Autor Thema: Abenteuereinstieg ohne Railroading?  (Gelesen 18587 mal)

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Offline Vanis

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #75 am: 1.08.2006 | 11:33 »
These:

Vom SL geleitetes "Zielgerichtetes Abenteuer" ist ohne ein Quentchen Railroading gar nicht möglich.


Eine gewagte These, der ich aber fast uneingeschränkt zustimme. Eine kleine Ausnahme:

Man kann auch zusammen mit den Spielern ein zielgerichtetes Abenteuer bei der Vorbereitung schreiben. Das heißt, die Spieler nehmen aktiv Einfluss auf die Art und den Beginn des Abenteuers. Das ist dann Railroading, allerdings von SL und Spielern zusammen.
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Offline Ruinenbaumeister

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #76 am: 1.08.2006 | 15:23 »
Aber was ist, wenn die SCs erst die Abenteuer finden?
Der Söldner-SC geht zum Söldner-Lager, der Geweihte zum Tempel und der Jäger zu den Mineralienlager.

Dann hat jeder SC ein anderes Abenteuer, ohne dass sie sich kennen.

Da kann man ein wenig nachhelfen.
Wenn der Geweihte und der Jäger (bzw. der Priester und der Waldläufer bei D&D) von ihrem Auftraggeber darauf hingewiesen werden, daß sich in der Gegend böse Monster herumtreiben, und ihnen einen Söldner als Geleitschutz empfohlen wird, dann findet man die beiden hoffentlich bald beim Söldnerlager. Wurde vielleicht der jüngste Auftrag der Söldner abgebrochen (weil ihnen der Sold, das Pulver oder das Bier zu knapp wurden), dann treffen sie dort den Söldner, der nichts zu tun hat.
Andersherum geht es natürlich auch: Ein Söldner könnte Jäger und Geweihten anwerben, weil es ihnen noch an Spähern und Heilern mangelt.
Und wenn ich mich im Zusammenhang
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Eulenspiegel

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #77 am: 1.08.2006 | 23:50 »
@ Magister Alrik Galgenhöfer
Das wäre dann aber wieder Railroading.

Offline Meister Analion

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #78 am: 2.08.2006 | 00:05 »
@ Magister Alrik Galgenhöfer
Das wäre dann aber wieder Railroading.
Wieso zum Teufel wäre das schon wieder railroading? Den Spielern wird lediglich eine Möglichkeit aufgezeigt, an die sie selber nicht gedacht haben. Ob sie das nun machen oder nicht steht aber auf einem ganz anderen Blatt.

Irgendwie hab ich das Gefühl, manche Leute schreien "Railroading!" egal was der SL macht...
PS: alle Aussagen sind nur meine persönliche Meinung. Ihr habt meine ausdrückliche Erlaubnis, eine andere Meinung zu vertreten.

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Eulenspiegel

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #79 am: 2.08.2006 | 01:29 »
Railroading ist, wenn der SL vorherbestimmt, was pasiert.

Zitat
Wenn der Geweihte und der Jäger (bzw. der Priester und der Waldläufer bei D&D) von ihrem Auftraggeber darauf hingewiesen werden, daß sich in der Gegend böse Monster herumtreiben, und ihnen einen Söldner als Geleitschutz empfohlen wird, dann findet man die beiden hoffentlich bald beim Söldnerlager.
Hier sorgt der SL also dafür, dass Jäger und Geweihte ihren Auftrag annehmen und dabei den Söldner mit hineinziehen.

Die SCs haben nicht wirklich Handlungsfreiheit: Natürlich könnten sie sich auch sagen: Wir sind stark genug, wir schaffen da sauch alleine. - Dann sorgt der SL ebend dafür, dass sich Söldner und Jäger in der Taverne treffen.
Oder Jäger und Geweihte gehen sofort in die Wildnis. Dann lässt der SL einige Banditen auftauchen, die dafür sorgen, dass der Jäger zurück ins Dorf flüchtet.

