Autor Thema: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?  (Gelesen 8090 mal)

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Ludovico

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Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« am: 27.06.2006 | 12:24 »
Ich hab mir, wohl auch bedingt durch mein Studium, die Frage gestellt, was Menschen dazu bewegt, Rollenspiele kommerziell rauszubringen.
Von den paar Großen wie WOTC, Fanpro und WW mal abgesehen, können gerade kleinere Verlage mit unbekannteren Produkten, durch die ja die gewaltige Vielfalt auf dem Rollenspielmarkt zustande kommt, kaum hoffen, nennenswerte Profite zu machen.
Der Markt insgesamt scheint derart mit Produkten überlaufen zu sein, daß es kein Wunder ist, daß die Verlage sinkende Absätze zu verzeichnen haben.

Deshalb frage ich mich, was Menschen antreibt, wie die Autoren des Arcane Codex-RPGs, ein Rollenspiel kommerziell rauszubringen, denn immerhin heißt das, daß die Chance des Scheiterns immens ist und wenn man nicht scheitert nur eine magere Rendite einkassiert.

Offline Thalamus Grondak

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #1 am: 27.06.2006 | 12:29 »
Deshalb frage ich mich, was Menschen antreibt, wie die Autoren des Arcane Codex-RPGs, ein Rollenspiel kommerziell rauszubringen, denn immerhin heißt das, daß die Chance des Scheiterns immens ist und wenn man nicht scheitert nur eine magere Rendite einkassiert.
Das alte Sprichwort "was nichts kostet kann nicht gut sein" ist in den Köpfen der Menschen noch sehr fest verankert. Ich behaupte mal, das so gut wie niemand AC spielen würde, wenn die Macher es als Kostenlosen Download auf eine Internetseite gestellt hätten, und genauso sieht es mit den ganzen anderen kleineren Systemen aus. Ich kenne noch eine Menge Rollenspieler, die keinen Zugang zum Internet haben(wollen) und die auf den klassischen Vertrieb angewiesen sind. Zu guter letzt bleibt noch das gute Alte Buch, das ich lieber in den Händen halte, als mir ein PDF auf dem Laptop durchzulesen.
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Ludovico

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #2 am: 27.06.2006 | 12:34 »
@Thalamus
Ja, aber was hat der Herausgeber davon, außer das Risiko und vor allem die Arbeit, die nicht entsprechend entlohnt wird?
Muß man dafür nicht auch einen ordentlichen Schuß Masochismus mitbringen?

Offline Skele-Surtur

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #3 am: 27.06.2006 | 12:38 »
Ich glaube es ist so ein kleines Fünkchen Hoffnung, dass sich doch dieses Spiel durchsetzt (hey, DSA hat auch mal klein angefangen!) und ein Kassenschlager wird, evtl. von großen Verlagen aufgegriffen und im großen Stil vertrieben...

Oder es ist dieses Quentchen stiller Freude und ein bisserl Stolz, wenn man beim Stöbern im RPG-Laden um die Ecke das eigene Rollenspielsystem findet, wo vielleicht auch noch irgendwo der eigene Name abgedruckt ist.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #4 am: 27.06.2006 | 12:40 »
Zusätzlich zu den Punkten die Thalamus bereits angeführt hat kommt auf Verlagsseite evtl. noch hinzu: in ein Produkt, das kommerziell vermarktet wird, sprich für das man Geld verlangt, wird in der Regel mehr und professionellere Arbeit gesteckt, als in ein "Fanprojekt". Ein Fanprojekt muss nicht perfekt sein und Fehler werden leichter verziehen (kostet ja nix).

Speziell im Rollenspielbereich muss man *sehr* masochistisch veranlagt sein, um Bücher herauszubringen. Da steckt wesentlich mehr Arbeit drin, als man je bezahlt bekommen würde. Andererseits hat man am Ende auch etwas in der Hand, worauf man stolz sein kann.

Offline Arbo

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #5 am: 27.06.2006 | 12:45 »
Also ...

(1) Menschen handeln nicht rational - also vergesst ruhig den Homo Oeconomicus :P

(2) Den "frischen" Charakter, den ein neues und in Eigenregie aufgezogenes Rollenspiel versprühen kann, mögen "etablierte" Verlage ggf. gar nicht im Stande sein zu erzeugen.

