Autor Thema: Der Autor macht das Spiel  (Gelesen 14080 mal)

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Offline Thalamus Grondak

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #50 am: 28.08.2006 | 17:01 »
Der Spielstil ist das, was mMn vorgegeben und klar sein sollte.
Ich habe immer noch nicht verstanden warum.
Wenn ich ein Regelwerk habe, das es mir überlässt, wie ich es Spiele, dann ist die wahrscheinlichkeit doch viel höher, das ich meinen Stil auch finde.
Ein Neuling, der sich einfach mal aus interesse ein RPG gekauft hat, und der dort falsch, also nicht seinem Stil entsprechend angeleitet wird, der wird doch nicht hingehen, und sich noch 20 RPGs kaufen, in der stillen Hoffnung es könnte auch noch was für ihn dabei sein.
Ich wäre als Neuling damals nicht im Traum auf die Idee gekommen, mir überhaupt Gedanken über Spielstile oder sowas zu machen. Ich habe implizit so gespielt, wie es mir gefiel. Hätte das AD&D Regelwerk versucht mich dazu zu drängen, genauso zu spielen, wie die die es mir gezeigt haben, wäre ich wieder zu den Sammelkarten gegangen. Ich hatte doch nicht im geringsten eine Ahnung davon, das es mehr als nur AD&D gibt.
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Offline Lechloan

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #51 am: 28.08.2006 | 17:10 »
Bei jeder anderen Art von Spielen haben die meisten Leute absolut kein Problem, total verschiedene Ziele und Stile zu praktizieren, und dabei sehr einschränkenden Regeln zu folgen. Warum ist jetzt beim Rollenspiel auf einmal ein solches Problem?
« Letzte Änderung: 28.08.2006 | 17:14 von Fauler Sack »

Offline Purzel

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #52 am: 28.08.2006 | 17:13 »
Ich denke, dass Neulinge noch keinen eigenen Stil oder ein bestimmtes Spielziel mitbringen, denn sie wissen ja noch nichts vom Rollenspiel.

Zudem behaupte ich auch anhand der Geschichten der Rollenspieler, die ich kenne, dass der Grossteil ihre erste Begegnung mit Rollenspiel zusammen mit Freunden machten, und dass Neulinge selten von sich aus ein RPG kaufen und so in das Hobby kommen.

Offline Lord Verminaard

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #53 am: 28.08.2006 | 17:15 »
Richtig, der Neuling hat noch keinen Stil, da er noch nicht vorgeprägt ist, der nimmt das Spiel so wie es ist. Die Leute, die mit "ihrem" Stil in Konflikt mit bestimmten Regelwerken geraten, sind regelmäßig eingefleischte Rollenspieler mit einer ebenso eingefleischten Gruppe.

Ich denke, dass es legitim ist, wenn ein Autor bestimmte Dinge offen lässt, damit die Gruppe es so machen kann, wie es ihr gefällt. Was genau man offen lässt und was man genau vorschreibt, das ist eben gerade die Kunst. Trotzdem stimme ich (natürlich) damit überein, dass ein Autor eine Vorstellung davon haben sollte, wie sein Spiel gespielt werden soll.

Gerade bei so Eigenentwicklungen, die dann ganz stolz hier im Rollenspiel- und Weltenbau vorgestellt werden, hat man dann in der Regel eine Welt und ein Proben- und Kampfsystem, und wenn man dann den Autor fragt: "Okay, und was soll ich jetzt damit machen?" bekommt man zur Antwort: "Wie, was soll ich damit machen? Rollenspiel natürlich, blöde Frage."

