Autor Thema: [Forge] Abgrenzung Task- und Conflictresolution  (Gelesen 17391 mal)

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Offline Dr.Boomslang

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Re: [Forge] Abgrenzung Task- und Conflictresolution
« Antwort #75 am: 12.09.2006 | 17:34 »
Die Begriffe CR/TR sind nicht völlig unbrauchbar, nur in ihrer Bedeutung sind sie eher von historischem Wert und nicht so sehr von fundamentalem.

Offiziell geht es um den Konflikt zwischen Charakteren, wobei der Zaun bzw. die Natur allgemein dann eben als gegnerischer Charakter betrachtet wird.
Eigentlich geht es bei CR darum was ein Charakter will. Dabei muss er Opposition haben, ob das auch ein anderer Charakter ist ist dabei egal. Wir brauchen also mindestens einen Charakter und etwas das er als Problem betrachtet. Es müsste dabei im Prinzip drauf ankommen wie dieser Charakter dieses Problem definieren würde. Daraus ergeben sich die Stakes.
Nach dieser (strengen) Auslegung darf es nicht direkt darum gehen was der Spieler will, was passieren könnte, oder wie erzählt wird ("Plot Stakes"), sondern nur darum was ein Charakter sinnvollerweise wollen kann. Das ist natürlich extreme Auslegungssache, weswegen CR auch in seiner Anwendung oft zu etwas gemacht wird, was weder CR noch TR ist.

Ein Beispiel für etwas das weder CR noch TR ist wären Erzährechtresolutionen (das was ich oben schon Basic Resolution genannt habe). Wenn ein Spieler meint: "Jetzt wäre eine Rückblende cool!" und er würfelt dafür die erzählen zu dürfen, ist das ganz sicher kein Konflikt im Sinne von CR, denn ein Charakter kann sich keine Rückblende in der Erzählung wünschen deren Teil er ist.
Ein Grenzfall sind Dinge die ein Charakter niemals auch nur annähernd beeinflussen kann, und sich damit wahrscheinlich nie als Ziel setzen wird. Kann sich z.B. ein Charakter als Ziel vornehmen nichts zu tun wärend sein Gegner von plötzlich auftauchenden günen Männchen entführt wird? Im Prinzip schon. Aber wahrscheinlich wäre das ein äußert unwahrscheinlicher Stake für echte CR (das ist aber Sache der Spieler und ihrer Interpretation davon was ein Charakter wollen kann).


Und jetzt kann ich auch noch erklären was ich eigentlich mit aublauf- und zielorientierter Resolution meinte (es mag ähnlich klingen wie das was ich schon gesagt habe, aber mit entscheidenden Unterschieden).
CR/TR beziehen sich nämlich doch auf fiktionale Inhalte. Sie helfen dabei einzuschränken bzw. zu spezifizieren was ein Spieler "sich wünschen kann". Dieses einfache "Wünschen" also Festlegen von SIS-Elementen ist das, was ich Basic Resolution nenne. Hier wird nur resolviert wer Erzählrechte hat, im Bezug auf die Fiktion selbst werden diese Rechte aber durch die Resolution nicht näher definiert.
Will man das tun gibt es dazu offensichtlich unendlich viele mehr oder weniger komplexe Möglichkeiten. Die Erzählrechtvergabe bleibt immer Teil dieser Resolution, jedoch kommen Einschränkungen und Besonderheiten darüber hinzu was und wann man resolviert und was dabei rauskommen kann. Zwei traditionelle Möglichkeiten, die auf einem charakterzentrierten Spielmodell beruhen, wären CR und TR.

Will man nun aber eine generellere Einteilung finden, darf man sich nicht daran aufhalten wie fiktionale Elemente zusammenhängen, denn das ist letzlich immer Sache der Spieler und des speziellen Systems.
Ganz grundsätzlich beeinflusst jede Form der Einschränkung die Wahrscheinlichkeit bzw. den Akzeptanzgrad einer folgenden SIS-Situation, in Abhängigkeit von der aktuellen. Man könnte also sagen es existieren (nichtdeterministische) Gesetzmäßigkeiten denen der Übergang von einer SIS-Situation zur nächsten unterliegt.
An dieser Stelle muss man beachten das ich nicht von Kausalität der Spielwelt rede! Ich rede von Kausalität der Erzählung. Es geht nur darum was Spieler als nächstes Einbringen können, in Abhängigkeit davon was bereits eingebracht wurde. Wenn die Spieler es z.B. passend finden, dass an dieser Stelle in der Erzählung eine Rückblende oder ein Szenenwechsel stattfindet, hat das absolut nichts mit den Gesetzmäßigkeiten der fiktiven Welt zu tun, sondern mit den Gesetzmäßigkeiten des "SIS-Schaffens", also der Erzählung. Was als nächstes erzählt werden darf kann natürlich durchaus von der Kausalität der Welt abhängen, aber das muss es wie gesagt keinesfalls. Weltkausalität ist also (wie immer) nur ein Spezialfall von Erzählkausalität!

