Für mich fühlt es sich so an, als würde man beim Fußball nicht das Spiel, sondern die taktische Besprechung in der Kabine im Fernsehen übertragen.
Ach, darauf wollte ich ja noch antworten. Ich finde, dieser Vergleich hinkt massiv, aber er zeigt auch sehr schön, wie unterschiedlich die Prioritäten beim Rollenspielen seien können. Denn für mich ist (bei dieser Runde) genau das, was du hörst
das Spiel. Es erscheint nur dann als Vorbereitung zum Spiel, wenn du es mit anderen Systemen vergleichst. Die ganzen Gespräche, die wir da führen, drehen sich ja um die Manipulation des Vorstellungsraumes. Während du mich reden hörst, rattert es die ganze Zeit im Kopf bei mir, und die bildliche Vorstellung der Situation ändert sich von Sekunde zu Sekunde. Und dann geht es in der Tat nur noch um den entscheidenden Würfelwurf, der sozusagen die Szene in die eine oder andere Richtung kippen lässt. Da wird es für mich richtig spannend, mit Charakterverbundenheit und allem! In meinem Spotlight hat Oberarzt Horst sein ganzes Leben über den Haufen geworfen, da hatte ich schwitzige Hände und Herzklopfen vor dem Würfeln, Mensch! Ich wusste echt nicht, was mit dem passiert, da haben die Würfel völlig unvorhergesehene Sachen bestimmt. Das Auserzählen am Schluss der Szene ist oft nur Nachklapp, da kann ich mich zurücklehnen, wenn die Entscheidung schon gefallen ist. Manchmal allerdings (vor allem, wenn ICH etwas brisantes erzählen muss), ist das auch spannend, weil ich plötzlich die Verantwortung habe, einen Charakter völlig den Bach runtergehen zu lassen...
Also, lange Rede, kurzer Sinn: Meinem Empfinden nach sprechen wir hier auf einer anderen Ebene über die Charaktere, nämlich nicht aus der Ego - Perspektive, sondern aus der Gott - Perspektive. Meine Verbundenheit und meine Konzentration auf das fiktive Geschehen leiden darunter aber gar nicht. Ich habe eher das Gefühl, dass für mich die Tragweite der Charakterhandlungen viel mehr durchschlägt, wenn ich Abstand habe. Man hört da oft Kommentare wie "Der Arme!" oder "Ist das krass, was die macht!". Wenn ich aus der "Ich - Perspektive" erzählen müsste, würde mir das wesentlich weniger nahe gehen. Menschen verstehen ja selbst oft nicht so genau, was sie machen, und jemandem bei etwas sehr schönem oder sehr dummem zuzusehen, ist oft berührender, als es selbst zu erleben. Fernseheserie halt.