So, auf Wunsch eines einzelnen Herrn
meine drei Cent.
Also, ich denke, dass es schon eine ganz schöne Diskrepanz geben kann zwischen dem, was im Buch steht, und dem, was real gespielt wird. Erstens sind Regeln auch immer Interpretationssache, so dass sie unterschiedlich ausgelegt werden können - sonst gäbe es die ganzen Regelforen gar nicht. Insofern ist es schon mühselig, darüber diskutieren zu wollen, ob sich etwas in Regeln pressen lässt, weil es immer auch zu Interpretationsschwierigkeiten kommen kann (und zwar auch TROTZ expliziten Erklärungen!). Zweites wird außer Acht gelassen, dass womöglich auch beim Autor eines Rollenspiels Defizite bestehen können, sich richtig auszudrücken - will heißen: Was der Autor schreibt und was er meint können zwei verschiedene Paar Schuhe sein.
Ansonsten ist es natürlich klar, dass der Otto-Normal-
Depp erst einmal das versucht als ernst anzusehen und entsprechend zu interpretieren, was da im Regelwerk steht. Schließlich hat er ja mächtig Kohle dafür hingeblättert und sollte eigentlich auch etwas erwarten können, was ihm weiter hilft. Insofern: Ja, der Autoren-Schriebs hat einen Einfluss auf das Spiel. Aber welchen?
Ich persönlich favorisiere Systeme, die an sich schon interessante und einfache Möglichkeiten bieten,
auf Wunsch auch "kinomäßige" Szenen zu händeln. Dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass "Regeln" eine Art "neutrale Schiedsinstanz" darstellen. Insofern sind sie nützlich. Gleichzeitig soll das System aber nicht dadurch charakterisiert sein, dass es mir "diktatorisch" vorzugeben versucht, wie ich zu spielen habe (!) und welche Wege nicht einzuschlagen sind. Mit anderen Worten: Ich möchte ein System, was mir sinnvolle Vorschläge macht, sich aber offen hält, so dass ich selbst entscheiden darf, ob etwas sinvoll ist oder nicht.
Daher macht der "Autor" bei mir nur insofern das Spiel, als dass er mir Vorschläge unterbreitet, die ich annehmen oder ablehnen kann (zumindest sehe
ich das so
). Mag sein, dass man das als "Hippie-Mentalität" bezeichnen will - aber mir selbst widerstrebt es, einen Autor auf ein "unverrückbares" Podest zu stellen, von dem er mir "den richtigen Weg" weist. Dazu gibt es außerdem viel zu viel schlechte RPGs auf der Welt
Ich will auch keinen, der mir vorschreibt, welches "Thema" im jeweiligen RPG im Vordergrund steht. Einerseits mache ich mich selbst einen Kopf, warum ich etwas spielen will oder nicht- da brauch' ich keinen Autoren-Klugscheißer, der mir aufzwingt, wie ich das zu sehen habe. Ich meine, möglicherweise gefällt mir an einem System oder einer Welt nur ein gewisser Teil. Andererseits sind solche "Themenvorgaben" zum großen Teil auch totaler Blubbmist - Marketing. Ich vermute, die meisten SpielerInnen wollen "einfach"
nur Abenteuer spielen, wie in
jedem anderen System / Genre auch. Die Geschichten sind dann pro Spiel/Genre natürlich etwas anders nuanciert - mit anderen Tönen "eingekleidet". Im Grunde bleibt es aber nach wie vor das Gleiche. Insofern stört mich (!) ein zu aufdringlicher Autor nur - der hält mich im Zweifelsfalle sogar eher vom Kauf ab oder "zwingt" mich zum Wiederverkauf auf Ebay.
Allerdings: Wenn ein Autor seine Gedanken formuliert, erklärt WARUM er das so oder so schreibt und "regelt" -auf diese Weise also eine Interpretationshilfe gibt -, ist dies durchaus nicht als negativ zu werten. Daher ist auch fein zu unterscheiden, ob ein Autor sich verständlich zu machen versucht oder ob er einem in penetranter Weise etwas aufzwingen möchte.
Die Wirkung allerdings, die ist - aus oben genannten Gründen - vorher nicht immer eindeutig feststellbar.
-gruß,
Arbo