Autor Thema: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?  (Gelesen 20499 mal)

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Offline Bitpicker

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #75 am: 3.05.2006 | 16:18 »
@DarAng:

Zitat
Meine Frage an Dich: Was macht Dir an RPGs Spaß?

Eindeutig der Erlebnischarakter, das völlige Fehlen der film- und buchtypischen Sicherheit 'es wird schon alles gut ausgehen'. Ich bin außerdem praktisch ausschließlich SL, weil es mir Spaß macht, Settings zu recherchieren und zu präsentieren. Stories hingegen lege ich vorher nicht detailreich fest, sondern lediglich Ausgangssituationen. Was dann daraus wird, liegt zu einem großen Teil bei den Spielern und späteren Einfällen aller Beteiligter.

Zitat
Ressourcenmanagement ist genauso wenig plausibel wie jede andere Technik in einem Rollenspiel!

Das sehe ich nicht so. Ein statistisch greifbares Fertigkeitssystem mit Würfelproben ist zumindest ein Versuch, etwas Reelles (Fertigkeiten) in ein Modell zu packen. Ressourcenmanagement zum Kaufen von Storyelementen, Konfliktausgängen usw. modelliert nichts Reelles. Natürlich kann man sich darüber streiten, wie nahe an reellen Gegebenheiten ein jeweiliges Fertigkeitssystem tatsächlich ist, aber es steht außer Frage, dass Mechanismen wie 'wer besser erzählt, gewinnt' oder 'wer mehr Jetons bezahlt, gewinnt' keinen Versuch machen, Realität abzubilden. Natürlich ist mir klar, dass Spiele dieser Art auch nicht zum Ziel haben, Realität abzubilden, aber das macht sie für mich uninteressant. Des weiteren ist mir auch klar, dass es in vielen klassischen Regelwerken ebenfalls Regeln gibt, die nichts mit der Darstellung von reellen Gegebenheiten zu tun haben, aber auf die verzichte ich ebenfalls gerne.

Zitat
Ich kenne kein klassisches Rollenspiel was sogenannte Kicker oder ähnliche Techniken (Beliefs, Spiritual Attributes und ähnliches) erwähnt, die dazu dienen das Spiel von einem Charakter antreiben zu lassen!

Unknown Armies lebt z.B. davon. Die WoD-Spiele lassen sich zwar leicht auch aufgabenorientiert spielen, aber das Vorhandensein solcher Werte wie Menschlichkeit bei Vampire soll ursprünglich eine stärkere Charakterorientierung begünstigen. Die Versuche hier im Grofafo, WoD-Spiele stärker auf diese Faktoren zu reduzieren, lassen zumindest erkennen, dass diese Intention der WoD-Spiele erkannt wurde, auch wenn die Regelwerke nicht ausschießlich darauf zugeschnitten sind. Übrigens finde ich, dass Zwang durch Regeln auch nicht wirklich förderlich ist. Ich finde die begleitenden Essays der WoD sehr viel nützlicher für ein charakterorientiertes Spiel als das Regelsystem; und auch sehr viel nützlicher als ein Regelsystem, dass einem Spieler Charakterorientierung aufzwingt.

Und dann gibt es noch Nobilis. Vielleicht ist es nicht ganz klassisch in seiner Herangehensweise (immerhin ist es würfellos und zufallsfrei), aber es ist klassisch genug, keine der Techniken zu verwenden, die im Augenblick so forge-trendy sind. Mit Nobilis sind SL-vorgegebene Stories kaum machbar.

