Autor Thema: [Offen] Kriterien zur Bewertung eines Regelsystems  (Gelesen 9272 mal)

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Offline Skyrock

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Re: [Offen] Kriterien zur Bewertung eines Regelsystems
« Antwort #25 am: 21.03.2007 | 00:55 »
Zu Anpassbarkeit und Stellschrauben: Kommt darauf an. Wenn man das System durch Optionen um 180° in alle Richtungen verbiegen kann wird es wahrscheinlich nichts gut können, aber wenn man für kleinere Anpassungen an den eigenen Geschmack gleich funktionierendes Werkzeug zur Hand bekommt finde ich das positiv.
Positives Beispiel wären da etwa die einstellbaren Kosten für Advances in TSoY (über die man regulieren kann wie schnell SCs sich verbessern und damit die Kampagnenlänge steuern kann).

Ungeregelte Gebiete sind in meinen Augen grundsätzlich schlecht.
Sagen wir, wichtige Bereiche die ungeregelt sind sind schlecht. (Ist mir erst neulich negativ bei Opus Anima aufgefallen wo man in Sachen Regeln die üblichen Verdächtigen findet, der Kern des Spiels (Seelensplitter finden und zurückgewinnen) aber auf einen reinen Erzähltrip des SLs beschränkt wird.)

Umgekehrt halte ich es aber auch für kontraproduktiv wenn man Nebenschauplätze mit Regeln vollpflastert (wie etwa die o.g. "Dramatischen Systeme", wo Glücksspiel über eine halbe Seite mit Regeln versehen wird ohne dass es viel mit dem Kern des Spiels zu tun hätte). Da ist es sinnvoller einen einheitlichen Abwicklungsmechanismus zu haben mit dem man solche Lücken im Bedarfsfall schnell schließen kann, und sei es nur ein lapidares "Würfle passendes Attribut + passende Fertigkeit gegen einen Standardmindestwurf".
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Offline Dom

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Re: [Offen] Kriterien zur Bewertung eines Regelsystems
« Antwort #26 am: 21.03.2007 | 15:22 »
Zitat von: Skyrock
"Würfle passendes Attribut + passende Fertigkeit gegen einen Standardmindestwurf"
Das ist in meinem Verständnis nicht ungeregelt, es ist geregelt, aber nicht bis ins Detail ausgeführt. Und ja, das find ich auch gut.

Ich halte es in der Tat für besser, wenn eher wenige Leute an einem Regelsystem beteiligt sind als zu viele.
Trotzdem kann man daran nicht die Qualität messen; die kann man nur am Regelwerk messen. Denn wenn viele Leute was total geniales zusammen machen, ist das ja nicht schlecht, oder?

Ungeregelte Gebiete sind sicher schlecht, aber ich meinte damit auch sowas wie das Entwerfen neuer Splats usw. Man muss neue erschaffen können und das soll nicht pi mal daumen geschehen sondern nach klaren Regeln. Es kann aber immer vorkommen, dass ein Gebiet ungeregelt ist oder nur eine allgemeine Regel eingesetzt werden. Es geht also insgesamt um Support für eigene Regeln innerhalb des Systems.
Hm, so ganz kapier ich deinen Einwand immer noch nicht. Wenn etwas von irgendwelchen allgemeinen Regeln abgedeckt ist, ist es ja nicht ungeregelt, sondern wird von allgemeinen Regeln abdedeckt. Und warum muss man neue Splats erschaffen können?

Dom, der gerade drüber nachdenkt, wie "neue Splats" in PtA aussehen...

Offline Purzel

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Re: [Offen] Kriterien zur Bewertung eines Regelsystems
« Antwort #27 am: 21.03.2007 | 15:27 »
Was zur Hölle sind denn nun Splats?