Egal, was die SCs tun: Am Ende wird der Söldner sie begleiten.
Die SCs können zwar tun, was sie wollen, das Ergebnis ist aber immer das gleiche.
Und das ist Railroading.

Kein Railroading wäre z.B.:
- Wenn der Jäger keinen Söldner anheuern will, dann muss sich der 3. Spieler einen SC erschaffen, den der Jäger anheuern würde.
- Die beiden SCs haben halt unterschiedliche Aufträge und jeder löst seinen Auftrag für sich alleine.

Im Prinzip ist alles kein Railroading, wenn die Entscheidungen der SCs auch wirklich Auswirkungen haben und etwas verändern.

Und das so viele so häufig Railroading schreien liegt halt daran, dass man bei klassischen Abenteuer zu über 90% Railroading verwendet.
Kein Railroading ist eher die Ausnahme als die Regel.

Offline Merlin Emrys

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #80 am: 2.08.2006 | 01:40 »
Kein Railroading ist eher die Ausnahme als die Regel.
Liegt das vielleicht daran, dass man Abenteuer nicht vorbereiten kann, wenn nicht zumindest bestimmte Dinge festgelegt werden dürfen? Wenn alles, was der SL vorbereitet hat, automatisch als "Gängelung" verstanden wird, ist der einzige Spielleiter, der nicht "gängelt", der, der sich nicht vorbereitet und nur antwortet, wenn man ihn fragt...

Fire

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #81 am: 2.08.2006 | 01:44 »
Liegt das vielleicht daran, dass man Abenteuer nicht vorbereiten kann, wenn nicht zumindest bestimmte Dinge festgelegt werden dürfen? Wenn alles, was der SL vorbereitet hat, automatisch als "Gängelung" verstanden wird, ist der einzige Spielleiter, der nicht "gängelt", der, der sich nicht vorbereitet und nur antwortet, wenn man ihn fragt...
Hört sich SEHR nach meinem bevorzugten SL-Stil an :) (allerdings a) leite ich nur recht selten und b) kommt es schonmal vor, daß das abenteuer in sich inkonsistent ist, weil ich schonmal einzelheiten vergesse)

Eulenspiegel

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #82 am: 2.08.2006 | 02:09 »
Liegt das vielleicht daran, dass man Abenteuer nicht vorbereiten kann, wenn nicht zumindest bestimmte Dinge festgelegt werden dürfen?
Wie kommst du darauf?
Man darf doch railroaden.

Ob ein Abenteuer Railroading besitzt oder nicht, sagt doch nichts über die Qualität des Abenteuers aus.
Ich kenne viele Abenteuer, die super schön sind und großteils aus Railroading bestehen.

Und dann gibt es wieder Abenteuer, die extrem langweilig sind, obwohl sie keinerlei Railroading beeinhalten.

Zitat
Wenn alles, was der SL vorbereitet hat, automatisch als "Gängelung" verstanden wird, ist der einzige Spielleiter, der nicht "gängelt", der, der sich nicht vorbereitet und nur antwortet, wenn man ihn fragt...
1) Railroading ist KEINE Gängelung.
Gängelung kann zwar Railroading sein, aber man kann auch Railroading betreiben, ohne seine Spieler zu gängeln. (Eigentlich alle guten Railroad Abenteuer, die ich kenne, verzichten auf Gängelung.)
2) Railroading hat auch nichts mit Vorbereitung zu tun: Ich kann z.B. das Setting extrem vorbereiten. Und ich kann innerhalb des Settimgs auch Konflikte plazieren. Nur falls ich die Konflikte forciere, ist das Railroading. (Wobei Railroading ja nicht schlecht sein muss.)
3) Der SL darf durchaus auch Beschreibungen abliefern. Und er darf auch von sich aus Ereignisse auslösen. Diese Ereignisse dürfen bloß nicht dafür sorgen, dass die SCs in eine bestimmte Richtung gedrängt werden. (Bzw. die Handlungen der SCs müssen Auswirkungen auf den Fortgang des Abenteuers haben.)