@ Ta'al:

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Offline Thalamus Grondak

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #76 am: 3.05.2006 | 16:22 »
Ich kenne kein klassisches Rollenspiel was sogenannte Kicker oder ähnliche Techniken (Beliefs, Spiritual Attributes und ähnliches) erwähnt, die dazu dienen das Spiel von einem Charakter antreiben zu lassen!
Wenn man nicht nach irgendwelchen "neuen" worten sucht, findet man diese Kicker in beinahe jedem Rollenspiel. Und zwar in der Beschreibung des Archetypen,der Klasse, der Rasse, des Volkes, der Vorteile, Der Nachteile, der Charaktergeschichte.
Wo ist der Unterschied, ob ich in meine Hintegrundgeschichte schreibe "ist auf der Suche nach Erlösung, weil er sich für schuldig am Tod seines Bruders hält"
Oder ob ich den selben satz in einem DAG als Regelbegriff reinschreibe?
Es besteht keinerlei festzumachender Unterschied darin, ob ich klassisch Spiele, oder mit Erzählrechten in der Art wie ich den Char spiele. Das hängt allein von mir ab.
Der unterschied besteht lediglich darin, welche möglichkeiten ich zusätzlich habe. Und dadurch verändert sich das Feeling des Spiels.

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Sehe ich auch so.
« Letzte Änderung: 3.05.2006 | 16:24 von Sir Arthur Conan Doyle »
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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #77 am: 3.05.2006 | 16:29 »
Zitat
Also wenn das wirklich stimmt, dann könnte ja kein Autor glaubwürdige Charaktere erschaffen oder er wäre jedem Rollenspieler haushoch überlegen.


So besteht ja auch das Problem in der Literatur Charaktere zu erschaffen die möglichst real erscheinen, weil einfach die Gefahr besteht, dass er sie nur so anlegt sind, dass es in seine Geschichte passt - wodurch die Handlungsmotive der Protagonisten unglaubwürdig werden. Das Problem besteht, weil der Autor zwischen sich und seinen Ideen und seinen Charakteren nur schwer trennen kann. Dabei nimmt der Autor immer wieder den Standpunkt einer übergeordneten Macht ein, weshalb er versuchen kann nachzuempfinden wie die Darsteller wirklich handeln.

Wäre der Autor aber in einem seiner Protagonisten gefangen und müsste aus seinen Interessen handeln - die bestimmt nicht die einer spannenden Geschichte sind - dann würde er nicht nach einem Handlungsstrang handeln (wie sollte er auch von diesem wissen), sondern er würde zu seinem Vorteil und nach seinem Geschmack urteile über die Umwelt abgeben.

Zum Glück ist aber der Autor nicht so an seine Charaktere gebunden, weshalb es ihm erst möglich wird Motive zu geben, die sich auf die Handlung beziehen, aber auch auf die eigene Identität - wodurch der Charakter in einem Buch einigermaßen glaubhaft wird, obwohl er an einer Handlung mitwirkt.

Im Rollenspiel werden die Charaktere also dadurch glaubhaft, dass sie zunächst erst einmal gegen und mit ihre Umwelt die eigenen Interessen durchsetzen - und das fängt schon bei der Gestaltung des Szenarios an. Sie haben das Problem der übergeordneten Macht nicht, also warum sollte ich es ihnen geben?
« Letzte Änderung: 3.05.2006 | 16:32 von Schlangengott »
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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #78 am: 3.05.2006 | 16:36 »
Wenn Erzählspiele so missverständlich ist, dann gehen wir halt wieder zurück auf das gute alte DAG (Distributed Authoring Game) 8)

Das generiert ja auch wieder nur eine andere Sicht auf die Medaille. Ich spiele mit sehr starkem PE-Einfluß, aber größtenteils klassiche Systeme: PTA konnte mich nicht wirklich begeistern, Inspectres mangelt es an der Langzeitmotivation. Capes war nett, aber eben nicht mehr als das. Die nWoD ist mein momentaner Favorit, und da bringen sich die Spieler IC wie auch OOC sehr stark ein, ohne das der SL da zwischenfunken würde. Bei Witchcraft und Darkon sieht's genauso aus. An Regelmechanismen würde ich es auch nicht festmachen. Denn Kicker und RMaps funktionieren auch ganz hervorragend zusammen mit klassichen Systemen.