Was Ein meint, ist doch zunächst mal, dass der Autor wissen sollte, was für eine Art Spiel er machen will, und das dann auch umsetzen. Wenn die Charaktere in dem Spiel kämpfen, Abenteuer bestehen und Aufgaben lösen sollen, dann sollten diese Dinge im Mittelpunkt der Spielregeln stehen. Und man braucht Charaktere, die dazu taugen. Deswegen spiele ich bei D&D einen Kämpfer oder einen Dieb, aber keinen Kesselflicker oder Pfandhausbesitzer.
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Offline Ingo

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #54 am: 28.08.2006 | 17:18 »
Selbst Neulinge spielen ein und dasselbe System auf ganz unterschiedliche Art. Das ist mir schon oft aufgefallen, wie unterschiedlich Leute da herangehen. Manche haben sicherlich keinen eigenen Stil und achten nur auf die anderen Mitspieler, aber viele bringen sich auch schon ein und haben somit einen eigenen Spielstil. Das ist doch auch normal. Wenn ich etwas neues Ausprobiere bringe ich trotzdem meinen eigenen Charakter, mein Temperatment ein.

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Offline Jestocost

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #55 am: 28.08.2006 | 17:19 »

Als du mit AD&D angefangen hast, ist dir aus den Regeln klar geworden, dass man auf Abenteuer auszieht, Monster bezwingt und Schätze sammelt, da man dadurch Erfahrungspunkte und magische Gegenstände bekommt. Und ab einer bestimmten Stufe konnte man dies oder jenes.

D&D und AD&D sind ja gerade die Spiele, die den Spielstil ziemlich explizit offenlegen. Was man daraus dann macht, ist einem natürlich freigestellt (nur der Elch würde wieder wiehern, dass man dann nicht D&D oder AD&D sondern seinen eigenen Homebrew spielt).

Es war schon gut, dass das alte D&D (bei AD&D kenne ich mich nicht so sehr aus) einen als Spieler sehr an der Hand genommen hat:

Basis-Set: Dungeons erforschen
Experten-Set: Wildnis erkunden
Ausbau-Set: Schlachten führen und Ländereien beherrschen
Meister-Set: Episches, andere Existenzebenen und der Versuch, ein Gott zu werden...

Bei D&D wusste ich immer, was zu tun war. Und es war auch ziemlich klar, um was das Spiel ging...
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Offline Ingo

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #56 am: 28.08.2006 | 17:22 »
Als du mit AD&D angefangen hast, ...

Redest Du mit mir? Also ich habe nicht mit AD&D angefangen...  ::)
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #57 am: 28.08.2006 | 17:33 »
Redest Du mit mir? Also ich habe nicht mit AD&D angefangen...  ::)
Wohl eher mit mir  ;)
Als du mit AD&D angefangen hast, ist dir aus den Regeln klar geworden, dass man auf Abenteuer auszieht, Monster bezwingt und Schätze sammelt, da man dadurch Erfahrungspunkte und magische Gegenstände bekommt. Und ab einer bestimmten Stufe konnte man dies oder jenes.
Ja klar, das sind die Regeln des Spiels. Ob ich das jetzt aber penibel genau nach den Regeln spiele, ob ich besagte Kronleuchteraktion mit Mali belege, und ob ich so spreche als wäre ich der Char, das ist mir selbst überlassen. Beim GRW von AD&D2 wurde das recht offen gelassen, wenn ich mich richtig erinnere.
Die Regeln implizieren einen gewissen Spielstil, aber sie zwingen ihn nicht auf.
Ich stimme Vermi vollkommen zu, das sich ein Autor bewußt sein sollte, wür was sein Spiel gut sein soll, und unter dieser Prämisse sollte er seine Regeln erstellen. Er sollte auch ruhig ein paar Worte zu seiner Intention ins GRW schreiben. Aber IMHO sollte er es lassen zu schreiben das man dieses Spiel auf diese und jene Art zu spielen hat. Jedenfalls sollte er das so handhaben, wenn er seine Kundschaft nicht mit aller Gewalt auf ein Minimum beschränken möchte.
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Pyromancer

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #58 am: 28.08.2006 | 17:38 »
Ich habe immer noch nicht verstanden warum.
Wenn ich ein Regelwerk habe, das es mir überlässt, wie ich es Spiele, dann ist die wahrscheinlichkeit doch viel höher, das ich meinen Stil auch finde.