Offline Maarzan

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #83 am: 2.08.2006 | 06:33 »
Liegt das vielleicht daran, dass man Abenteuer nicht vorbereiten kann, wenn nicht zumindest bestimmte Dinge festgelegt werden dürfen? Wenn alles, was der SL vorbereitet hat, automatisch als "Gängelung" verstanden wird, ist der einzige Spielleiter, der nicht "gängelt", der, der sich nicht vorbereitet und nur antwortet, wenn man ihn fragt...

Ich denke das Problem ist eher, dass man ohne Railroading viel mehr vorbereiten müßte und an das Vorbereitete höhere Ansprüche gestellt würden. All die Handlungsäste, die man sonst abschneidet müßten bedacht werden und auch über Logiklöcher könnte man nicht einfach hinweg gehen, indem man den Spielern einfach das genauere Hinsehen wo das Loch ist verbietet.
Und dann hat der SL trotz höherem Aufwand geringeren bis keinen Einfluss, wie die Handlung sich wirklich entwickelt.

Bzgl. Was ist Railroading, sehe ich das so, dass Einschränkungen aus dem Setting heraus kein Railroading ist. Nur kann man eine Weile lang auch Railroading als settingbegründet verkaufen. Erst mit der Zeit kommt dann der Punkt, wo die Spieler das nicht mehr glauben, weil das ganze all zu oft all zu unwahrscheinlich ist oder die Erklärung einfach zu deutlich dämlich, selbst unlogisch oder an den Haaren herbeigezogen ist.

Railroading ist dann auch nicht, wenn Richtlinien durchgesetzt werden, welche den Spielern vor dem Spiel explizit mitgeteilt wurden. Dann haben sie selbst entscheiden können, ob sie so spielen wollen oder nicht.

Railroading ist für mich, wenn eine ansonsten legitime Entscheidung der Spieler aus nicht im setting begründeten Ursachen torpediert wird. Entscheidungsmöglichkeiten bilden für mich den Kern der Spielbeteilung und Railroading schließt Spieler zumindest zeitweilig vom Spiel aus, meines Erachtens macht das Railraoding per (meiner) Definition falsch.

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Eulenspiegel

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #84 am: 2.08.2006 | 15:32 »
Bzgl. Was ist Railroading, sehe ich das so, dass Einschränkungen aus dem Setting heraus kein Railroading ist. Nur kann man eine Weile lang auch Railroading als settingbegründet verkaufen.
Nun, gutes Railroading kommt immer aus dem Setting heraus.

Wenn Einschränkungen im Setting vorhanden sind, die Handlungen der SC aber trotzdem unterschiedliches bewirken (je nachdem, was sie tun), dann ist es kein Railroading.
Wenn das Setting aber so angelegt ist, dass die Spieler tun und lassen können, was sie wollen, das Endergebnis ist immer das gleiche, dann ist das Railroading.

Zitat
Erst mit der Zeit kommt dann der Punkt, wo die Spieler das nicht mehr glauben, weil das ganze all zu oft all zu unwahrscheinlich ist oder die Erklärung einfach zu deutlich dämlich, selbst unlogisch oder an den Haaren herbeigezogen ist.
OK, aber solche Abenteuer würde ich einfach nur als schlecht bezeichnen.

Logikfehler hasse ich wie die Pest. - Egal, ob es sich um unlogisches Railroading oder um unlogische Improvisation handelt. Beides finde ich schlecht.

Zitat
Railroading ist dann auch nicht, wenn Richtlinien durchgesetzt werden, welche den Spielern vor dem Spiel explizit mitgeteilt wurden. Dann haben sie selbst entscheiden können, ob sie so spielen wollen oder nicht.
Wenn das kein Railroading ist, was ist es dann?