(3) Es gibt noch viel zu holen. Und da kann man mit kleveren Ideen durchaus punkten - letztlich tun gerade die "Etablierten" nicht gerade wirklich sehr viel, um Neukunden zu gewinnen. Service ist i.d.R. auch ein Fremdwort.

Wer also die kleveren Ideen hat, etwas Ahnung von Marketing besitzt, von seinem "Produkt" überzeugt ist (nee, nix Rationales hier bitte! ;) ) ... der wird sein RPG rausbringen können und möglicherweise anderen Leuten in genügendem Maße Spaß bereiten.

[EDIT]

@ Enkidi Li Halan:

Zusätzlich zu den Punkten die Thalamus bereits angeführt hat kommt auf Verlagsseite evtl. noch hinzu: in ein Produkt, das kommerziell vermarktet wird, sprich für das man Geld verlangt, wird in der Regel mehr und professionellere Arbeit gesteckt, als in ein "Fanprojekt". Ein Fanprojekt muss nicht perfekt sein und Fehler werden leichter verziehen (kostet ja nix).

Super, eigentlich ein ganz, ganz wichtiger Hinweis! Die Einbindung der "Kunden" ... Rollenspiel als emergentes Dienstleistungsphänomen, bei dem die "Kunden" in verschiedenster Weise integriert sein können. Dadurch ein hoher Identifikationscharakter usw. Also nicht nur "spielen" und "abgrenzen", sondern den Entwicklungsprozess begleiten (dazu gibt es m.E. einige Ansätze aus dem Dienstleistungsmanagement).

Wobei ich darauf hinweisen möchte, dass "Fanprojekt" leider noch einen ziemlich negativen Klang besitzt. Tatsächlich müssen sich die meisten RPGs - meiner Meinung nach - nicht hinter den Großen verstecken. Das wirklich Schlechteste ist i.d.R. das Layout - denn Zeichner kann sich normalerweise kaum einer leisten (und die selbst sind i.d.R. so rar gestreut, dass dort das "typische Marktverhalten" (über den Preis) eher anzutreffen ist).

Arbo
« Letzte Änderung: 27.06.2006 | 13:07 von Cpt. Arbo Spauldings »
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #6 am: 27.06.2006 | 12:47 »
Speziell im Rollenspielbereich muss man *sehr* masochistisch veranlagt sein, um Bücher herauszubringen. Da steckt wesentlich mehr Arbeit drin, als man je bezahlt bekommen würde. Andererseits hat man am Ende auch etwas in der Hand, worauf man stolz sein kann.
Ja, das denke ich auch.

Was hat der Herrausgeber davon?
Jeder Autor will doch auch, das andere sein Produkt nutzen, es ist die eine Sache, ob ich viel Arbeit in ein Rollenspiel stecke, es dann ins Netz stelle, 3 Wochen von allen seiten gelobt werde, und es dann schnell in der Versenkung verschwindet, oder ob ich das ganze kommerziell vertreibe, wahrscheinlich nichtmal wirklich daran verdiene, aber es von viel mehr Leuten gespielt wird, und auch viel mehr Feedback, und vor allem dauerhafter Feedback zurück kommt. Das Internet ist viel zu schnelllebig, um etwas dauerhaftes darin zu schaffen, dafür muss man schon einen echten Megaknaller erreichen. Der Kommerzielle Weg führt viel eher zu einem eindeutigen Ergebnis, ob deine Arbeit Anerkennung findet oder nicht.
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wjassula

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #7 am: 27.06.2006 | 12:55 »
Ich vermute eine Mischung aus Idealismus und Geltungsdrang. Man ist von dem Spiel begeistert und möchte es unter die Leute bringen. Ausserdem ist es ein schönes Gefühl, ein echtes Buch in den Händen zu halten und für die Arbeit gelobt und wenigstens ansatzweise bezahlt zu werden. Masochismus würde ich das nicht nennen, die Leute kriegen ja ausser Geld noch was anderes: Fame, Kontakte, Spass, Wichtigkeit, ein Forum, um sich kreativ auszuleben. Soziologisch könnte man sagen: Es geht nicht um monetäres Kapital, sonderm um soziales und kulturelles  :).