Es ist aber in der Realität so, dass bestimmte Spiele bestimmte Stile fördern und andere Stile behindern.
Wenn jetzt der Autor das weiß, und es groß draufschreibt, und in den Regeln noch extra daraufhinweist, dann ist das doch gut. Dann muss ich mich nämlich nicht wundern, wenn bestimmte Dinge nicht besonders gut funktionieren.
Ich kenne einen SL, der leitet seit 15 Jahren Midgard und wundert sich, dass es nicht richtig funktioniert, zumindest nicht zuverlässig reproduzierbar. Mir glaubt er nicht, wenn ich sage, dass das am System liegt. Vielleicht würde er dem Autor glauben. (Wobei Midgard da ein schlechtes Beispiel ist, weil da selbst die Autoren glauben, dass "damit alles geht").

Offline 1of3

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #59 am: 28.08.2006 | 17:42 »
@Ingo: Ich glaube, das war das "du" als "man" bzw. "ich".

Wo ich schon mal da bin...

Es ist ja grundsätzlich OK, wenn man ein Baukasten baut, wo sich dann jeder was rausgreifen kann und das so verwursten wie er meint. Aber dann muss man da auch Baukasten dranschreiben und am Besten auch festhalten, was da getan werden soll.

Ich hatte bei meinem Testspiel für Mauer der Götter auf Hessenstein so einen Fall, dass ich dann gefragt wurde, wie jetzt das Scene Framing funktioniert. Da wurde mir klar, dass ich mich dazu in meinem Werk schon äußern muss. Ich werde das also tun und da hinschreiben: "Älläbätsch, kriegt ihr nicht! Müsst ihr alles selber machen!"

Offline Thalamus Grondak

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #60 am: 28.08.2006 | 19:36 »
Ich hatte bei meinem Testspiel für Mauer der Götter auf Hessenstein so einen Fall, dass ich dann gefragt wurde, wie jetzt das Scene Framing funktioniert. Da wurde mir klar, dass ich mich dazu in meinem Werk schon äußern muss. Ich werde das also tun und da hinschreiben: "Älläbätsch, kriegt ihr nicht! Müsst ihr alles selber machen!"
Was aber soll ein Allgemeingültiges Regelwerk mit so einer Äußerung? Ein Neuling wird doch nur verwirrt.
"Scene Framing??? Hä. Ich versteh kein Wort"

@Pyromancer
Dagegen sag ich ja auch nichts. Ich kenne auch kaum ein Rollenspiel, das nicht recht klar macht, wofür es gemacht wurde. Ich glaube manche stellen sich da absichtlich Blind weil sie das irgendwie Theoriebeständig bekommen wollen. Aber der weitaus größte Teil der Rollenspieler interresiert sich nicht für die Designinterna. Die allermeisten nehmen ein System sowieso erstmal nur wegen des Settings, das ist Realität.
Entsprechend gibt das Setting viel mehr über die Art das Spiel zu spielen wieder, als das System. Wenn ich ein Regelsystem habe, das einen sehr engen Fokus auf eine bestimmte Art zu spielen legt, dann wird es bei der Beschreibung der Regeln automatisch dazu kommen, das erklärt wird, wie diese Regeln aufgebaut sind. Die, ich nenne sie mal Standardsysteme, D&D,DSA,Shadowrun dienen Hauptsächlich dazu die Physik wiederzuspiegeln. Da gibt es keinen königsweg diese Spiele zu spielen.
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Offline 1of3

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #61 am: 28.08.2006 | 19:51 »
Was aber soll ein Allgemeingültiges Regelwerk mit so einer Äußerung? Ein Neuling wird doch nur verwirrt.
"Scene Framing??? Hä. Ich versteh kein Wort"

Aaargh!