Viele Kaufabenteuer (z.B. Phileasson Saga bei DSA) legen den Handlungsverlauf ja fest, ohne den Spielern Möglichkeiten zu geben, diesen effektiv zu ändern. Trotzdem ist dies den Spielern klar, bricht also keinen Gruppenvertrag.
Wie würdest du diesen Spielstil bezeichnen? (Für mich wäre das Railroading.)

Zitat
Railroading ist für mich, wenn eine ansonsten legitime Entscheidung der Spieler aus nicht im setting begründeten Ursachen torpediert wird.
Für mich wären das in erster Linie Logikfehler.
Und was ich von Logikfehlern halte, habe ich ja schon weiter oben geschrieben.

Zitat
Entscheidungsmöglichkeiten bilden für mich den Kern der Spielbeteilung und Railroading schließt Spieler zumindest zeitweilig vom Spiel aus, meines Erachtens macht das Railraoding per (meiner) Definition falsch.
Der Trick bei Railroading ist ja: Die Spieler können sich entscheiden.
Ihre Entscheidungen haben bloß keine Auswirkungen bzw. keinen Einfluss auf das Ergebnis.

BTW:
Nach deiner Definition kann man einen Abenteuereinstieg ohne Railroading ganz leicht hinbekommen, indem man den Spielern zu Beginn explizit sagt, dass ich als SL bestimme, wie die Spieler ins Abenteuer purzeln.

Offline Maarzan

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #85 am: 2.08.2006 | 17:02 »
1. Nun, gutes Railroading kommt immer aus dem Setting heraus.

Wenn Einschränkungen im Setting vorhanden sind, die Handlungen der SC aber trotzdem unterschiedliches bewirken (je nachdem, was sie tun), dann ist es kein Railroading.
Wenn das Setting aber so angelegt ist, dass die Spieler tun und lassen können, was sie wollen, das Endergebnis ist immer das gleiche, dann ist das Railroading.
Klar

Zitat
OK, aber solche Abenteuer würde ich einfach nur als schlecht bezeichnen.
Logikfehler hasse ich wie die Pest. - Egal, ob es sich um unlogisches Railroading oder um unlogische Improvisation handelt. Beides finde ich schlecht.
Und als viel zu häufig. Und die dann angebotenen Antworten sind ja meist nicht ehrliche Fehler, sondern einfach Verarsche für den, der eben solche Fehler angemerkt hat.   

Zitat
Wenn das kein Railroading ist, was ist es dann?
Viele Kaufabenteuer (z.B. Phileasson Saga bei DSA) legen den Handlungsverlauf ja fest, ohne den Spielern Möglichkeiten zu geben, diesen effektiv zu ändern. Trotzdem ist dies den Spielern klar, bricht also keinen Gruppenvertrag.
Wie würdest du diesen Spielstil bezeichnen? (Für mich wäre das Railroading.)
Zunächst die Absprachen als einen klarer Einstieg, bzw. eine klare Spielfeldabgrenzung - vor dem Spiel. 
Die betreffenden Kaufabenteuer als Zumutung.
Ein Problem ist, wenn es bei diesen abgesprochenen Punkten nicht bleibt, bzw. auch im eigentlichen Geschäft der Charaktere herumgepfuscht wird, nicht nur bezgl. den in den  Rahmenbedingungen festgelegten Punkten.
Ein schlechter Ruf des SL/Autors ist für mich übrigens keine ausreichende schuldbefreiende Info ;), obwohl es am Ende denselben Effekt hat - ich werde mir den Mist nicht ernsthaft antun. 

Zitat
Für mich wären das in erster Linie Logikfehler.
Und was ich von Logikfehlern halte, habe ich ja schon weiter oben geschrieben.
Nicht direkt, da es ja nicht ein Fehler sondern Vorsatz die treibende Kraft ist.

