Läßt sich das zu diesem Zeitpunkt nochmal knapp und stichpunktartig zusammenfassen?
Schön dass du das versuchst, ich gerate manchmal so ins Schwafeln
Liege ich richtig, wenn ich es folgendermassen versuche:
Ein SIS ("gemeinsamer Vorstellungsraum") liegt vor, wenn die beteiligten Handelnden sich im Rahmen der Handlung explizit und implizit auf gemeinsame konkrete Vorstellungen einigen, deren Konkretion durch die Mechanik nicht vollständig vorgegeben wird?
Im Prinzip ist das richtig. Doch es betont noch nicht das Wesentliche, was ich eigentlich sagen wollte. Außerdem kommt der Begriff "Mechanik" drin vor, der ja nun außerhalb des Rollenspiels ersteinmal keinen definierten Sinn hat.
Man müsste also ersteinmal "Mechanik" durch irgendwas anderes ersetzen. Ich weiß allerdings nicht so genau welches Wort dafür wirklich gut geeignet ist.
Ich versuche es mal anders. Es geht mir eigentlich darum, dass die Kommunikation die zur Einigung auf den SIS dient, potentiell auch der Vorstellungskraft der beteiligten angemessen sein muss.
Um Eulenspiegels und auch Doms Ansätze aufzugreifen: Es geht mir
nicht darum auf welchem Wege oder auf welche Art diese Kommunikation stattfindet. Es muss nicht soziale Interkation von Angesicht zu Angesicht sein, es muss auch nicht zwingend sprachlich sein. Ich finde man sollte auch den Begriff des SIS und auch nicht das Rollenspiel auf diese Weise beschränken.
Es kommt mir nur darauf an, dass die Art der Kommunikation das Potential hat auch alle möglichen Vorstellungsinhalte zu vermitteln, und diese dürfen eben nicht auf eine ganz spezielle reale Anwendung beschränkt sein. Im Rollenspiel oder in anderen Spielen könnte man diese Beschränkung Mechanik nennen, für andere Zusammenhänge fällt mir wie gesagt kein umfassender Begriff ein.
Ein Beispiel: Wenn zwei Personen eine Figur oder Statue betrachten, dann ist das ersteinmal nur eine gemeinsame Wahrnehmung und noch keine gemeinsame Vorstellung. Wie Eulenspiegel sagte kann man jetzt natürlich vermuten, dass die Betrachter sich ähnliche Dinge noch über die Wahrnehmung hinaus vorstellen, z.B. stellen sie sich den Menschen vor den diese Statue darstellt. Bei solchen einfachen Assoziationen kann man sich auch recht sicher sein, dass die Betrachter diese Vorstellung wirklich "teilen" (in dem Sinne dass sie beide eine ähnliche Vorstellung haben).
Ist die Statue jetzt also das Kommunikationsmittel mit dem sich beliebige Betrachter auf eine gemeinsame Vorstellung einigen? Ich finde das geht zu weit.
Kenntnis von abstrakten Vorgängen oder Wahrnehmung von realen Dingen kann für eine Einigung auf eine beliebige Vorstellung nicht ausreichen. Ich gebe zu, dass ich hier den Begriff vielleicht etwas weiter dehne als er vielleicht verstanden werden kann, aber für mich ist das wesentlich.
Angenommen ich spiele ein Spiel das nur zwei Karten hat, Karte A und Karte B. Die Spielregeln sind:
Immer wenn Karte A gezogen wird stellen sich alle Mitspieler einen rosa Elefanten vor, und wenn Karte B gezogen wird stellen sie sich ein fliegendes Nielpferd vor.
In diesen Spielregeln wird im Unterschied zu vielen anderen (Brett- und sonstigen) Spielen schon direkt auf die Vorstellung der Mitspieler bezug genommen, aber ich finde das trotzdem nicht ausreichend für einen echten gemeinsamen Vorstellungsraum.
Die Idee vom Vorstellungsraum impliziert für mich eine gewisse Freiheit des Denkens. Aber in diesem Spiel werden sich die Spieler nie andere Dinge vorstellen als einen rosa Elefanten und ein fliegendes Nielpferd, es sei denn sie verlassen die Regeln des Spiels und einigen sich darüber hinaus, das tun sie dann aber nicht mit Mitteln des Spiels.
Echte Ereignisse in der realen Welt haben auch nicht unmittelbar das Potential mir direkt alle möglichen Vorstellungen zu vermitteln. Ich kann mir z.B. einen rosa Elefanten vorstellen aber die reale Welt wird mir wahrscheinlich nie einen präsentieren. Deswegen reichen "normale" reale Ereignisse oder Gegenstände an die feste Assoziationen gebunden sind nicht aus um Vorstellungen im Sinne eines "freien" Vorstellungsraumes zu kommunizieren.
Es ist nämlich eine Kontextbezug notwendig, wodurch alte Symbole (Mechaniken etc.) an neue Inhalte gebunden werden können. In Rollenpielen ist das immer der Fall (soweit ich weiß), in anderen Spielen (als Teil des Spiels) eben nicht.