SpielberichtIntroZiel: Beschreibung des Settings, Stimmungsaufbau
Sound: Solaris-Soundtrack (Cliff Martinez): "First Sleep"Gwynneth –
- gebettet in das Licht von zwei Sonnen liegt der Planet wie ein grüner Smaragd im tiefen Schwarz des Raumes.
- Majestätisch schwingt sich in einem weiten Bogen das rot pulsierende Plasma des Paracelsusgürtels um die Gestirne des Systems.
- Vier Tageszeiten beherrschen diese Welt:
- Tageslicht, im Schein des roten Riesensterns
- Halbnacht, im Licht der fernen blauen Sonne
- Veridischer Tag beim Schein beider Sterne und
- Veridische Nacht im Schatten beider. - eine Welt, bedeckt von dunklen Wäldern, die ihre Wurzeln über alte, längst vergessene Technologie, Alienartefakte und andere Mysterien gebreitet haben.
- Gwynneths Städte erheben sich kristallin empor, seine massiven Burgen fügen sich gedrungen in die Landschaft.
- Beherrscht vom Adel des Hauses Hawkwood, das die ritterlichen Prinzipien der alten Überlieferungen hochhält,
heimgesucht von den barabarischen Truppen der Vuldrokkrieger, die durch das Sprungtor aus unbekannter Richtung ins System gelangen.
Szene 1betrifft: Bischof Cordano
Ziel: "Avesti-Flair", Herausarbeiten von Cordanos Charakter, 1.Konflikt, Verweis auf Cordanos Hintergrund
Sound:Dune-Soundtrack (Toto): Main-Title; The Village-OST: The Bad Color- Gwynneth, der Kontinent Fordan, Dorf Cock Bridge
Öliger Staub wirbelt auf, als der Hopper den Boden der Waldlichtung berührt. Es vergeht eine Minute, dann, mit einem pneumatischen Zischen, gleitet die Seitentür des Gefährts auf. Das Licht des Morgens taucht den Metallmantel mit dem inquisitorischen Zeichen – das Sprungtorkreuz mit der Flamme – in ein tiefes Rot, als die hochgewachsene Gestalt des Avesti aus dem Inneren steigt, gefolgt von fünf Brüdern in dunklen Roben und einem orthodoxen Priester (Bruder Johannes).
Der Blick des Bischofs gleitet hinüber zu dem ärmlichen Dorf, das sich an die Lichtung anschließt und das so wenig das ist, was es vorzugeben scheint.
Was passierte:
Cordano wird von zwei Brüdern zum "Tatort" geleitet: Hinter dem kleinen Dorf, im Wald, erhebt sich ein gewaltiger kristalliner Quader aus dem Waldboden. Ringsum wurden Schächte ausgehoben, die den Blick auf dicke Kabelbündel freigeben. Von dem Quader geht ein tiefes, monotones Brummen aus.
Der Bischof erfährt, dass es sich um Technik der Zweiten Republik handelt, einen Generator, den die Dörfler wieder in Betrieb genommen haben und aus ihm Strom beziehen.
Verleitet dazu hat sie eine Frau namens Julianna. Sie stammt aus Cockbridge, verbrachte aber viele Jahre in der Hauptstadt Llandyth, wo sie im Raumhafen arbeitete. Sie gehört keiner Gilde an, hat jedoch das Dorf mit einfacher Technik ausgestattet: Glühbirnen, kleine Geräte.
(Natürlich reicht ihr technisches Verständnis nicht aus, um die genaue Funktion des Quaders zu erkennen, aber darum geht es ihr auch nicht).
Als man Cordano zu ihr bringt, erinnert sie ihn markant an Katharina. Sie gesteht alles, erkennt aber kein Fehlverhalten in ihrem Tun.
"Aber Herr, es sind doch nur Glühbirnen! Nur Glühbirnen! Sie bringen den Menschen Licht. Was soll daran verwerflich sein?"
Die anderen Geistlichen reden auf Cordano ein, für sie steht eindeutig fest, dass es sich hier um Ketzerei handelt, die nur auf eine Weise bestraft werden kann.
Cordano schickt alle hinaus, wo sie eifrig beginnen, Scheiterhaufen aufzutürmen.
Anmerkung: In dieser Szene habe ich dem Spieler von Nathan Hawkwood die Rolle von Bruder Johannes übergeben, da ich wusste, dass er diese Figur gut spielen kann. Die Methode, nicht beteiligten Spielern spontan bestimmte NSCs zu übertragen, hat erstaunlich gut funktioniert. Das geht natürlich nur mit NSCs, deren Motivationen offen liegen. Die Spieler wurden schöner ins Spiel integriert und konnten sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit den Figuren auseinandersetzen. Natürlich erfolgte das auf absolut freiwilliger Basis.
Der Spielleiter muss nicht soviele unterschiedliche Personen verkörpern und außerdem kann er sich nie im Leben so schöne Facetten überlegen, wie sie durch Spieler eingeworfen werden.Szene 2:betrifft: Nathan Hawkwood, Victor Decados, Adrian Walker
Ziel: "Raumschlacht-Flair", Klärung der Positionen der Charaktere und Herausarbeiten ihres Wesens
Sound: Black Hawk Down-Soundtrack: Barra Barra; Dune-OST: First Attack; Con Air-OST: Battle Beyond The Boneyard- System Gwynneth, nahe dem kargen Planetoiden Manx-1
Einen Augenblick lang legt sich Dunkelheit auf die Nike, als sich das andere Schiff sich wie ein gewaltiger Krebs vor die rote Sonne schiebt, dann durchdringt ein greller Lichtblitz die Schatten und bohrt sich ungnädig in die fast makellose Außenhaut der Hekate, die sich neben der Nike in Position gebracht hat.