Wenn man sich bei semiprofessionellen Verlagen die Arbeitsverhältnisse ansieht, würde man wahrscheinlich schon feststellen, dass sich für einige Menschen die Arbeit auch finanziell lohnt. Ich bin selbst ein gutes Beispiel: Für das, was ich bei UA bekomme, stehen professionelle AutorInnen und ÜbersetzerInnen gar nicht erst auf, aber für mich ist das ein wichtiger Beitrag zur Haushaltskasse. Viele im Fandom sind ja Studierende, die können sich das in dieser Lebensphase leisten.

Offline Skar

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #8 am: 27.06.2006 | 15:00 »
Man nennt das Selbstverwirklichung und da ist auch nichts Schlimmes bei. ;)

Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Bed%C3%BCrfnispyramide
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Offline Roland

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #9 am: 27.06.2006 | 15:14 »
Eben. Manche Menschen schrauben an Schrottautos 'rum, versuchen sich an Mittelalter Reenactment oder spielen Theater.
In all diesen Fällen kann es irgendwann dazu kommen, dass man sich fragt, ob man sich mit seinem Hobby nicht einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren und ein bisschen Geld verdienen kann.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #10 am: 27.06.2006 | 19:38 »
Ich vermute eine Mischung aus Idealismus und Geltungsdrang. 

 :o Durchschaut! Ich bin ertappt, tapp tapp, tapptapptapp. ;)
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Offline Joerg.D

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #11 am: 27.06.2006 | 19:49 »
Um Geld zu verdienen?

Ich kann mir beim bessten Willen nicht vorstellen das Zum Beispiel bei 2000 verkaufen AC Büchern nix hängen bleibt.

Sicher wird der Gewinn nicht dem Zeitaufwand entsprechen, aber die Hoffnung mit seinem Hobby Geld zu verdienen stirbt zuletzt.

Und ab einer bestimmten Auflage wird mann auch richtig Geld verdienen können. Ich bin mir absolut sicher, das man auf dem Deutschen Markt ein Rollenspiel mitr viel Erfolg und Gewinn vermarkten könnte, wenn man genügend Entusiasmuss und einen guten Geschäftsplan hat.
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Offline Selganor [n/a]

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #12 am: 27.06.2006 | 20:03 »
Ausserdem kann es immer mal wieder passieren dass aus einer "Randerscheinung" die man mehr aus Jux und Dollerei denn aus Gewinnsucht rausgebracht hat doch etwas kommerziell erfolgreiches wird.

Vgl. BESM das "nur so" mal verkauft wurde und aus dem inzwischen die nicht gerade kleine Firma "Guardians of Order" finanziert wurde...
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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #13 am: 27.06.2006 | 20:05 »
... auch richtig Geld verdienen können.
Richtig Geld? Sorry, aber - nein. Man kann froh sein, wenn die Produktionskosten reinkommen und man den Autoren (und vielleicht auch den Zeichnern  ::) ) ein bisschen Geld für ihre Mühe geben kann, aber fette Gewinne oder dergleichen sind ein absoluter Mythos. Wenn man bedenkt, wie viele Leute bei der Produktion eines Regelwerkes beteiligt sind, wieviel Zeit und Mühe da reinfließt ist es immer wieder erstaunlich, dass das Konzept überhaupt aufgeht. Das geht meist nur, wenn alle Beteiligten sich mit einem kleinen "Gehalt" zufrieden geben und das Projekt hauptsächlich aus Spaß an der Freude voranbringen. Davon leben kann imho keiner, zumindest wenn man nicht wirklich für einen der großen Verlage arbeitet (und ich wage zu behaupten, dass deren Gehälter auch nicht so phänomenal sind).

Offline Thalamus Grondak

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #14 am: 27.06.2006 | 20:43 »
Davon leben kann imho keiner, zumindest wenn man nicht wirklich für einen der großen Verlage arbeitet (und ich wage zu behaupten, dass deren Gehälter auch nicht so phänomenal sind).
Selbst bei den Großen Deutschen RPG-Verlagen arbeiten die meisten nur "nebenher" (Gehaltstechnisch zumindest).
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Ludovico

