Guten Abend
Mittlerweile kristallisiert sich immer mehr heraus, dass wir in unserer Rollenspielrunde gern klare Regeln für verschiedenste soziale Situationen benötigen, allein schon, um "SL-Willkür" (eigtl. verschiedenen Vorstellungen von menschlichen Verhaltensweisen) vorzubeugen.
Ein von mir gespielter Charakter hat zum Beispiel einen sehr ausgeprägten Fokus auf Verführen, Flirten und Umgarnen... dennoch hilft dies überhaupt nicht, wenn der SL Menschen im Allgemeinen wesentlich rationaler einschätzt als meine Wenigkeit... perfekte Würfe auf Flirten-Werte, die bis zum ultimativen Maximum gemaxt worden sind nützen leider nicht die Bohne, wenn der NSC trotzdem darauf beharrt, materielle Gegenleistungen zu bekommen.
Wenn sich die Situation umkehrt und jener SL Spieler ist, während ich leite, scheitert er allerdings auch gelegentlich, wenn NSCs höchst allergisch auf Bestechungsversuche reagieren oder Geld allein eben nicht ausreicht, um Menschen für sich zu gewinnen.
Der Konflikt liegt hierbei wohl mal wieder in unterschiedlichen Erfahrungswerten. Gesunder Menschenverstand und Realismusempfinden reichen für soziallastige Rollenspiele offenbar nicht mehr aus als für kampf- oder magielastige Rollenspiele, also ist für mich klar: Wir brauchen klarere Regeln für soziale Interaktionen.
Leider enthält jedes Rollenspielsystem, das ich bisher kenne bloß Ansätze oder lediglich grob umrissene Regeln.
Gibt es Systeme, die umfangreiche Regeln für soziale Interaktionen stellen? Welche Regeln gibt es bereits, die von verschiedenen Systemen gestellt werden?
Mir fällt momentan ein:
Shadowrun 3 (GRW) benutzt Connections, die in verschiedene Stufen eingeteilt sind. Von der Stufe ist abhängig, wie gut die Connection erreichbar ist und wie groß der Aufwand und die Risiken, die sie einzugehen bereit ist. Zur Connection gehört auch eine frei wählbare Klassifizierung, die angibt, wofür sie nützlich sein kann, z.B. "Xchange (Stufe 2), Decker". Wenn man es detaillierter mag, kann man die Connection auch durch normale Charaktergenerierung erschaffen. Jeder Charakter beginnt das Spiel mit zwei Stufe-1-Connections und kann sich weitere bei der Charaktererschaffung kaufen.
Hier existiert also ein (für meine Wünsche zu) einfaches System für den Einsatz von Connections. Wie man sie bekommt, verliert oder "steigert" bleibt allerdings SL-Entscheidung.
Soziale Fertigkeiten werden unter Gebräuche zusammengefasst, bzw. können auch vom Spieler als Wissensfertigkeiten modelliert werden.
DSA 4 bietet den Vorteil "Verbindungen", der ein freundschaftliches Verhältnis zu einer Einzelperson darstellt. Berücksichtigt wird hierbei nur der Sozialstatus der Verbindung und zwar in den Punktekosten bei der Charaktererschaffung. Weitere Regeln zu Verbindungen gibt es nicht.
Soziale Fertigkeiten gibt es zahlreiche, wobei überhaupt nicht klar ist, was die Einsatzgebiete der einzelnen Fertigkeiten sind, z.B. Betören, Galanterie und Überreden sind kaum voneinander abgrenzbar. Schwierigkeitsgrade für Manipulationsfertigkeiten fehlen, Wettstreitregeln sind in diesem Bereich nicht völlig klar (Menschenkenntnis oder Selbstbeherrschung). Fertigkeiten sind also da, allerdings nur sehr diffuse Regeln zur Anwendung.
Die Vorteile "Gutaussehend"/"Herausragendes Aussehen" und "Wohlklang" geben pauschale Boni auf soziale Fertigkeiten, "Unansehnlich"/"Widerwärtiges Aussehen", "Stigma", "Sprachfehler" und "Unangenehme Stimme" geben pauschale Mali.
WoD 2 hat eine Reihe verschiedener sozialer Fertigkeiten. Diese erscheinen nach meiner Einschätzung klar voneinander abgrenzbar. Gewürfelt wird gegeneinander, z.B. "Manipulation" (Attribut) + "Überreden" (Fertigkeit) gegen "Willenskraft" (Attribut) + "Lügen durchschauen" (Fertigkeit).
"Verbindungen" ist ein einziger Vorteil, der angibt, wie viele und wichtige NSCs der SC kennt und der im Spiel ggf. mit EP gesteigert werden kann. Regeln zum Einsatz von Verbindungen gibt es nicht.
"Striking Looks" ist ein (gestufter) Vorteil, der pauschal Extrawürfel auf soziale Fertigkeiten gibt.