Zitat
Der Trick bei Railroading ist ja: Die Spieler können sich entscheiden.
Ihre Entscheidungen haben bloß keine Auswirkungen bzw. keinen Einfluss auf das Ergebnis.

Ergänze Entscheidung durch relevante Entscheidung.

Zitat
BTW:
Nach deiner Definition kann man einen Abenteuereinstieg ohne Railroading ganz leicht hinbekommen, indem man den Spielern zu Beginn explizit sagt, dass ich als SL bestimme, wie die Spieler ins Abenteuer purzeln.

Genau, aber idealerweise nicht nur das daß, sondern auch das wie. Dann kann sich jeder vorher entscheiden, ob er das so möchte oder nicht, bzw. passende Charaktere zu den Vorgaben bauen - oder ohne weiteren Schaden auf die Runde verzichten.

Ich könnte also damit leben/spielen, dass mein Char an einer solchen Wettfahrt teilzunehmen und sie zu beenden interessiert sein sollte und von loyalem und guten Charakter sein muß.
Dann kann ich nicht ohne weiteres versuchen das Schiff zu entführen, die Reise zu sabotieren oder erwarten, das der Spielleiter mich weiter einbezieht, wenn ich mich von dem Schiff trenne und der Charakter sollte Kapitän und Mannschaft respektieren. 
Im Abenteuer selbst erwarte ich aber, das meine Handlungen, und die aller anderer Personen nach den Regeln des Setting abgehandelt werden und so entsprechend meine Beteiligung Sinn macht. 



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Offline Ruinenbaumeister

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #86 am: 2.08.2006 | 20:05 »
@ Magister Alrik Galgenhöfer
Das wäre dann aber wieder Railroading.

Nicht unbedingt, wenn Du mehrere Möglichkeiten offen läßt. Dann entscheiden vielleicht die Spieler gemeinsam, ob sie zuerst in die Wildnis oder zuerst zur Orkfestung oder wohin auch immer gehen. Wenn es nur ein festgelegtes Ergebnis gibt (also beispielsweise nur ein Abenteuer zu Beginn wirklich begonnen werden kann), dann ist es Railroading.

Daß sich die Gruppe findet ist kein Railroading. Es gehört zur Konvention, daß man sich irgendwo trifft und gemeinsam ins Abenteuer zieht. Mehr noch, die ganze Spielmechanik baut darauf auf.
Wenn ein Spieler meint, er bräuchte sich nicht der Gruppe anzuschließen und den Zaunpfahl nicht zu sehen, mit dem ich winke, dann will der keine Freiheit innerhalb des Abenteuers, sondern einen komplett anderen Spielstil, und das ist nichts, was IT festgelegt werden sollte, weil triftige Gründe (IT und OT) dagegen sprechen.

Wenn aber die Spieler nicht nur einen Haufen Details festlegen dürfen, sondern auch das Abenteuer an sich und damit vielleicht noch Weichen für das nächste Abenteuer stellen, dann ist das kein Railroading mehr.
Und wenn ich mich im Zusammenhang
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Eulenspiegel

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #87 am: 3.08.2006 | 02:15 »
Zunächst die Absprachen als einen klarer Einstieg, bzw. eine klare Spielfeldabgrenzung - vor dem Spiel.
OK, das würde ich als Sozialen vertrag bzw. als Scene framing bezeichnen. Je nachdem, um was es gerade geht.

Zitat
Die betreffenden Kaufabenteuer als Zumutung.
OK, dann mag ich scheinbar Zumutungs-Abenteuer.
Wenn ich in einem Forum aber frage: "Sagt mal, kennt ihr vielleicht ein Abenteuer, in dem es viel Zumutung gibt, das ihr mir empfehlen könntet?", dann werde ich nur verständislose Blicke ernten.

