Meiner Erfahrung nach ist es durchaus so, dass ich mit Leuten, mit denen ich ansonsten super klarkomme, einfach kein Rollenspiel machen kann, weil mir ihre Art zu spielen total auf die Nerven geht. Mit anderen Leuten komme ich super klar, aber ich würde nie mit ihnen ins Kino gehen, weil wir einen völlig unterschiedlichen Geschmack haben, was Filme angeht. Die Geschmäcker sind verschieden. Das hat mit der Persönlichkeit der Leute nur sehr begrenzt zu tun.
Natürlich gibt es unterschiedliche Geschmäcker, das will ich nicht bestreiten. Aber ebenso wenig, wie es Sinn ergibt, tausendseitige Abhandlungen über verschiedene Arten von Filmen und die theoretische Kategorisierung der sie mögenden Zuschauer zu verfassen, macht es Sinn, sich haarklein den Kopf darüber zu zerbrechen, was nun wer
besonders toll findet. Ich habe noch von keinem Schriftsteller gehört, der durch "Creative Writing"-Ratgeber zu Ruhm und Ansehen kam (es sei denn, er hat sie selber geschrieben). Spielleiten ist ein
Handwerk (Edit: und eine Kunst), keine Wissenschaft.
Zumal es ja im realen Leben keineswegs immer so ist, dass man nur mit Leuten spielt, deren Geschmack genau gleich ist. Realer ist der Fall, dass man mit Leuten spielt, die man gut kennt oder die man irgendwo fürs Rollenspiel aufgegabelt hat, und dann soll es halt funktionieren. Und wenn man halbwegs kompatibel ist, tut es das auch, und zwar ganz ohne GNS, 5f oder Robin's Law of Good Game Mastering.
DrTemp, du gehst davon aus, dass Rollenspiel eben Rollenspiel ist. Dazu würde mich interessieren, mit wie vielen verschiedenen Leuten und Systemen du schon Rollenspiel gespielt hast. [...]
Das kann ich schlecht zählen, dafür sind es nun wirklich zuviele. Ich habe aber selbst lange Zeit mit dem Theoretisieren verbracht, bis mir eben durch das (eingangs bereits erwähnte) Schlüsselerlebnis klar wurde, wo der Hase
tatsächlich im Pfeffer liegt und dass die Theorien, bei Lichte betrachtet, in der Tat zu nichts führen außer für den Theoretisierenden unterhaltsam zu sein.
Auch wenn ich persönlich finde, dass die Person desjenigen, der einen Standpunkt vertritt, völlig irrelevant ist.