Parallel zu meiner
Lektüre hab' ich mir noch die DVD Boxen mit Le Carré Miniserien der BBC geholt:
"Tinker, Taylor, Soldier, Spy" (7 Folgen, 1979): Der britische Geheimdienstchef 'Control' (Alexander Knox als von schwerer Krankheit gezeichnetes, aber immer noch autoritäres Urgestein) verdächtigt einen seiner vier Abteilungsleiter oder seinen Stellvertreter George Smiley (Alec Guiness) Informationen an den KGB weiterzugeben und eigene Operationen zu sabotieren. Allerdings verstirbt er, bevor er endgültige Beweise hat. Smiley und andere der "Alten Garde" werden in den Ruhestand oder auf unattraktive Posten versetzt, die vier Abteilungsleiter können, nach einer Umorganisation, die Macht noch vergrößern und bidern sich bei der amerikanischen "Verwandschaft" an.
Ein halbes Jahr später wird Smiley vom dem für die Geheimdienste zuständigen Staatssekretär inoffiziell zurück geholt, um die Behauptung einer russischen Informatin, es gebe einen Doppelagenten in der obersten Verwaltung, der von dem legendären KGB Veteranen 'Karla' (ein -in einer Rückblende- finster schweigender, und haßerfüllte Blicke um sich werfender Patrick Stewart) angeworben worden wäre, nachzugehen.
Das ganze ist über weite Teile vor allem Kammerspiel (ein Hotelzimmer, in dem Smiley Akten auswertet, Clubs, Pubs, noch mehr Pubs
, 'sichere' Häuser, Privatwohnungen, ab und an mal Autos in deprimierenden englischen Provinzlandschaften, sehr seltene Spaziergängen durch öffentliche Parks, eine Gefängniszelle im Indien der 50er Jahre) und vom Regiesseur John Irving auch eher statisch inszeniert. Allerdings kommt durch den (für das Fernsehen der späten 1970er) sehr schnellen Schnitt und vor allem durch die Schauspieler richtig Spannung auf. So bekommt man z.B. in der ersten Szene der ersten Folge innerhalb von knapp 3 Minuten nicht nur die Charaktereigenschaften der vier Abteilungsleiter, sondern auch die Machtverhältnisse untereinander präsentiert - und das ganze ohne Dialog
.
Als Bonus gibt es noch eine sehr interessant gemachte Dokumentation über Le Carré der BBC aus dem Jahr 2000, in der er Parallelen zwischen sich und
Kim Philby zieht und wie er von seinem Vater (einem profesionelle Betrüger) beieinflußt wurde sowie über seine Zeit in der Schweiz und Deutschland erzählt.
"Smiley's People" (6 Folgen, 1982): Smiley wird wieder aus dem Ruhestand geholt, nachdem einer seiner ehemaligen Informanten (Curd Jürgens, der in seiner letzten Rolle noch mal so richtig aufdreht und den verbitterten Fantiker, der auf seinem letzten Rachefeldzug gegen 'Karla' geht, gibt), versucht hat, ihn über den Geheimdienst zu kontaktieren und dann auf eine für den KGB typsiche Art (auf kurze Entfernung ins Gesicht) erschossen wurde. Weil die Exilantengruppe, die der Informant geführt hat, bei der (neuen) Regierung in Ungnade gefallen ist, weshalb eine offizielle Untersuchung nicht in Frage kommt und er noch die alten Arbeitsweisen kennt, soll Smiley herausfinden, um welche Informationen es ging und wo sie evtl. versteckt sein könnten. Das ganze entwickelt sich für ihn ziemlich schnell zu einer persönlichen Reise in die Vergangenheit.
Im Gegensatz zu vorherigen Serie gibt es hier eine Fülle von verschiedenen Schauplätzen, nicht nur im Großraum London, sondern auch in Hamburg (wo Smiley sich in einem Nachtclub beim Warten auf einen Informanten zu Tode langweilt
), Paris und später Berlin.
Es gibt wieder gut besetzte Nebenrollen und viele gut gespielte Szenen (Mario Adorf als biederer Zuhälter, Barry Foster -"Frenzy", "Van der Valk"- als eitler und seine Umgebung extremst nervender Geheimdienstchef, Beryl Reid - Fitzs Mutter in "Cracker"- als Russlandexpertin, die den Frust über den erzwungenen Ruhestand und ihre Gicht im Alkohol ertränkt und von einem dringende Informationen brauchenden Smiley abwechselnd umschmeichelt oder zusammengefaltet zu werden).
Und ähnlich wie in der ersten Serie spielt auch wieder der Gegensatz zwischen den Werten und Idealen der Kriegsteilnehmer-Generation, zu der Smiley gehört, und den Jetztzeit (70er Jahre unter Labour), eine große Rolle und wie sich diese Ideale entweder als Selbstbetrug herausstellen oder immer mehr in Wohlgefallen auflösen.