Bei der Ablauf-Resolution bestimmen die Spieler zuerst welche Gesetzmäßigkeiten sie auf die aktuelle Situation möglicherweise anwenden wollen, damit definieren sie effektiv die Bedeutung dieser Situation für das Spiel. Die Resolution wählt aus diesen Gesetzmäßigkeiten eine aus, und überlässt die Anwendung auf den SIS wiederum den Spielern (oder auch nur einem). Die Resolution wählt quasi eine Funktion die ich auf den SIS anwende (nur dass es im mathematischen Sinne nicht unbedingt eine Funktion ist weil die Zuordnung nicht eindeutig ist). Diese Funktionen selbst sind natürlich Teil des Systems und können damit alle normalen Eigenschaften von Systemteilen haben (will heißen es sind Regeln im allgemeinsten Sinn).

Bei Ziel-Resolution ist es umgekehrt. Die Spieler bestimmen selbst mögliche interessante Folgesituationen. Dabei haben sie vielleicht schon Gesetzmäßigkeiten, also Abläufe im Hinterkopf, wichtig ist aber dass ihnen die Resolution darüber keine Vorschriften macht. Die Resolution wählt nur eine Situation, und Aufgabe der Spieler ist es dann wieder irgendwelche Gesetzmäßigkeiten zu nutzen um die Situationen sinnvoll zu verbinden.
Aber die Wahl der Mittel mit denen es zur neuen Situation kommt, ist natürlich nicht unbedingt beliebig. Die möglichen Gesetzmäßigkeiten die man wählt können wieder beliebig stark durchs System vorgegeben werden.
« Letzte Änderung: 12.09.2006 | 17:37 von Dr.Boomslang »

Offline Dom

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Re: [Forge] Abgrenzung Task- und Conflictresolution
« Antwort #76 am: 12.09.2006 | 20:39 »
Boomslang, mir ist klar, was du ausdrücken willst (da bin ich mir ziemlich sicher). Aber ich kann mir nur schlecht vorstellen, wie solche Gesetzmäßigkeiten aussehen können, die nicht Spezialfall TR sind. Szenenwechsel und Rückblenden? Das klingt sehr allgemein, jedenfalls deutlich allgemeiner als Abläufe, die ein Charakter durchführen möchte.

Dom

Offline Dr.Boomslang

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Re: [Forge] Abgrenzung Task- und Conflictresolution
« Antwort #77 am: 13.09.2006 | 00:10 »
Nicht Spezialfall TR? Das ist einfach: Alles was keine Handlung ist.
Physikalische Gesetze, dramaturgische Gesetze, ökonomische Gesetze, eigentlich alles was irgendwelche Gesetzmäßigkeiten hat. Ich kann mit Ablauf-Resolution sogar unter diesen wählen.

Offline Lord Verminaard

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Re: [Forge] Abgrenzung Task- und Conflictresolution
« Antwort #78 am: 22.09.2006 | 11:53 »
Wenn jetzt der Zaun plötzlich doch wieder ein Gegner sein kann, ist doch wieder alles falsch und alles richtig und alles sinnlos.
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Offline Dr.Boomslang

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Re: [Forge] Abgrenzung Task- und Conflictresolution
« Antwort #79 am: 22.09.2006 | 13:01 »
Also was TR und CR angeht liegt die Differenzierung, wie ich schon sagte, nicht darin auf welche SIS-Inhalte man den Mechanismus anwenden kann, sondern darin welche Ergebnisse man dabei erhält oder erhalten möchte (aber das mag in meinem anderen Kram untergegangen sein).

Man kann alles mit sowohl TR oder CR lösen wenn man das möchte. Nur sind manche Aktionen sicher eher schlechte "Conflicts" und eher gute "Tasks", oder umgekehrt, oder garnichts von dem.
Dieses gut und schlecht orientiert sich nun einfach an der Anschauung davon, was man als Konflikt, oder eben als Lösung einer Aufgabe definieren kann.

Ist der Zaun also ein Gegner? Wenn man möchte ja. Die Frage ist dann welcher Konflikt dabei gelöst wird. Unter welchen Gesichtspunkt betrachte ich das Ergebnis?
Kann man das zufriedenstellend beantworten ist alles in Ordnung.

Eigentlich sind TR/CR nur unterschiedliche Sichtweisen auf das Ergebnis einer Resolution. Und natürlich sind es auch bei weitem nicht die einzig möglichen, aber eben zwei prominente. Mehr nicht.
Ist das nun von Bedeutung? Nicht großartig ;)

Offline Lord Verminaard

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Re: [Forge] Abgrenzung Task- und Conflictresolution
« Antwort #80 am: 22.09.2006 | 13:52 »
Wir drehen uns im Kreis und reden aneinander vorbei. Schlimmer wird's nicht mehr.

Ich mache mal den Ron und schließe den Thread. Wer weiter diskutieren möchte, kann das natürlich gerne tun, aber in einem neuen Thread und am besten, indem er eine klare Definition zur Diskussion stellt und das Thema des Threads auf genau diese Definition beschränkt.

Ich würde mich freuen, wenn Georgios so einen Thread aufmacht, weil ich seine Definition interessant finde und so halb verstehe, aber nicht so richtig.
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