...am Anfang stand ein Kumpel in der Schule, der mir ausführlich und für mich hoch interessanter Weise von -wie ich erst später mitbekam- der Havena Box erzählte und was er mit seiner Familie (wow, seine Eltern und seine Brüder spileten zusammen mit ihm); ich bekam heraus, dass es sich um DSA handelte.
Also überredete ich meine Eltern( ich war damals 11 oder 12), mir DSA zum Geburtstag zu schenken; und ich bekam dann auch die Grundbox; kurze zeit später dann auch die Ausbaubox.
...Verzaubert oder Trunken... anders kann ich die erste Zeit nicht beschreiben- und in dieser Zeit hatte ich noch nicht mal Mitspieler; ich war von den Boxen und ihrem Inhalt schlicht überwältigt.
Kein Spielbrett...nein, dieses Rollenspiel sollte in unserer Fantasie ablaufen - und Fantasie hatte ich damals im Übermaß. Das Gefühl, dass mich befällt, wenn ich heute die alte Box heraushole und betrachte, lässt sich am ehesten mit einer Ekstase vergleichen.
Dann fand ich meine Gruppe und wir bastelten Helden .Helden, nicht irgendwelche Heinis...Nein, Bei DSA war der Sieg vorgegeben: wir waren Helden (nicht, dass wir uns auch immer so verhalten haben...) In den Regeln lasen wir von den wilden Thorwalern, der großen Hafenstadt Havena, der großen Wüste mit ihren gefürchteten Novadis, und - meine einprägendste Erinnerung- Al'Anfa im tiefen Süden.
Alles hatte einen wunderbaren Klang, es war unbekannt und alle Leute schienen auf die Helden zu warten. Als ich später die Box Das Land des Schwarzen Auges bekam, war ich zwar zunächst begeistert, aber irgendwie begann ab diesem Zeitpunkt die langsame aber stetige Entmystifizierung;
Gareth lag genau " dort" und war genau xx Meilen von "da" entfernt. Irgendwie erschien Aventurien durch die Karte plötzlich sehr klein und beengt.
(Übrigens: Kann es sein, dass Aventurien zwischen den letzten Editionen und heute "größer" gemacht wurde, also der Maßstab vergrößetrt wurde? Zumindest scheint es mir so, aber ich hatte auch eine seehr laange Pause, bis ich vor kurzem wieder begann)
An die offizielle Geschichte (Metaplot etc) hielten wir uns nur zufällig, und dann nur in groben Zügen.
Aber zumindest die wichtigen NPC traten des öfteren auf; es trug einfach zum Flair bei, wenn man Leonardo aus AHvena als Freund hatte, oder mit Ober-Hetman ?? aus Thorwal beste Busenkumpels war.
Was mich aber trotzdem vergrault hat, war ein bestimmter Aventurischer Bote. Die Nummer weiß ich nicht, es war die mit einer RIESEN Schlagzeile , etwa "Orks plündern Lowangen. Verdammte Schweinerei", auf Seite 2 gabs eine nackte "Elfe des Monats", und ansonsten moserte Graf Answin gegen die Adeligen und die Redaktion gegen alles.
Und ich dachte nur : WTF ?!?
Selbst wenn es nur als Witz gedacht war, war mir alles vergangen. Die Aufmachung in BILD Look war unter aller Sau; und was ich absolut beleidigend fand (und ich war ja nicht einmal direkt betroffen),
war die Art wie Graf Answin und Redaktion mit den Teilnehmern des Adlesspiels (? oder wer auch immer die Inhaber dieser Titel war) verfuhren.
Wir haben dann noch eine Weile "unser DSA" weitergespielt, aber es wurde uns dann irgendwie zu "nett-bunt", zu liberal und zu modern. Wir wollten eine stärker mittelalterliche-feudale Welt, ohne Gleichberechtigung und Atheisten (wobei keiner von uns in RL etwas dagegen hat, in Sci Fi RPG "stört" es uns ja auch nicht), mit etwas mehr "Dunkel" in der heilen Blümchen-Welt DSA.
Jetzt bin ich zurückgekehrt, spiele zwar wieder gerne, aber doch irgendwie bin ich enttäuscht von der Entwicklung die DSA genommen hat, vor allem beim Regelwerk aber auch bei der Hintergrundgeschichte (das was ich mitbekommen hab)
Wie einer meiner Vorredner hier sagte, DSA hat auch meiner Ansicht nach zu sehr versucht, andere System nachzumachen, um von deren Erfolg etwas abzubekommen.
Ob jetzt Myranor Talislanta, Earthdawn oder D&D nachäfft ist egal; es scheintfür mich aber Fakt, DASS sie das High Fantasy Klientel bedienen wllte, dem DSA zu "langweilig" war.
Aber sowohl bei Myranor und den anderen "Anpassungen" sind sie zu halbherzig vorgegangen, meistens auch ohne wirklich zu durchdenken, ob eine Änderung auch ins bestehende System passt.
Aber wie damals ist mir der Metaplot egal, soweit er mir nicht passt. Und obwohl ich mehr Spielerinnen als Spieler hab, beschwert sich niemand, dass Frauen in "meinem" Aventurien nun wirklich nicht einfach so Druide/Söldner/ Maurer/Fuhrmann etc werden können. Ausnahmen gibt es schon (wer will schon einer Fürstin vorschreiben, ob sie mit einem Schwert kämpfen darf oder nicht), aber Abenteurer -und dann erst noch weiblich- werden halt eher misstrauisch angesehen.
Genauso wie ich von den Spielern erwarte, dass sie die Tatsächlichkeit der Götter in Aventurien akzeptieren und sich nicht über die "rückständigen" Geweihten lustigmachen.
Ich glaube, alles in allem bin ich mit meiner Gruppe in DSA 4 an einem Punkt, der wieder ein wenig in Richtung "altes" Aventurien geht. Die offiziellen Karten nehmen wir nur als groben Anhaltspunkt und die Politik ist ein wenig mehr in Bewegung als früher.
Nota Bene: Was mir an Neuem in der Av. Geschichte gefallen hat, war, dass das Mittelreich ein wenig schwächer wurde. Es war früher einfach zu groß und zu mächtig und nicht wirklich mittelalterlich.