aus beiden Teilaspekten.

Eine Theorie die versucht das Spielvergnügen des Einzelnen zu erhöhen müßte drei Teilaspekte mit einbeziehen:

- Die Soziale Agenda als Basis für das Zusammensein mehrerer Leute.
- Die CA als Basis für das gemeinsame Rollenspiel.
- Miteinander kompatible Spielertypen die dann auch noch miteinander kompatible Techniken bevorzugen.

Gerade der letzte Punktist schwierig da die meisten Spieler ja nicht stur sind sondern eine verschieden gewichtete Mischung unterschiedlicher Spielertypen.

Gruß Jochen
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Offline 1of3

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Re: [Forge?] Warum macht Rollenspiel Spaß?
« Antwort #30 am: 26.03.2006 | 19:35 »
Der letzte Punkt ist CA.

Offline Dom

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Re: [Forge?] Warum macht Rollenspiel Spaß?
« Antwort #31 am: 27.03.2006 | 13:55 »
@Arkam: Die Forge-Theorie besteht ja nicht nur aus GNS. GNS zielt auf die Gruppe ab, daher finde ich auch das Wort Agenda nicht schlecht: "was zu tun ist". Auch richtig ist, dass alles in den Social Contract eingebunden ist.
Jedoch sind Begriffe wie Exploration, Technik, usw. von GNS und der Gruppenbetrachtung unabhängig und gehören trotzdem zum Big Model. Das Fragezeichen im Betreff sollte es ja auch andeuten: Ich möchte irgendwie den Spielspaß des einzelnen im Big Model festmachen und finden, halte aber GNS dafür für ungeeignet. Jetzt ist die Frage, ob man das nicht doch irgendwie im Modell unterbringen kann. Klar ist das momentan noch nicht mit drin, aber ich denke, das passt noch gut mit rein und vervollständigt das Bild.

Dom

Offline Purzel

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Re: [Forge?] Warum macht Rollenspiel Spaß?
« Antwort #32 am: 28.03.2006 | 11:32 »
Ich bin heute etwas durch's Netz gewankt und fand einen Artikel, der vielleicht einen weiteren Aspekt dieses Threads beleuchtet:

Clinton R. Nixon :: Weblog :: Rules hacking is good

Nixon impliziert, dass eine Menge Leute Spass daraus schöpfen die Regeln ihres Spiels zu verändern und zu verbessern.
   Ich selbst kenne das Prinzip vom Spiel "Nomic", aber auch vom Rollenspiel "Universalis", wo das Regeländern sogar Teil des geschriebenen Systems ist. In meiner D&D3-Runde haben wir mal "Unearthed Arcana" eingeführt und massenweise optionale Regeln in unser geschriebenes System übernommen. In einer D&D-Fantasy+Steampunk Runde, bei der ich mal dabei war, haben wir viele Extra-Regeln gehabt, um die Interaktion von Magie und Mechanik zu beschreiben.

Was haltet ihr davon? Und welche "Agenda" wird damit bedient?


Nomic ist eine Gattung von Spielen, deren Regeln selbstreferenziell sind und von den Spielern geändert werden können.
Siehe hier: http://martin.roell.net/nomic/nomic-regeln.shtml

Ramshead Publishung: Universalis Homepage

Offline 1of3

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Re: [Forge?] Warum macht Rollenspiel Spaß?
« Antwort #33 am: 28.03.2006 | 11:50 »
Das passt ins Big Modell gar nicht rein, würde ich sagen.

Aber man könnte natürlich ganz problemlos Tinkering als Prozess im Prozessmodell einschieben und als der Versuch einer Optimierung der Methoden definieren. (Deshalb halte ich das Prozessmodell für alle deskriptiven Aufgaben für besser geeignet.)

Offline Purzel

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Re: [Forge?] Warum macht Rollenspiel Spaß?
« Antwort #34 am: 28.03.2006 | 13:08 »
Das passt ins Big Modell gar nicht rein, würde ich sagen.

Teil des Systems nach dem Lumpley-Prinzip? Es wird am Spieltisch verhandelt, wie ein bestimmtes durch die geschriebenen Regeln nicht abgedecktes oder nur ungenügend beschriebenenes Ereignis den SIS verändern soll, und während man das tut, bringt man eine neue Regel ein.

Vielleicht ist Regeln-on-the-Fly-ändern auch nur eine Technik, um etwas Bestimmtes zu erreichen, z.B. eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an die Agenda und den Geschmack der Spielrunde. Universalis hat durch den Einsatz seiner Regeländerungstechniken den Spielleiter aus dem Spiel entfernt. Meine D&D-Runde hat durch optionale Regeln ne Menge Würfelarbeit vom SL abgezogen und zu den Spielern ausgelagert. etc.

EDIT: Nachgedanke: Vielleicht macht das Regeländern nur deswegen Spass, weil man schliesslich nur Regeländerungen vornimmt, die die eigene Agenda fördern. Keine NAR Gruppe wird z.B. ernsthaft überlegen die Fernkampfregeln zu verfeinern.
« Letzte Änderung: 28.03.2006 | 13:19 von Purzel »

Offline Dr.Boomslang

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Re: [Forge?] Warum macht Rollenspiel Spaß?
« Antwort #35 am: 28.03.2006 | 13:44 »
Teil des Systems nach dem Lumpley-Prinzip?
Auf jeden Fall. Regeländerungen sind Teil des L-Systems. Sie gehören zu den Methoden die beeinflussen wie die Spieler handeln.

Vielleicht ist Regeln-on-the-Fly-ändern auch nur eine Technik...
Streng genommen ist eine Technik nach P.Glossary nur etwas das fiktionalen Inhalt in den SIS einbringt. Es könnte aber auch so gemeint sein, dass alles darunter fällt was ein unterscheidbarer Teil des Systems ist, dann wäre es natürlich auch eine Technik. Und außerdem wäre es nicht nur eine Technik. Hier wird das immer so abwertend gebraucht.
Techniken sind fast alles was man kontrolliert und ritualisiert im Rollenspiel tut.

Eulenspiegel

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Re: [Forge?] Warum macht Rollenspiel Spaß?
« Antwort #36 am: 29.03.2006 | 00:40 »
Bei der Regeländerung muss man zwei Sachen unterscheiden:
1) Die Regeländerung ist eine lästige Arbeit. Ich mache sie nur, weil die Hausregel mehr Spaß macht als die alte Regel.
2) Regeländerungen machen Spaß und sind Selbtszweck. - Ich kaufe mir absichtlich schlechte Systeme, um sie dann mit Hausregeln aufzumotzen. Ein System, wo die Regeln bereits perfekt sind und ich nichts ändern kann, finde ich langweilig.

Wirklich als Spaß würde ich bloß den 2. Teil beschreiben. Und er passt ins Big Model, falls die Regeländerungen am Spieltisch stattfinden. Falls jeder zu Hause ein paar Regeln verändert und sie am Spielabend dann der Gruppe präsentiert, kann das zwar nettt sein, hat aber nichts mit dem Big Model zu tun.