Zitat
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Sehe ich auch so.
Dito, vielleicht ist auch das mein Hauptproblem beim Umgang mit den DAGs. Denn die fühlen sich für ich mich so überhaupt nicht immersiv an.
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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #79 am: 3.05.2006 | 16:46 »
Ich kann kein 'care about it' ohne 'feel like I live there' erreichen.
Ihr armen Kerle! Das tut mir jetzt echt leid für euch. Sorry... Es kann eben nicht jedem so gut gehen wie mir. :)
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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #80 am: 3.05.2006 | 17:00 »
An Regelmechanismen würde ich es auch nicht festmachen. Denn Kicker und RMaps funktionieren auch ganz hervorragend zusammen mit klassichen Systemen.
Ketzerische These:
Das wichtige an den narrativen Systemen ist nicht, dass man mit ihnen spielt, sondern dass man dadurch dass man mit ihnen gespielt hat, auf neue Möglichkeiten aufmerksam wird.
Diese kann man dann auch sehr gut in eine klassische Regelstruktur integrieren.
Denn meistens berühren sich die Mechaniken gar nicht oder wenn dann nur wenig.
Letztendlich bereichert die Erkenntnis, dass da mehr möglich ist das Spiel, nicht das neue System "an sich".
So, Steine liegen dahinten! Jehova! Jehova! ;D
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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #81 am: 3.05.2006 | 17:02 »
Ich kann kein 'care about it' ohne 'feel like I live there' erreichen.


Mhm, und jetzt nicht nur an dich, sondern alle die das sagen: Wo kommt dann der Spaß am leiten her? Da hat man ja kein "like I live there".

Und auch sonst find ichs ehrlich gesagt etwas befremdlich, weil bei Büchern, Filmen, im Theater(als Zuschauer) , etc. Da geht das ganze ja auch immer über die "care about it" Schiene, wieso ist die für euch im Rollenspiel nur über Umwege zugänglich?

edit:


Im Rollenspiel werden die Charaktere also dadurch glaubhaft, dass sie zunächst erst einmal gegen und mit ihre Umwelt die eigenen Interessen durchsetzen - und das fängt schon bei der Gestaltung des Szenarios an. Sie haben das Problem der übergeordneten Macht nicht, also warum sollte ich es ihnen geben?


Weil du dich vielleicht nicht nur für deinen Charakter interessierst, sondern auch für den Rest der Welt, weil du interesse an dem Schicksal eines Charakters hast, der nicht dein "Hauptcharakter" ist, weil dich vielleicht auch Dinge interessieren, die in der Geschichte stadtfinden, an denen aber weder dein Charakter, noch einer der anderen Spielercharaktere beteiligt ist.
Wegen dem "care about it" eben.
« Letzte Änderung: 3.05.2006 | 17:08 von Ta'al »
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #82 am: 3.05.2006 | 17:07 »
Ketzerische These:
....
Wuß hat der da gesagt?
Verdammt, recht hatt er!
Wo kommt dann der Spaß am leiten her?
Leiten ist etwas ganz anders, es hat ja niemand gesagt, das ich als SL ein "care about it" bekommen will. Jedenfalls nicht in dem Sinne des "Care about the char".
Als SL will ich ein "Care about the Gamers"

Und auch sonst find ichs ehrlich gesagt etwas befremdlich, weil bei Büchern, Filmen, im Theater(als Zuschauer) , etc. Da geht das ganze ja auch immer über die "care about it" Schiene, wieso ist die für euch im Rollenspiel nur über Umwege zugänglich?
Sind sie nicht, bei Büchern bin och doch auch der Vorgabe des Authors ausgeliefert, ganz so wie der Spieler den Vorgaben des SL. Ich weiß ja nicht, was den Protagonisten als nächstes Erwartet, und wie das ausgeht.
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Offline Stefan G.

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #83 am: 3.05.2006 | 17:13 »
Sind sie nicht, bei Büchern bin och doch auch der Vorgabe des Authors ausgeliefert, ganz so wie der Spieler den Vorgaben des SL. Ich weiß ja nicht, was den Protagonisten als nächstes Erwartet, und wie das ausgeht.

Ja, man trägt aber selbst rein garnichts zu der Handlung bei. Das einzige was man tun kann ist mitfiebern, oder eben nicht.
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Offline Haukrinn

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #84 am: 3.05.2006 | 17:14 »
Mhm, und jetzt nicht nur an dich, sondern alle die das sagen: Wo kommt dann der Spaß am leiten her? Da hat man ja kein "like I live there".