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #15 am: 27.06.2006 | 20:51 »
Ich denke auch nicht, daß man Geld mit Rollenspielen verdienen könnte... zumindest nicht wirklich viel.
Wenn das doch die Gründe eines Autoren sein sollten, kann man ihm nur Glück wünschen.
Was Anbieter angeht, so ist der RPG-Markt schon vollkommen überlaufen.
Geniale RPGs sind schon so oft untergegangen (wie Blue Planet), weil sie einfach nicht gegen die Alteingesessenen bestehen konnten.
Das liegt meiner Meinung nach daran, daß Rollenspieler sehr markentreu sind. Wenn sie erstmal ein Spiel gefunden haben, daß ihnen gefällt, dann bleiben sie dabei. Sie kaufen allenfalls andere Rollenspiele als Ergänzung. Rollenspieler, die ja wie alle Käufer über ein begrenztes Einkommen verfügen, zu überzeugen, das eigene Produkt zu kaufen und dafür vielleicht den Kauf eines Quellenbuch des bisherigen Lieblings-RPGs zu verschieben, halte ich für sehr schwierig.

Also wenn ich Geld machen wollte, würde ich kein RPG herausbringen. Der Markt wirft nix ab und kann auch gar nix mehr abwerfen, weil er vollkommen überlaufen ist mit Anbietern und man sich zudem mit einer Käuferschicht rumärgern muß, die sehr sehr markentreu ist.

Was man allein an PR benötigt, damit das eigene RPG zumindest aus der Masse hervorsticht, ist schon ein immenser logistischer und zeitlicher Aufwand (weniger finanziell denke ich, denn so etwas ist über Proberunden möglich).

Also sind die Gründe doch eher nicht finanzieller Natur... Na ja, das dachte ich mir schon.
Aber alleine der Wunsch nach Anerkennung und darüber, ein eigenes RPG rauszubringen, sorgt dafür, daß manche ein solches Risiko eingehen?

Warum nicht einfach sein eigenes RPG ausdrucken und dann auf Cons leiten? Dann hat man doch auch Anerkennung. Wenn die Spieler noch begeistert sind, kann man es ihnen als PDF schicken, und sie verbreiten es vielleicht sogar weiter.
« Letzte Änderung: 27.06.2006 | 20:55 von Ludovico »

wjassula

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #16 am: 27.06.2006 | 20:56 »
Zitat
Durchschaut! Ich bin ertappt, tapp tapp, tapptapptapp.

Gelt, ich bin schon ein kleiner Durchblicker, wie? Da weiss man doch, wofür man studiert hat  :D. War auch nicht leicht, aber ich bin dahinter gekommen.

Offline 1of3

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #17 am: 27.06.2006 | 23:17 »
Warum nicht einfach sein eigenes RPG ausdrucken und dann auf Cons leiten? Dann hat man doch auch Anerkennung. Wenn die Spieler noch begeistert sind, kann man es ihnen als PDF schicken, und sie verbreiten es vielleicht sogar weiter.

Das ist doch nicht das Gleiche. Wenn man das tut, steht doch die Leistung als Spielveranstalter und nicht die als Autor im Mittelpunkt. Und ersteres kann ja jeder. (Oder auch nicht.)

Überhaupt steh ich Testrunden sehr kritisch gegenüber. Entweder ein Spiel überzeugt mich so oder es tut es nicht.
« Letzte Änderung: 27.06.2006 | 23:21 von Einer von drei Orks »

Ludovico

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #18 am: 27.06.2006 | 23:26 »
Zitat
Das ist doch nicht das Gleiche. Wenn man das tut, steht doch die Leistung als Spielveranstalter und nicht die als Autor im Mittelpunkt. Und ersteres kann ja jeder.

Also lieber Zeit und Geld in einen undankbaren und finanziell nicht gerade lohnenswerten Job stecken?

Zitat
Überhaupt steh ich Testrunden sehr kritisch gegenüber. Entweder ein Spiel überzeugt mich so oder es tut es nicht.

Und wie würdest Du dafür sorgen, daß Dein eigenes RPG bekannt wird?

Offline Greifenklaue

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #19 am: 27.06.2006 | 23:28 »
Zitat
Ich hab mir, wohl auch bedingt durch mein Studium, die Frage gestellt, was Menschen dazu bewegt, Rollenspiele kommerziell rauszubringen.
Von den paar Großen wie WOTC, Fanpro und WW mal abgesehen, können gerade kleinere Verlage mit unbekannteren Produkten, durch die ja die gewaltige Vielfalt auf dem Rollenspielmarkt zustande kommt, kaum hoffen, nennenswerte Profite zu machen.
Der Markt insgesamt scheint derart mit Produkten überlaufen zu sein, daß es kein Wunder ist, daß die Verlage sinkende Absätze zu verzeichnen haben.

