Gerade ne neue Rezi auf Amazon entdeckt...
*lol* - Karl May. Genial.
Trotzdem nur 2 Sterne ...
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Durch's Wilde Afghanistan, 20. April 2007
Rezensentin/Rezensent: Burkhard Schlömer "Primus" (Germany) - alle meine Rezensionen ansehen
Alex Wichert ist als Shadowrun-Autor leider keine Bereicherung. Da kann von mir aus jeder einzelne seiner Chummer hier 5 Sterne-Bewertungen verzapfen. Fiel mir im Vorgängerroman "Kettenhund" vor allem die unpassende Location Rußland/Sibirien und die magere Handlung unangenehm auf, stört jetzt besonders seine übertrieben blumige Ausdrucksweise. "Die Sonne fraß den Schatten" - gut, so übertrieben dramatisch kann man auch ausdrücken, daß es in Afghanistan wohl gerade sauheiß ist. Solch übertriebene Prosa findet sich aber leider zuhauf und bei jeder Gelegenheit. Bei der Handlung spart Wichert dagegen wieder. Bis das Team versammelt ist und sich erstmalig durch's wilde Afghanistan quält, ist die Hälfte der Seitenzahl verbraten. Dabei helfen zahlreiche Rückblenden und innere Kämpfe der Charaktere natürlich mit, ohne etwas für den Aufbau der Figuren an sich zu leisten: alle sind mehr oder weniger unsympathisch und kaputt, selbst die Heldin Flechette aus "Kettenhund" habe ich kaum wiedererkannt.
Überhaupt liest sich der Roman trotz der sparsamen Handlung eher konfus und langatmig, dank ausgiebiger Schilderungen innerer Befindlichkeiten der Figuren. "Fatimas Tränen" lässt generell den Eindruck entstehen, als hätte Wichert seine Urlaubsnotizen verwurstet. Sollte Wichert dagegen nie in Afghanistan gewesen sein: Respekt, dann sind die Schilderungen Karl May Preis-verdächtig.
Jedenfalls fehlt in diesem Buch wieder vieles, was für mich Shadowrun ausmacht. Asiatisches Lokalkolorit, russische Sprachkenntnisse des Autors und anatomisch detailierte Schilderungen von Brutalitäten sowie Wicherts durchaus unter-die-Haut-gehender Erzählstil allein können das leider nicht wettmachen. Das Shadowrun-Feeling ist im Steppensand versackt.