Superman Returns
mal ne kurze meldung für zwischendurch :
dieser Supie-streifen ist anders, als die meisten superheldenfilme der letzten paar jahre. er hat weder die actionszenen aus "X-Men III" noch die dramatische aufgewühltheit und inner zerschlissenheit von "Spider-Man". wer sich daran stört, kann bereits hier aufhören zu lesen.
ich versuche an dieser stelle mal, erst ein paar objektive fakten und dann meine subjektiven eindrücke zu schildern. ich bemühe mich redlich, die beiden auseinanderzuhalten.
+ der neue Superman sieht Christopher Reeve sehr ähnlich, v.a. was seine mimik als Clark Kent angeht. er macht einen ähnlich souveränen und unbesiegbaren eindruck, wie sein vorgänger, wenn es um die leinwandpräsenz geht --- sorry, Dean Cain von "Lois und Clark", aber du bist eher doch nur der serien-pausenfüller von Teri Hatcher :wink:
Brandon Routh vermittelt dieselbe geistesabwesende clumsiness als Kent oder die unbegrenzte stärke des mannes aus stahl im blau-roten kostüm wie einst Reeve. dass dabei viele momente 1:1 aus dem ersten film übernommen wurden, halte ich persönlich für eine sehr gelungene hommage an die end-70er und die anfänge des modernen sci-fi-kinos.
+ die Daily Planet-crew und Ma Kent. Jimmy Olsen, Perry White, nette figuren, liebenswerte darsteller.
+ der bombastische Superman-soundtrack. in keinem anderen film ertönt der John Williams-OST so grandios wie hier. auch dieser stammt 1:1 aus den 70ern und aus allen vorangegangenen Superman-filmen.
+ der hauptfokus des films liegt weder auf den CGI noch auf action.
diese treten hinter der story um einen menschlich verletzlichen und von seinem gefühlsleben enttäuschten Superman zurück. er muss nicht nur den tod von Pa Kent überwinden, sondern sich auch eingestehen, dass Lois nicht mehr dieselbe ist wie sie einst war, seine grosse liebe. die daraus entstehende ambivalenz zwischen dem einerseits unbesiegbaren Mann aus Stahl und demjenigen menschen, von dem sich Lois bewusst distanziert hat, ist für mich einer der hauptpunkte des films. wo Spider-Man an seiner teenage-mässigen unfähigkeit, schüchternheit und unklaren gefühlen scheitert, rennt Superman trotz seiner allmacht und perfektion gegen die wand. das gibt für mich jedenfalls mehr stoff zum reflektieren als im mutantenkrieg von "X-Men III".
+ die CGi effekte sind zeitgemäss und dem film angemessen.
no questions asked.
+ der film hat insgesamt eine sehr ruhige, schon fast poetische art. ich fand ihn stellenweise durch seine wunderbaren kameraeinstellungen und landschaftsaufnahmen sogar ein bisschen episch angehaucht. hektisches gemetzel oder handgemenge gibt es nicht. er nimmt sich alle zeit, um die dinge um Supie für den zuschauer so darzulegen, dass er sich ausreichend gedanken um dessen gefühlswelt machen kann. dass dies dem einen oder anderen jüngeren rezipienten gegen den strich geht, kann ich nachvollziehen, weil diese bei Superman etwas anderes erwarten, nämlich ein effekt-feuerwerk.
+ Kevin Spacey als Lex Luthor beeindruckt mit seiner elementaren gemeinheit und bosheit, die nie überhand über seinen kühlen intellekt gewinnt – auch wenn er mit glatze spassig aussieht und ein wenig an Dr.Evil erinnert, wenn er von "billions will die..." und seiner superwaffe daherredet..."Stop humping the laser, Mini-Me !!!" dass er sich selbst nicht zu ernst nimmt, macht ihn durchaus glaubwürdig und unterhaltsam. sein todschicker auftritt in dekadenter opulenz (klamotten, yacht, villa) sowieso. seine gefährtin Kitty macht als trotteliger slapstick-verschnitt ebenfalls eine gute figur.