Wenn ich dagegen sage: "Sagt mal, kennt ihr vielleicht ein Abenteuer, in dem es viel Railroading gibt, das ihr mir empfehlen könntet?", dann werde ich auch ein paar ernsthafte Antworten und ein paar gute Zumutungs-Abenteuer bekommen. (Oder Railroad-Abenteuer, wie ich sie zu bezeichnen pflege.)

Zitat
Ein Problem ist, wenn es bei diesen abgesprochenen Punkten nicht bleibt, bzw. auch im eigentlichen Geschäft der Charaktere herumgepfuscht wird, nicht nur bezgl. den in den  Rahmenbedingungen festgelegten Punkten.
Dass du das nicht magst, ist mir in der Zwischenzeit klar geworden. Aber es gibt Leute, die das mögen. Und diese Leute spielen halt gerne Zumutungs-Abenteuer. (Ich weiß nicht, ich kann mich mit deinem Begriff nicht anfreunden. Irgendwie klingt: "Ich spiele gerne Zumutung." bescheuert.)

Zitat
Nicht direkt, da es ja nicht ein Fehler sondern Vorsatz die treibende Kraft ist.
Ja, aber wenn es einem gelingt, die Beeinflussung auch logisch konsequent vorzunehmen, dann habe ich nichts dagegen.

Zitat
Dann kann sich jeder vorher entscheiden, ob er das so möchte oder nicht, bzw. passende Charaktere zu den Vorgaben bauen - oder ohne weiteren Schaden auf die Runde verzichten.

Ich könnte also damit leben/spielen, dass mein Char an einer solchen Wettfahrt teilzunehmen und sie zu beenden interessiert sein sollte und von loyalem und guten Charakter sein muß.
Und du glaubst, das hat sich der Thread-Ersteller erhofft, als er fragte:
- "Wie kriege ich einen AB-Einstieg, ohne Railroading hin?"
- "Na ganz einfach: Sage ihnen doch einfach, wie du den Einstieg planst. Dann ist es kein Railroading mehr."

Zitat
Im Abenteuer selbst erwarte ich aber, das meine Handlungen, und die aller anderer Personen nach den Regeln des Setting abgehandelt werden und so entsprechend meine Beteiligung Sinn macht.
Ja, und ich erwarte, dass meine Handlungen logische Konsequenzen haben. Ob der SL versucht, mich zu manipulieren, oder nicht, ist mir egal, solange er nicht mit dem Unlogik-Hammer kommt.

Wenn mein SC eine Motivation hat, die das AB frühzeitig beenden könnte oder dafür sorgt, dass das AB aus dem Rahmen läuft, habe ich sogar großem Respekt vor dem SL, wenn es ihm gelingt, mit logischen Mitteln dafür zu sorgen, dass die Fahrt nach einem kurzen Intermezzo doch normal weitergeht.

Offline Shao-Mo

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #88 am: 3.08.2006 | 16:44 »
Zitat
Wenn mein SC eine Motivation hat, die das AB frühzeitig beenden könnte oder dafür sorgt, dass das AB aus dem Rahmen läuft, habe ich sogar großem Respekt vor dem SL, wenn es ihm gelingt, mit logischen Mitteln dafür zu sorgen, dass die Fahrt nach einem kurzen Intermezzo doch normal weitergeht.
Das finde ich als Spieler dann auch klasse, Spieler und SL haben ihre Linie verfolgt, beide sind happy und der SL kann weiter machen. Kann der SL natürlich nicht mit jedem Charakter machen. Aber das denke ich, ist so der Gipfel oder liege ich falsch?
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Offline Lord Verminaard

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #89 am: 6.08.2006 | 14:50 »
@ Merlin: Vorbereitung ohne Railroading ist möglich. Sehr gut sogar. Dein Augenmerk liegt dann eben mehr auf einer interessanten Ausgangssituation, auf Hintergründen, Verbindungen, Möglichkeiten. Aber eben nicht auf bestimmten Szenen, schon gar nicht solchen, die in der zweiten Hälfte des Abenteuers vorkommen sollen.