Ich muss die Bezeichnung "Scene Framing" nicht benutzen, um den Inhalt auszudrücken. Aber bevor ich hier erkläre, was ich mit der Aussage, "Ihr müsst euch entscheiden, wer die Insignien bekommt und ob und wann ihr sie weitergeben wollt", meine, schreibe ich zum Zwecke der Diskussion hier nur, dass ich mich nicht dahingehend äußern werde, wer wann welche Szene rahmt.

Vor allem ändert der Gegenstand des Beispiels in keiner Weise die Gültigkeit der Aussage.

(Sollte jemand jetzt nicht wissen, was Scene Framing bedeutet und profundes Interesse an der Aufklärung  haben, möge er mich per PM kontaktieren.)


Zitat
Die allermeisten nehmen ein System sowieso erstmal nur wegen des Settings, das ist Realität.

Das ist bei den meisten Spielen auch möglich, weil sich die meisten in Spiele in ihrer Struktur eben nicht signifikant unterscheiden. Es ist praktisch egal, ob du D&D, Shadowrun oder DSA spielst. Das macht keinen Unterschied, da sich die Regeln alle auf dieses Schema runterbrechen lassen. (Gut machmal sind es keine Social Outcasts.)
« Letzte Änderung: 28.08.2006 | 20:54 von 1of3 »

wjassula

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #62 am: 28.08.2006 | 20:04 »
Hey, 1of3, genau das hab ich neulich auch mal gedacht. Spiele, die man nur wegen des Settings wählt, sind irgendwie wie diese "Risiko" - Varianten, oder? "Herr der Ringe - Risiko"..."WW2 - Risiko"..."Game of Thrones Risiko"...die Karte und die Figuren sehen immer ein bisschen anders aus, aber das Spielerlebnis ändert sich nicht sonderlich. Deswegen ärgert´s mich mittlerweile auch so, wenn mit einigem Aufwand neue Spiele rausgebracht werden, die ausser neuen Fantasy - Rassen und einem echt total anderen Elfenkonzept und einer blasenförmigen Welt nichts anders machen. Das ist kein neues Spiel.

Ein neues Spiel liefert halt Regeln, die auch ein merklich anderes Spielerlebnis produzieren. Im Sinne des Threadtitels würde ich sagen, dass derAutor oder die Autorin nicht das Spiel in seinem gesamten Verlauf bestimmt - das macht ja keine Spielregel, in keinem Spiel, sonst müsste man sich ja auch nicht hinsetzen und spielen. Aber die Regeln stecken sozusagen den Rahmen ab, innerhalb dessen man sich bewegt, und sie lenken die Kommunikation der Spielenden. Sie sagen, worum es zwischen den Leuten in der Runde für die Spieldauer gehen sol, und wie das vonstatten geht. "Für die nächste Stunde wollen alle Strassen kaufen, Hotels bauen und Kohle machen. Dazu gibt es folgende Elemente, und soundso kömt man an die ran. Gewonnen hat, wer...".

Klassische Rollenspiele sagen stattdessen: "Wir erzähen dir jetzt erst mal lang und breit was über unsere fantastische Fantasywelt. Und jetzt setzt euch hin, und erzählt mit verteilten Rollen eine Geschichte, die so ähnlich ist und ungefähr so ein Gefühl produziert, wie unsere Beschreibung des Settings.  Was für ein Gefühl das ist, müssen wir gar nicht erst sagen, habt ihr ja beim Lesen selbst gemerkt,ne? Und deshalb wisst ihr ja sicher auch, wie ihr selber solche Stories hinkriegt, habt ja jetzt jede Menge davon gelesen. Jo, viel Spass noch." Im Grunde also die Aufforderung, sich doch mal selbst ein Spiel auszudenken, während die Designer Kaffee trinken gehen.

Offline 1of3

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #63 am: 28.08.2006 | 20:14 »
Ja, richtig. Das eine ist RPG-Design, das andere ist Weltenbau. Da gibts eine ganz wundervolle, deutsche Seite, namens weltenbastler.net. Die Jungs und Mädels da sind super in dem, was sie tun. Aber die betreiben eine ganz andere Sportart.