Eine heftige Erschütterung lässt das Schiff beben und die Mannschaft durcheinanderstürzen. Fast gleichzeitig setzt auf beiden Schiffen das nervenaufreibende Alarmsignal ein.
Auf der Brücke der Hekate blinken rote Lichter an den Konsolen, irgendwo tritt Rauch aus. Die Mannschaft stürzt durcheinander, Commander Adrian Walker brüllt Befehle über das Deck, noch immer nicht ganz sicher, wo die plötzlichen Angreifer herkommen.
Sir Eliah Hawkwood ist neben seinem Sessel zusammengesackt. Blut sickert ihm von der Stirn.
Auf der unversehrten Nike stürmt die Mannschaft zu ihren Posten. Nathan und Victor haben ihre Plätze auf der Brücke eingenommen.
Die Sensoren der beiden Hawkwoodschiffe melden weitere fünf Schiffe auf Angriffskurs.
"Holt sie mir auf die Schirme! Statusbericht!"
Was passierte: Offensichtlich haben die Vuldrok-Angreifer die Deckung des öden Zwergplaneten genutzt, um ihren Hinterhalt zu legen. Die beiden Erkundungsschiffe der Hawkwood-Flotte, Nike und Hekate, befinden sich, nach Wochen im System, auf dem Rückweg nach Gwynneth. Schnell ist klar, dass die Situation brenzlig wird, da die Angreifer klar in der Überzahl sind. Als Nathan hört, dass sein Bruder auf der Hekate bewusstlos ist, übernimmt er das Kommando über beide Schiffe und gibt den Befehl zu einem seiner berühmten Todesmanöver - der Augenblick, in dem Adrian Walker offen einen Befehl verweigert, weil er die Aktion für puren Wahnsinn hält.
"Sir, das ist Irrsinn!"
Es kommt zu einem schweren Gefecht, in dem die Hekate bis zum Aus beschädigt wird. Die beiden Schiffe "retten sich" in ein Asteroidenfeld hinter dem Planeten und leiten die Evakuierung der Hekate ein, während der Countdown zur Selbstzerstörung läuft.
An Bord der Nike angekommen eilt Adrian Walker auf die Brücke. Es kommt zu einem Kräftemessen zwischen ihm und Victor (Commandant der Nike), der ihn der Brücke verweist und seine offene Befehlsverweigerung anführt. Schließlich gibt Adrian nach, doch der Grundstein für eine Feindschaft zwischen den beiden Männern ist gelegt.
Hinter dem gewaltigen Feuerball, mit dem sich die Hekate in Nichts auflöst, verlässt die Nike das Schlachtfeld Richtung Gwynneth.
Anmerkung: In dieser Szene habe ich, bis auf die Einleitungssequenz, das Zepter vollständig aus der Hand gegeben. Enkidi ist sehr erfahren darin, Kämpfe cineastisch zu leiten und da sie mit ihrem Charakter nicht beteiligt war, habe ich ihr die Vuldrok-Schiffe anvertraut, sowie die Koordination und Beschreibung des Gefechts (leider waren auch die anderen nicht gerade "beschreibungswütig"). Einzige Vorgabe: Beide Hawkwood-Schiffe sollten gut einstecken. In dieser Szene haben sich die Spieler die Position Victors auf der Nike überlegt und auch die Idee eingebracht, die Hekate zu opfern. Ich bin froh über diese Maßnahme: Ich konnte mich gewissermaßen zurücklehnen und genießen (ich bin echt grottig im Kämpfe leiten), während Enkidi geniale Bilder lieferte und alle zusammen die Ideen. Szene 3:- Zurück in Cock Bridge
In einem langen Gespräch versucht Cordano (auf fast väterliche Art und Weise), Julianna ihren Frevel zu erklären. Im Laufe des Gesprächs stellt sich heraus, dass ein Adeliger von dem Generator im Wald wusste: Victor Decados. Cock Bridge befindet sich auf seinem Jagdgrund. Er hielt es jedoch offensichtlich nicht für nötig, diesen Fund zu melden.
Cordano erkennt diesen Umstand als Strohhalm, um Juliannas Kopf aus der Schlinge zu ziehen - Die Doktrin der Märtyrer - und überträgt die gesamte Verantwortung für den Vorfall auf den Decados.
Unter lautem Protest der geistlichen Brüder ordnet Cordano eine Rückkehr aller an den Hof an. Julianna wird als einzige in Gewahrsam genommen. Eine Entscheidung, die die Position des Bischofs nicht gerade stärkt.
Anmerkung: Das waren die überwiegend gescripteten Szenen. Die Einleitungen habe ich ziemlich wortgetreu erzählt. Die Spieler hatten nur in einem gewissen Rahmen Handlungsspielraum. Wichtig waren mir vor allem das Herausarbeiten der Atmosphäre und erste charaktertypische Konflikte, um die Spieler in die Welt zu bringen und mit ihren Charakteren vertraut zu machen. Im Folgenden gab es fast ausschließlich Charakterspiel auf Initiative der Spieler und Infos, die die kommende Geschichte einleiten sollten.Dazu in den nächsten Tagen mehr. (Puh, das ist ganz schön viel zu schreiben...)