Offline 1of3

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Offline Adanos

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Re: [Offen] Kriterien zur Bewertung eines Regelsystems
« Antwort #29 am: 30.03.2007 | 03:00 »
Zitat von: Dom
Hm, so ganz kapier ich deinen Einwand immer noch nicht. Wenn etwas von irgendwelchen allgemeinen Regeln abgedeckt ist, ist es ja nicht ungeregelt, sondern wird von allgemeinen Regeln abdedeckt. Und warum muss man neue Splats erschaffen können?

Nun, allgemeine Regeln sind aber vielleicht nicht immer zufriedenstellend. Möglicherweise will man etwas detaillierter ausarbeiten und findet, dass die allgemeine Regel einfach nicht passt. In diesem Fall ist es wichtig, inwiefern der ingame support von neuen Regeln ist. Nach eigenem Empfinden besteht nämlich tatsächlich eine Lücke, wenn wohl auch eher für ein Detailproblem. Aber immerhin.
Splats muss man aus gleichen Gründen erschaffen können. Natürlich kann man vorhandene uminterpretieren und einfach einsetzen. Aber vielleicht will man dennoch was eigenes daraus machen.

Konkret kann ich es dir an dem Beispiel zeigen aus DSA4 (kennst du vielleicht).

Es gibt Regeln zum Erschaffen eigener Professionen, aber gleichzeitig werden diese eingeschränkt durch gewisse GP Grenzen. Diese werden aber von der Redaktion selber nicht eingehalten! Eine Begründung für diese Einschränkung gibt es nicht weiter. Wenn man offizielle Professionen nach den Regeln nachrechnet ergeben sich oft Punkteabweichungen. Da fragt man sich auch oft, ob die Regeln auch allgemeingültig sind.
Insofern würde ich bewerten: Regel gut gedacht, aber schlecht umgesetzt. Insgesamt schlecht.

Zurück zu den ungeregleten Gebieten:

Diese sind dann insofern nicht schlecht, da man sich selber Detailregeln oder eigene Splats erschaffen kann und seine eigene Kreativität gebrauchen kann. Es gibt Spieler die wollen das auch.

Was natürlich völlig richtig ist, wie Skyrock gesagt hat, es ist schlecht, wenn wichtige Elementare Gebiete nicht geregelt sind.
« Letzte Änderung: 30.03.2007 | 03:03 von Adanos »

Durag

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Re: [Offen] Kriterien zur Bewertung eines Regelsystems
« Antwort #30 am: 2.04.2007 | 20:46 »
Mal der ganz kleine Versuch einer Zusammenfassung für mich selber:
Der Kernpunkt, nach dem ihr Regeln bewerten würdet, ist wie gut die Regeln den Inhalt (das selbst gesetzte Ziel?) des Spieles unterstützen. Alles andere dreht sich in erster Linie um die Präsentation der Mechanismen (hat also nur indirekt mit den Regeln zu tun).

Offline 1of3

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Re: [Offen] Kriterien zur Bewertung eines Regelsystems
« Antwort #31 am: 3.04.2007 | 11:24 »
Nein. Eigentlich nicht.

Gewisse Spiele haben Mechanismen, die mich schon von sich aus reizen, weil sie besonders elegant (z.B. Godlike), besonders haptisch (DitV) oder in irgendeiner anderen Weise herausragend sind.

Offline Wolfenburg

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Re: [Offen] Kriterien zur Bewertung eines Regelsystems
« Antwort #32 am: 21.11.2007 | 16:43 »
Dann kruschtel ich mal wieder in alten Themen...
Vielleicht sollte man dieses Thema mal zusammenfassen und sticken, da ja die frage nach guten/schlechten Systhemen immer wieder auftaucht.

Was ich bei der bewertung eines Systhems immer fuer wichtig halte ist, die Gewichtung einzelner Punkte.

- So ist es sehr wichtig, dass man standartsituationen im Spiel moeglichst einfach aber auch moeglichst detailiert abwikelt.
In einem modern/SF Setting sind Feuergefechte  wesentlich wichtiger als Nahkaempfe, in einem KunFu setting hingegen muessen KunFu Kaempfe gut abgewikelt werden ....

dann ist die Frage wie gut erfasst das system die nicht kernpunkte und dann noch ob das System einen oefter mal alein laesst oder ueberregelt ist.