Nicht? Also ich eigentlich schon...

Und auch sonst find ichs ehrlich gesagt etwas befremdlich, weil bei Büchern, Filmen, im Theater(als Zuschauer) , etc. Da geht das ganze ja auch immer über die "care about it" Schiene, wieso ist die für euch im Rollenspiel nur über Umwege zugänglich?

Weil ich als Zuschauer nur passiv konsumiere, beim Rollenspiel (entgegen der Meinung einer Leute hier...  ;)) mich aber nicht nur berieseln lasse, sondern mich aktiv und vor allem kreativ an der Entwicklung der Geschichte beteilige?
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Offline Bitpicker

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #85 am: 3.05.2006 | 17:15 »

Mhm, und jetzt nicht nur an dich, sondern alle die das sagen: Wo kommt dann der Spaß am leiten her? Da hat man ja kein "like I live there".

Doch, sogar in größerem Maße: ich bin nicht bloß dort, ich bin der Ort und die Zeit, um die es geht. Wie ich es weiter oben schon geschrieben habe, mein Charakter ist das Setting.

Zitat
Und auch sonst find ichs ehrlich gesagt etwas befremdlich, weil bei Büchern, Filmen, im Theater(als Zuschauer) , etc. Da geht das ganze ja auch immer über die "care about it" Schiene, wieso ist die für euch im Rollenspiel nur über Umwege zugänglich?

Im Deutschunterricht ging es in Bezug auf Film und Buch auch immer wieder gerne um die Identifikation mit einem Charakter. Da konnte ich mich ebenso nie hineinfinden. Ich kann diese Charaktere sympathisch finden, ich kann mit ihnen mit leiden, aber ich kann sie nie sein. Im Rollenspiel kann ich sie sein. Das ist für mich eine ganz andere und wesentlich wichtigere Art des 'care about it'. Die nicht identifizierende Art des 'care about it' ohne 'being there' kann ich in Buch und Film haben, das reicht. Ich will nicht der Schauspieler sein, nicht der Regisseur sein, nicht der Drehbuchautor sein, ich will der Charakter (bzw. eben das Setting) sein.

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Offline Thalamus Grondak

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #86 am: 3.05.2006 | 17:19 »
Ja, man trägt aber selbst rein garnichts zu der Handlung bei. Das einzige was man tun kann ist mitfiebern, oder eben nicht.
Ja, das ist ja auch in Ordnung. Aber bei Büchern habe ich ein "care about" sobald der Autor es schafft mir ein Gefühl zu vermitteln, das ich in die Geschichte eintauche. Also habe ich auch dort ein "like i live there". Nicht selbst als Char, sondern einfach in der Geschichte. Maßgeblich ist, das ich nicht selbst bestimme wie der Lauf der Geschichte weitergeht.
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Offline Stefan G.

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #87 am: 3.05.2006 | 17:31 »
Doch, sogar in größerem Maße: ich bin nicht bloß dort, ich bin der Ort und die Zeit, um die es geht. Wie ich es weiter oben schon geschrieben habe, mein Charakter ist das Setting.


Ok, das kann ich jetzt leider garnicht nachvollziehen. Wenn ich selbst verantwortung über die ganze Welt, das ganze Setting habe, dann ist mir eben die vorher erwähnte Handlungsunsicherheit viel zu groß und die von mir empfundene Zerissenheit meiner Person trägt noch mehr dazu bei, dass ich da garkeine Immersion erreichen kann.
Ich kann mir die Handlung oft bildlich vorstellen, ich kann mitfiebern, ich kann es spannend finden, aber richtig eintauchen und teilweise das drumherum vergessen kann ich nicht.

