Diego nagt an der Unterlippe, während er liest. Schließlich endet er und lässt das Pergament sinken.
"Spinnt der?", entfährt es ihm, ehrlich entsetzt. "Ich kann das nicht glauben - er war immer schon ein Pragmatiker, deshalb will er noch nicht verschwinden. Aber dass er von Greifen schwärmt..."
Er sieht auf das Blatt, sieht Pedros Handschrift, die geschwungenen Linien, aber trotzdem will das nicht recht zu Diegos Bild, das er von Pedro hatte, passen.
Sie waren zusammen aufgewachsen, Pedro war vier Jahre älter als Diego und bei weitem kräftiger gebaut als er. Schon früh war für den Sohn eines Pferdezüchters klar, dass er mehr wollte als das kleine Gestüt von Diegos Onkel versorgen - er wollte Schmied werden. Dem Vater zuliebe ging er zu einem Hufschmied, doch was er dort herstellte, erinnerte mehr an Dolche als an Hufeisen. Das kostete ihn die Stellung, und er gestand, dass er Metall zu Waffen formen wollte, koste es was es wolle. Diegos und Pedros Vater teilten sich schließlich die Kosten für Pedros Ausbildung, und er genoss die Lehren der besten Waffenschmiede, die aufzutreiben waren. Nach mehreren Jahren übertraf Pedro sie alle, und seine Wissbegierigkeit kannte noch lange keine Grenzen. Er beschloss, Castilien den Rücken zu kehren - und während Diego die Meere befuhr, wanderte Pedro durch die Welt und versuchte, die letzten Geheimnisse des Schmiedehandwerks aufzuspüren und zu lernen.
Wenn er hier etwas gefunden hatte, war es schwer, ihn davon abzubringen. Aber hier war er nicht sicher - und Diego hatte den Auftrag von Pedros Vater, ihn wohlbehalten zurückzubringen. Was blieb ihm übrig?
"Ich werde ihm einen Brief zurückschreiben...", murmelte Diego, und wenn ich könnte, würde ich ihm zusätzlich noch eine reinhauen, fügte er in Gedanken hinzu. Die Familie macht sich tödliche Sorgen, und Pedro weint um Greife! Pah!