Dabei muss man allerdings bedenkn, dass man diese Punkte zwar pseudoobjektiv* messen kann dass aber eine gesamtbewertung sich dann am eigenen Anspruch  in den Punkten messen lassen muss.

*pseudoobjektiv soll heissen, das man zwar nicht im sinne einer Physikalischen messung einen objektiven wert angeben kann, man aber  Punkte vergleichen kann und so fuer annaehernd jeden zur (annaehernd ) gleichen Reihenfolge kommt. So kann man zwar nicht messen ob eine Handlunk komplex ist aber man kann abngeben ob ob etwas einfacher oder schwerer ist bzw. ungefaehr gleich aufwaendig.

killedcat

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Re: [Offen] Kriterien zur Bewertung eines Regelsystems
« Antwort #33 am: 9.12.2007 | 00:23 »
Meine Meinung: es gibt eine ganze Menge objektiver Kriterien, die man an Rollenspiele anlegen kann. Zur Beurteilung, ob das Rollenspiel gut ist, taugen sie aber nur in einer subjektiven Betrachtungsweise. Beispiel: trockener Schreibstil (oder: mehr crunch als fluff). Viele werden einen lockeren Schreibstil mögen, andere jedoch nicht. Schreibfehler: für manche ein no-go, für andere vernachlässigbar. Die Bewertung eines Regelsystems ist und bleibt subjektiv, wie man es auch dreht und wendet.

Andere hier genannten Maßstäbe sind für mich überhaupt nicht nachvollziehbar: z.B. ob das System dem gerecht wird, was es vorgibt zu sein. Ich hätte keine Probleme damit, wenn ein System vorgibt, ein Universalsystem zu sein, aber "nur" ein prächtiges Sci-Fi-System rauskäme. Obwohl das Thema verfehlt wurde bliebe es ein gutes System oder nicht? Der Hersteller hat bei dem versagt, was er erreichen wollte, aber er kann dennoch ein Meisterstück abgeliefert haben. Letztendlich müsste man sonst Fleming seinen Nobelpreis aberkennen und ihn für das total missratene Penicillin rügen, da es ja eigentlich seine Bakterienkultur verhunzt hat. Ja so ein Pfusch ;)

Die Frage welche Maßstäbe man anlegt und wie man sie gewichtet ist also - meiner Bescheidenen Meinung nach - immer eine subjektive. Darum kaufe ich immer wieder total blöde Computer-Spiele wie System Shock, Warcraft3 und ähnliches, obwohl sie doch super getestet wurden. Hätte ich die Spiele da nicht gut finden müssen? Die angelegten Maßstäbe passen halt nicht immer und können nicht alle Menschen berücksichtigen. Das gilt auch für Rollenspiele.

Aber jetzt müssen wir halt bewerten. Und nu? Tja, wenn es unbedingt einen Gewinner geben muss, dann muss sich die Jury gemeinsam auf einen Maßstab einigen. Solange sie ihn offen legt und jeder nachvollziehen kann, ob die Maßstäbe für ihn treffend sind, sehe ich damit kein Problem. Ein Maßstab MUSS ja gefunden werden, sonst kann keiner gewinnen. Da ist mir jeder Recht. Vollfarbig ein Plus? Warum nicht? Aber legt den Maßstab offen, damit ich das sehe und für mich korrigieren kann.

Für Rezensionen würde ich allerdings darauf verzichten, Noten zu vergeben. Ich würde eher versuchen das Produkt so zu beschreiben, dass sich jeder eine Meinung von dem Produkt bilden kann und seine eigenen Maßstäbe anlegen. Die objektiven Kriterien kann man dabei ja benutzen ohne sie zu bewerten. DAS fände ich eine schöne Rezension. Und wenn die eigene Meinung / Begeisterung / Enttäuschung dann auch als solche erkennbar ist, ja dann bin ich begeistert.