Im Deutschunterricht ging es in Bezug auf Film und Buch auch immer wieder gerne um die Identifikation mit einem Charakter. Da konnte ich mich ebenso nie hineinfinden. Ich kann diese Charaktere sympathisch finden, ich kann mit ihnen mit leiden, aber ich kann sie nie sein. Im Rollenspiel kann ich sie sein. Das ist für mich eine ganz andere und wesentlich wichtigere Art des 'care about it'. Die nicht identifizierende Art des 'care about it' ohne 'being there' kann ich in Buch und Film haben, das reicht. Ich will nicht der Schauspieler sein, nicht der Regisseur sein, nicht der Drehbuchautor sein, ich will der Charakter (bzw. eben das Setting) sein.



Das ist eben bei mir anders, aber ich kann zumindest das Konzept des höhren Mitfieberns durch Immersion nachvollziehen. Danke für die Antwort.

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Offline Suro

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #88 am: 3.05.2006 | 17:41 »
Dann sind wir also bei dem völlig überraschenden Schluss angekommen, dass manche leute "Dag´s/Erzählspiele/Whatever" bevorzugen, während  bei anderen klassisches Rpg die Präferenz ist?
Erstaunlich ::)

Aber naja, wenn´s dem Verständnis dient. Mir solls recht sein :)
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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #89 am: 3.05.2006 | 17:45 »
Aber naja, wenn´s dem Verständnis dient. Mir solls recht sein :)
Bis zum nächsten Durchlauf des Themas. ;)
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
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Offline Fredi der Elch

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #90 am: 3.05.2006 | 17:53 »
Maßgeblich ist, das ich nicht selbst bestimme wie der Lauf der Geschichte weitergeht.
Cool! Du sprichst mir aus der Seele! Ich habe bei PtA keine Ahnung, wie die Geschichte weitergeht und kann auch nicht über sie bestimmen. Und genau das macht mir dabei Spaß! *freu* :D

... oder meintest du PtA etwa gar nicht? ;)
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sackgesicht

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #91 am: 3.05.2006 | 18:08 »
Ich glaube, es gibt hier einige Leute die der irrigen Meinung sind, dass im „klassischen Rollenspiel“ so etwas wie echte Handlungsfreiheit nicht möglich wäre. Das ist aber ganz großer Mumpitz. Der Spielleiter muss sich nur von der Vorstellung verabschieden, dass er das Ende der Geschichte vorherbestimmen kann. Darauf kann man sich untereinander einigen, vorher. Sobald der Spielleiter „open-end“ spielt, haben die Chars volle Entscheidungsfreiheit. Dann ist’s aber auch aus mit der Autokratie des SL, wie Boba das schon gesagt hat. Und wenn mir ein SL die Handlungsfreiheit nicht gibt, dann kann ich sie sehr wohl einklagen, auch ohne Empowerment-Mechanismen: Out of game. Nach der Session. Fürs nächste Mal. Sollte es dann nicht laufen: Stecker ziehen! Neuen SL bestimmen…

Es gibt natürlich diese SLs, die im „klassischen Spiel“ die SCs zu Statisten ihrer Erzählung degradieren, die haben wir alle schon erlebt. Das ist dann oft noch nicht mal mehr Illusionismus (da habe ich ja wenigstens das Gefühl, ich dürfte handeln). Das ist dann einfach nur noch Quark (und getretener Quark wird breit, nicht stark). Für diese SLs würde ich sogar Fredis obige Charakterisierung der „klassischen Rollenspieler“ gelten lassen.

Ich hatte vor ein paar Monaten das zweifelhafte Vergnügen, mit einem solchen SL zu spielen. Ich habe im dann nach der Sitzung meine Meinung gesagt und das Problem erläutert. Er wollte das ändern und seinen Stil anpassen. Als es beim nächsten Mal wieder nicht lief, haben wir die Runde eingestellt (die anderen hatte darauf nämlich auch keinen Bock, haben sich aber nicht getraut, was zu sagen). Es hat dann ein anderer geleitet, ein komplett anderes System. Ich werde bei diesem SL auch nicht mehr mitspielen, egal was er leitet. Er leitet nämlich immer gleich (wobei ich mit ihm als Spieler kein Problem habe). Auf gut deutsch: Er ist ein schlechter SL. Er kann’s einfach nicht.