Deshalb frage ich mich, was Menschen antreibt, wie die Autoren des Arcane Codex-RPGs, ein Rollenspiel kommerziell rauszubringen, denn immerhin heißt das, daß die Chance des Scheiterns immens ist und wenn man nicht scheitert nur eine magere Rendite einkassiert.
Ich würd ja vorschlagen: Frag Sie doch einfach  ;) Die Leiute, die das machen, freuen sich mit Sicherheit über Dein Interesse...
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

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Offline 1of3

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #20 am: 27.06.2006 | 23:38 »
Also lieber Zeit und Geld in einen undankbaren und finanziell nicht gerade lohnenswerten Job stecken?

Naja, wenn es undankbar wäre, würdens die Leute ja nicht machen.

Zitat
Und wie würdest Du dafür sorgen, daß Dein eigenes RPG bekannt wird?

Ich hörte von diesem ominösen "Internet".

Con-Präsenz ist natürlich auch gut. Aber wenn du nicht grade ein Team hast, kommst du da mit Standarbeit wahrscheinlich sowieso besser weg, denn dabei kannst du viel mehr Leute ansprechen als mit ner Proberunde. 

Ludovico

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #21 am: 27.06.2006 | 23:56 »
Zitat
Naja, wenn es undankbar wäre, würdens die Leute ja nicht machen.

Deswegen halte ich die RPG-Verleger auch für Masochisten. Man hat sich mit undankbaren Kunden auseinanderzusetzen, die hier einen Fehler finden und bei der kleinsten Kleinigkeit nach einer offiziellen Stellungnahme schreiben, aber am Besten kein Geld ausgeben wollen, und dann gibt es noch den Haufen Deppen, der einfach nicht sehen will, wie geil das publizierte RPG doch ist.

Zitat
Ich hörte von diesem ominösen "Internet".

Über das die meisten RPGs werben... Die meisten RPGs haben aber auch keinen Erfolg. Wenn sie Glück vegetieren sie in einer Nische dahin.

sackgesicht

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #22 am: 28.06.2006 | 01:41 »
Weil es Spaß macht! Wie Arbo schon richtig anmerkte, ist Geld nicht die einzige Motivation, um Arbeit in ein Projekt zu stecken. Und wenn ich schon Arbeit hineinstecke, dann möchte ich auch wahrgenommen werden. Dazu brauche ich dann eine ansprechende Verpackung. Und die erreiche ich eben nur mit einer gedruckten Veröffentlichung.

Warum ist das so? Nun, viele Spieler lassen sich für reine Fan-Projekte nicht begeistern, besonders wenn die Aufmachung eher anspruchslos daherkommt. Bei einer schlechten Verpackung verkauft sich die beste Idee nicht. Die meisten Spieler sind relativ verwöhnte "Augenmenschen"; sie wollen auch durch ein ansprechendes Layout und gute Illus auf ein Spiel eingestimmt werden. Und da beginnt das Problem: Gute Illus kosten Geld. Während man mit etwas Glück noch Autoren findet, die aus reinem Geltungsdrang auch umsonst arbeiten, wird das bei guten Illustratoren nahezu unmöglich. Wenn ich aber als Verlag für die Illus schon zahlen muss, dann ist ein gedrucktes Buch häufig die einzige Möglichkeit, das Geld wieder hereinzuholen. Für ein noch so schön gestaltetes Pdf ist nämlich niemand bereit, auch nur einen Cent hinzulegen. Schließlich will man als Spieler für sein Geld was in der Hand haben.

Meine persönlichen Erfahrungen decken sich mit diesen Überlegungen. Ich bin Hauptautor des Goremound-Quellenbuchs von Arcane Codex, das jetzt frisch rausgekommen ist. Der meiste Fluff in dem Buch stammt von mir; geschrieben habe ich ungefähr 80% des Rohtextes. Die Regelanteile und NSC-Werte stammen zu einem großen Teil von Daniel Weide und wurden von Alex und Saskia, den AC-Herausgebern, entsprechend nachbearbeitet.