Klassisches Beispiel: Der Dungeon. Ausführliche Vorbereitung, kein Railroading.

Jetzt kommt bestimmt wieder der Schlaumeier, der behauptet: "Aber um die Spieler in den Dungeon reinzukriegen, muss man railroaden!" ::) Railroading bietet sich hier an, aber man kann auch anders vorgehen. Z.B. die Spieler einfach nett bitten, ihre Charaktere in die Höhle gehen zu lassen. Der Punkt ist: Danach braucht man Null Railroading mehr. Man spielt einfach nur die Monster im Dungeon und reagiert auf das, was die Spieler tun.

Wenn man eher soziale Abenteuer mag, kann man ähnliches machen: NSCs und Beziehungsgeflechte, Orte, Hintergründe vorbereiten, und dann einfach die NSCs spielen und auf das reagieren, was die Spieler tun. Wenn die Spieler-Charaktere auf so eine Spielweise ausgerichtet sind (eigene Ziele und Beziehungen haben), dann funktioniert das hervorragend.
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Offline Boba Fett

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #90 am: 7.08.2006 | 16:40 »
Noch eine Idee zum Dungeon ohne Anfangs-RR:
Der Dungeon könnte auch etliche Eingänge haben.
Theoretisch könnte es sogar mehrere Abenteuer geben, die darin stattfinden, je nach dem, welchen "Eingang" die Spieler wählen.
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Offline Vanis

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #91 am: 7.08.2006 | 16:45 »
Noch eine Idee zum Dungeon ohne Anfangs-RR:
Der Dungeon könnte auch etliche Eingänge haben.
Theoretisch könnte es sogar mehrere Abenteuer geben, die darin stattfinden, je nach dem, welchen "Eingang" die Spieler wählen.

So meine lieben Kandidaten...äh ich meine Mitspieler. Welchen Eingang hättet ihr denn gerne? Tor 1,2 oder 3 stehen zur Auswahl. Wie?...Tor 3? ZONK!  ;D

Für mich als SL wäre das zu viel Arbeit. Ich mach doch keine zich Abenteuer, nur damit die Spieler nicht in ihrer Entscheidungsfreiheit behindert werden. Da such lieber nach unterschiedlichen Einstiegsmöglichkeiten und variiere das Abenteuer je nach Entscheidungen der Spieler.
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Offline Boba Fett

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #92 am: 7.08.2006 | 16:58 »
Und noch ein beispiel:
meine letzte SW-Sitzung am Freitag:
Unser Pilot hat den YT Frachter kerngeschrotte und die Gruppe konnte ein quasi schrottreifen Blockade-Runner erwerben, um wegzukommen.
Geplant war eigentlich, dass die Leuts sich auf die Suche nach einem verschollenen Jedi machen (und damit die Kampagne zu Ende bringen).
Was machen die Honks? Das Schiff verkaufen, weil zu groß.
Okay, also los. Mit nem Shuttle zum Schiffshändler.
Unterwegs fragt einer der Spieler, ob es irgendjemanden verdächtigen gäbe.
Klar denke ich also gabs den.
Mein Spieler ganz kirre fängt an wüste Spekulationen auf Sabotage und Attentat.
In der Raumstation fängt die Gruppe an, die Leute zu verfolgen und Erkundigen einzuholen.
Der Paranoide Spieler geht zum Infoschalter und fragt nach wer das sei.
"aber ich beeile mich, nicht, dass gleich eine Bombe explodiert"
Also gabs ein Bomenattentat.
Und die Restliche Sitzung drehte sich nur noch darum.
Ein megageiles Abenteuer, das ich aber mit keinem Gedanken irgendwie forciert oder überhaupt nur erwartet hätte.
Es geht definitiv auch ohne Railroading!
Man braucht nur gute Spieler!!!
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Offline Gwynnedd

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #93 am: 8.08.2006 | 10:33 »
ich leite immer so...
brauch ich wenigstens nix vorbereiten  ;D
Ich kämpfe um zu töten, nicht weil ich Spaß daran finde!
Hast Du Spaß zu sterben?
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Offline Asdrubael

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #94 am: 8.08.2006 | 10:45 »
Man braucht nur gute Spieler!!!

und wenn ich ergänzen darf:

... und keine phlegmatischen Konsumenten!  :d
Und ein Paladin ist nun mal ein Krieger und kein Therapeut.