Was ich sagen will: Es ist eine Sache zwischen Spielern und SL, wie viel Freiheit die Spieler haben. Social contract, oder wie das heißt. Alles andere ist eine Frage der Techniken und damit Geschmacksache.

Ich habe außerdem das Gefühl, dass viele der bekennenden Forgianer in diesem Forum lange Zeit von üblen SL-Gestalten derart malträtiert wurden, dass sie deswegen schon begonnen haben, allergische Reaktionen gegen klassisches Rollenspiel zu zeigen. Anders kann ich mir hier manche verbalen Entgleisungen nicht erklären.

Offline Haukrinn

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #92 am: 3.05.2006 | 18:16 »
Ich habe außerdem das Gefühl, dass viele der bekennenden Forgianer in diesem Forum lange Zeit von üblen SL-Gestalten derart malträtiert wurden, dass sie deswegen schon begonnen haben, allergische Reaktionen gegen klassisches Rollenspiel zu zeigen. Anders kann ich mir hier manche verbalen Entgleisungen nicht erklären.

Genau, das ist doch mal eine schöne These. Nicht dieser "Vampire macht blöd"-Scheiß von Ron, sondern "DAG = therapeutischer Fluchtpunkt für Menschen, die von schlechten SLs im klassischen Rollenspiel seelisch mißhandelt worden sind"  >;D
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Catweazle

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #93 am: 3.05.2006 | 18:25 »
Will jemand noch meine Meinung zu dem Thema hören? Nicht wirklich. Aber ist mir egal:

Entmündigt ist der Spieler, der sich entmündigen lässt. Das schließt alle Spieler ein, die auf eine Weise spielen, die ihnen nicht gefällt. Da fällt auch der Spieler drunter, der, obwohl es ihm keinen Spaß macht, mit Player-Empowerment(TM) spielt. Das Problem ist also keines des sogeschimpften klassischen Rollenspiels, sondern eines auf sozialer Ebene.

Ergo: zum Untertan macht man sich in einer freiwilligen Veranstaltung unter Gleichberechtigten selber. Wer sich "erziehen" lässt ist einer. Aber wer Rollenspiel auf klassische Weise freiwillig spielt, weil es ihm gefällt, der ist sicher kein Untertan, sondern ein glücklicher Spieler.

Ich habe fertig.

Offline Fredi der Elch

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #94 am: 3.05.2006 | 18:30 »
Genau, das ist doch mal eine schöne These. Nicht dieser "Vampire macht blöd"-Scheiß von Ron, sondern "DAG = therapeutischer Fluchtpunkt für Menschen, die von schlechten SLs im klassischen Rollenspiel seelisch mißhandelt worden sind"  >;D
Leider nicht ganz richtig. Ich habe misshandelt! ;D Also DAG als Reha-Maßnahme und Wiedereingliederung von fiesen klassischen SL.

Tja, Haukrinn, dann musst du wohl auch dringend in die Reha! ;D
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Offline Boba Fett

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #95 am: 3.05.2006 | 18:37 »
Genau, das ist doch mal eine schöne These. Nicht dieser "Vampire macht blöd"-Scheiß von Ron, sondern "DAG = therapeutischer Fluchtpunkt für Menschen, die von schlechten SLs im klassischen Rollenspiel seelisch mißhandelt worden sind" 
Ach Unsinn!
Hier diskriminiert jeder jeden, weil jeder denkt, er hätte den heiligen Gral des Rollenspiels leergesoffen und ist Mitglied der ultimativen Rollenspieler-Elite.
Ob ich da jetzt noch einen Smiley hintersetze überlege ich mir noch!
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Teclador

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #96 am: 3.05.2006 | 18:39 »
Huch die Diskussion ist ja seit heute morgen richtig explodiert! *staun*

Nunja ich weiß jetzt nicht mehr genau wer die These aus dem Thread Titel aufgeworfen hat, aber ich halte sie für mehr als abwegig.


Ich denke es ist den meisten hier klar, dass es neben dem PlayerEmpowerment noch genug andere Möglichkeiten für Spieler gibt aktiv Einfluss auf den Spielverlauf zu nehmen.

