Auf der diesjährigen
hspielt! habe ich natürlich eine Runde TSoY angeboten, nicht zuletzt um die von mir gewählten Begriffe für die Übersetzung auch im Spiel zu testen.
Als Abenteuer habe ich Vermis
Snakes in the Shadows gewählt und entsprechend seiner Kritik am Elfen Amoux und einem Gespräch darüber Amoux den Pfad des Selbst und den Pfad der Blutlinie gegeben.
Die Ausgangssituation des Szenarios läßt sich einfach zusammenfassen:
Der junge Lord Dancian de Marnee hat in den Augen seines Vaters zu lange auf der faulen Haut gelegen und sich mit Frauen und Völlerei statt Intrigen und Krieg beschäftigt. Vielleicht sind es auch die politischen Gegner, die Dancian Sr. dazu bringen, seinen Sohn auf eine wichtige Mission zu schicken: Er soll Mondsilber rauben und so der Familie de Marnee den Ruhm einbringen, als erstes ammenitisches Haus über dieses sagenumwobene Material zu verfügen. Da der Vater seinem Sohn nicht traut, schickt er Edmund, den Leibkoch, Giftmischer und Foltermeister als Wachhund mit. Das ist auch nicht schwer zu verkaufen, da Edmund Dancian Jr's Lieblingskoch ist. Außerdem hat sich der Elf Amoux, ein Berater des Vaters der Mission angeschlossen. Natürlich verfolgt Amoux seine eigenen Interessen. Ob dies nur das Mondsilber ist, oder ob er einen seiner Nachfahren schützen will, weiß allein das Schicksal. Letztes "Mitglied" des Hauses de Marnee, das den Kern der Truppe stellt, ist Kiana, eine junge Sklavin, in die Edmund verliebt ist. Was niemand weiß: Kiana ist ein Mitglied der Wächter und hat die Aufgabe, Amoux die Worte der Macht zu entreißen, die er gestohlen hat. Und dann ist da natürlich noch Bowdyn, der khaleanische Ausgestoßene, der die ganze Sache erst möglich macht. Er will sich am Pantherklan rächen, weil er zu Unrecht verbannt wurde, und wie kann man die Khaleaner schlimmer treffen, als den Ammeniten Zugang zum Mondsilber zu verschaffen? Begleitet wird die Gruppe noch von einer Elite-Einheit Bambuskrieger. die 30 Soldaten werden von Sergeant Philippe angeführt, der aus unerfindlichen Gründen mit dieser Aufgabe mehr als unzufrieden ist.Es ist leicht zu erkennen, dass die Situation schon von Anbeginn sehr explosiv ist. Dazu kommt noch der Aufenthalt in einer von Guerillas, wilden Tieren und weiteren unbekannten Gefahren verseuchten Gegend, und der einzige Führer ist nur bedingt vertrauenswürdig - man sieht schon, dass es hier kein Happy End geben kann.
Vorweg: Das Abenteuer ist bei den Spielern sehr gut angekommen. Auch wenn ich viele bekannte Gesichter in der Runde sitzen hatte, waren alle außer mir mit dem System und der Welt nicht vertraut. Also habe ich in einer halben Stunde etwas über die Welt erzählt ("kannst Du ne Karte zeigen?" "Klar, aber die ist nicht so wichtig - hier habt ihr..." "Oh stimmt, die ist wirklich nicht soo aussagekräftig") und die Basis des Systems erklärt (alles ausser erweiterten Konflikten, da bin ich erst drauf eingegangen, als ein Spieler mit seinem Ergebnis in einem einfachen Konflikt nicht zufrieden war).
Vielleicht erkennt man am Besten, wie vielschichtig das Abenteuer war, wenn ich die Endsituation beschreibe: Kiana hatte ihr Mitgefühl mit Hilflosen überwunden, nachdem der Rest der Gruppe auf der Lichtung mit dem Mondsilberbaum vom fünffach überlegenen Pantherklan umzingelt war. Bowdyn hatte Deirdre für sich gewinnen können und seinen Platz im Pantherklan wiedergewonnen (doch die Rachsucht war nicht gestillt...). Edmund hat in der Verwirrung des Kampfes auf der Lichtung Mondsilber in sich aufgenommen (coole Nutzung einer offenen Steigerung), Amoux hatte eine Karte zu dieser Lichtung, Dancian wurde von Deirdre im Duell besiegt und gedemütigt und anschließend vom Pantherklan aus dem Wald gejagt, um geschlagen und entehrt nach Hause zurückzukehren. Philippe (NSC) hatte schon früher mit den Überresten seiner Leute rebelliert und ist auf eigene Faust nach Ammeni zurückgekehrt. Viele Fragen sind ungeklärt: Wird Edmund in die khaleanischen Wälder zurückkehren, um nach Kiana zu suchen? Wird Amoux mit der Karte auf eigene Faust zurückkehren? Was macht Dancian Sr, wenn er erfährt, dass Edmund Mondsilber in sich trägt? Was macht Amoux (der in unserer Runde Edmund als seinen Nachfahren wählte) - wird er seiner eigenen Gier nach Mondsilber nachgehen oder Edmund vor der Foltermaschinerie der de Marnees schützen? Wie wird Bowdyns Rache an Klanshüptling Cathair aussehen? Was passiert mit dem jungen Dancian, der nach Ammeni zurückkehrt und nun von süßer Rache an Phillipe und Bowdyn träumt?
Insgesamt also ein Abenteuer, dass mit mehr offenen Fragen endete als es begann - ich denke, das ist ganz im Sinne von TSOY. BDTP/erweiterte Konflikte gab es zwischen Kiana und Amoux um die Worte der Macht und natürlich bei den verschiedenen Kämpfen. Dadurch, dass ich die Spieler nicht mit der Unterscheidung zwischen parallelen, gegenläufigen und passiven Handlungen verwirrt habe, sondern eher mit "was hast Du vor" abgeklopft habe, ob die gewählte Absicht noch verfolgt wird und dann festgelegt habe, wie die einzelnen Proben der Beteiligten zueinander stehen, lief das ganze sehr flott. Außerdem war meistens schnell abzusehen, wer auf lange Sicht gewinnen wird, und dann habe ich darauf gedrängt, dass die offensichtlich unterlegene Spielfigur aufgibt. Nur der Endkampf zwischen Dancian und Deirdre lief auf persönlichen Wunsch des Spielers bis zum bitteren Ende, aber das war durchaus angemessen.
Im Nachhinein betrachtet hätte man die ganze Geschichte auch in medias res beginnen können lassen: Die Gruppe steckt im tiefsten Khale, hat schon seit mindestens einer Woche kein Zeichen ammenitischer Zivilisation gesehen, der dauernde Regen macht alle mürbe, und der Pantherklan wartet natürlich auf Philippes Aufbegehren, um die Eindringlinge aus dem Hinterhalt anzugreifen... Naja, beim nächsten Mal. Dieses Abenteuer ist hervorragend für Cons geeignet.
Vermi, vielen Dank für dieses tolle Abenteuer - Du hast einem Spielleiter und seiner Gruppe fünf tolle Stunden beschert! Oder, um es wie die khaleanischen Ghetto-Gangsta zu sagen: "Respect, Digga!"