Das Problem ist nur, daß "dumme Menschen" - meine Wenigkeit zumindest - vieles davon auch gerade andersherum wahrnehmen können. Handschriftlich macht man (naja, jedenfalls, wenn man so schreibt wie ich) die Zahlen zwischen die gedanklichen Linien, zwischen die auch ein kleingeschriebenes "l" passt. Ein Druckbild, das das übernimmt, sagt mir dementsprechend viel mehr zu, weil es sich an die Konventionen für's Schreiben von Ziffern hält. Ich finde darum die Tabellenziffern viel angenehmer zu lesen, weil sie sich an die Ober- und Unterlinie halten, die ich auch handschriftlich machen würde. Die offiziell "passenden" Ziffern sind m.E. teils "tiefgestellt", fallen damit aus dem Text nach unten heraus dahin, wo Indices hingehören (und kleiner als die Schrift scheinen sie mir auch). Die 1, die das nicht tut, ist dafür nur halb so hoch wie manch andere Ziffer, und 8 und 6 scheinen mir von ungleicher Höhe... wo ist da der Sinn? Und was "fügt sich da gut ein"? Die Zahlen vor dem €- und $-Zeichen sind einfach zu klein für die nachfolgenden Symbole, bzw. die sind zu groß für die kleinen Zahlen, oder falsch positioniert. Tabellenziffern haben eine gleichförmige Höhe und ändern die Leselinien nicht, das fügt sich für meine Augen viel glatter zusammen, weil ich da von meiner gedanklichen Unterlinie nicht zeitweilig nach unten abweichen muß.
Was die Kursivsetzung angeht, irritiert mich die zweite, weil sie beim Darüberlesen uneindeutig ist. Die erste scheint mir von der Buchstabengröße her passender, und ich kann sie als Kursivsetzung sofort ausmachen, was mich insgesamt weniger ablenkt. Vermutlich ist das eine Form von Lesefaulheit... aber wenn alle meine Leser darunter leiden, mit Ausnahme von ganz, ganz wenigen Fachleuten, dann kommt es mir fast klüger vor, wider theoretisches Wissen Fehler zu machen...
@Merlin Emrys,
ich hab Dein Post mal hierhingetragen, weil -wenn ich es richtig verstanden habe, der andere nur für Begriffe sein soll.
Also, als erstes, es gibt in dem Sinne keine "dummen Menschen".
Zweitens, es ist schwierig in der Gestaltung von Fehlern zu sprechen, da Gestaltung immer abhängig ist oder sein sollte,
vom Zweck, den sie erfüllen soll.
Drittens, Lesen ist Arbeit, also sollte die Grundtendenz sein, dass man einen Text so lesefreundlich wie möglich hält.
D.h. eigentlich sollte man nicht merken, dass man liest.
Alles was einem besonders auffällt, ist deshalb schon ein Zeichen dafür, das man das "Lesen merkt".
Dazu ist es hilfreich ein bisschen etwas über Wahrnehmung und "wie funktioniert lesen" zu wissen.
Der Grund, warum es Dir im ersten Moment anders vorkommt, ist vermutlich, dass Du den Text nach seiner Gestaltung
beurteilst, anstatt ihn zu lesen. Das ist ein grundlegender Unterschied.
Man liest keine einzelnen Buchstaben, sondern nimmt die ganzen Wörter wahr. Für den "Wiedererkennungswert" ist die Groß- und Kleinschreibung hilfreich. Mediävalziffern funktionieren nach dem selben Prinzip. Deshalb fügen sie sich in einen Fliestext besser ein.
Probier es einmal aus, Texte die nur kleingeschrieben sind oder nur aus Versalien bestehen sind schwerer zu lesen.
Wenn Du einen Text hast in dem wenige Zahlen vorkommen ist es nicht unbedingt relevant, ob Du Mediävalziffern oder Tabellenziffern benutzt. Es sollte Dir allerdings bewusst sein, dass die Tabellenziffern in einem Fliestext deutlicher wahrgenommen werden. Es kann sogar erwünscht sein, wenn Du z.B. möchtest, dass eine bestimmte Zahl sich auf einer Textseite dominant hervorhebt. Sobald Du allerdings einen Text hast, in dem viele Zahlen vorkommen, vermindert sich mit jeder Zahl die Du in Tabellenziffern setzt die Lesegeschwindigkeit. Außerdem ist die Frage, wie wichtig die Zahl überhaupt ist, wenn die Zahlen einfache Angaben sind, Dein Schwerpunkt im Text aber auf der Geschichte liegt, dann macht es weniger Sinn sie in dieser Weise hervorzuheben.
Leider wird in vielen Bereichen unter anderem dem Wissenschaftlichen oft kein Wert auf die typografische Gestaltung gelegt,
dort wird man teilweise von Textblöcken die einen zu geringen Zeilenabstand haben, viel zu lange Zeilen und in viel zu kleiner Schrift mit wahllosen Auszeichnungen erschlagen. Traurig ist das vor allen Dingen deshalb, weil solche Texte oft schon inhaltlich schwer zu verstehen sind, die Typo aber noch dafür sorgt, dass man beim Lesen arbeiten muss und schon nach ein paar Seiten aufgibt. Wenn einem das typografische Hintergrundwissen fehlt, wird man das vermutlich sogar auf den Inhalt schieben, anstatt darauf, dass der Text einfach sehr leseunfreundlich gesetzt ist.