Man kann das ja gerne mach wie z.B. Thyria Tom und sagen: "Ich hab hier ne feine Welt gemacht und wenn du sie rollenbespielen willst, nimm Liquid oder nimm Osiris oder nimm sonstwas." Das ist wunderbar. Wenn mich die Welt entsprechend reizt, werd ich das machen.
« Letzte Änderung: 28.08.2006 | 20:18 von 1of3 »

Preacher

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #64 am: 28.08.2006 | 20:14 »
Da kann ich doch nicht anders als Jasper zuzustimmen ;)

Es stimmt zwar, daß viele Leute Spiele wegen der Settings kaufen, und es mag auch sein, daß das Setting einen gewissen Einfluss auf das Spielgefühl hat (hätte es überhaupt keinen, bräuchte man ja nicht mal das Setting zu wechseln), aber um wirklich ein anderes Spielgefühl zu erzeugen benötigt man imho einfach ein anderes Spiel.

Ein Spiel, dessen Regeln und Mechanismen darauf ausgelegt sind, ein bestimmtes Spielgefühl zu erzeugen und das mir dann auch sagt, wie ich diese Regeln anzuwenden habe, um besagtes Spielgefühl zu erreichen.

Deswegen spiel ich, wenn ich poetisch-tragische Geschichten im hohen Norden haben will eben Polaris und wenn ich Western will DitV und nicht GURPS Western und GURPS Arktis.

Joe Dizzy

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #65 am: 28.08.2006 | 20:30 »
Der Jasper, der weiß Bescheid.

:D

Offline Thalamus Grondak

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #66 am: 28.08.2006 | 22:39 »
Klassische Rollenspiele sagen stattdessen: "Wir erzähen dir jetzt erst mal lang und breit was über unsere fantastische Fantasywelt. Und jetzt setzt euch hin, und erzählt mit verteilten Rollen eine Geschichte, die so ähnlich ist und ungefähr so ein Gefühl produziert, wie unsere Beschreibung des Settings.  Was für ein Gefühl das ist, müssen wir gar nicht erst sagen, habt ihr ja beim Lesen selbst gemerkt,ne? Und deshalb wisst ihr ja sicher auch, wie ihr selber solche Stories hinkriegt, habt ja jetzt jede Menge davon gelesen. Jo, viel Spass noch." Im Grunde also die Aufforderung, sich doch mal selbst ein Spiel auszudenken, während die Designer Kaffee trinken gehen.
:verschwoer:
Vieleicht ist es genau das, was Rollenspiele ausmacht. 
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Offline Dr.Boomslang

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #67 am: 28.08.2006 | 22:46 »
Vielleicht aber auch nicht ::)

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #68 am: 29.08.2006 | 09:42 »
@Jasper
Bist du eigentlich privat Armin-Imitator oder so? ;D :d

Offline Arbo

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #69 am: 29.08.2006 | 10:09 »
So, auf Wunsch eines einzelnen Herrn ;) meine drei Cent.

Also, ich denke, dass es schon eine ganz schöne Diskrepanz geben kann zwischen dem, was im Buch steht, und dem, was real gespielt wird. Erstens sind Regeln auch immer Interpretationssache, so dass sie unterschiedlich ausgelegt werden können - sonst gäbe es die ganzen Regelforen gar nicht. Insofern ist es schon mühselig, darüber diskutieren zu wollen, ob sich etwas in Regeln pressen lässt, weil es immer auch zu Interpretationsschwierigkeiten kommen kann (und zwar auch TROTZ expliziten Erklärungen!). Zweites wird außer Acht gelassen, dass womöglich auch beim Autor eines Rollenspiels Defizite bestehen können, sich richtig auszudrücken - will heißen: Was der Autor schreibt und was er meint können zwei verschiedene Paar Schuhe sein.

