Ich verstehe irgendwie das Problem nicht.
Vor allem nicht, was es speziell mit D&D zu tun haben soll.
Wenn ich bei GURPS einen Charakter mache, der kampfoptimiert rüberkommen soll,
und dafür tausend bescheuerte Nachteile eingehe,
dann muss ich damit rechnen,
dass mir diese Nachteile im Spiel einige Möglichkeiten verbauen.
Und das gilt bei vielen anderen Spielen auch so.
Deswegen sehe ich das nicht als D&D typisch an.
Bei GURPS hat man sich darauf geeinigt, ein Punktelimit für Nachteile zu geben,
bei D&D kann man sich darauf einlassen einen Attributsmindestwert zu nehmen.
Schwupps hat sich das Problem erledigt.
Ansonsten sehe ich D&D so, dass D&D nichts bestraft, sondern nur "belohnt".
D&D hat keine Nachteile, die man kaufen kann, für die man Punkte bekommt
und mit denen man im Spiel dann Handicaps eingehen muss.
So funktioniert D&D nicht. (zumindestens nicht bei uns)
D&D hat Spielwerte und wenn man im Spiel etwas aktiv unternehmen will,
dann kommen die Werte zu tragen.
Wenn also Deine Charisma 6 Sexbombe versucht, den Diplomaten rauszukehren,
um einen Vorteil aus einer Verhandlung zu bekommen, wird das scheitern.
Er wird wohl auch keine Maid betören, um von Ihr Informationen zu bekommen.
Denn dann müsste er würfeln. Und das ist auch gut so, denn ansonsten wäre
der Barde überflüssig und dessen Spieler würde sich leicht verarscht vorkommen.
Steht der Hulk aber nur still dabei, wenn er bei einer Audienz anwesend ist, sollte er nicht
wirklich störend wirken (also durch seine abscheuliche Anwesenheit dem Barden einen
Würfelmalus bringen).
Bei uns wirkt der Barbar auch nicht benachteiligend in der Audienz beim König, solange er sich still verhält
und ebenso wenig wird der Krieger, wenn er angemessen agiert nicht das Vorsprechen des Magiers
in einer Magiergilde behindern. Und der Schurke wird auch nicht pauschal verhaftet, es sei denn,
dass er vorher aktiv agierte und sich erwischen lies.
Wir haben uns das einfach mal als Hausregel angeschafft, weil es bei D&D ja auch keine Vorteilspunkte kostet,
wenn man adelig wird oder ähnliches.
Wir sehen D&D so gestrickt an, dass die Werte und die Regelungen die es gibt, für das Abenteuerspiel notwendig sind.
Entsprechend wurde das, was dafür wichtig ist, geregelt. Der Rest regelt sich über den "Gruppenvertrag".
Für Leute mit Charisma im abgrundtiefen Bereich wird die Sache brenzlich, wenn sie sich einmischen.
Dann müssen sie würfeln. Stehen sie dabei und sind zurückhaltend haben sie keinen Einfluss...
Letztendlich finde ich diese Regelung sehr gut, dann sie regelt sehr schön Dinge wie "Screenpresence".
Der Kämpfer kann eben der absolute Haudrauf sein, aber wenn er das Charisma eines Waldschrates hat,
wird eher der Barde beim König vorsprechen und die Verhandlungen ausführen.
Das finde ich gut, denn wenn es ums hacken geht, muss der Barde ja auch etwas vor dem Krieger zurückstecken.
Ausserdem werden so plötzlich auch andere Charakterklassen interessant, die man sonst links liegen lässt.
Insgesamt sehe ich bei D&D jedenfalls nicht, dass es das Rollenspiel (also das Ausspielen einer Rolle) irgendwo behindert.
Wenn man sich zum tumben, zwischenmenschlichen Wrack macht, dann sollte man das auch angemessen
präsentieren, in dem man eben nicht den eloquenten Laberhoschi raushängen lässt.
Man muss es eben nicht nur hier (*zeig auf den rechten Bizeps*) haben,
sondern auch hier (*zeig auf den linken Bizeps*) und hier (*zeig auf die Schläfe*)
und hier (*zeig auf das Lächeln im Gesicht*) und hier (*zeig auf die Lendengegend*)
Und wenn man das nicht alles komplett kann, spezialisiert man sich und überlässt anderen den Teil,
wo sie besser sind, als man selbst.
Wie heisst es nuhr so schön: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten.
Gilt auch für die SCs bei D&D. :