In den einschlägigen Foren wird stets als erstes nach der optischen Aufmachung des Buches gefragt bzw. darüber geurteilt; der Inhalt ist fast sekundär. Da kommen dann Zitate wie: "Ich habe das Buch noch nicht nicht gelesen, aber nach dem ersten optischen Eindruck..." Und wenn die Leser über Inhalt diskutieren, dann eher über vermeintliche Fehler bzw. Inkonsistenzen, über Dinge die fehlen oder über Dinge, die einem nicht gefallen haben. Das Buch ist 280 Seiten stark und hat sechs Leute (zwei Autoren, zwei Herausgeber einen Illustrator und einen Layouter) fast ein Jahr lang beschäftigt. Und dann unterhalten sich die Fans darüber, dass sie das Cover nicht so schön finden ("Das soll Koros sein? Den hab ich mir aber anders vorgestellt!"), oder das eine spezifische Regel aus dem Grunderegelwerk im Quellenbuch nicht nochmal explizit wiederholt wurde. Daran sieht man, wie sehr sich manche an Äußerlichkeiten, Nebensächlichkeiten und Schönheitsfehlern hochziehen.

Habe ich etwas anderes erwartet? Ehrlich gesagt nein. Aber es ist dennoch ein sehr befriedigendes Gefühl, ein Buch in der Hand zu halten und sagen zu können: Das ist von mir, das ist mein Baby. Mit Masochismus hat das nichts zu tun. Wen jemandem das Buch nicht gefällt, kann ich gut damit leben. Man kann es ohnehin nie allen Recht machen und sollte das auch gar nicht versuchen. Wenn ich gelobt werden will, darf ich kein Rollenspielbuch schreiben.

Wegen des Geldes habe ich es übrigens bestimmt nicht gemacht, obwohl ich Geld dafür bekommen habe. Der Betrag ist allerdings im Vergleich zu meinem regulären Jahreseinkommen zu vernachlässigen. Ich sehe das Honorar als Aufwandsentschädigung für die Zeit, die ich in das Projekt gesteckt habe. Das Geld bewirkt aber noch etwas anderes: Es erleichtert mir als Autor, das Buch als Auftragsarbeit zu sehen. Einige Dinge, die ich mir überlegt hatte, wurden von den Herausgebern geändert oder gestrichen oder mussten umgearbeitet werden. Das ist für mich okay, denn wenn ich einen kreativen Ego-Tripp fahren möchte, dann darf ich nicht erwarten, dafür auch noch bezahlt zu werden.

Zum Schluss noch ein bisschen BWL-Arithmetik für alle, die es genau wissen wollen: Die übliche Händlermarge im Rollenspielbereich liegt bei 50-55%, ist ein Großhändler dazwischengeschaltet (was die Regel ist), dann erhöht sich die Handelsspanne auf rund 70%. Was heißt das? Das heißt, dass der Verlag von einem Buch, das im Laden ca. 30 Euro kostet, rund 10 Euro bekommt. Davon muss er Autoren, Illustratoren, Druck und Marketing (Fahrtkosten zu Cons, Messestände, Promo-Material wie Poster, Werbung etc.) finanzieren. Dass da bei den eher kleinen Auflagen im Rollenspielbereich nichts übrigbleibt, um die Arbeit der Verleger zu entlohnen, sollte sich jeder ausrechnen können. Tortzdem gibt es Verlage, die das Geschäft wagen. Nicht um reich zu werden. Sondern um ihre Vorstellung von einem gelungenen Produkt zu präsentieren. Darüber sollten die Spieler sich eigentlich freuen, denn ohne diesen Idealismus blieben nicht mehr viele Spiele am Markt übrig.

Fazit: Wer sich als (Rollenspiel-)Autor betätigen will, sollte einen richtigen Job haben, von dem er leben kann. Und wer ein Rollenspiel verlegen will, der sollte ein bisschen Geld mitbringen, um die Druckkosten vorzufinanzieren, sonst wird es nämlich nichts.
« Letzte Änderung: 28.06.2006 | 02:01 von sackgesicht »

Dammi

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #23 am: 28.06.2006 | 12:37 »
Hiho!

Gut gesagt. Dem wäre nichts hinzuzufügen. :)


Gruß,

Dammi

Offline grasi

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Re: Rollenspiel kommerziell rausbringen - Warum?
« Antwort #24 am: 28.06.2006 | 14:08 »
Dem Sackgesicht kann ich nur zustimmen.  :d

Ich schätze mal, dass in Deutschland ca. 10-20 Personen vom RSP leben können, der Rest der Leute macht nebenbei (oder hauptberuflich) etwas Vernünftiges.  ;D