Ansonsten ist es natürlich klar, dass der Otto-Normal-Depp erst einmal das versucht als ernst anzusehen und entsprechend zu interpretieren, was da im Regelwerk steht. Schließlich hat er ja mächtig Kohle dafür hingeblättert und sollte eigentlich auch etwas erwarten können, was ihm weiter hilft. Insofern: Ja, der Autoren-Schriebs hat einen Einfluss auf das Spiel. Aber welchen?

Ich persönlich favorisiere Systeme, die an sich schon interessante und einfache Möglichkeiten bieten, auf Wunsch auch "kinomäßige" Szenen zu händeln. Dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass "Regeln" eine Art "neutrale Schiedsinstanz" darstellen. Insofern sind sie nützlich. Gleichzeitig soll das System aber nicht dadurch charakterisiert sein, dass es mir "diktatorisch" vorzugeben versucht, wie ich zu spielen habe (!) und welche Wege nicht einzuschlagen sind. Mit anderen Worten: Ich möchte ein System, was mir sinnvolle Vorschläge macht, sich aber offen hält, so dass ich selbst entscheiden darf, ob etwas sinvoll ist oder nicht.

Daher macht der "Autor" bei mir nur insofern das Spiel, als dass er mir Vorschläge unterbreitet, die ich annehmen oder ablehnen kann (zumindest sehe ich das so ;) ). Mag sein, dass man das als "Hippie-Mentalität" bezeichnen will - aber mir selbst widerstrebt es, einen Autor auf ein "unverrückbares" Podest zu stellen, von dem er mir "den richtigen Weg" weist. Dazu gibt es außerdem viel zu viel schlechte RPGs auf der Welt :P

Ich will auch keinen, der mir vorschreibt, welches "Thema" im jeweiligen RPG im Vordergrund steht. Einerseits mache ich mich selbst einen Kopf, warum ich etwas spielen will oder nicht- da brauch' ich keinen Autoren-Klugscheißer, der mir aufzwingt, wie ich das zu sehen habe. Ich meine, möglicherweise gefällt mir an einem System oder einer Welt nur ein gewisser Teil. Andererseits sind solche "Themenvorgaben" zum großen Teil auch totaler Blubbmist - Marketing. Ich vermute, die meisten SpielerInnen wollen "einfach" nur Abenteuer spielen, wie in jedem anderen System / Genre auch. Die Geschichten sind dann pro Spiel/Genre natürlich etwas anders nuanciert - mit anderen Tönen "eingekleidet". Im Grunde bleibt es aber nach wie vor das Gleiche. Insofern stört mich (!) ein zu aufdringlicher Autor nur - der hält mich im Zweifelsfalle sogar eher vom Kauf ab oder "zwingt" mich zum Wiederverkauf auf Ebay.

Allerdings: Wenn ein Autor seine Gedanken formuliert, erklärt WARUM er das so oder so schreibt und "regelt" -auf diese Weise also eine Interpretationshilfe gibt -, ist dies durchaus nicht als negativ zu werten. Daher ist auch fein zu unterscheiden, ob ein Autor sich verständlich zu machen versucht oder ob er einem in penetranter Weise etwas aufzwingen möchte.

Die Wirkung allerdings, die ist - aus oben genannten Gründen - vorher nicht immer eindeutig feststellbar.

-gruß,
Arbo

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Offline Ingo

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #70 am: 29.08.2006 | 10:29 »
Es stimmt zwar, daß viele Leute Spiele wegen der Settings kaufen, und es mag auch sein, daß das Setting einen gewissen Einfluss auf das Spielgefühl hat (hätte es überhaupt keinen, bräuchte man ja nicht mal das Setting zu wechseln), aber um wirklich ein anderes Spielgefühl zu erzeugen benötigt man imho einfach ein anderes Spiel.

Ein Spiel, dessen Regeln und Mechanismen darauf ausgelegt sind, ein bestimmtes Spielgefühl zu erzeugen und das mir dann auch sagt, wie ich diese Regeln anzuwenden habe, um besagtes Spielgefühl zu erreichen.

