(auch in mein Blog gepostet...)
Gestern habe ich mit zwei Freunden Last King of Scotland gesehen.
Als Deutscher ist man sich der britischen Fehlschläge der Aussenpolitik nicht so bewusst. Als Amin an der Macht war, war ich noch nicht geplant, und er wurde abgesetzt, als ich 4 Jahre alt war.
Es ist die Story eines schottischen “lads”, sagt man hier - “Junge von Nebenan”, so ein klassischer junger Erwachsener, der weder sehr verantwortungsvoll ist noch bereit ist, dem üblichenTrott zu folgen. Unser “Held”, Nicholas Garrigan, hat gerade das Medizinstudium beendet - will aber nicht mit seinem Vater in der Praxis arbeiten. Also geht er nach Uganda, auf der Suche nach Abenteuern - und, so vermutet man, weil er wirklich helfen will.
Abenteuer jedenfalls bekommter genug. In Uganda haben die Briten gerade Idi Amin an die Macht gebracht, einen Militärdiktator, der während seiner “Regierung” 300.000 Ugander umgebracht hat. Idi Amin mag die Schotten, und kennt sie, und als Nicholas Idi Amin verarztet, wird er von diesem aus einem Missionskrankenhaus in die Hauptstadt und den Präsidentenpalast geholt. Plötzlich ist unser Schotte Leibarzt des Diktators. Und geniesst das High Life in vollen Zügen. Plötzlich hat er Macht, entscheidet Dinge, wird als “erster Berater” gehandelt, bekommt sein eigenes Krankenhaus, will am Aufbau eines “neuen, freien Uganda” mithelfen.
Doch bald bekommt Nicholas mit, dass da was nicht stimmt. Er hat einige Zusammenstösse mit dem britischen Aussenministerium (oder: Geheimdienst), die ihn als Spitzel rekrutieren wollen. In gut schottischer Manier gibt Nicholas denen ein “Fuck you!” mit auf den Weg. Aber als sich die Zeichen verdichten - Menschen verschwinden, und dann ermordet werden - will Nicholas raus. Aber sein Pass ist weg - Amin möchte ihn behalten und spielt ihn hervorragend gegen sich selbst aus.
Die Kunst des Films besteht darin, nicht nur ein Stück britischer Geschichte aufzuarbeiten (die reine Arroganz der alten Kolonialmächte ist ein spannendes Thema), sondern auch einen Charakter zu zeigen, der seine Fehler hat: Arroganz, Dummheit, Sympathie für den “starken Mann”, unverantwortliches Herumvögeln mit verheirateten Frauen, und ein Ego, das die Macht liebt. Aber welcher Mitzwanziger will nicht die Welt verändern?
Besonders leuchtet die Darstellung Idi Amins hervor. Er wird dargestellt als jemand, den man fast mögen muss. Am Anfang und in der Mitte des Films mag man ihn. Er ist ein Mensch, kein Dämon. Umso unfassbarer der Widerspruch des Charakters. Hier ist jemand, der einen “Freund” foltert bzw dessen Folterung verfolgt, sich dann umdreht, aus der Tür geht und lächelnd und geschickt vor die Presse tritt und alle auf seine Seite zieht.
Der Film beleuchtet die menschliche Natur und unsere eigenen Widersprüche. Weder leichtes Kino, noch schwarz-weisses Kino, in seiner Erzählweise fast dokumentarisch, ohne leichte Antworten. Unser “Held” hat Blut an den Händen, ist für Morde verantwortlich, wird verführt und becirct, ist schwach und verantwortungslos, aber … das sind nunmal Menschen, keine Hollywood-Figuren.
Ein guter Film. Perfekt als Inspiration für mein Buch.