Misantropie ist halt in der Gruppe lustiger  ;D

Offline Vanis

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #95 am: 8.08.2006 | 11:15 »
Klar, wenn die Spieler so viel Input für den SL liefern ist das echt super. So macht das ganze Spaß.
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Offline Boba Fett

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #96 am: 8.08.2006 | 11:36 »
Klar, wenn die Spieler so viel Input für den SL liefern ist das echt super. So macht das ganze Spaß.
Man muss als Spielleiter aber auch offen für sowas sein, und nicht alles mit seinem "roten Faden" (oftmals auch rote Röhre genannt, weil es kein Abweichen gibt) ersticken.
Meine Erfahrung ist sogar, dass oft die Spielleiter den Spielern das Initiative ergreifen abtrainiert haben, so dass das "wo bitte gehts denn hier zum Railroading, ah, da ist ja der rote Faden, an den ich mich anknüpfen kann" Verhalten der Spieler für so offenes Spiel einfach kontraproduktiv ist.
Das muss man den Leuten dann erstmal wieder abgewöhnen "mach was!".

Es ist also bilateral, dass Spieler und Spielleiter das ermöglichen müssen!
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Offline Vanis

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #97 am: 8.08.2006 | 11:48 »
Es ist also bilateral, dass Spieler und Spielleiter das ermöglichen müssen!

Klar, natürlich muss der SL sowas auch zulassen. Was eventuell noch wichtiger ist: Wenn der SL dann improvisiert, muss das ganze aber trotzdem spannend und fesselnd werden. Sollte die Gruppe mal hierhin, mal dahin rennen und der SL keinen Spannungsbogen hinkriegt, wird aus einem improvisierten Abenteuer auch nichts.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #98 am: 8.08.2006 | 12:10 »
Wobei natürlich, genau wie der gut vorbereitete Spieler auf Railroading verzichten kann, der improvisierende Spielleiter möglicherweise knallhart auf Railroading zurückgreift, sobald er sich entschlossen hat, eine bestimmte Szene in eine bestimmte Richtung zu drehen.

Will sagen: viel Vorbereitung führt nicht zwingend zu Railroading, und freie Improvisation führt nicht zwingend zur Abwesenheit von Railroading.

Die Technik, Spekulationen der Spieler aufzugreifen und zu Tatsachen zu machen, ist eigentlich auch eine Form von Illusionismus, da auch hier den Spielern etwas vorgegaukelt wird. Wobei man jetzt wieder mit Definitionsstreitereien anfangen könnte, ob das unter Illusionismus fällt, was ich uns allen gerne ersparen möchte. Der entscheidende Unterschied zum Railroading-Illusionismus ist jedoch, dass die Spieler einen echten Einfluss auf das haben, was geschieht.
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Joe Dizzy

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Re: Abenteuereinstieg ohne Railroading?
« Antwort #99 am: 8.08.2006 | 12:13 »
Wieso muss in diesen Diskussionen eigentlich der SL immer alles leisten?

Der SL muss den Spannungsbogen hinbekommen, wenn er improvisiert. Er muss den Spielern Verhaltensweisen an- und abgewöhnen. Er soll möglichst nicht railroaden, aber wenn er ein zielgerichtetes Abenteuer haben will, dann aber schon ein wenig.

Das klingt immer so als ob der SL das Spiel für die Spieler macht. Diesen Ansatz finde ich sehr bedenklich.