Welcher Mittel man sich dan im Endeffekt bedient bleibt dann Geschmackssache.

"Im klassichen Rollenspiel haben die Spieler garkeine echten (*kotz*) Einflussmöglichkeiten!"
hört sich mal wieder nach so einem Kampfschrei als zu fanatischer Theorie-Fans an. :)



Ob ich da jetzt noch einen Smiley hintersetze überlege ich mir noch!

Setz nen weinenden dahinter, das passt! ::)

Offline Thalamus Grondak

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #97 am: 3.05.2006 | 18:43 »
... oder meintest du PtA etwa gar nicht? ;)
Weis nicht, denn leider (derjenige, der das Leiten möchte schiebt das immer hinaus) habe ich PtA noch nicht gespielt.
In diesem Thread geht es ja auch nicht um Pro oder Contra Forge-Games, sondern darum, ob es zutrifft, das "klassische Rollenspiele" für viele die im ersten Beitrag zitierte Prägung haben.
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psycho-dad

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #98 am: 3.05.2006 | 18:49 »
Ach Unsinn!
Hier diskriminiert jeder jeden, weil jeder denkt, er hätte den heiligen Gral des Rollenspiels leergesoffen und ist Mitglied der ultimativen Rollenspieler-Elite.

Oder evtl. weil die eine Seite sich nicht unterschieben lassen will, sie würde brav der Geschichte hinterherdackeln, die der SL auslegt.

Ich Verfolge die Diskussion hier schon ne weile und weis nicht so richtig, was ich davon halten soll. Mir drängt sich der eindruck auf, als wollten die "Feinde" des "Klassischen" Rollenspieles eben diesem ankreiden, das die Spieler in "klassischen" systemen eben nicht an der Storry mitentwickeln können (Und einige dieser Poster scheinen das auch zu glauben  ::) )

Auf der anderen seite wehren sich die "Klassischen" Spieler mit Händen und Füßen dagegen (zu recht, wie ich finde)

Preacher

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Re: Klassisches Rollenspiel = Spiel für Untertanen?
« Antwort #99 am: 3.05.2006 | 18:52 »
Das wollte ich gerade auch nochmal deutlich machen, da ich ja in meinem letzten Post wohl die Zaunpfahl-Tags vergessen habe..
[...]
Womit ich mich aber abzufinden weigere ist die Tatsache, daß "Erzählspiele" (FM) etwas gänzlich anderes, oder gar besseres sind als klassische Rollenspiele. Was ist eigentlich klassisch in diesem Fall?
Tja, keine Ahnung. Ich hab das Wort auch nur benutzt, weil hier im Thread mehrfach in Frage gestellt wurde, ob ein Spiel mit verteilten Erzählrechten überhaupt ein Rollenspiel ist. Von daher eben DAG oder DARPG oder eben Erzählspiel. Ich persönlich betrachte das aer auch alles als Rollenspiel.

@Schlangengott:
Du bist sowas von am Thema vorbei, daß es wirklich schwierig ist, dir zu antworten. Deswegen sollte ich es im Interesse aller Beteiligten besser lassen. Ja, mach ich auch.

Dito, vielleicht ist auch das mein Hauptproblem beim Umgang mit den DAGs. Denn die fühlen sich für ich mich so überhaupt nicht immersiv an.
Kommt auch drauf an, mit wem man sie spielt. Fredi ist auf jeden Fall so ziemlich der unimmersivste SL dem ich je begegnet bin ;D
Grundsätzlich gilt aber: Ja, da hast Du wohl recht. Man kann nicht tiefer als bis zu einem gewissen Immersionsgrad eintauchen, weil man immer wieder bewusst auf die Metaebene muss, um die Story zu entwickeln.
Wobei man auch die Story mitentwickeln kann, ohne die Spieleben zu verlassen - siehe das Beispiel in meinem ersten Post in diesem Thread.

Huch die Diskussion ist ja seit heute morgen richtig explodiert! *staun*

Wie immer bei diesem Thema ;)