Ich hatte mal auf einem Con ein Abenteuer mit einer bösen Gruppe vorbereitet und geleitet (hatte in einem anderen Thread auch das Grofafo zur Ideenfindung mit eingespannt).
Ich hatte bisher noch gar kein Fazit gepostet, dann hole ich das jetzt hier mal nach - es hat höllisch viel Spaß gemacht.
Die Charaktere waren ein Tiefling-Finsterer Streiter, ein Lich, ein Dämonenpriester und eine Drow-Assassine. Das Setting war selbstgedreht und die Klassen auch den eigenen Bedürfnissen angepasst. In diesem Setting waren die Guten die Antagonisten und die Bösen (natürlich) vollkommen zu Recht verbittert und voller Hass gegen die Lichtwelt.
Der kniffligste Part bei einer bösen Gruppe ist die Sache mit dem Zusammenhalt - wenn man kooperationswillige Spieler hat, ist da schon viel gerettet. In jedem Fall macht es dennoch Sinn, einen Oberchef im Hintergrund zu haben, der eindeutige Konsequenzen androhen und auch effektiv umsetzen kann.
Auf der Mitte der Session wurde es so schwarz und bösartig, das wir quasi nur noch hysterisch gelacht haben und es ging von da ab definitiv nicht mehr aufwärts.
Ein geschändeter Schrein, ein abgefackelter Elfenwald (inkl. zum ausbluten aufgehangener Einhörner) und eine entführte Prinzessin später (die als Opfer zur Erweckung eines Dämons herhalten sollte - Anweisung der Chefin) fand sich die Gruppe schon im Finale des Abenteuers wieder, wo sie eine Entscheidung treffen mussten - ihre Königin verraten und ihrem Machtgeber, dem Dämon, bei seinem Verrat helfen, der Königin treu bleiben oder beide betrügen und die Macht an sich reißen.
Da hat sich die Kooperationsbereitschaft der Gruppe zerschlagen.
Am Ende fielen sie sich doch gegenseitig in den Rücken und hätten es beinahe alle nicht überlebt. Zum Schluss blieben, wenn ich mich recht erinnere, noch der Finstere Streiter und der Priester über, die dem Dämon halfen und als seine Günstlinge die neue Herrschaft über das Reich verwalteten - jedenfalls solange, bis sie eine neue Chance zur Machtübernahme sehen.
Mir persönlich macht es sehr viel Spaß "böse" Abenteuer dann und wann zu leiten und böse Charaktere zu spielen. Es gibt einem Gelegenheit mal mit den dunkleren Seiten seiner selbst zu spielen. Ich mag gerade im Bezug auf Fantasy Klischees - und die bösen Klischees des Genres üben irgendwie einen größeren Reiz auf mich aus als die guten. Normalerweise leite ich aber am liebsten echte "Heldengruppen" und reserviere das Böse für meine NPCs.
In D&D ist der Finstere Streiter (einer der wenigen Fälle, wo mir der deutsche Name besser gefällt als der englische) meine absolute Lieblingsklasse.
Ich glaube es ist einigermaßen relevant mit was für Leuten man "böse" spielt - mir fallen in meinem eigenen Bekanntenkreis auch ein paar Leute ein, mit denen ich das nicht machen würde. Ein intaktes Selbstvertrauen, die Fähigkeit zur Selbstironie und ein Schuss schwarzer Humor können nicht schaden.