- Lois Lane, die grosse geliebte von Superman, sieht mit ihrem stets perfekt gestyltem look mitte 20 eher aus wie ein edles, nichtsnutziges Desperate Housewife als eine Pulitzer-preisträgerin UND mutter aus. darüber hinaus ist Kate Bosworth einfach zu jung, um eine verantwortungsbewusste Mutter mitten im berufsleben glaubhaft zu verkörpern. von dem 5-6 jahre alten kind ausgehend, hätte sie schon mit 18 schwanger werden müssen. sie sieht ganz nett aus, mehr gibt's da nicht zu holen.
- stellenweise erscheint der film wie komplett auf dem computer aufgenommen. ich bevorzuge ja nach wie vor handwerkliches können anstelle von errechneten bildern.
da sind ganz schön viele sachen animiert, zu viele, als man hätte machen müssen, meine ich.
- wieso hat Superman als kind eine brille ? es ist ja nicht so, als ob er seine kräfte später durch einen spinnenbiss kriegen würde. oder waren seine augen im kindeszustand schlechter, dh er hatte noch keinen vollends entwickelten teleskopblick ???
jetzt was subjektives:
mE behandelt der film eine grössere palette an aspekten als die restlichen superhelden-film-pendanten. die frage, die sich hier stellt, ist vielleicht eher die, was das gute im menschen ist und ob es sich lohnt, zu versuchen, es durchzusetzen. braucht die menschheit einen übermächtigen beschützer, der unfehlbar ist und überall an ort und stelle sein kann, wo was danebengeht ? kann er etwas gegen das schlimme in der welt unternehmen ? nutzt es jemand was ? Superman hat im direktvergleich zu den weitaus eingeschränkteren Spidey, den X-Men und Batman die heftigsten superkräfte, die in der über-liga spielen. diese art von kräften erlaubt es ihm, globale bedrohungen abzuwehren und riesige katastrophen zu verhindern. die frage nun : ist es gut ? macht es unsere welt besser ? was ist, wenn diese kraft auch eine grosse bedrohung mit sich bringt, wie die kristalle im film, die ausserirdische technologien verkörpern, die Luthor ausnutzt ?
schlussendlich : was nützen alle superkräfte bei den zwischenmenschlichen beziehungen, die man nicht mit hitzeblick zusammenkitten kann ? Lois hat ohne Superman glücklich
( wirklich? vielleicht...) geheiratet und eine familie gegründet, er hingegen hat die trennung nie richtig überwunden, was ihm mit der zeit klar wird. aber hat man einen anspruch auf jemandes liebe, bloss weil man Superman ist ?
antworten auf diese fragen sollte sich jeder selbst überlegen, ich
masse mir da keine antwort an. sicher, um den kampf zwischen gut und böse geht es auch in "The Punisher" und "Batman Begins", da kann man reinlesen was man will. hier aber wird durch die stille erzählweise dem zuschauer unaufdringlich zeit und raum geboten, alle diese sachen seelenruhig abzuwägen, auch nach dem film. die welt hat sich ja ganz schön verändert seit den 70ern. Superman hat dies indes gerade nicht. wo ist also sein platz in unserer moderne zwischen dem bombenterror, glaubenskriegen und naturkatastrophen ?
dieser Superman-film ist
anders. er schafft es dennoch, seine im grunde optimistischen, blau-roten comic-wurzeln beizubehalten und gleichzeitig einen neuen aktuellen look ohne cheesige mätzchen aufzusetzen. er hat nur ein ganz anderes erzähltempo und ansinnen als vergleichbare filme und das wird nicht jedermann gefallen --- leuten, die Superman für eine seltsame eindimensional-gute US-gestalt aus ollen bunten kindergeschichtchen halten, schon gar nicht. aber all die anderen, die die pompösen, unverwechselbaren fanfaren der welt-ikone Superman von anno dazumal kennen, kriegen ein wohltuende gänsehaut, wenn zu den alten klängen neue frische trick-technik und eine stimmige, angenehm unaufdringliche geschichte hinzukommt.
dies ist nicht der action-blockbuster, wie es das label von Supermans grössenordnung uU bedeuten könnte. aber es ist ein guter, schön erzählter film.