Regeln erzeugen das Spielgefühl? Wenn das so wäre könntest Du die Regeln eines Horror-Rollenspiels nehmen und mit einem Science-Fiction Setting kombinieren und Du hättest wieder ein Horror-Rollenspiel. Sicherlich unterstützen Systeme einige Settings und andere nicht, aber das Spielgefühl entsteht doch durch die Welt.
Nehme ich mal Earthdawn. Da verursacht das System bei mir nur Ablehnung, aber die Welt ist toll und die stellt sich durch die Atmosphäre ein, nicht durch das System. Aventurien bleibt Aventurien, egal ob ich es mit DSA-Regeln, mit Gurps oder Prost spiele. Und Forgotten Realms bleibt auch immer Forgotten Realms.

Das System kann sicherliche eine feine Abrundung bieten, aber das Spielgefühl kommt in erster Linie durch Setting. Setting zu System würde ich mal 4:1 sagen. Natürlich hat man bei einer Systemumstellung erst mal ein anderes Gefühl (es sind ja neue Regeln), aber das reduziert sich doch nach einigen Sitzungen und dann ist man wieder beim Setting...

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #71 am: 29.08.2006 | 10:32 »
Das hängt im Grunde davon ab, wie gut die Regeln auf das Setting angepasst sind.

Horror-Systeme sind in dieser Hinsicht meines Erachtens ein schlechtes Beispiel, da sie selten Horror greifbar machen. Wenn wir uns aber wirklich mal Earthdawn oder Legend of the Five Rings ansehen, dann kann man feststellen, dass allein durch die starke Implementation der Disziplinen bzw. Clans ein ganz spezielles Spielgefühl erzeugt wird, dass nicht mit einem anderen System wiederzugeben ist.

Offline Arbo

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #72 am: 29.08.2006 | 10:39 »
Nee, ich halte das eher für einen "Framing-" und "Prägungs-Effekt" - ausgehend von dem, was Du spielst, verbindest Du automatisch bestimmte "Gedanken" und "Emotionen" damit. Hätte ich MIDGARD über Midgard1880 kennen gelernt und [A]D&D nur über Fantasy, würde ich ersteres wahrscheinlich auch eher nur mit Steampunk und letzteres nur mit Fantasy in Verbindung bringen - entsprechend wären meine "Vorlieben" für weitere Fantasy-Spiele möglicherweise schon "geprägt".

Mit Setting-Anpassung hat das m.E. weniger was zu tun (möglicherweise aber generell mit der "Stimmigkeit" von Regeln).

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Offline Tantalos

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #73 am: 29.08.2006 | 10:41 »
Das System kann sicherliche eine feine Abrundung bieten, aber das Spielgefühl kommt in erster Linie durch Setting. Setting zu System würde ich mal 4:1 sagen. Natürlich hat man bei einer Systemumstellung erst mal ein anderes Gefühl (es sind ja neue Regeln), aber das reduziert sich doch nach einigen Sitzungen und dann ist man wieder beim Setting...

Dieser Aussage stimme ich nicht zu. Ich hab D&D in unterschiedlichen Settings und unterschiedlichen Spielleitern gespielt, aber es war imemr D&D. Egal ob Forgotten Realms, Eberron, Planescape oder gar kein spezielles Setting bzw. eigenes. Es war am Ende D&D mit ein wenig beschreibender Farbe duch das Setting...
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Offline Ingo

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Re: Der Autor macht das Spiel
« Antwort #74 am: 29.08.2006 | 10:44 »
Dieser Aussage stimme ich nicht zu. Ich hab D&D in unterschiedlichen Settings und unterschiedlichen Spielleitern gespielt, aber es war imemr D&D. Egal ob Forgotten Realms, Eberron, Planescape oder gar kein spezielles Setting bzw. eigenes. Es war am Ende D&D mit ein wenig beschreibender Farbe duch das Setting...

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