Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, Blue Rose würde noch stärker auf die Kitsch-Pauke hauen. Mir wurde zu viel auf der Hetero/Homo-Geschichte herumgeritten, wo ich auf der Hälfte des Buches dachte, "Himmel Herrgott, ja ich weiß, ich hab es begriffen, OK?!! Bitte schwenkt nicht *noch* mal den Zaunpfahl!"
Dadurch, das so penetrant damit kokettiert wird, verliert es die Selbstverständlichkeit, die das doch angeblich in der Welt haben soll.
Davon ab fand ich es gar nicht so übel - es ist sehr, sehr kitschig und hat viel märchentaugliche Symbolik. Die Beispielabenteuer haben mir viel zu wenig damit gearbeitet. Jede Szene sollte wie ein schwülstiges, kitschiges Jugendstil-Ornament sein. Ausgeschmückt und überdreht mit viel Drama.
Der Hirsch (oder was es war), der den neuen Herrscher verkündet, fand ich z.B. eine nette Einlage. Die spielbaren Rassen jenseits der Menschen sind Geschmackssache. Offenbar haben die Macher versucht, gezielt anders zu sein als andere Fantasy-Settings. Das ist, IMHO, schade. Denn das Setting hätte Elfen oder Zwerge gut gebrauchen können (die intelligenten Tiere sind allerdings durchaus mit der Idee kompatibel). Mit alternativen Geschichten dazu, natürlich - aber diese Art Setting lebt halt von Klischees.
Was Blue Rose auszeichnet ist halt der extreme Fokus auf romantische Klischees. Es wird geliebt und gelitten, es gibt echte Helden, Ritter in strahlender Rüstung und die ganze Welt ist auf "guten" Idealen konstruiert. Damit ein bisschen Drama hineinkommt, gibt es natürlich einen dunklen Schatten, der über all dem liegt - aber am Ende gewinnt das Licht doch. Eines kann man mit Sicherheit sagen - Blue Rose ist ein sehr positives Setting in dem niemand unheilbar böse ist.
Selber wirklich gespielt habe ich es leider noch nicht, da ich nicht genug Kitschfans kenne.